Das hat uns gerade noch gefehlt: Als gäbe es nicht schon genug unnötige Probleme auf der Welt, sickerte soeben der geplanten Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur Einführung einer Fettsteuer durch. Demnach sollen nach dem Vorbild Dänemark nun auch in Deutschland auf bestimmte Fette in Nahrungsmittel Steuer erhoben werden.
Pro Kilogramm gesättigte Fettsäuren sollen zirka 2,15 Euro an Fettsteuer anfallen. Betroffen seien Lebensmittel mit einem Anteil an gesättigten Fettsäuren von über 2,3 Prozent. Auch auf Waren, die nach Deutschland eingeführt werden, soll die Abgabe erhoben werden. Dagegen entfalle die Steuer für Produkte, die Deutschland ins Ausland exportiere. Einige Lebensmittel wie Vollmilch oder Fisch seien von der Steuer befreit, heißt es im Gesetzesentwurf. Für Butter, Schlagsahne oder Geflügel müsse die Abgabe dagegen entrichtet werden. Die Bestimmungen regelt das „Gesetz über die Besteuerung gesättigter Fette in gewissen Lebensmitteln“.
Die Landwirtschaftslobby läuft Sturm
Die deutsche Landwirtschaftslobby und Verbraucherschützer äußern sich entsetzt auf die geplante Fettsteuer:
„Die Erhebung der Steuer hat in Dänemark dazu geführt, dass ein halbes Pfund Butter oder ein halber Liter Schlagsahne 30 bis 35 Cent oder knapp 20 Prozent teurer werden. Das können wir nicht hinnehmen!“
Ziel der Steuer sei nach Angaben ihrer Befürworter vor allem eine Verhaltensänderung in der Bevölkerung. Sie soll die Deutschen zu einer gesünderen Ernährung veranlassen. Zudem sorge die Steuer nach Berechnungen des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble für zusätzliche Staatseinnahmen in Höhe von rund 200 Millionen Euro jährlich.
Die Landwirtschaftslobby kündigte bereits erste Massenproteste an:
„Wir werden die Deutschen auffordern, so viel Fett wie möglich zu essen, bis das Gesetz in Kraft tritt. Damit wollen wir den geplanten Gesetzesentwurf aktiv bekämpfen!“
Um der Massenhysterie auf Fett vorzubeugen, denkt die Bundesregierung zudem offen über eine Leibesfettsteuer nach. Alle Bürger Deutschlands müssten zum Einwohnermeldeamt und dort auf eine spezielle Waage steigen, die den Fettgehalt des Körpergewichts misst. Erstmals würden diese Daten in einer zentralen Datenbank mit dem Namen FETTIS gespeichert werden.
Wer sich noch über den Nacktscanner aufgeregt hat, hat nun wirklich ein Grund zur Empörung. Wir finden: Spätestens jetzt hört der Spaß aber auf! Der #Aufschrei im Netz blieb bislang aus, was aus Sicht von JUICED ein Skandal ist. Der Redaktionsleiter kommentierte dies treffend: „Da gibt es einen Shitstorm nach dem anderen auf Twitter & Co. Wo aber bleibt der Fettstorm?“
Hier bekommt wirklich jeder sein Fett weg
Weitere Folgen der Fettsteuer seien zudem nach Angaben der deutschen Lebensmittelbranche, dass viele Verbraucher in Zukunft Waren von minderer Qualität oder aus dem Ausland einkaufen werden. Dies würde Arbeitsplätze in Deutschland gefährden. Der deutsche Industrieverband beklagte „in Zusammenhang mit der Fettsteuer einen Anstieg der Bürokratie, da nicht nur das Fett in den Lebensmitteln selbst ermittelt werden müsse, sondern auch das bei der Zubereitung benutzte Fett, etwa Frittieröl“. Ernährungsexperten kritisierten, dass „nun auch Lebensmittel teurer werden, deren Konsum trotz eines hohen Fettgehalts empfehlenswert sei, wie Nüsse oder Olivenöl.“
In Dänemark führte die Fettsteuer tatsächlich zu einer Erhöhung der Verbraucherpreise, zu hohen Verwaltungskosten bei den Produzenten und zu einer Gefährdung der Arbeitsplätze. Ein Anwachsen des Einkaufstourismus führte zudem zu einem Abfluss an Kaufkraft.
Aus diesen Gründen erklärte der dänische Steuerminister Holger Nielsen im November 2012, dass die dänische Regierung die Fettsteuer wieder abschaffen wolle.
