#Therewillbehaters
Die Werbekampagne von Adidas passt auch gut zur erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von SHIFT. Denn ja, Erfolg schafft auch Neider. Und damit umzugehen, fällt mir alles andere als leicht. Warum? Weil dieser Erfolg viele Opfer forderte, wie der bereits beschriebene Verlust von manchen Freundschaften und zuweilen auch von Freude. Hinzu kommt der Verzicht auf bezahlte Aufträge und Jobs, auf ein festes Gehalt, auf ein sicheres Einkommen – you name it, I don’t have it. Um SHIFT machen zu können, habe ich mittlerweile auf sehr viel Geld verzichtet und stattdessen sogar sehr viel Geld in SHIFT investiert. Warum? In der Hoffnung, dass es eines Tages klappen könnte. Wenn es klappt, ist man für manche der Held. Und wenn nicht, der Versager. Mir ist beides egal. Das ist letztendlich auch der Schlüssel, um mit Neidern klarzukommen. Trotzdem fällt es mir nicht leicht, denn: Neider sehen die kurzzeitige Aufmerksamkeit, den Erfolg, der einen kurzen Moment andauert und noch lange nichts über die mittel- bis langfristige Zukunft aussagt. Aber sie sehen nicht die jahrelange Arbeit, die Mühe, den Kampf, die Qual, die hinter all dem stecken. Sie sehen nicht, was man alles dafür aufgegeben und investiert hat. Und das finde ich sehr schade.
(Damit ihr mich nicht falsch versteht: Ich habe unterm Strich sehr gerne auf all das verzichtet und bereue es überhaupt nicht. Aber wenn dann noch jemand neidisch darauf ist, kann ich nur traurig den Kopf schütteln.)
Im Schatten eines 1,95 Meter großen Mannes
Ein weiterer Nachteil von SHIFT und Crowdfunding: Es kommen bei Weitem nicht immer alle Beteiligten, Helfer und Macher einer Kampagne gleichmäßig zu Wort. Manche drängen sich in den Vordergrund, andere halten sich bewusst lieber zurück. Hinterher jedenfalls, wenn das Projekt beendet ist oder man auseinandergeht, haben die Hintergrundhelfer es deutlich schwerer, Kapital daraus zu schlagen und beispielsweise eine gut bezahlte Stelle zu bekommen – und das, obwohl sie fachlich vielleicht sogar besser sind als die – nicht negativ gemeint – Rampensäue oder Selbstdarsteller.
Auch bei SHIFT gibt es diese Hintergrundhelfer, die treu und fleißig dazu beitragen, dass SHIFT in dieser Form überhaupt möglich wurde. Ohne ihre tatkräftige Unterstützung wäre SHIFT nicht das, was es bisher ist. Doch nach außen hin sichtbar bin vor allem ich, der 1,95m große Daniel. Zwar habe ich von Anfang an darauf geachtet, auch die Geburtshelfer von SHIFT vorzustellen, aber die Aufmerksamkeit, die sie bekommen, entspricht aus meiner Sicht nicht der Aufmerksamkeit, die sie verdient hätten. Aber wie will man das ändern? (Fairerweise sollte ich hinzufügen, dass manche von ihnen gar nicht im Rampenlicht stehen wollen und sich hinter der Kamera viel wohler fühlen als vor der Kamera. Dass das bei mir auch so ist, ist ein anderes Thema…)
Hinzu kommt bei mir auch der Wunsch, diese Leistungen zu honorieren – leider ist das finanziell noch nicht in dem Maße möglich, wie es meiner Meinung nach sein müsste. Doch statt dann zumindest mit Ruhm und Ehre „bezahlen“ zu können, bleibt den Arbeitern im Hintergrund oft nur der Dank und die Anerkennung des Teams.
Wenn man Erfolg haben will, muss man (leider?) zwangsläufig eine gewisse Extrovertiertheit – zumindest auf virtueller Ebene – mit sich bringen. Man muss Dinge von sich preisgeben und ein Stück seines Lebens mit der Öffentlichkeit teilen. Es kommt in dem Moment weniger darauf an, wie gut man als Journalist ist; fachliche Fähigkeiten rücken in den Hintergrund. Ich würde es nicht gleich auf „Mehr Schein als Sein“ reduzieren, weil Hochstapler schnell auffliegen (können). Aber „Sein“ allein reicht hier nicht aus, man muss es auch bewusst inszenieren (=in Szene setzen, sodass es sichtbar wird). Und genau das hält einige Personen sicher davon ab, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten – obwohl sie vielleicht brillante Ideen haben. Ich weiß von einer Person, die sehr lange mit sich gerungen hat, ein für Crowdfunding erforderliches Pitch-Video zu drehen. Ich habe vollstes Verständnis für Leute, die sich nicht trauen oder nicht wollen. Nur haben die es aus meiner Sicht viel schwerer, sich oder ihre Ideen zu vermarkten und eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne hinzulegen.
