Der arme Herr Freiherr von und zu Guttenberg. Da sind ihm seine zehn Vornamen gar nicht so wichtig und doch werden sie überall zitiert. Leider falsch. Auch von Spiegel Online. Mittlerweile haben sie den Fehler korrigiert und eine Erklärung veröffentlicht. Die Erklärung soll wohl als „sorry“ gelten, liest sich aber eher wie eine Rechtfertigung:
SPIEGEL ONLINE ist auf einen Fälscher hereingefallen, der den Eintrag des CSU-Politikers in Wikipedia verändert hatte.
Armes Spiegel Online (= Opfer), böser Fälscher (= Täter). Danach fängt der Autor richtig an zu jammern:
Hintergrund: Ein Fälscher, der sich inzwischen in einem Blog damit brüstet, hatte in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia den Guttenberg-Eintrag verändert. Und SPIEGEL ONLINE ist auf diese Fälschung hereingefallen. (…) Doch hat der Autor beim Schreiben des Textes den Namen leider nur bei Wikipedia verifiziert – und Wikipedia ist bekanntlich keine hundertprozentig verlässliche Quelle.
Wieso macht er das dann? Qualitätsjournalismus stelle ich mir anders vor. Weiter rechtfertigt Spiegel Online sich mit einem dicken Aber (bzw. „allerdings“) – peinlich. Und wenn man meint, es geht nicht schlimmer, dann setzt Spiegel Online noch einen drauf:
Übrigens: Nahezu alle Medien saßen am Montag dem „Wilhelm“-Fälscher auf. Und der Zeitdruck war groß.
Noch zwei weitere Rechtfertigungen also. Wir waren ja nicht die einzigen und hatten außerdem viel Stress. Wer nicht? Stefan Niggemeier bezeichnet die Erklärung als „Bankrotterklärung“:
Die „Spiegel Online”-Leute merken schon gar nicht mehr, was sie da produzieren und wie dumm ihre Regeln sind und wie sehr sie sich ihnen ausgeliefert haben. (…) Dass „Spiegel Online” am Montag schnell den Namen bei Wikipedia abgeschrieben hat, ist ein Fehler, den ich verstehen und leicht verzeihen kann. Nicht aber diese lächerliche Rechtfertigung mit ihrer Mischung aus selbstgemachten Zeitdruck und kindischem „Die anderen aber auch” und „War aber auch schwer rauszukriegen”.
Die bezeichnende Grafik oben dieses Dilemmas stammt übrigens aus dem Titanic-Satire-Magazin. Gefunden habe ich es bei Andreas Grieß, der sehr schön anschaulich die Grafik näher beschreibt. Ergänzend dazu noch die beiden Blogeinträge des BILDblogs.
buchstaeblich meint
Das ist eben das Ding:
Privatmensch Endverbraucher hat im TV und im Internet und sonstwo die Sensation eines MInisters mit elf Vornamen serviert bekommen.
Weil jemand, der dafür bezahlt wird, seinen Job nicht ordentlich gemacht hat. So wurde aus „Ich will der Erste sein!“ leider „Ich bin der Depp!“.
Noch peinlicher: Offensichtlich wurde das im Artikel eingeblendete Interview mit dem JüWiMAZ erfunden, denn der verfälschte Name stand ja genau da. Sind das nicht die Arbeitsmethoden die sonst immer nur der Zeitung mit den großen Buchstaben zugeteilt sind?
Der Skandal an der Sache: So jemand wird bezahlt!
JUICEDaniel meint
„So wurde aus “Ich will der Erste sein!” leider “Ich bin der Depp!”.“
–> schön gesagt!
Vielleicht stehe ich gerade auf dem Schlauch, aber was ist JüWiMAZ?
Passend zum Thema übrigens hier ein Interview des anonymen Fälschers (ein Student!) auf Zeit Online: http://www.zeit.de/online/2009/08/guttenberg-bildblog-namensfaelschung?page=all
JUICEDaniel meint
Ganz vergessen: Superpassend dazu übrigens auch das Interview mit „Wikipedia-Vordenker Jimmy Wales“:
RRReissdorf meint
ooh, Frau Dr. Buchstäblich-Seltsam, was machen Sie denn hier ?
ja, das sind schön seltsame Erklärungsversuche …
JUICEDaniel meint
Wieso „Buchstäblich-Seltsam“? Bereits bekannt?
RRReissdorf meint
ach, du solltest doch mal das Bildchen in meiner sig anklicken….
:)
Zitat vons der Fellmonster Elite-Team Seite:
„Frau Dr. Buchstäblich-Seltsam
Expertin für psychologische Kriegsführung. Eine bessere ist auf der ganzen Welt nicht zu bekommen! Und so ganz nebenbei Inhaberin des Medien-Marktes, der unser Haus- und Hoflieferant werden wird. Schon jetzt beziehen wir hier allerlei Waffen, die sich unsere Gegner nicht mal in ihren ärgsten Alpträumen vorstellen können!“
alles klar?
:D
JUICEDaniel meint
Das mit deiner Sig habe ich bis heute nicht richtig verstanden… Aber naja – wird schon seinen Sinn haben. ;)
Peter meint
Haha, das war gut. Ich stelle mir gerade vor was heraus kommt wenn diese „Hopplahopp-Journalisten“ auch mal ein paar Jahre lang an etwas schreiben würden. Wäre sicher sehr lustig.