Auch Frankreich plant die Einführung der Fettsteuer
Das schlechte Vorbild Dänemark scheint die anderen Länder jedoch nicht von ihrem Vorhaben abbringen zu können. So will neben Deutschland auch Frankreich die Fettsteuer einführen und dadurch die Bürger zum gesünderen Essen erziehen:
Die Gesetzesänderung war von der Sozialkommission des französischen Senats eingebracht worden. Die Medien des Landes nennen sie auch „Lex Nutella“, weil die Nussnougatcreme besonders viel Palmöl enthalte.
Ganz ehrlich? Eine Nutella-Steuer ist so ziemlich das Letzte, was wir brauchen. Wenn ihr ebenso empört über das Gesetzesvorhaben seid wie wir, dann hinterlasst doch einen Kommentar hier. Nur gemeinsam können wir diesen absurden Entwurf der Bundesregierung noch stoppen!
(Quellen: Spiegel Online, DRadio Wissen, taz, Wikipedia)
Kelaja meint
Mann schaut auf das Datum und denkt an einen schlechten April Scherz ;-)
Doch scheinbar ist es ernster als man denkt, aber das mit der Waage klingt jetzt eher unglaubwürdig. Musste gerade unwillkürlich an den Steuersong denken, wo es heißt: „Keine Steuer, die es für mich nicht gibt…“. Irgendwas fällt einem doch immer ein.
JUICEDaniel meint
Korrekt, es handelte sich hierbei natürlich um einen schlechten Aprilscherz ;)
Was die Glaubwürdigkeit anbelangt: Gerade da es in Dänemark bis auf die Waage tatsächlich so war, dürfte das durchaus glaubwürdig wirken. Auch, weil Frankreich tatsächlich ernsthaft darüber nachgedacht hat. (Ich habe seitdem nichts mehr davon gehört, vielleicht haben sie sich nach erzürnten Protesten aus der Bevölkerung schnell wieder davon verabschiedet…)
Der Steuersong passt da tatsächlich sehr gut dazu, den habe ich schon lange nicht mehr gehört. Danke :)
Franjo meint
Warum denn keine Fettsteuer? Ich würde sie einführen, ebenso wie eine Zuckersteuer.
Fett und Zucker sind für die Gesundheit schädlich, deshalb sollten sie ruhig etwas teurer sein, damit diese nicht so viel konsumiert werden.
1. Zum Thema Fett:
Zitat von http://www.jameda.de/krankheiten-lexikon/fettsucht/
Die Fettsucht (Adipositas) ist in den modernen Industrienationen eine weit verbreitete Erkrankung, die in den verschiedenen Altersgruppen 30 bis 70 Prozent der Bevölkerung betrifft. Sie wird üblicherweise als übermäßiger Anteil des Fettgewebes am Gesamtkörpergewicht (bei Männern mehr als 20 Prozent, bei Frauen mehr als 25-30 Prozent) definiert. Die Adipositas ist Teil des so genannten Wohlstandssyndroms (Fettsucht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus Typ II und erhöhte Harnsäurewerte im Blut). Es herrscht Übereinstimmung darüber, dass die Gefahr schwer wiegender Komplikationen mit zunehmender Dauer und dem Ausmaß des Übergewichts steigt. Hierzu zählen vorwiegend Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
2. Zum Thema Zucker:
Zitat aus Süddeutsche Zeitung: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/us-forscher-fordern-kontrollen-zucker-so-schaedlich-wie-alkohol-1.1273197
Bis zu 35 Millionen Todesfälle weltweit sollen jährlich indirekt auf das Konto eines Stoffes gehen, der für viele Menschen das Leben erst lebenswert macht: Zucker. Deshalb warnen Kinderärzte und Gesundheitsforscher der University of California in San Francisco vor der süßen Gefahr und fordern eine so strenge Kontrolle wie für Alkohol und Tabak.
Torsten meint
hab den Artikel erst heute gelesen und nicht schlecht gelacht :D (spätestens beim Aufruf der Landwirtschaftslobby musste ich aufs Datum schauen)
Sehr gut geschrieben!
Fabian meint
Nett ;-)
Ich schließe mich allerdings Franjo an: Soo abwegig finde ich die Idee nicht. Zumal wir hier in Deutschland im Verhältnis zum Einkommen deutlich weniger in Lebensmittel investieren als Menschen in anderen europäischen Ländern.
