Zukunftsprognosen sind eine schwierige Sache. Wie falsch man liegen kann, zeigen Prognosen aus der Vergangenheit. Für Science Fiction ist die Zukunft fast immer ein Paradies für Technik-Verrückte. Autos schweben durch die Luft, Energieprobleme gibt es nicht, Elektronik macht das Leben leichter. Die Gegenwart zeigt jedoch immer eine Mischung aus alter und neuer Technologie.
Medien verdrängen sich nicht, sagen manche Medienwissenschaftler, es kommt höchstens ein Medium hinzu. Ob also wirklich Buch und Zeitung tot sind, „ermordet“ von der Elektronik, wird sich zeigen. Fast immer, wenn eine neue Technologie erfunden wurde, machte sich die Meinung breit, nun sterbe die alte aus. Doch nur weil die Fotografie erfunden wurde, hieß das nicht, wie befürchtet, dass nun niemand mehr malen würde. Und Video-Kassette und DVD existieren neben dem Kino. Die Sorge, dass wegen der Schreibmaschine niemand mehr per Hand schreiben würde, erwies sich als unbegründet. Auch die Postkarte galt Kritikern um 1870 als Sargnagel der Briefkultur – ein Irrtum.
Als vor 25 Jahren die Videotelefonie erfunden wurde, erwartete man die Ablösung des herkömmlichen Telefons. Eine falsche Prognose. Schon seit den 70er Jahren heißt es, Papier werde im Büro der Zukunft durch Computer ersetzt. Das vollkommen papierlose Büro aber gibt es bis heute nicht. Auch das Radio gibt es immer noch – trotz Fernsehen. Die CD eroberte zwar den Musikmarkt – aber seit geraumer Zeit kommt das tot geglaubte Vinyl zurück in die Musikläden. Schon als sich das aufgeschriebene Wort verbreitete, fürchtete der griechische Philosoph Sokrates, nun sei es um das Gedächtnis der Menschen geschehen. Vielleicht lesen wir morgen Bücher und Zeitungen tatsächlich nur noch auf dem Computer oder auf einem E-Book-Reader. Vielleicht tun es aber auch nur wenige – und Gedrucktes lebt weiter.
Zuerst erschienen in: Medienmagazin pro 1/2010 (Webseite)
Meike meint
Es gibt aber eben auch genügend Berichte, die erheblich daran zweifeln lassen, dass die Konvergenz und Koexistenz der Medien auch in puncto Internet zutrifft. Denn das Internet ist wohl kaum mit einer DVD vergleichbar. Niemals zuvor ist ein so komplexes Medium hinzugekommen, das ja gewissermaßen alle anderen Medien in sich einschließt – nur eben in digitaler Form. Das nimmt doch noch mal ganz andere Ausmaße an als alles bisher Dagewesene. Nicht wenige sprechen in diesem Zusammenhang ja auch von einer „Evolution“ der Medien: Letztendlich gewinnt (nicht der Stärkste! Aber:) der Anpassungsfähigste. Ich glaube, dass gedruckte Medien überleben werden, ja – aber ich glaube auch, dass sie etwas für ihr Überleben tun müssen.
Joe meint
@Meike: Ich wollte auch nicht die DVD und das Internet vergleichen. Ich meinte die digitalen Bücher, die iPads und e-Book-Reader, die es immer mehr gibt. Von denen sagen manche, dass sie die Bücher und Zeitungen aussterben lassen. (Dass das Internet eine Revolution darstellt und alles bisherige übertrifft, da sind wir uns einig.)
eyeIT meint
Ich bin der Meinung, dass es eine gewisse Coexistenz geben wird. So lange Papier günstig, praktisch und unkompliziert handzuhaben ist, wird es auch noch geben. Ich würde lieber mit einem Buch an den Strand gehen als mit einem Slate-Gadget wie eiPäd. Vermutlich auch dann, wenn solche Gadgets wasser- und sanddicht, sprich: Strandtauglich werden sollten. Denn diese Geräte werden eher gestohlen als ein Buch.
Zeitungen wird es möglicherweise immer noch geben, aber wohl nur noch als Nischenmarkt. Eher Überlebenschancen haben dürften einzelne wenige Zeitschriften, die sich auf ein Zielpublikum zugeschnittenes spezialisieren.