Vermutet wurde es schon länger, jetzt ist es endlich offiziell. Auf der IT-Messe Computex in Taiwan hat Netbook-Bauer Acer sein erstes Mini-Notebook auf Android-Basis vorgestellt.
Na toll. Aufmerksamen Blogleser wie Andreas dürfte sofort aufgefallen sein: Das stand doch schon mal auf JUICED. Richtig, nämlich am 3. März dieses Jahres:
Heimlich, still und leise
Und dabei habe ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen, wie es mir scheint. Das Handy-Betriebssystem Android wird einfach auf das Netbook transportiert, natürlich! Wieso bin ich da nicht schon früher drauf gekommen? Der nächste Schritt zu den normalen Laptops dürfte da nur ein kleiner sein. Vielleicht nicht unbedingt mit Android, aber es dürfte der perfekte Vorwand Grund sein, ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln. Wenn sie das nicht eh schon tun.
Wieso es der perfekte Grund sein dürfte, ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil Android an seine Grenzen stoßen wird. Und Google mag keine Grenzen. Zumindest nicht in dieser Hinsicht. Googles Betriebssystem Android ist nun mal für Handys ausgelegt, nicht für Notebooks. Und diese Grenzen kommen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei den Netbook-Varianten früher oder später zum Vorschein.
Cloud Computing nur ein Hype?
Der nächste Schritt wäre dann wohl die Erweiterung oder Verschmelzung mit Googles Native Client. Wohl auch, um Cloud Computing, die groß angekündigte Web-Zukunft, voranzutreiben. Stichwort „Cloud Computing“:
Die Datenwolke („Cloud Computing“) ist in aller Munde. Dahinter steht die Idee, dass Programme, Rechenleistung und Speicherplatz ins Internet abwandern. Hightech-Konzerne investieren Milliarden dafür, allen voran Microsoft und Google.
Das schrieb Welt Online am 05. März 2009 unter dem Titel „Cebit-Trend – Was ist eigentlich Cloud Computing?“. Euphorische Zitate schüren die Erwartungen:
„Es ist fast unmöglich, Cloud Computing zu überschätzen“, sagt Russ Daniels, Technikchef des größten Computerherstellers Hewlett Packard (HP).
Schon am 28. Oktober erwähnte Welt Online erstmals das Cloud Computing, von massiven Investitionen Microsofts war die Rede. Am 23. April dieses Jahres bestätigt das Onlinemagazin Gründerszene:
Egal ob auf der CeBIT, in Online-Magazinen oder auf Investorentreffen – Cloud Computing ist das Boom-Thema dieser Tage.
Am 27. Mai, also vor genau einer Woche, sind sich die IT-Nachrichtenseite heise online und das Webportal Internet World Business einig: „Cloud Computing ist in Deutschland ein Hype“, titelt heise online. In dem Artikel bezieht sich der Autor auf eine Studie des Marktforschungsinstituts IDC. Internet World Business schreibt zu Beginn:
Daten im Netz zu speichern ist angeblich der letzte Schrei. Doch deutsche Unternehmen zeigen sich davon unbeeindruckt. Nur ein Viertel von ihnen hat sich bisher mit dem Thema Cloud Computing beschäftigt
Google Wave schlägt hohe Wellen im Web
Aber wenn Google Milliarden dafür investiert, will das Unternehmen aus Mountain View sicher alles dran setzen, um Gewinne zu erzielen – eher früher als später. Und siehe da, Google lässt sich nicht lange Bitten und kündigt ihre neuste Dienstleistung, Google Wave, an. Blogger FERNmann greift das Thema sofort auf. Nur zwei Tage nach heise onlines Nachricht schrieb er:
Auf der Entwicklerkonferenz I/O in San Francisco hat Google ein neues Produkt vorgestellt, welches die E-Mail revolutionieren soll. Ähnlich dem Konversationsansatz von Gmail werden nicht Kopien von einzelnen Nachrichten an die Empfänger verteilt, sondern finden in einem Objekt statt, der sogenannten Wave. (…) Theoretisch wäre also auch ein Einsatz in Firmen möglich, die ihre eigene Wave-Cloud auf ihren eigenen Servern im lokalem Netzwerk installieren können, ohne ihre gesamte Kommunikation über das als “Datenkrake” bekannte Google abwickeln zu müssen.
