Heike sitzt an der Kasse und redet. Das macht sie gern, laut und vor allem mit jedem. Wenn Heike kassiert, bleibt kein Einkauf unkommentiert. „Ich red halt gern mit de Leut“, erklärt sie in breitestem Hessisch. Doch die Schlange an ihrer Kasse wird länger. Davon lässt sich Heike nicht beeindrucken und plaudert weiter mit jedem einzelnen Kunden über Rügenwalder Pommersche, Handkäs oder die Tüte Chips, die auf dem Band vor ihr liegt.
Heike Reinhardt arbeitet seit etwa einem Jahr bei einer REWE-Filiale in der Heinrichstraße. Die Liste der Supermärkte, die sie in den letzten 18 Jahren in Darmstadt erprobt hat, reicht von Minimal über Hornbach und Plus hin zu Schlecker. Letzteren hat sie gleich ganz allein geschmissen. Im Rewe gefällt es ihr gut, auch wenn sie oft bis spät abends an der Kasse sitzt. Dabei fand sie den Supermarkt durch Zufall wie andere zwei Euro auf der Straße. Lief hinein, fragte ob man sie bräuchte und war fest angestellt.
Damals ahnte ihr Chef noch nicht, dass er einmal eine berühmte Kassiererin einstellen würde. Damals war Heike noch Frau Reinhardt: wasserstoffblondes Haar zu zwei wilden Zöpfen zusammengebunden, rougefarbene Wangen und türkisblau schimmernden Lidschatten. An ihrem Äußeren hat sich wenig geändert – der Rest ihres Lebens dagegen sehr.
Ende Januar kam Sascha L. auf die Idee, aus der Kassiererin „Das Mädchen von Kasse 4“ zu machen, unter dem Namen eine Fanseite auf Facebook zu gründen und sich mit seinen Freunden über Heikes lustige Sprüche und die dadurch unvergesslichen Einkaufserlebnisse im Rewe auszutauschen. In nur drei Monaten gewann die Seite mehr als 900 Fans. Im Diskussionsforum wurde von da an fleißig über Wochenknüller, Tagesangebote und den letzten Plausch mit Heike berichtet.
Die Kunden, vor allem junge Leute und Studenten, stellen sich mittlerweile absichtlich an die Kasse mit der auffälligen Frau. Für eine Unterhaltung über „rischdisch hessische“ Kochrezepte, zusammengestellt aus den Einkäufen auf dem Band, wartet man gern ein bisschen länger.
Als die Ersten mit Handykamera anrücken, wird Heike misstrauisch. „Was is denn uff eenmol lus? Ich bin doch scho imme so.“ Eine Kollegin sprach sie darauf an, dass Heike jetzt im Internet sei. Die hatte seit ihrem Umzug keinen Zugang zum Internet und wusste gar nicht, was „dieses Facebook“ überhaupt ist.
Seit Gründung der Fanseite ist Heike zu einer öffentlichen Person geworden – ohne, dass sie zugestimmt hätte. Fragt man sie, wie sie mit der neuen Situation umgehe, muss die 42-Jährige schmunzeln und gibt zu: „Ich freu’ mich schon, dass ich berühmt bin.“ Wenn sie auf der Straße angesprochen wird und fremde Menschen ihr zur Hochzeit gratulieren, sei das zwar ungewohnt, aber sie genieße die Aufmerksamkeit auch. Ihr Chef sah die Sache aber ernster, da der Kassenbetrieb merklich durch Heikes Smalltalks mit den Kunden ins Stocken geriet. Die eine oder andere Ermahnung musste die Kassiererin deswegen schon über sich ergehen lassen. Solange es dabei bleibe, habe sie nichts dagegen. Aber was, wenn ihre Arbeitsanstellung durch zunehmende Popularität in Gefahr geraten würde? Das kann niemals im Sinne der Fans und des Gründers gewesen sein. Ist die Seite doch als Verehrung, mehr noch als Huldigung ihrer Person zu verstehen.
Hami meint
Ich bin Dauerkunde bei diesem Rewe-Markt und fimde Heike deshalb interessant, weil sie sich durch ihr Sprechen mit der Kundschaft stark aus dem dienend-stummen Frauenvolk an den SB-Kassen hervorhebt. Endlich eine die mehr sagt als „21,78“ und „einen schönen Tag“. Der Blog und ihre Bekanntheit schützen sie nun in gewisser Weise vor den Nachstellungen der Firma wegen der angeblichen Minderleistung an der Kasse. Insofern hat Sascha was Gutes getan.
