Lesen junge Leute (noch) Printmedien? Wenn ja, welche und warum? Was sind die Vorteile von Print? Fragen über Fragen. Um zumindest ein paar Ideen zu bekommen, wie es um den journalistischen Printmarkt bestellt ist und ob uns das etwas über die Zukunftsaussichten gedruckter Medien verraten könnte, haben wir, ein Viererteam, eine Online-Befragung durchgeführt.
Mit unserer Umfrage, die überwiegend geschlossene Fragen enthielt, wollten wir folgendes herausfinden: Lesen junge Menschen überhaupt noch gedruckte Inhalte? Was für Lesegewohnheiten haben sie? Was macht ein gutes Printprodukt für sie aus? Und damit auch fleißig Leute an der quantitativen Befragung mitmachen, habe ich den Betreff der E-Mail mit dem Link zur Umfrage kurzerhand „Ist Print in 5 Jahren tot? Eine kurze Umfrage!“ genannt.
Zugegeben: Es war unsere erste Umfrage im größeren Stil; und die Fragen entstanden in nur zwei Tagen zwischen den Jahren. Dementsprechend haben wir erst hinterher gemerkt, dass einige Fragen und/oder Antwortmöglichkeiten etwas unpräzise, suggestiv oder unvollständig formuliert waren. Die meisten Ungereimtheiten hätten wir problemlos im Vorfeld beheben können, wenn einer von uns die Fragen in einem Testlauf beantwortet hätte – unsere größte Erkenntnis aus der Online-Befragung.
Und dennoch: Einige Ergebnisse sind durchaus interessant, andere bestätigend und wieder andere überraschend. Und bei exakt 200 Teilnehmern mit insgesamt 5.011 Antworten (145 Teilnehmer haben die Umfrage bis zum Schluss beantwortet) in einem Zeitraum von zwei Wochen ist die Online-Befragung zwar nicht repräsentativ, aber doch zu einem gewissen Teil aussagekräftig. Macht euch einfach selbst ein Bild von unserer Befragung und diskutiert mit uns über die Bedeutung(slosigkeit) der Antworten.
Frage 1
Lesen Sie überhaupt noch Zeitung oder bevorzugen Sie es, die Nachrichten auf dem Smartphone oder dem iPad zu lesen? (200 Antworten)
Bei „Andere“ gaben 14 Teilnehmer an:
– Ich lese gerne Zeitung wenn ich die Zeit dafür finde (oft am Wochenende), meist aber auf dem Notebook
– ich lese unterwegs auf dem Smartphone & Kindle und zu Hause am PC
– Ich lese Zeitungen auf dem iPad und Schätze die klassische Organisation auf dem technisch neuen Endgerät
– Nein, ich lese bevorzugt auf meinem Kindle
– Ich lese sowohl Zeitung als auch Zeitungsinhalte im Web (auf PC, Smartphone, …)
– Ich lese bevorzugt auf meinen Smartphone… außer am Wochenende!
– lese keine Zeitung
– Sowohl Zeitung als auch Notebook und Smartphone
– beides
– ich lese beides, Zeitung sehr selten
– schaue Tagesschau… muss reichen
– Sowohl als auch. Kommt auf die Zeitung/Zeitschrift an.
– Wenn dann lese ich Zeitung, aber nicht viel.
– Ja, beides.
JUICEDaniel: Im Nachhinein ist uns klar: Die Frage hätte man wesentlich besser stellen können – beispielsweise „Lesen Sie Zeitung?“. Auch die Antwortmöglichkeiten wären mit Zeitangaben aussagekräftiger gewesen. Nichtsdestotrotz: Die Antworten legen nahe, dass gedruckte Medien auch bei jungen Leuten – überwiegend akademischen Hintergrunds – möglicherweise noch nicht ausgedient haben.
Frage 2
Was ist für Sie der wichtigste Grund, warum Sie Nachrichten konsumieren? (200 Antworten)
JUICEDaniel: Die Antworten sind wenig überraschend, aber auch hier ist die Frage etwas missverständlich gestellt: Natürlich konsumiert man Nachrichten vor allem, um sich zu informieren. Anders sähe die Verteilung möglicherweise aus, wenn wir „Nachrichten“ durch „Medien“ ersetzt hätten.
Frage 3
Welchen Stil lesen Sie am liebsten? (200 Antworten)
JUICEDaniel: Auch diese Verteilung ist wenig überraschend. 134 Teilnehmer haben für „sachlich/nüchtern“ gestimmt. Ich vermute mal, dass die Teilnehmer insgesamt gerne eine bunte Mischung bzw. einen ausgewogenen Mix an Stilen lesen. Ob sie die Frage in den Zusammenhang mit „Nachrichten“ aus der vorigen Frage gebracht haben, kann ich nicht beurteilen. In einem boulevardeskeren Frageumfeld wäre die Antwort sicher ein wenig anders ausgefallen.
Frage 4
Welches Format lesen Sie am liebsten? (200 Antworten)
JUICEDaniel: Wenn sich die Tageszeitungen für ein Format entscheiden müssten, wären das vermutlich die eher trockenen Nachrichten/Berichte. Wobei auch hier nicht klar ist, ob es gedruckt und online Unterschiede gibt. Interessant ist jedoch, dass Reportagen und Features klar an zweiter Stelle stehen (67 Stimmen) und die wertenden Kommentare deutlich hinter sich gelassen haben. Nicht alle scheinen nach „Meinung“ zu schreien.