Dieter Welzel von Webseiten-Infos.de ergänzte am vergangenen Sonntag, den 31. Mai:
Hiermit (mit Google Wave, Anm. d. Red.) soll Echtzeit-Kommunikation über die verschiedensten Kanäle (beispielsweise Google Mail, Twitter) in beliebigen Gruppen möglich sein. Wird das eine Killer-Anwendung auf dem Weg zum Cloud Computing ?
Auch das Portal Stylecharts teilt diese Ansichten und bringt es auf den Punkt:
Schon seit einiger Zeit zeichnet sich ab, dass die Arbeit an einem einzelnen Computer an Bedeutung verliert. Beim sogenannten „Cloud Computing“ lagern die Daten im Netz und können von überall abgerufen werden. Google geht nun einen Schritt weiter und will mit einem neuen Projekt eine innovative Kommunikationsplattform schaffen.
Viele Wege führen nach Google – Netbooks ab dem dritten Quartal
Zurück zum Andoid-Netbook: Zwei Anbieter wollen ihre Netbooks mit Googles Betriebssystem ausstatten: Acer und Asus. Im dritten Quartal 2009 sollen die ersten modifizierten Aspire One-Netbooks von Acer und Asus‘ Eee PC erscheinen, voraussichtlich günstiger als vergleichbare Modelle mit Windows XP.
Dieses Signal finde ich sehr schade, gibt es doch mit Linux mehr als genug Möglichkeiten. Wozu braucht man da Android? Wenn Google wirklich Interesse an Open Source hätte, wären sie dort eingestiegen und hätten sich auf diesen Markt konzentriert. Haben sie aber nicht. Ob das zugleich auch das Ende von Linux für Netbooks bedeutet? Die Verkaufszahlen sprachen bislang ja eindeutig gegen Linux. Hat zufällig jemand von euch Leser ein Netbook mit Linux als Betriebssystem?
Wie mich goto darauf hingewiesen hat, ist Android ein Linuxsystem wie Ubuntu und Co. Das würde demnach bestätigen, dass Google Interesse an Open Source und Linux hat. Meine Vermutung aber, die ich anfangs schon erwähnt habe, „Wieso es der perfekte Grund sein dürfte, ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil Android an seine Grenzen stoßen wird“, soll zeigen, dass es möglicherweise so nicht weitergehen wird. Daher vermute ich, dass es langfristig (oder sogar mittel- bis kurzfristig) Linux eher schaden könnte, je mehr Android-Netbooks verkauft werden. Das ist natürlich nur reine Spekulation – und ich bin gerne dazu bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen und freue mich über eine anregende Diskussion.
Andreas meint
Und da hast du noch garnicht meinen FTD-Artikel zum Thema. kriegst du morgen trotzdem, inklusive was über bing- die Suchmaschine, die genau das auch hat… Bing ;)
Zurück zu Google: Wave ist beeindruckend. Aber ich glaube Google hat eines nicht beacht: Man macht sich den eigenen Markt kaputt. Wenn alles auf der Titelseite, personifioziert ist, als Wave bzw schon jetzt bei igoogle oder g-reader: Es verschwindet die Werbung… Ist wie stabile Glasflaschen: Ohne Hohlraum in der Mitte ;)
goto meint
[…]Dieses Signal finde ich sehr schade, gibt es doch mit Linux mehr als genug Möglichkeiten. Wozu braucht man da Android? Wenn Google wirklich Interesse an Open Source hätte, wären sie dort eingestiegen und hätten sich auf diesen Markt konzentriert. Haben sie aber nicht. Ob das zugleich auch das Ende von Linux für Netbooks bedeutet? Die Verkaufszahlen sprachen bislang ja eindeutig gegen Linux. Hat zufällig jemand von euch Leser ein Netbook mit Linux als Betriebssystem?
Android ist ein Linuxsystem du… Pappnase!
Nur weil es von Google entwickelt wird macht es das noch lange nicht zu etwas anderem.
Um genauer zu sein: Ich sehe in Android das was Canonical mit Ubuntu schon seit Jahren versucht. Ein Linux-System für Endanwender, hier im Bereich Handys und bald wohl auch Netbooks, das auf dem Massenmarkt wirklich erfolgreich ist.
JUICEDaniel meint
Darum geht es mir aber nicht. Der NÄCHSTE Schritt von Google könnte möglicherweise so aussehen, dass sie auf Android verzichten, weil es nicht ausreicht. Und dann verzichten sie auf Linux und verwenden eben ihr eigenes Betriebssystem. Aber ich gebe dir Recht: das habe ich nicht klar erfasst und so rausgestellt. Danke! ;)