Gliederung der vierteiligen JUICED-Serie „Google Nacht“ >> | Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | <<
Fazit
Wie es scheint, ist Google ein tatsächlich nutzerfreundliches Unternehmen. Alle Informationen, Dienste und Tools werden aus einer Hand angeboten – zu einer hohen Qualität und völlig kostenlos. Doch spätestens hier stellt sich die Frage: Warum macht Google das? Warum bezahlen sie Unsummen, nur um ihren Nutzern all diese Vorteile zu bieten? Weil sie etwa wirklich so nett sind? Wer ist denn hier eigentlich der Kunde und wer der Verkäufer?
Googles strategisches Verhalten ist letztlich nur konsequent. Das Unternehmen weiß, dass es irgendwo immer noch mehr Informationen gibt und so deckt sich das mit ihrem Ziel, alle Informationen sammeln und anbieten zu können. Um an immer weitere Informationen zu kommen, müssen neue Produkte entwickelt werden. Das beste Beispiel ist das Betriebssystem Chrome OS. Es soll nutzerfreundlich und schnell sein – doch alles läuft online ab. Dokumente werden online abgelegt, auf die man weltweiten Zugriff hat und dadurch enorm flexibel ist. Ein auf den ersten Blick toller Vorteil. GoogleMail bietet viel Online-Speicherplatz und die Handys verwenden ein ebenfalls immer besser werdendes Betriebssystem, Android. Und wir zahlen keinen Cent dafür.
Doch wenn wir als Endnutzer nicht dafür bezahlen, so werden wir letztlich die Verkäufer. Wir verkaufen unsere Daten an ein einziges Unternehmen, von dem wir nach außen hin ein tolles Bild haben und trotzdem nicht genau wissen, was mit unseren Daten eigentlich geschieht. Google versucht zwar immer wieder, Transparenz zu schaffen, wie zuletzt mit dem Google Dashboard. Doch wie viel davon echt ist und wie viel nur Schein, weiß letztendlich keiner. Zahlreiche Datenpannen anderer Unternehmen haben des Öfteren gezeigt, wie es um die Genauigkeit, Ehrlichkeit und Sicherheit von Mitarbeiterdaten besteht.
Die Produktpalette von Google scheint endlos zu sein und wird immer größer. Google hat in einigen Ländern inzwischen eine Monopolstellung auf dem Suchmaschinenmarkt im Internet erreicht, die in Zukunft wirklich gefährlich werden kann.
Denn wer sagt mir, dass meine Dokumente nicht eingesehen, meine E-Mails nicht ausgelesen und meine Krankenakte nicht meinem Personalchef zugänglich gemacht wird? Bei Google Mail wird zwar gesagt, dass „kein Mensch die E-Mails jemals zu lesen bekäme“ (Vgl. auch David A. Vise, Die Google-Story, Freiburg 2006, S. 148 ff.), aber auch folgende Aussagen aus Googles Datenschutzbestimmungen machen mich stutzig:
- Google Mail speichert, verarbeitet und verwaltet Ihre Nachrichten, Kontaktlisten und anderen Daten im Zusammenhang mit Ihrem Konto, die notwendig sind, um Ihnen diesen Service bieten zu können.
- Wenn Sie Google Mail verwenden, speichern die Google-Server automatisch bestimmte Informationen über Ihre Verwendung von Google Mail. Ähnlich wie andere Webdienste speichert Google Daten wie Kontoaktivität (einschließlich Speicherplatznutzung, Anzahl der Logins), dargestellte oder angeklickte Daten (einschließlich Elementen der Benutzeroberfläche, Werbeanzeigen, Links) und andere Protokollinformationen (einschließlich Browsertyp, IP-Adresse, Datum und Zeit des Zugriffs, Cookie-ID und Bezugs-URL).
Noch scheint alles friedlich; und mögliche Gedankenspielereien eher absurde Horrorszenarien zu sein. Doch was, wenn sich politische Verhältnisse ändern, was wenn bei Google etwas schief läuft und die Daten in falsche Hände geraten? Monopole stellen immer eine Gefahr für Volkswirtschaften dar. Monopolisten können Preise setzten, wie sie wollen und es kommt zu einem Wohlfahrtsverlust der Bevölkerung, weil mögliche Substitute nicht vorhanden sind und man so höhere Preise in Kauf nehmen muss (siehe Wohlfahrtstheoreme). Bei Google, das alles kostenlos anbietet, findet dieser Wohlfahrtsverlust nicht im finanziellen Bereich statt, sondern auf der Ebene der Privatsphäre. Wir lassen unsere Daten speichern, damit wir auch weiterhin Zugriff auf alle Angebote haben. Wir nehmen die Gefahr des Datenmissbrauchs in Kauf, um weiter up-to-date zu bleiben und unser Leben kurzfristig einfacher zu gestalten.
Aber allzu oft werden die Gefahren des Datenmissbrauchs durch Google unterschätzt – und das, obwohl man erkennen kann, wie viele Daten Google bereits speichert: GMail, GoogleHealth, Individuelle Cookies (die inzwischen aber nur noch neun Monate gespeichert werden statt zuvor 18 und davor sogar ohne Zeitbegrenzung. Nach neun Monaten werden diese Daten zum Teil anonymisiert, wobei nicht geklärt ist, wie dies geschieht und ob die Daten nicht trotzdem rückverfolgt werden können), IP-Nummern Log-Files usw. Wir werden mehr und mehr zum gläsernen Kunden.
Inzwischen sind wir von Google abhängiger als wir dachten – und trotzdem merken wir es nicht und wollen es oftmals nicht wahrhaben.
Surfen ohne Google ist unmöglich. Surfen mit Google aber auch.
JUICEDaniel meint
Vielen Dank für deine neueste Google-Serie auf JUICED, Kelaja. Passend dazu dürfte wohl auch Google Buzz sein: http://www.basicthinking.de/blog/2010/02/09/google-buzz-google-kopiert-das-beste-von-twitter-und-friendfeed-macht-es-mobil/ (Für mich der Wegbereiter von/zu Google Wave)
Oscar alias xpenguin meint
Nutzerfreundlich? Die drängeln dem Rest der Welt diese blöden Ami-Gesetze aus dem 19. Jahrhundert auf, egal, welche im jeweiligen Land gelten. Die entscheiden, welche Webseiten „unanständig“ sind und welche nicht und schieben einem dann ganz andere Seiten unter, auf denen man nur .exe laden kann. Und was verboten zu sein hat oder nicht, bestimmen nicht einmal diese Ami-Gesetze, sondern Google allein nach bester Feudalabsolutismus-Manier! Google ist zum Eigentümer des Internets mutiert! Die Amis haben – anders als im Irak – ohne einen Schuß die Welt erobert, auch wenn es vorerst nur die virtuelle Welt ist. Weil die reelle Welt aber von Jahr zu Jahr immer mehr verschwindet und Stück für Stück zu einer virtuellen wird, sind wir bald alle Bewohner einer globalen USA-kolonie, deren Gouverneur Google ist! Und das im selbsternannten „Land of the free“!…