Markus meint
Hallo Daniel,
sehr schön, dass du solch einen umfangreichen Beitrag geschrieben hast und so deine Erfahrungen mit der Community teilst.
Eine kleine Richtigstellung: In unserem FAQ haben wir ein Beitrag zum Thema Steuern festgehalten: https://www.startnext.com/hilfe/FAQ.html#q50
Viele Grüße
Markus
Projektbetreuung und Community-Management
Startnext
JUICEDaniel meint
Hallo Markus,
vielen Dank für deinen wertvollen Hinweis, den ich sofort im Artikel entsprechend ergänzt habe. Bitte entschuldige, dass ich das übersehen habe.
Und: tolles Monitoring betreibt ihr, Kompliment :)
Liebe Grüße
Daniel
PS: Mich würde mal interessieren, was ihr zu den beiden Optionen auf Seite 6 sagt. Vielleicht wäre eine der beiden Optionen ja umsetzbar?
Markus meint
Die Daten des Unterstützers ( (E-Mail, Adresse)) erhält der Projektstarter erst nach dem die Kampagne erfolgreich beendet ist. Die Daten sind auch relevant, nicht nur für die Lieferung, sondern auch für die Rechnung oder Spendenquittung (eine Spende ist ja im Grunde ein freier Betrag). Manchmal hat der Unterstützer auch einen freien Betrag ausgewählt, obwohl er ein Dankeschön haben möchte. Das führt dann zu Nachfragen seitens des Starters. Es gibt also ein paar Fälle, die es erschweren, dass der Unterstützer auch gegenüber dem Projektstarter anonym ist.
Viele Grüße
Markus
Projektbetreuung und Community-Management
Startnext
JUICEDaniel meint
Hier stimme ich dir nur so halb zu:
1. Den Namen des Unterstützers (reicht häufig völlig aus) sieht der Projektstarter bereits während der Kampagne/sofort. Und genau hier könnte man dem Projektstarter oder den Unterstützern die Option anbieten, dass der Projektstarter das (während der Kampagne) NICHT sehen soll. Was spräche dagegen?
2. „Manchmal hat der Unterstützer auch einen freien Betrag ausgewählt, obwohl er ein Dankeschön haben möchte.“ Das stimmt, zeigt jedoch, dass manche das wohl nicht so richtig verstanden haben. Also könnte man a) deutlicher darauf hinweisen, dass es sich hierbei um einen freien Betrag handelt, für den es KEINE Gegenleistungen gibt (würde auch den Projektstartern viel Arbeit ersparen, ein einfaches Häkchen auf der Unterstützungsseite reicht völlig) und b) gibt es nach wie vor sehr wohl Menschen, die das auch verstehen und gerne bewusst nicht nur frei, sondern auch anonym unterstützen würden. Und für diejenigen fehlt eine solche Möglichkeit.
Beide Punkte wären ja nur optional, also die bisherigen Möglichkeiten erweiternd, nicht ersetzend.
Markus meint
Hey Daniel,
ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich die Vorschläge per se ablehne. Die Umsetzung würde jedoch ein bisschen Gehirnschmalz benötigen, da alle Fälle zu bedenken sind, die eintreten können. Ich gebe die Vorschläge aber auf jeden Fall intern weiter.
Viele Grüße
Markus
Lothar meint
Lieber Daniel,
danke für diesen Einblick – hinter die Kulissen. Und keine Angst: Es kommt für mich überhaupt nicht rüber, das Crowdfunding nur doof ist. Ganz im Gegenteil: Du weißt die Herausforderungen, du hast sie selbst schon erfahren, du reflektierst sie – und trotzdem ziehst du das Projekt durch.
Für mich ist es genial, das Magazin in den Händen zu halten – und dich als Person dahinter zu kennen (womit wir wieder bei der Person im Rampenlicht wären).
Also: Nach dem Druck ist vor dem Druck – in diesem Sinne: Viel Kraft, Zeit zum Auftanken, Freunde, die dich aushalten, Menschen, die dir den Rücken stärken und Hilfe von oben.
SHIFT happens – das finde ich genial!
Lothar