Das habe ich mir wahrlich anders vorgestellt: Seit dem ersten Blogartikel über SHIFT vor drei Wochen komme ich jetzt erst zu einem Update auf JUICED. Bei der Crowdfunding-Kampagne stehen wir derzeit bei 5.184 Euro. 124 Unterstützer glauben bisher an SHIFT – und wünschen sich, dass das Magazin wahr wird. Bis zum Mindestziel von 12.500 Euro ist es noch ein weiter Weg. Aber es gibt Grund zur Hoffnung!
Die letzten drei Wochen waren, sagen wir, intensiv. Die erste Woche war turbulent, die zweite turbulenter und die dritte am turbulentesten. Zeit für einen kurzen Einblick hinter die Kulissen.
Woche 1: Der Start der Crowdfunding-Kampagne. Blogartikel auf JUICED und Startnext, Pressemitteilung an zahlreiche Pressevertreter, Rundmail an Freunde und Bekannte. Das Ergebnis: über 3.000 Euro, keine Presseerwähnungen und zahlreiche E-Mails mit der Botschaft „Viel Erfolg“.
Im Hintergrund hoffe ich darauf, dass endlich die Mediadaten fertig gestaltet werden und verhandle mit Druckerei und Vertrieb.
Für die nächste Ausgabe fahren wir zu zweit zu einem Interviewtermin nach Nordhessen. Das Ergebnis: sechs Stunden Interviewmaterial und eine beeindruckende Geschichte warten darauf, aufgeschrieben zu werden.
Woche 2: 17 von 22 Texten konnten wir in dieser Woche fertig redigieren. Bis zu sieben Versionen dauerte es pro Autor, bis die finale Version stand. Die Artikel wurden von mindestens zwei Personen gelesen, manche sogar von bis zu vier. Beim Ausdrucken in der dritten Woche fanden wir fast keine Fehler mehr. Ein gutes Zeichen. Auch mit den 4.300 Euro beim Crowdfunding liegt alles im Soll.
Im Hintergrund hoffe ich nach wie vor darauf, dass endlich die Mediadaten fertig gestaltet werden und verhandle weiter mit Druckerei und Vertrieb.
Zwischen all den Aktivitäten gebe ich die ersten beiden Interviews und warte gespannt auf die Veröffentlichung.
Woche 3: Die Gestaltungsphase soll beginnen. Am Montag, dem geplanten Start, sagt der Gestalter plötzlich ab. Die Alarmglocken schrillen und ein Moment der Verzweiflung setzt ein. Doch für Frust und Enttäuschung ist jetzt keine Zeit, schnell muss ein Ersatz gefunden werden. Eine Agentur erklärt sich kurzerhand bereit dazu, kostet mich jedoch das Doppelte. Immerhin hat sie die Zeit, Kapazität und das Knowhow, um dieses Projekt umzusetzen. Glück im Unglück?
Knapp über 5.100 Euro sind mittlerweile zusammen, womit ich bei der alten Kampagne bereits mein Ziel erreicht hätte. Doch trotz der ersten Medienberichte geht es nur schleppend voran. Nach dem schwungvollen Start hat nun endgültig die Wüstenwanderung begonnen.
Immerhin sind die Mediadaten endlich fertig und sehen auch richtig gut aus. Aber für Werbeanzeigen in der ersten Ausgabe bin ich nun viel zu spät dran. Ich versuche dennoch mein Bestes.
Höhepunkt der Woche? Das Interview gestern. Zwei Stunden vorher (nach etlichen Wochen Bearbeitungszeit) endlich grünes Licht. Kamera, Aufnahmegerät und Fragen geschnappt, in den Zug gesetzt und los ging’s. Nach Mitternacht waren wir völlig erschöpft und fertig – im wahrsten Sinne des Wortes. Die letzten beiden Woche hieß es 08 Uhr morgens aufstehen, 00 Uhr ins Bett. Dazwischen vielleicht 30 Minuten Pause für Mittag- und Abendessen. Sehr ungesund, aber phasenweise geht es halt nicht anders.
Und sonst so? Jede Menge Missverständnisse!
Wie viele E-Mails ich mittlerweile geschrieben habe? Keine Ahnung. Aber allein im Ordner für die Artikel in der kommenden SHIFT befinden sich aktuell 387 E-Mails. Pro Tag schreibe ich schätzungsweise 50 E-Mails, was bei 21 Tagen 1.050 E-Mails macht.
Dazwischen: Jede Menge liegengebliebener Anfragen, Erinnerungen und verpasster Termine. Und Missverständnisse.