JUICEDaniel meint
Hey Hami, hast du Heike also schon selbst persönlich erlebt? Ich sollte eigentlich auch das nächste Mal wenn ich in Darmstadt bin beim REWE vorbeischauen. Wer weiß… ;)
Was für einen Blog meinst du denn? Ihre Facebook-Fanseite? Die gibt’s ja nicht mehr…
Kathi meint
Also wenn ich zu Rewe gehe, und sehe, dass Heike an der Kasse sitzt, dann stelle ich mich wenn möglich woanders an !! Es ist teilweise echt anstrengend, ihr beim Kassieren zuzuschauen und vor allem zuzuhören; sie kommentiert nicht nur die Einkäufe, sondern redet auch mal gerne mit sich selbst oder beschwert sich beim Kunden über die Unzuverläsigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel usw. Dadurch hat sie zwar auch bei mir Kultstatus (weil sows erlebt man echt selten ^^; wer Heike einmal live gesehen hat, weiß was ich meine ), aber ein Fan bin ich garantiert nicht… Sorry Heike :(
johanna meint
Hi Kathi, ich finde auch, dass Heike teilweise zu viel von ihrem Privatleben ausplaudert. Aber das ist eben ihre Art. Man muss ja auch kein Fan von ihr sein. Dennoch finde ich es immer ganz schön, mehr als nur den üblichen Smalltalk an der Kasse zu halten. (Außer man hat es eilig) Aber die meisten gehen doch mit einem Lächeln aus dem Laden…
andromedar meint
Ich mag die Heike auch, vor Allem, weil sie alle Leute duzt.
Mit Ä' meint
Kennt wer das Lied «Roter Minirock» von den Ä’rzten? Da gehts auch um „Das Mä’dchen von Kasse vier xD
HarzerKäs meint
:D zu geil.
Heike ist Kult..auch wenn ich mich meistens nicht bei ihr anstelle wenn ichs eilig hab ^^
Aber sie macht den REWE berühmt..Kein Wunder, dass da Abends immer so viel los ist! :D
gobbo meint
omg, die ging mir immer auf den Zeiger, wenn ich da mal schnell was nach Feierabend holen wollte. Ich geh in einen Supermarkt, um zeitoptimiert einzukaufen, nicht um Smalltalk zu machen. Gottseidank liegt der Rewe auf der Eschollbrücker mittlerweile besser auf meinem Heimweg nach Rodgau.
Adrian meint
Es gab mal eine Dame, die hatte ein super „Heike“-Kostüm für Fastnacht. Das Bild war göttlich. Wenn jemand diese Dame oder die Fanseite kennt, bitte melden :)
JUICEDaniel meint
Liebe Leser,
was mich mal brennend interessieren würde: Wem verdanken wir denn den heutigen Besucheransturm auf diesen Artikel? Irgendjemand hat ihn wohl auf Facebook weiterverbreitet, wofür wir uns ausdrücklich bedanken möchten. (Wo seid ihr denn auf diesen Artikel aufmerksam geworden?)
Euer Daniel und das JUICED-Team
Frau Kotciember ist schlimm meint
Ich vermute, weil der Artikel jetzt in der Viko (benachbarte Schule) bekannt geworden ist. Da dort ca. 2/3 von ca 1000 Schülern Regelmäßig den REWE besuchen ist Heike bei uns schon Kult geworden. Wenn man aber in der Viertelstunde Pause zu REWE geht, ist die Zeit leider kapp. Also keine Zeit sich mit Heike zu unterhalten
tomatenbrei meint
Jop, Facebook :D
Aber nicht von ner speziellen Seiten sondern sofern ich das richtig erfasst habe, von einer Privatperson. Wenn Leute dann den Link liken sehen es ja automatisch mehr Leute und mehr besuchen die Seite. Und da Heike in meinem Kreis relativ bekannt ist haben bestimmt auch viele Leute draufgeklickt :D
JUICEDaniel meint
Aber der Artikel ist von 2011, also schon ne Weile her. Und er wurde auch schon vorher mehrmals auf Facebook geteilt, was für einige Klicks gesorgt hat. Nur heute ist das deutlich(!) mehr als je zuvor. Von daher muss das schon irgendne bekannte Privatperson gewesen sein, von der aus sich das so krass verbreitet hat. Wie gesagt: Uns freut’s ja – aber neugierig sind wir da schon, wer diesen frischen Besucheransturm heute verursacht hat.
Hansi meint
Ein Klassenschlager! Die Dame hat schon in StudiVZ Zeiten für mehr als 1000 Fans gesorgt, abgesehen von ihrem undigitalen Ruhm an den umgebenden Schulen :)
Hansi meint
…auf Facebooken durch Schüler der anliegenden Schule.
Kamal meint
Heike ist die Beste!
Akin meint
Ich denke heute noch an Heike :) Die Alde hat uns echt Spaß bereitet, auch wenn wir die Kasse nicht besucht haben, wenn’s schnell gehen musste.