Gliederung der vierteiligen JUICED-Serie „Google Nacht“ >> | Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | <<
Einleitung
So ziemlich jeder von uns dürfte Big Brother kennen, hat schon die eine oder andere Folge gesehen und sich dabei gefragt, wie man bei so etwas nur freiwillig mitmachen kann. Sich von der ganzen Welt beobachten zu lassen, wie man in der Öffentlichkeit duscht, weint etc. – die meisten Leute sagen, dass sie so etwas nie machen würden. Und dennoch sind wir alle ein Teil von Big Brother.
Nicht im TV, nicht unter der Regie eines Fernsehsenders, aber unser alltägliches Leben ist von großen und kleinen „Großen Brüdern“ durchzogen, Happy Digit und Payback speichern unsere Einkäufe, und auch bei ALDI und Co. ist davon auszugehen, dass Kreditkartenzahlungen ausgewertet werden.
Aber dort wo wir am stärksten beobachtet und kontrolliert werden, merken wir es am wenigsten. Im Gegenteil: Wir unterstützen es sogar noch an vielen Ecken und Enden. Die Rede ist von – wer hätte es gedacht – „Big Google“. Der Internetriese ist Spezialist in Sammeln und Aufbereiten von Daten. Doch einige Dinge machen mich als Betriebswirtschaftler sehr stutzig.
Immer wieder liest man Artikel über die Rentabilität verschiedener Geschäftseinheiten Googles; im Detail die Verlustgeschäfte verschiedener Sparten, die Google Jahr für Jahr schreibt – allen voran das Videoportal YouTube. Da frage ich mich als BWLer das, was sich im Grunde jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand fragen sollte: Was ergibt das für einen Sinn? Welche Absichten stecken dahinter? Und gibt es in den USA keine Manager, die etwas über Investition und Finanzierung oder Organisation und Unternehmensführung gelernt haben? Und auch eine weitere, allgemeine Frage drängt sich mir auf: Welche Motive könnte Google hinter all dem wirklich haben?
Google unter der Lupe
Im Folgenden möchte ich in einigen Schritten herausfinden, welches Ziel Google verfolgt. Dazu werde ich zuerst einmal das Unternehmen selbst inklusive Kernkompetenzen und aktuelle Aufstellung analysieren. Anschließend werde ich die Grundsätze des Portfoliomanagements erläutern und mit Googles strategischem Verhalten vergleichen. Dabei werde ich insbesondere das Vordringen auf neue Märkte untersuchen. Abschließend möchte ich noch einmal mögliche Absichten des Weltkonzerns herausstellen.
1. Analyse der Kernkompetenzen
Als Google Inc. am 7. September 1998 gegründet wurde, brachte sie noch am selben Tag die erste Testversion ihrer Suchmaschine heraus. Ziel war es, die im Internet vorhandenen Informationen aufzubereiten und zusammenzustellen. Dieses Unternehmensziel ist auch heute noch aktuell und wird von Google weiterhin verfolgt. Google über sich selbst: „Das Ziel von Google besteht darin, die auf der Welt vorhandenen Informationen zu organisieren und allgemein zugänglich und nutzbar zu machen.“
Der Erfolg dieser Suchmaschine mit dem neuen Suchalgorithmus der beiden ehemaligen Studenten Sergei Brin und Larry E. Page ist unbestreitbar. Seit der Marktdurchdringung ist Google Inc. mittlerweile zu DER Suchmaschine schlechthin geworden, mit geschätzten Marktanteilen von 80 bis weit über 90 Prozent, und erreichte erstmals 2007 einen Börsenwert von über 200 Milliarden US-Dollar. Aber Google ist mehr als nur eine Suchmaschine. Google ist mittlerweile untrennbar mit dem Internet verwoben. Internet ohne Google scheint unvorstellbar. Es gibt immer mehr Menschen, die behaupten, was Google nicht finde, existiere auch nicht.
Durch die vielen Suchanfragen, im Juli 2009 waren es schätzungsweise 76,7 Milliarden, was einem Schnitt von über 2,5 Milliarden Suchanfragen pro Tag(!) entsprechen würde, die täglich über Google laufen, konnte mithilfe von Google AdSense richtig viel Geld verdient werden, sodass mit dem Gewinn mehr und mehr Geschäftsfelder aufgekauft werden konnten. Die bekanntesten Akquisitionen von Google sind wohl die Plattform Blogger.com (Übernommen 2/2003, Preis unbekannt) und das Videoportal YouTube (10/2006 für 1,65 Milliarden US-Dollar) sowie eine Kooperation mit dem Social Network Myspace.com.
Des Weiteren hat Google den RSS-Dienstleister Feedburner für 100 Millionen US-Dollar aufgekauft. Im März dieses Jahres wurde zudem über eine Übernahme des Microblogging-Dienstes Twitter spekuliert. Kaufpreis: läppische 250 Millionen US-Dollar. Google-CEO Eric Schmidt dementierte diese Spekulationen allerdings kurz darauf. Doch mit jedem Monat wird Twitter wertvoller. Alles nur eine Frage der Zeit?
Auch Programme wie Picasa, Gmail oder Google Earth gehören zu dem Konzern. Bereits 2005 hat Google den Softwareentwickler Android übernommen und zwei Jahre später das gleichnamige Handy-Betriebssystem Android entwickelt, das heute auf jedem Google-Handy installiert ist. Außerdem gehören zu Google: Neven Vision (Bereich Biometrische Gesichtserkennung und Objekterkennung) und eine Beteiligung an dem Start-Up Unternehmen „23and Me“, das den Nutzern die Möglichkeit gibt, für rund 1.000 US-Dollar Einblick in seine eigenen Gene zu erhalten. Welche Absichten Google damit hat, ist bislang unklar.
Doch all diese Bereiche sind nur ein kleiner Teil dessen, was von Google bereits übernommen wurde. Die bislang teuerste Übername Googles war der Kauf von DoubleClick für 3,1 Milliarden US-Dollar, wodurch Google einen Marktanteil von etwa 80 Prozent auf dem Online-Werbemarkt erreichte, Tendenz seither steigend. Kartellämter oder Kontrollaufsichtsbehörden zur Wettbewerbssicherung bzw. Unterbindung von Monopolbildungen schauten dabei nur zu, teils auch hilflos den nicht vorhandenen Gesetzen des grenzenlosen Internets ausgeliefert. Alle Interessierten finden hier eine übersichtliche Auflistung aller Google-Akquisitionen und -Beteiligungen bis 2007.
Kelaja meint
http://cooperative.wordpress.com/2007/02/07/big-brother-google/
JUICEDaniel meint
Ja, http://masterplanthemovie.com/ ist ziemlich bekannt. Noch bekannter dürfte allerdings EPIC 2015 sein: http://media.aperto.de/google_epic2015_de.html (Alternativ-Link: ) – sogar mit eigenem Wikipedia-Eintrag: http://de.wikipedia.org/wiki/Google_EPIC
Winston Smith meint
Einige Links funktionieren nicht (mehr).
Z.B. Alle die mit Golem.de zu tun haben.