Kelaja meint
Ich find die Ergebnisse sehr spannend und bin gespannt (welch Pleonasmus…) wie sich das ganze Thema Print in den nächsten Jahren entwickeln wird. Ich vermute, dass der „Tageszeitungs“-Trend immer weniger wird und dafür Wochenzeitungen oder Magazine mehr Raum einnehmen werden. Trotz allem bleibt uns Print erhalten denke ich. ABER: Die Qualität von Printmedien muss steigen, denn sonst wird es gegen die kostenlose E-Alternative schwer…
PS: Diesen Artikel fand ich auch zu lang… Ich bin nur bis zu den ersten vier Seiten gekommen, danach hatte ich keine Lust und keine Zeit mehr (vor 2-3 Tagen..) … Den Rest lese ich jetzt…
JUICEDaniel meint
Danke für deine Einschätzung! Sehe das sehr ähnlich: Wochenzeitungen und Magazine nehmen zu, Tageszeitungen ab. Was die Qualität von Printmedien anbelangt: Wie soll die denn zunehmen, wenn dort immer mehr eingespart und Stellen gestrichen wird und gleichzeitig der Zeitdruck immer mehr zunimmt? Sehr schwierig…
Zu deinem PS: Ja, dieser Artikel hier ist lang. Es ist aber auch kein richtiger Artikel und ich wollte ihn nicht in mehrere Teile zerstückeln, weil die Fragen einfach zusammen gehören. Und wie du es auch vollkommen richtig machst, kann man sich das ja genüsslich einteilen. Zumal sich die Auswertung auch eher an Print-/Journalismus-interessierte Leser richtet, also eine sehr spezifische Zielgruppe. (Ich z.B. habe mir während der Abstimmungsphase die Ergebnisse täglich mehrmals angeschaut, weil mich das Thema sehr stark interessiert…)
Guido Lange meint
Lieber Damiel,
tolle Umfrage trotz eingeräumter Schwächen.
Ich würde mir eine noch stärkere Trennung der Umfrage in Zeitungen und Zeitschriften wünschen, um nicht nur der Aktualität / Nachrichten usw. gerecht zu werden, sondern eben auch den Bildstrecken, Hintergrundberichten usw.
Ausserdem könnte man Zeitschriften in general interest (die grossen) und special interest (die speziellen eben ) einzteilen. wäre natürlich spannend zu sehen, woher und wie hier die Ihnhalte aufgenommen werden.
Nun mein Mitbringsel:
Zur Frage, wieviel Werbung sich tatsächlich in den Printmedien befindet:
Für die Publikumszeitschriften also nicht Fachpresse oder konfessionelle Presse – diese drei Gattungen gibt es bei den Zeitschriften) stehen die Anzeigenumfänge unter
pz steht dabei für Publikumszeitschriften.
Hier sieht man auch den Anteil am Seitenumfang gesamt usw.
Herzlicher Gruss von Guido Lange
David Decker meint
Sehr interessante Umfrage und Ergebnisse, muss mich noch genauer durchkämpfen, aber erst mal großes Lob für das ganze Material :-)
JUICEDaniel meint
Lieber Guido Lange,
vielen Dank für deinen Kommentar. Und du hast völlig recht: Es wäre besser gewesen, Zeitung und Zeitschrift strikt zu trennen. Das haben wir (leider erst) hinterher erkannt. Und ja, bei Zeitschriften hätte man es sogar noch in die general und special interests aufteilen können.
Was denk Link anbelangt: Der funktioniert bei mir leider nicht – schade, hätte mich sehr interessiert. Wo auf der Webseite findet man das denn?
@David Decker: Vielen Dank! Ja, das Durchkämpfen lohnt sich durchaus für Interessierte.
Guido Lange meint
Lieber Daniel,
die Webseite für die Anzeigenzählung ist nicht toll, aber dafür sind es offizielle Zahlen:
http://www.pz-online.de
Dann oben links als zweiter Punkt unter Datenbank : Anzeigen (Nielsen)
Dann z.B. unter „nach Gattung“ weiter tippen
dann z.B. Wohnzeitschriften
dann Monatsauswertung
von 12 bis 12 2011 auswählen.
Dann kommt eine Tabelle, aus der man z.B. entnehmen kann, dass die (übrigens schön gemachte) Zeitschrift kraut & rüben im Dezember 98 Seiten hatte, wovon 23,8% mit Anzeigen belegt waren.
Herzlicher Gruss und einen schönen Abend.
Mario Schwarz meint
Interessant, dass 67 Prozent der Leute eher sachliche Dinge lesen. Ich habe viele Zeitschriften abonniert, weil ich wirklich gerne am Abend lese. Meine Frau hat mir letztens gesagt, dass der Berg mit den Zeitschriften zu hoch wird und ich deshalb lieber digital die Zeitschriften lesen sollte. Aktuell suche ich noch einen passenden Anbieter, um Magazine online zu abonnieren.