Weltweit werden noch immer Menschen aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Etwa 80 Prozent der aus religiösen Gründen Verfolgten sind Christen. Besonders schlimm ist die Lage in Nordkorea.
Es ist kalt, bitterkalt. Dennoch spaziert der Mann durch einen Park in seiner Stadt. Er setzt sich auf eine Bank und blickt entspannt in die Landschaft. Zur gleichen Zeit schlendert ein anderer Mann vermeintlich ziellos durch die Anlage, erblickt jene Bank und setzt sich dazu. Schweigend beobachten sie das Treiben, die vorbeigehenden Menschen und ab und an wechseln sie ein paar Worte. Eigentlich keine ungewöhnliche Situation, wären die Männer nicht zwei Christen in Nordkorea, die auf diese Art Weihnachten feiern. Niemand darf wissen, dass sie Christen sind. In einem unbeobachteten Moment tauschen sie Bibelverse oder Gebetsanliegen aus und ziehen dann still, aber ermutigt weiter.
So beschreibt das Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors, auf das sich auch Amnesty International beruft, ein heimliches Treffen von Christen in einem der größten Christenverfolgerstaaten der Welt. Doch obwohl das Regime von Kim Jong Il alles unternimmt, Christen auszurotten, gibt es im Untergrund schätzungsweise 400.000 heimliche Christen. Es könnten möglicherweise noch mehr sein. Und sie finden durchaus kreative Wege der Gemeinschaft mit anderen Christen.
1991 hat Nordkorea die Menschenrechts- und Religionsfreiheits-Erklärung der UNO unterschrieben. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) schreibt: „Nach einem Bericht der US-Kommission für internationale Religionsfreiheit von April 2008 werden in Nordkorea Sicherheits- und Geheimdienstmitarbeiter theologisch geschult und angewiesen, sich als Christen auszugeben, um sich Zugang zu Gebetsversammlungen im Untergrund zu verschaffen.“ Und das nur, um sie anschließend gefangen zu nehmen oder sie zu töten.
Nordkorea ist das schlimmste Land für Christen
Im Open Doors-Weltverfolgungsindex 2011, einer jährlich veröffentlichten Rangliste von Ländern, in denen Christen weltweit am stärksten verfolgt werden, belegt Nordkorea schon seit neun Jahren den ersten Platz. Open Doors-Pressereferentin Romy Schneider: „Mit unverminderter Härte geht das Regime gegen die Untergrundgemeinde vor. Christen haben in Nordkorea keinerlei Existenzberechtigung. Gläubige, die sich nur heimlich und zu wenigen im Untergrund versammeln können, stehen immer in der Gefahr, entdeckt zu werden. Ihnen droht Gefängnis, Arbeitslager oder die Hinrichtung.“ Auf der Webseite von Open Doors heißt es: „In dem abgeschotteten Land werden Christen aufgrund ihres Bekenntnisses wie Staatsfeinde behandelt.“
Nordkorea steht jedoch meist wegen anderer Themen in der Öffentlichkeit. Immer wieder wird Nordkoreas umstrittenes Atomprogramm debattiert, riesige Paraden werden dem derzeitigen Präsidenten Kim Jong Il vorgeführt und Propaganda-Orte errichtet. Ein Beispiel dafür sind Kirchen in der Hauptstadt Pjöngjang, mit denen ausländischen Besuchern gezeigt werden soll, dass man sich an die staatlich garantierte Religionsfreiheit hält. Gottesdienste werden für ausländische Besucher inszeniert. Doch die Wahrheit sieht anders aus: Menschen müssen sich vor riesigen Standbildern des früheren Präsidenten Kim Il Sung verbeugen, zum Teil auch ausländische Besucher. Die Verehrung und Anbetung eines anderen Gottes duldet Kim Jong Il nicht.
„Christen müssen täglich 18 bis 20 Stunden Schwerstarbeit leisten“
In über 30 Arbeits- und Straflagern werden zahlreiche Einwohner gefangen gehalten. Laut Open Doors könnten dort 50.000 bis 70.000 Christen gefangen gehalten werden. „Christen gelten als politische Straftäter und müssen täglich 18 bis 20 Stunden Schwerstarbeit leisten, bis sie vor Erschöpfung oder durch Folter sterben“, so Open Doors nach einem Augenzeugenbericht. Auch IGFM bestätigt, dass es nach Angaben früherer Aufseher Fälle gäbe, in denen Christen in Lagern vor ihrer Erschießung ihre eigenen Gräber ausheben müssten.