Missverständnis 1: Viele glauben nach wie vor, dass sie bei Crowdfunding bis zum Schluss abwarten und dann schauen können, wie viel noch fehlt. „Wenn noch 50 Euro fehlt, unterstütze ich das gerne.“ Diese Bereitschaft in Ehren, doch sie gefährdet völlig unnötigerweise die Crowdfunding-Kampagne. Denn: „Leider“ denken viele so (was ja prinzipiell total gut ist!), wodurch die fehlende Summe am Ende größer ist als sie sein müsste bzw. im schlimmsten Fall so groß ist, dass es jeder für „nicht mehr machbar hält“. Welcome to the self-fulfilling prophecy.
Missverständnis 2: Viele vergessen nach wie vor, dass sie nicht die einzigen sind, mit denen ich Kontakt habe. Kommt nicht gleich einen Tag später eine Antwort, fragen sie nach oder rufen enttäuscht an. Das kann ich zwar verstehen (Jeder versteht sich nämlich stets selbst am besten, wie mir neulich jemand schrieb), klammert aber meine Situation aus. Ich versuche so gut es geht meine aktuelle Situation zu erklären – deshalb vielleicht auch dieser öffentliche Artikel, mit dem ich mich zwar angreifbar mache, aber gerne weiterhin eines bleiben möchte: authentisch. Ich will nicht als der tolle Hecht dastehen, der alles hinbekommt oder dem alles gelingt. Ich mache Fehler, wie alle anderen auch – und aktuell nicht gerade wenig. Ich kommuniziere manchmal schlecht oder zu wenig – und das als „Medienprofi“. Das fällt mir nicht leicht und ich arbeite dran – aber ein Stück weit muss ich gewisse Defizite und Mängel auch in Kauf nehmen. Keine leichte Sache.
Missverständnis 3: Das ist eigentlich kein Missverständnis, sondern vielmehr etwas sehr Trauriges: Viele da draußen haben schlicht keine Zeit, sich über SHIFT zu informieren. Sie kommen nicht dazu, Artikel wie diese hier zu lesen, weil sie so viel zu tun haben. Sie sind so gefangen in ihrem System resp. Hamsterrad, dass keine Zeit mehr für etwas Neues, für Innovation ist. Sie versuchen mit all ihrer Kraft, Zeit und Energie ihr eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen, da ist für andere(s) kaum noch Platz. Und ehrlich gesagt geht es mir ja auch nicht anders. Ich nerve gerade gefühlt die ganze Welt mit Shift, Shift, Shift. Shift hier, Shift da, Shift tralala.
Generation Why
Warum mache ich das? Warum höre ich nicht einfach auf? Weil ich nicht kann. Ich liebe, was ich tue. Es ist zwar enorm hart und anstrengend, aber ich empfinde Freude bei der Arbeit. Ich stehe morgens gerne auf, auch wenn mein Konto nicht voll und meine Zukunft ungewiss ist. Aber es ist spannend, lehrreich und inspirierend. Ich lerne viele neue Leute kennen, die ich sonst nie kennengelernt hätte; habe viel mit Menschen zu tun, reise und telefoniere viel mehr als sonst, wenn ich die meiste Zeit nur stumm am Computer sitze und in die Tasten haue. Ich kann einfach nicht anders, als anderen Leuten von SHIFT zu erzählen, weil ich selbst daran glaube und davon überzeugt bin. Ich bin durch und durch inshiftziert, das ist definitiv nicht normal. Ich bin begeistert von der Idee von SHIFT – und werde es hoffentlich noch viel mehr sein, wenn SHIFT endlich am Bahnhofskiosk liegt.
Ihr könnt euch sicher sein: Ich werde dann in den Kiosk am Bonner Hauptbahnhof gehen und mir eine SHIFT kaufen. Auf diesen Moment freue ich mich schon wie ein kleines Kind auf Weihnachten und Ostern zusammen.
Woher dieser Antrieb kommt? Ich habe keine Ahnung. Aber er katapultiert mich morgens regelrecht aus dem Bett, auch wenn ich nur selten Ermutigung von außen bekomme (dafür gibt es ein paar wenige gute Freunde, die mich sehr großzügig unterstützt haben – vielen Dank dafür!). Viele wünschen mir wie gesagt „Viel Erfolg“. Aber ganz ehrlich? Aktuell brauche ich nicht Erfolg, sondern Geld. 12.500 Euro, um genau zu sein. 17.500 Euro wären sogar noch besser, vor allem auch um die durch die Agentur gestiegenen Kosten irgendwie aufzufangen. Aktuell sieht es zwar nicht danach aus, aber noch ist alles offen. Noch haben wir es in der Hand, ob es klappt oder nicht – ob SHIFT wahr wird oder nicht.
Daher meine Frage an euch: Seid ihr die Crowd, die sich traut?
Jens Brehl meint
Damit hast du mir aus dem Herzen gesprochen: