Über 1.200 Artikel in sechs Jahren ist ganz gut für ein Blog, das mit seinen Texten kein kaum Geld verdient. Ökonomisch gesehen könnte man also von einem #epicfail sprechen, wenn da nicht die unvorhersehbare Zukunft wäre. Und LaterPay.
Um das alles etwas abzukürzen: Ich entschied mich gegen ein Volontariat2 und für meine eigenen Projekte JUICED und SHIFT3.
Doch nun musste ich mir mehr Gedanken darüber machen, wie ich mit JUICED eines Tages doch einmal Geld verdienen kann. Da selbst die großen Verlage bis heute keine vernünftige oder allgemein gültige Antwort darauf gefunden haben, bin auch ich auf der Suche und am Ausprobieren.
- Werbebanner? Habe ich schon einmal probiert, lohnt sich aber nicht mehr oder erst ab einer gewissen Reichweite wieder.4
- Affiliate-Programme? War ich noch nie ein Freund von5, auch wenn ich das Partnerprogramm von Amazon lange Zeit benutzt habe. Ich mag den Gedanken nicht, über ein Buch oder eine DVD zu schreiben, die ich mit Promo-Links ausstatte. Denn ich verkaufe die Produkte nicht, sondern rezensiere sie lediglich.
- Flattr? Hat nie wirklich gelebt, oder? (Das Experiment haben wir vor einem Monat beendet.)
- Sponsoring? Mögen und machen wir. Trägt aber nur zu einem Teilzur ausreichenden Finanzierung bei. Dennoch ein wichtiger Baustein, keine Frage.
- Spenden via PayPal? Puh. Wir leben in Deutschland. Und damit wäre dazu eigentlich schon alles gesagt, oder? (Selbst bei netzpolitik.org funktioniert das nicht ausreichend.)
- Querfinanzierung? Mischfinanzierung? Zwangsweise.
Native Advertising = #epicfake?
Bleibt noch: Native Advertising6. Auch das haben wir auf JUICED mehrfach ausprobiert und festgestellt: Wow, damit lässt sich sehr leicht sehr viel Geld verdienen. Und doch – oder gerade deswegen – fühlt sich Native Advertising irgendwie schlecht bzw. falsch an. Bei der Werbeindustrie sitzt das Geld in Bezug auf Sponsored Posts sehr locker. Aus nachvollziehbarem Grund: Viele da draußen können Werbebeiträge von redaktionellen Beiträgen nicht unterscheiden. Genau das will die Werbeindustrie ja: nicht als Werbung erkannt werden und gleichzeitig von der hohen Glaubwürdigkeit der [unabhängigen] Medien profitieren. Wen wundert’s also, dass diese Werbeform derzeit so gefragt ist.
Auch unter den deutschen Medienmachern gibt es immer mehr Stimmen, die Native Advertising befürworten oder zumindest dulden, was ebenso wenig verwunderlich ist. Denn für viele Verlage wird es allerhöchste Zeit, endlich mal ausreichend Geld mit diesem Online-Journalismus zu verdienen. Ein tragfähiges Geschäftsmodell haben bislang nämlich die wenigsten von ihnen gefunden7.
Doch auch wenn es verlockend ist, dieses leichtverdiente Geld mitzunehmen, wollen wir auf diese umstrittene Werbeform möglichst verzichten. Dass dieser Idealismus einen hohen Preis hat, steht außer Frage. Aber unsere Ansprüche runterschrauben können wir immer noch. Und bis dahin versuchen wir lieber auf anderen Wegen Geld mit unserer Arbeit zu verdienen: mit unseren Leistungen und dem gelegentlichen Bezahlen unserer Leistungen.
LaterPay = QualityNow
LaterPay in einem Tweet?
Ein Bezahlsystem für Blogger und Journalisten, um im Netz unkompliziert mit Artikeln und Inhalten Geld zu verdienen.
Heißt: LaterPay ermöglicht es uns, Paid Content anzubieten. Ihr dürft also ab sofort für Inhalte bezahlen, die ihr vorher umsonst lesen konntet. Klingt nach einem fairen Deal, oder? Keine Sorge: Mal abgesehen davon, dass wir nur einen Bruchteil unserer Inhalte hinter einer Paywall verstecken wollen, bietet uns LaterPay keinen Anlass zur Sorge, sondern zur Freude:
- Wir wollen euch keinen Scheiß verkaufen. Bei zahlungspflichtigen Artikeln haben wir den Anspruch, besonders aufwendige und hochwertige Inhalte bereitzustellen.
- Nicht alle unserer besonders aufwendigen und hochwertigen Inhalte werden in Zukunft hinter einer Bezahlschranke verschwinden.
- Wir reden hier über geringe Centbeträge, keine horrenden Eurobeträge, die in keinem Verhältnis stehen.
- Diese Bezahlinhalte könnten mit dafür sorgen, dass es JUICED nicht nur weiterhin gibt, sondern die Qualität auch weiterhin steigt.
- Erst lesen und später zahlen: Inhalte mit dem LaterPay-Bezahlbutton kannst du sofort und ohne Registrierung freischalten. Zur Kasse gebeten wirst du erst ab einem Betrag von 5 Euro.
- Die 5 Euro werden seitenübergreifend kumuliert: Wenn du beispielsweise einen Artikel für 29 Cent bei unserem Medienpartner LousyPennies.de kaufst und anschließend einen weiteren Artikel bei uns für 19 Cent, beträgt deine offene Rechnung 48 Cent.
- Vorher festgelegte Preise sagen dir deutlich und transparent, wie viel der jeweilige Artikel oder Zusatzinhalt kostet. Im Gegensatz etwa zu Flattr können so beide Seiten klarer planen.
- Noch Fragen? Gerne! Hinterlasse doch einfach einen Kommentar und wir antworten dir darauf!
Lasst mich den letzten Punkt näher ausführen: Wie ich bereits erwähnte, kommen wir nicht drum herum, mit JUICED eines Tages (mehr) Geld verdienen zu müssen. Als Hobby oder Nebenbei-Projekt ist JUICED mittlerweile zu groß und zeitintensiv. Wenn wir es also nicht schaffen, (ausreichend) Geld zu verdienen, müssen wir unsere Aktivitäten auf JUICED deutlich zurückfahren oder im schlimmsten Fall ganz einstellen.
Einen Teil des notwendigen Geldes könnten wir beispielsweise über Native Advertising bzw. Sponsored Posts verdienen. Da unsere Stammleser überwiegend netzaffin sind, traue ich dem Großteil der Leser auch die Fähigkeit zu, zwischen gekennzeichneten Werbeinhalten und redaktionellen Inhalten zu unterscheiden. Dennoch büßt ein solches Format langfristig an Glaubwürdigkeit und somit Vertrauen ein. Und Vertrauen ist im Journalismus wie im privaten Leben eine der wichtigsten Grundlagen.
Meine These lautet ja: Wenn die Beziehungen stimmen, kommt das Geld von allein. Aus diesem Grund hoffe und vertraue ich darauf, dass ihr unseren Vorstoß zu Bezahlinhalten annehmt. Denn wenn jeder von euch ein bisschen was zahlt, können wir uns die Sponsored Posts sparen und wir alle profitieren davon. Abgesehen davon überlegen wir uns vorher dreimal, welche Inhalte wir verkaufen wollen und ob der Aufwand des Artikels das auch rechtfertigt.
Zugespitzt könnte man folgende Gleichung aufstellen:
- Sponsored Posts = niedrige Qualität, Vertrauen sinkt
- Paid Content = hohe Qualität, Verständnis steigt
Den meisten von uns dürfte mittlerweile klar sein, dass die Onlinemedien nicht dauerhaft ihre gesamten Inhalte umsonst anbieten können. Unabhängig davon ist es immens wichtig, dass uns allen der Wert von Journalismus bewusst ist – und bleibt. Und wenn wir den Wert (an)erkennen, dann sollten wir auch bereit sein, etwas dafür zu zahlen, oder? Aus unserer Sicht wäre es auch eine Würdigung und Wertschätzung unserer Leistungen, die wir erbringen.
Als Auftakt veröffentlichen wir ein packendes Porträt über eine Prostituierte aus der Erstausgabe von SHIFT: Auf dem Strich bis in die Rente.
Was uns an dieser Stelle interessiert: Wie steht ihr diesem Thema gegenüber? Stimmt ihr meinen Gedankengängen zu, seht ihr das anders? Habt ihr weitere Vorschläge und Anregungen, was wir besser machen könnten? Wie viel seid ihr bereit, für einen guten Artikel zu zahlen? Schreibt es in die Kommentare!