Die aus Nordkorea geflüchtete Soon Ok Lee berichtete bereits 2005 in ihrem Buch „Lasst mich eure Stimme sein!“ davon: „Wer sich weigert, seinem Glauben an Gott abzusagen, landet im Gefängnis oder KZ“. Die Nordkoreanerin war selbst sechs Jahre lang in Nordkoreas Arbeitslagern inhaftiert und hat dort auch das Leiden der Christen hautnah miterlebt. In ihrem Buch berichtet sie, dass Christen die „allerschlimmsten und gefährlichsten Arbeiten“ in den Gefängnissen zugeteilt bekommen und von den Wächtern und Offizieren besonders schlimm gefoltert werden, um ihrem Glauben abzuschwören – erfolglos.
„Eine der größten Verfolgungstragödien der Gegenwart“
Im „Jahrbuch zur Christenverfolgung“, herausgegeben unter anderem vom Institut für Religionsfreiheit der Evangelischen Allianz, wird die Verfolgung von Christen als eine der „größten Verfolgungstragödien der Gegenwart“ bezeichnet. Verletzungen der Menschenrechte, einschließlich vieler Rechtsbrüche auf religiösem Gebiet, seien im kommunistischen Nordkorea an der Tagesordnung, so Open Doors darin. Das Christentum werde weiterhin als gefährlicher ausländischer Einfluss betrachtet. Infolgedessen bemühen sich die nordkoreanischen Behörden sehr stark, das Christentum auszurotten.
Auch Joseph Juhn, Mitglied der Menschenrechtsorganisation Liberty in North Korea (LiNK) mit Sitz in Seoul und Los Angeles, bestätigt die Christenverfolgung: „Es gibt ganz sicher verfolgte Christen in Nordkorea.“ Juhn habe Videos über nordkoreanische Flüchtlinge bearbeitet, in denen die Flüchtlinge bezeugen, dass sie getötet werden könnten, weil sie in Nordkorea zur Kirche gegangen sind. Die Jura-Studentin Hyunjae Lee ergänzt: „Generell sind Menschenrechtsverletzungen in der Demokratischen Volksrepublik Korea extrem grausam. Aber noch schwerer geht es dort unseren Glaubensgenossen.“
Veröffentlichungen und Zeugenaussagen zu gefährlich
Zahlreiche Menschen in aller Welt bestätigen die grausamen Menschenrechtsverletzungen und die Verfolgung von Christen in Nordkorea. Doch die meisten sind sehr vorsichtig. Geben sie zu viele Fakten und Namen preis, steht das Leben vieler Nordkoreaner und Informanten auf dem Spiel. Die mit über 850.000 Mitgliedern weltweit größte Kirchengemeinde Yoido Full Gospel Church aus Südkorea sagte lediglich: „Dieses Thema ist zu heikel. Wir wagen es nicht, irgendwelche Dokumente zu veröffentlichen, die bestätigen, dass es Christenverfolgung in Nordkorea gibt. Aber es ist definitiv wahr.”
Marvin Dürksen meint
Gute und wichtige Information, leider fast unbekannt im Westen. Mir scheint, das man davon so wenig erfährt, hat auch damit zu tun, dass immer noch alle totalitären Wahnsinnsregime mit Samthandschuhen auf der poltiischen Weltbühne angefasst werden, dass war schon in den 70er und 80er Jahren so mit dem gesamten Ostblock. Ich kann mir vorstellen, dass das nordkoreanische Regime die Christen nicht nur deshalb im Auge hat, weil der Kommunismus Gott für nichtexistent erklärt hat, sonder weil irgendwer dafür herhalten muss, dass schon so viele kommunistischen Folterstaaten gekippt sind. Das hat nichts mit ausländischem Agententum zu tun, sondern damit, dass man Gott nicht aus dem Grundempfingen des Menschen ausradieren kann. Der Mensch ist Geschöpf Gottes und als solches hat er ein Grundempfinden zu einer höheren Existenz. Wer dagegen marschiert, hat kurz oder lang den Kürzeren zu halten, das ist der grosse Grundsatzfehler aller kommunistschen Regime. Und sie wissen das, deshalb muss jemand ungerechterweise und ohne Schuld dafür herhalten. Aber das nordkoreanische Regime muss wissen: Die Rache ist mein, spricht der Herr! Man sagt, dass Stalin, an dessen Händen das Blut von Millonen Menschen klebt, viele von ihnen bestialisch zu Tode gefoltert, kurz vor seinem Tod gewimmert und getobt hat, aus Angst vor dem nahenden Gericht Gottes.