Ich würde allerdings anders ansetzen: Keine Fett- oder Zuckersteuer, denn die Gesundheit liegt m. E. immer noch in der Verantwortung des Einzelnen. Wer sich gerne nur mit Pommes und Cola ernähren möchte, bitteschön. Aufklärung wäre hier eher angebracht 8Aber vielleicht könnte man die ja durch eine Fettsteuer finanzieren?;-)
Ernsthaft: Sowas wie eine Fleisch-Steuer fände ich nicht schlecht. Denn was in Massentierhaltungen abgeht, ist echt pervers. Und bei Preisen wie 2,50 € pro ganzem Huhn im Discounter wundert das auch nicht. Vor allem in diesem Bereich fände ich es nicht schlecht, wenn die Leute beim Einkauf merken würden, das das, was sie Essen, auch einen Preis hat. Auch hier aber die Frage, ob eine Steuer das richtige Mittel dazu ist….
Olli meint
Erst wird ein „Wahlversprechen“ erweitert (aus „keine neuen Steuererhöhungen“ wird jetzt „neue Steuern“!) und dann folgt eine diskriminierende und unpopuläre Steueridee. Warum diskriminierend? Menschen mit Übergewicht werden in der Gesellschaft nicht akzeptiert. Sie gelten als nicht gesund, faul und unattraktiv! Mit diesen Vorurteilen und Denkweisen mussten sie sich schon seit Jahren auseinandersetzen. Es gibt jedoch auch unglaublich viele Menschen, die auch durch Mithilfe der Konsumgesellschaft in die Fettleibigkeit geraten sind. „Junk- und Fast Food“ (hier spreche ich auch nicht von den üblichen Fast Food Ketten – vielmehr vom Warensortiment der Disconter) sind oftmals billiger, als die weit gesünderen Lebensmittel. Finanzielle Engpässe (vor allem in sozial schwächeren Regionen) sorgen oftmals dafür, dass die „billigere Variante“ von Nahrungsmitteln im Einkaufswagen landet. Gesündere Lebensmittel teurer zu machen (was in den letzten Jahren auf Grund der Marktentwicklung der Fall war) und Discontware mit einer Zusatzsteuer zu belegen, ist wohl der völlig falsche Weg. Beispiel Dänemark? Sie haben selbst erkennen müssen, dass die Besteuerung von ungesunden Nahrungsmitteln in einer Sackgasse endete. Der Verwaltungsaufwand, die teils komplizierte Berechnung und der Widerstand in der Bevölkerung sorgten letztlich dafür, dass die Steuer gekippt wurde.
Wenn man sich in den Reihen der neu zusammengesetzten Regierung darauf verständigen möchte, dass die Menschen gesünder und fit durch´s Leben ziehen, sollten sie eher in Vorsorgemaßnahmen (beginnend an den öffentlichen Schulen) investieren.
Seit Mitte der 90er Jahre wird zu Gunsten anderer Lerninhalte der Sportunterricht an Schule gestrichen! Eine Katastrophe! Schülerinnen und Schüler, deren Eltern nicht über die finanziellen Mittel verfügen, ihr Kind in einen Sportverein zu schicken, stehen im Zwiespalt. Zum einen gäbe es ja von Seiten der Regierung ein Bildungspaket, in welchem sozial schwächere Familien mit außerschulischen Angeboten „überhäuft“ werden. Zum anderen fürchtet man jedoch die Stigmatisierung! Wenn dann auch noch die Fettleibigkeit gekoppelt mit psychologischen Erkrankungen (z. B. Depression etc.) in den Alltag Einzug hält, wird das Leben noch komplizierter.
Entschuldigt bitte, dass ich ein wenig vom Thema abgeglitten bin – doch irgendwie habe ich den Eindruck, dass alles zusammengehört.
Olli meint
Nachtrag zum Kommentar von Fabian:
Dass das Pro-Kopf-Einkommen in Deutschland prozentual höher zu liegen scheint, als in anderen europäischen Ländern, steht wohl außer Frage. Doch was ist denn mit dem Realeinkommen? Wie viele Bürger können denn derzeit von ihren Bezügen leben? Laut Amnesty International lebt – vor allem in Ballungsgebieten und Großstädten wie Berlin – fast jedes 5. Kind an oder unter der offiziellen Armutsgrenze.
Lebensmittel müssen bezahlbar sein! Lebensmittel sollten gesund sein! Schade nur, dass diese beiden Forderungen – scheinbar – in Konkurrenz zueinander stehen! Durch Lobbyismus und „Interessenkonflikte“ in den Reihen der Politik, werden dringend benötigte Reformen nicht oder nur unzureichend in die Wege geleitet. Es wird Zeit, dass sich unsere Bevölkerung gegen solche Machenschaften zur Wehr setzt – die demokratischen Rechte lassen dies zu und sollten auch ausgeschöpft werden. Es muss halt ein Zeichen gesetzt werden!