- Das Zeilengeld lag bei 18 Cent, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. ↵
- Ich verstehe nicht ganz, wofür ich vier Jahre lang Online-Journalismus studiert haben soll, nur um anschließend eine zweijährige Ausbildung zu machen? ↵
- Geld verdiene ich unter anderem mit Webdesign, was deutlich besser bezahlt wird, als Journalismus. ↵
- Google hat mit AdSense den ganzen Markt kaputt gemacht. Vor Google lagen die Preise für einen Klick bei mindestens 20 Cent bis hoch zu 2 Euro. Und zwar permanent, nicht nur ab und an. Bevor JUICED zum Blog wurde, war es (m)eine Fanpage zum gleichnamigen Rennspiel. Und Damals, Anno 2004-2006, konnte man als Einzelperson mit Bannerwerbung noch richtig gut Geld verdienen. ↵
- Allein das Wort Affiliate schreckt mich schon ab. ↵
- Dabei handelt es sich um bezahlte Werbebeiträge, die im redaktionellen Umfeld erscheinen und lediglich durch einen dezenten „Achtung Werbung“-Hinweis gekennzeichnet sind. ↵
- Auch bei den großen Medienplayern funktioniert das Geschäft mit den Werbeanzeigen in Form von Bannerwerbung nur mäßig bis schlecht. ↵
Fabian meint
Na, da bin ich mal gespannt. ich Finde das Konzept gut, und wenn die Inhalte stimmen, bin ich auch gern bereit, dafür zu zahlen. Den aktuellen Artikel hab ich in SHIFT schon gelesen – bin aber gespannt auf mehr! Und vor allem wünsche ich euch, dass LaterPay für euch funktioniert. Denn deiner zugespitzen Gleichung stimme ich prinzipiell zu.
JUICEDaniel meint
Danke dir für deine Rückmeldung, Fabian. Ja, weitere Artikel* sind bereits in der Pipeline und sollen demnächst veröffentlicht werden. Wir wollen erst einmal mit einem Artikel testen, ob alles funktioniert – ist ja immer ein wenig tricky mit dieser Technik – und dann nach und nach dazulernen, weiter verbessern und veröffentlichen. Zum Glück eilt es nicht. Uns ist schließlich auch wichtig, dass „die Inhalte stimmen“!
* Es zeichnet dich aus, dass du zu einen der 1.000 Personen gehörst, die das Vergnügen hatten, Auf dem Strich bis in die Rente sogar in gedruckter Form lesen zu können! :) #printfirst
Rolf meint
Hi Daniel,
der Laterpay-Button funktioniert im angegeben Artikel nicht. (Safari 7.0.5, Mac). Es passiert einfach nix.
LG,
Rolf
JUICEDaniel meint
Hi Rolf,
vielen Dank für den Hinweis. Ich habe es an die Entwickler von LaterPay weitergeleitet, die hoffentlich möglichst schnell weiterhelfen können. Sorry für die Unannehmlichkeiten.
Frage: Kannst du es mal mit einem anderen Browser (Firefox oder Chrome) versuchen? Und hast du Cookies aktiviert?
Liebe Grüße
Daniel
PS: Kannst du mal Browsercache+Cookies löschen und nochmal probieren? Das wäre toll! Die Entwickler von LaterPay haben es eben mit Safari 7.0.5. probiert und hatten keinerlei Probleme.
Max Melzer meint
In Safari 8.0 (10538.46) (OS X Yosemite Beta) funktioniert der „Kaufen“-Link übrigens auch nicht. Kann aber auch sein, weil noch Beta ist.
JUICEDaniel meint
Hm, seltsam. Danke für die Rückmeldung. Würde es dir etwas ausmachen, das mal mit einem anderen Browser zu testen? (Zumindest, ob sich beim Klick auf den Button etwas tut?) Und ggf. noch Cache+Cookies zu löschen? Das wäre sehr hilfreich!
RRReissdorf meint
ich finde das generell eine gute Idee.
vor allem im Vergleich zu anderen Paywalls, die monatlich eine Pauschale kosten oder eine begrenzte Menge Artikel anbieten und dann eine Zahlung erfolgen muß.
Ich weiß doch nicht im voraus was im laufenden Monat noch an lesenswerten Artikeln in einem Medium erscheint.
eine klare Kennzeichnung der Artikel, mit Preisangabe!, jeder kann sich überlegen ob es lesenswert erscheint und gut ist.
JUICEDaniel meint
Ganz genau! Mit aus diesem Grund haben wir uns auch für LaterPay entschieden. Wir wollen ohnehin nur einen kleinen Teil kostenpflichtig anbieten – aber diesen nicht hinter einer Paywall verstecken, bei der man monatlich einen festen Betrag zahlen muss. Dadurch bleiben wir flexibel, nicht jeden Monat zahlungspflichtige Inhalte veröffentlichen zu MÜSSEN – und der Leser kann bequem nur für die Inhalte zahlen, die ihn wirklich interessieren.