Dick meint
Sehr guter Artikel – einfühlsam, macht einen sehr gut recherchierten Eindruck. Weiter so! Werde ich weitergeben!
Lothar meint
Vielen Dank für den Artikel. In unserer westlichen Gesellschaft kann man sich diese Dinge gar nicht vorstellen. Selbst zu DDR-Zeiten, wo Christen auch vielerorts unterdrückt waren, nahm die Grausamkeit nicht solche Formen an wie in Nordkorea.
Danke, dass du auf das Thema aufmerksam machst und darüber berichtest!
LG, Lothar
Mattias meint
Ich finde den Artikel interessant geschrieben und gut mit Fakten hinterlegt!
Danke!
Steffen meint
übel!
Es ist immer wieder erschreckend, mit diesen Wahrheiten konfrontiert zu werden, von denen wir hier nichts mitbekommen…
djinghiskhan meint
es ist nicht nur erschreckend, was in nord.korea passiert, es ist erschreckend, das die jugend in sued-korea
nichts davon mitbekommen will…zu sehr sind schon die „modernen“ goetter der medien allherrschend,
sodass man alles ignoriert, was von dort kommt – zumindest fuer den grossteil der jungen menschen…
aber auch bei uns ist es erschreckend:
homo-ehen haben in der kirche keinen platz .
ich selbst bin 4-facher opa, reise viel in der welt, besonders in ostasien…
unsere bilanz: erschreckend ist das un-wissen unserer jugend
Julia meint
Icfh finde es ganz schrecklich, dass Christen in Nordkorea so gefoltert und gequält werden!Ich bete für sie, leide mit ihnen und kann mir gar nciht vorstellen, wie groß ihre Not ist! Gott wird ihnen aber helfen in allem was sie durchmachen! Warum lässt ER es zu?? Ich begreife es nicht!!! Wir haben hier noch kene Verfolgung!!!! Aber wir sollten umso fester für die verfolgten Christen weltweit udn besonder in Nordkorea beten! Das Buch von Soon Ok Lee kenne ich und es hat mich sehr erschüttert und sehr berührt!! Keine leichte Kost!!!! Ich bin froh, dass Gott mir die verfolgten Christen auf´ s Herz gelegt hat!! Ich will sie nicht vergessen! Jede Folterung ist eine zu viel!!!!!!!!!!!!!! Gott greif ein in Nordkorea! Aber gut, dass Open Doors das Nordkorea – Problem so bekannt macht, damit viele beten können! Möge der HERR bald wiederkommen und in Nordkorea alle Tränen abwischen!!!! Ich gehe auch gerne zu den Open Doors Tagen!!! Sehr zu empfehlen!! Ich freue mcih über alle mit denen ich im Gebet verbunden sind, weil wir gemeinsam für die verfolgten GEschwister bei Gottes Thron einstehen!!! Gruß Julia
Ich kann meine Liebe und mein Bedürfnis für die verfolgten Christen zu beten gar nicht in Worte fassen! Schön, dass Gott uns gebrauchen will, dass wir für sie beten! Schön, dass es noch Menschen und Christen gibt, denen das nicht egal ist und die nicht nur auf sich konzentriert sind!! Danke für diesen Blick über den Tellerrand!!! Gott ist stärker als alles andere! Das habe cih in meinem eigenen Leben erlebt! Und dass wir auch in Nordkorea sichtbar werden in den Menschen, die IHM folgen!!! Ich wünsche meinen verfolgten Mitchristen in Nordkorea einfach Viel, viel Kraft und Segen von Gott!!!