Mitte Dezember vergangenen Jahres war alles noch unklar. Jetzt, drei Monate später, sind über 15.000 Euro zusammen gekommen. Mehr als doppelt so viel wie bei meiner ersten Crowdfunding-Aktion 2013. Für ein Printmagazin. Das muss man sich mal vorstellen. Doch dieses Ergebnis war völlig ungewiss.
„Und, hast du gewusst, dass es klappen wird?“, fragte mich ein Freund, als die 12.500 Euro erreicht waren. Ob ich wusste, dass bei der zweiten Crowdfunding-Kampagne von SHIFT tatsächlich die erforderliche Fundingsumme von 12.500 Euro innerhalb von nur 51 Tage zusammenkommen würde? Nein. Ob ich daran gezweifelt hatte? Ja. Und ob ich daran geglaubt hatte? Ebenfalls ja. Sonst hätte ich mir die Arbeit erspart und gar nicht erst eine weitere Crowdfunding-Kampagne gestartet. Ein Rückblick.
In Dezember 2014 hatte ich lange überlegt, ob ich eine weitere Crowdfunding-Kampagne wagen sollte oder nicht. Ich war mir lange Zeit unsicher, wägte ab. Parallel dazu drehten wir schließlich kurz vor Weihnachten das Pitch-Video, damit es zwischen den Jahren fertiggestellt werden konnte. Denn wenn ich tatsächlich ein zweites Mal SHIFT crowdfunden lassen sollte, wollte ich spätestens in Januar starten – nur so hätte ich die Möglichkeit, vier Ausgaben innerhalb eines Jahres zu veröffentlichen.
Ich wusste, dass ich für die kommende Ausgabe neben dem Preisgeld noch mindestens weitere 10.000 Euro brauchen würde. Da ich den Crowdfunding-Betrag versteuern müsste, wären also rund 12.500 Euro erforderlich. Aber würde ich so viel auch zusammenbekommen? Würden die Unterstützer von SHIFT erneut unterstützen und ausreichend viele weitere Personen auf SHIFT aufmerksam werden? Wie würde die Kampagne ankommen, wie wären die Pressereaktionen? Keine Ahnung. Es gab also nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Flapsig formuliert: Die Neugier und die Lust auf eine neue Ausgabe siegten schließlich und ich wagte das Abenteuer „SHIFT goes Crowdfunding, die Zweite“.
Der Verlauf der Kampagne war rückblickend sehr typisch: Ein schwungvoller Start, danach etwas abgeflaut durch die Wüste, ehe es am Ende nochmal gut anzog. Im Nachhinein also wenig besorgniserregend, fast schon unspektakulär routiniert. Ich habe jedenfalls tatsächlich einige Fehler vom ersten Mal erfolgreich vermieden und wusste schon in etwa, was auf mich zukommen würde.
Hinter den Kulissen lief trotzdem alles anders als beim ersten Mal und als erhofft oder geplant, was mich ziemlich viele Nerven kostete. Zeit für die Crowdfunding-Kampagne selbst blieb stellenweise nur am Rande; diesmal war es kein Vollzeitjob, aber nicht minder herausfordernd. In Hintergrund mussten die Verträge mit Druckerei und Vertrieb ausgehandelt und unter Dach und Fach gebracht, die Artikel redigiert und dazwischen extrem kurzfristig ein neuer Gestalter bzw. eine neue Agentur gefunden werden.
Kaum war SHIFT einmal unterhalb des Soll-Betrags, erreichten mich erste Reaktionen von Freunden, die daran zweifelten, dass das noch etwas wird. „Das sieht nicht gut aus… ob das noch klappt?“ Kaum war die erforderliche Summe von 12.500 Euro zusammen, kamen dann die eingangs erwähnten Reaktionen. So viel dazu.
Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass manches einfacher läuft. Ich habe nichts geschenkt bekommen, hart dafür gekämpft und einige Extraschichten bis spät in die Nacht eingelegt, damit alles klappt. Es lag aber schlussendlich nicht in meinen Händen, sondern hing von vielen Faktoren ab. Einer der entscheidenden Faktoren wart ihr, die Crowd. Über 200 Personen haben an SHIFT geglaubt. Dafür ein herzliches Dankeschön. Jede/r Unterstützer/in hat mich sehr beeindruckt. Auch diesmal waren wieder viele dabei, die ich nicht persönlich kenne, was mich natürlich sehr freut.
Jetzt könnte man meinen, dass ich überglücklich bin. „Um ehrlich zu sein bin ich sehr erschöpft“, sagte ich einer Journalistin auf diese Frage am Handy. Denn parallel zum Ende der Crowdfunding-Kampagne lief auch schon die Druckabgabe. Mein Ziel war ja, dass SHIFT am 1. April in den Kiosken liegt. Diesen Termin musste ich irgendwann festzurren, was zugegeben ein sehr großes Risiko war. Denn für die Ausgabe wollte ich ein spezielles Papier, das die Druckerei im Vorfeld bestellen musste (zu einem Zeitpunkt als bei der Crowdfunding-Kampagne etwa die Hälfte der erforderlichen Summe erreicht war). Bei 120 Seiten Inhalt und 10.000 Exemplare tatsächlich nicht gerade wenig Papier, seht selbst:
Was ihr hier seht, ist ein Bild aus der Druckerei DCM Druck Center Meckenheim unmittelbar vor dem Druckstart von SHIFT. Dort war ich bei der Druckabnahme, um den exakten Farbton zu überprüfen und anschließend eine Freigabe zu erteilen. Das war sehr spannend und sehenswert!
Da die Ausgabe schlussendlich bereits Anfang März in den Druck musste, konnten leider nicht alle Namen der Unterstützer auf der SupporterWall abgedruckt werden, was ich sehr bedaure. Dafür liegt – wenn alles klappt – die fertige Ausgabe schon wenige Tage vor dem offiziellen Verkaufsstart in ihren Briefkästen. Langes Warten auf die fertige Ausgabe entfällt also.
Sicherheit gibt’s beim Crowdfunding nicht
Ich wusste zu keinem Zeitpunkt, dass die Kampagne ja eh klappen würde, sodass ich entspannt einfach drauf los produzieren hätte können. Einen richtigen Plan B hatte ich auch diesmal nicht. Das ist zugegeben nicht unbedingt eine empfehlenswerte Vorgehensweise, war aber in meiner Situation tatsächlich vertretbar, wie ich finde. Ich habe darauf vertraut, dass es noch klappen würde, zum Teil, weil ich wollte, zum Teil, weil ich musste.
So Vieles beim Crowdfunding ist letztendlich nicht vorhersehbar. So Vieles lief diesmal anders als geplant (womit ich meine: schlechter). Und doch kam am Ende wieder deutlich mehr zusammen als die erforderliche Mindestsumme. Dafür bin ich dankbar und darüber freue ich mich sehr.Es gibt noch viel zu erzählen, aber ich will euch nicht unnötig langweilen. Vielleicht habt ihr ja eine gezielte Frage dazu? Ob ich es wieder machen würde? Ja. Ob ich es wieder machen werde? Aktuell würde ich sagen: nein. Crowdfunding ist anstrengend, vor allem auch emotional. Es ist eine Achterbahn der Gefühle, die einen wirklich gut durchrütteln kann. Denn auf dem Weg zum Ziel gibt es einige Fallstricke, Ungewissheiten und Zweifel, die sich einem in den Weg stellen und überwunden werden müssen. Potenzial für Fehler gibt es mehr als genug. Die Kunst ist es vielleicht, dass die Angst vor dem Scheitern einen nicht lähmt, sondern motiviert und befähigt, alles aus sich und den anderen herauszuholen. Und gleichzeitig loszulassen bei Dingen, die man ohnehin nicht in der Hand hat.
In diesem Sinne: SHIFT happens.
Klaus Wenderoth meint
„Die Kunst ist es vielleicht, dass die Angst vor dem Scheitern einen nicht lähmt, sondern motiviert und befähigt, alles aus sich und den anderen herauszuholen ...“ Dieser letzte Satz, drückt letztendlich aus, worauf es ankommt: Überzeugt zu sein, von dem was man machen will und dann den Mut zu haben es auch zu tun. Fehler, Rückschläge und Ängste inbegriffen. Zunächst ist man meist immer erst einmal allein mit seiner Idee. Stellt sich der Erfolg ein, kommen dann schnell auch viele und sagen: „Ich hab´s immer gewusst, dass das funktioniert!“ So sind die Menschen eben ;-)
Torsten meint
ich freu mich für dich und bin diesmal auch direkt von Anfang an dabei gewesen ;) Ich bin schon gespannt, da die Ausgabe ja nicht mehr lange auf sich warten lassen wird