Max Melzer meint
Danke für den Artikel und den ehrlichen Einblick in eure Überlegungen.Finde ich mutig von euch, dass ihr immer solche Experimente macht. Ich bin nicht überzeugt, dass sich dieses Laterpay durchsetzt aber ich wünsch euch wirklich viel Erfolg!
PS: Im RSS zeigt es den „Kaufen“-Link nicht an, der Artikel hört einfach auf. Es wäre schon gut, wenn das eleganter gelöst wäre. :)
JUICEDaniel meint
Vielen Dank für dein Lob, das freut uns. Wieso bist du nicht von LaterPay überzeugt?
Was dein PS anbelangt: Sehr aufmerksam – ich habe das bereits LaterPay gemeldet und hoffe, dass sie das möglichst schnell integrieren werden. Ich halte es auf jeden Fall auch für eine sinnvolle Ergänzung!
JUICEDaniel meint
Habe jetzt mal eine Nachtschicht für euch eingeschoben, um gemeinsam mit den LaterPay-Entwicklern Fehler ausfindig zu machen. Morgen früh wollen sie die gefundenen Bugs beheben, sodass eure Probleme dann hoffentlich der Vergangenheit angehören werden. Danke nochmal fürs Melden und bitte entschuldigt die technischen Kinderkrankheiten!
Torsten meint
bin gespannt, ob sich das bei euch durchsetzen wird. Die jetzige Kennzeichnung finde ich ok.
btw: gabs oder gibts Probleme mit dem RSS Feed? Hab mich eben gewundert, dass ich seit Tagen nix neues von euch erhalte und kaum surfe ich her, sind mehrere neue Artikel erschienen…
JUICEDaniel meint
Hi Torsten,
danke für dein Feedback. Das mit den RSS-Feeds ist komisch und sollte eigentlich nicht sein – könnte ein Konflikt mit LaterPay sein (denn seit der Aktivierung von LaterPay habe ich zumindest feststellen können, dass auch die Kommentare mehrere Stunden verspätet in Kommentar-Feed erscheinen, was vorher nicht so war). Ich werde das mal beobachten und du kannst mir gerne in ein paar Tagen nochmal Feedback dazu geben.
Die kommende Woche wird allerdings ruhiger werden, da wir wieder an unseren nächsten großen Geschichten arbeiten, was ein wenig Zeit braucht.
Cheers,
Daniel
PS: Ich habe mir gerade mal https://juiced.de/feed/ angeschaut – da sieht alles okay aus und der letzte Beitrag wird auch angezeigt. Das gleiche gilt für meinen Feed in MS Outlook – alles okay und aktuell.
Torsten meint
ok, das mit dem Feed lag an Cookies, die ich bisher auf der Seite anscheinend nicht benötigte und daher nun akzeptiert habe (ich konnte eben nicht mal mehr diverse Artikel aufrufen, Homepage und Sammelseiten (Cineastisch, Erzählen etc) funktionierten)
Torsten meint
ok, der Fehler mit dem Feed lag an den bisher nicht benötigten Cookies, die ich nun akzeptiere. Ich konnte eben allerdings nicht mal mehr diverse Artikel anklicken; die Homepage und die Sammelseiten (Cineastisch, Erzählen etc) gingen aber trotzdem
Ah, zu früh gefreut: Feeds abholen (mit Opera) geht trotzdem nicht. Könnte aber auch weiterhin an mir liegen…
JUICEDaniel meint
Nee, lag nicht an dir – sondern an W3TotalCache (in Kombination mit LaterPay?). Sollte jetzt aber alles wieder gehen, oder?
Torsten meint
Hi Daniel
ist ja nun schon eine Weile her, aber ich hab schon seit längerem keine Probleme mehr :)
JUICEDaniel meint
Sehr schön, das freut mich zu hören (ein Problem weniger :) ).
Torsten meint
sorry für den Doppeleintrag :( Aber als Info: die Artikel kamen nun auch per Feed
Torsten meint
gibts eigentlich die Möglichkeit, die Bezahlartikel im RSS Feed (am Anfang) zu kennzeichnen? Man merkt erst, dass dies payed Content ist, wenn der Artikel mitten im Satz
JUICEDaniel meint
…zu Ende ist ;-) – Deinen Vorschlag habe ich den Jungs von LaterPay auch schon mitgeteilt und sie werden diesen Vorschlag in die neue Version einarbeiten. Denn ja, für RSS-Leser ist das aktuell etwas „unglücklich“, nicht darüber benachrichtigt zu werden. Manche dachten schon, der Artikel sei an der Stelle bereits beendet. Danke auf jeden Fall fürs Mitdenken und Vorschlagen!