Apple hat gestern beim weltweit größten Gratis-Werbeevent für Journalisten eine neue Uhr vorgestellt: die Apple Watch. Smartwatches scheinen ja derzeit ein großes Thema zu sein und Apple zeigt mal wieder, wie man es richtig macht. Und trotzdem bin ich nicht vom Erfolg dieser Uhr überzeugt – aus zwei Gründen.
Dieser Tweet ist einer meiner beiden Gründe, weshalb ich nicht an den Erfolg der Apple Watch glaube. Denn ich bin bei weitem nicht der Einzige, der keine Uhr mehr trägt:
Are there any people here under the age of 25? Great. Now, those over 25, could you put your hands up if you’re wearing your wristwatch? Now that’s a great deal of us, isn’t it? Ask a room full of teenagers the same thing. Teenagers do not wear wristwatches. I don’t mean they can’t or they’re not allowed to, they just often choose not to. And the reason is, you see, that we were brought up in a pre-digital culture, those of us over 25. And so for us, if you want to know the time you have to wear something to tell it. Kids now live in a world which is digitized, and the time, for them, is everywhere. They see no reason to do this. And by the way, you don’t need to do it either; it’s just that you’ve always done it and you carry on doing it. My daughter never wears a watch, my daughter Kate, who’s 20. She doesn’t see the point. As she says, „It’s a single function device. Like, how lame is that?“ (Ken Robinson)
Auch wenn die Apple Watch deutlich mehr können wird als eine normale Armbanduhr (und genau das ja auch der Vorteil ist), überzeugt mich das nicht. Die Masse der Journalisten, die von der Apple-Pressekonferenz berichten, scheinen das anders zu sehen. So schrieb Journalist Richard Gutjahr gestern um 20:21 Uhr live von der Veranstaltung:
Die Präsentation der Uhr kommt gut an im Saal. Den Satz „works only with your iPhone“ hat kaum jemand bemerkt ;-)
Smartwatch – und der Akku ist gegessen
Der zweite Grund gegen den Erfolg von Smartwatches brachte Andreas Grieß gut auf den Punkt:
Entschuldigt, dass ich zu spät bin, der Akku meiner Armbanduhr war schon wieder leer, #AppleWatch
— Andreas Grieß (@youdaz) September 10, 2014
Der Akku. Sind wir schon beim Smartphone genervt, jeden Tag den Akku aufladen zu müssen, nervt so etwas bei einer Uhr noch viel mehr. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Leute Lust darauf haben, ihre Armbanduhr(!) alle paar Tage aufzuladen. Eine Uhr mit solch einer Batterielaufzeit hätte man früher weggeschmissen. Wen wundert es da, dass Apple genau diese Schwachstelle nicht enthüllt hat? Infos zur Akkulaufzeit gibt es nämlich noch keine.
Stellen sich drei Fragen:
- Tragt ihr noch Armbanduhren?
- Wäre die Apple Watch für euch ein Grund, sich (wieder) eine neue Armbanduhr ab 350 US-Dollar zuzulegen?
- Ist für euch ein ständiges Aufladen des Smartwatch-Akkus ein K.O.-Kriterium oder Apples Ladevorgang per Induktion ein Killerfeature?
Naja, solange die ganzen Smart Uhren ständig online sind plus via Smartphone-gekoppelt , kann ich gut drauf verzichten. Und: 1 Tag Akku, bäh
— David Decker (@deckerweb) September 10, 2014
Weiterführende Links
- Offizielle Webseite: Apple Watch
- Alle Infos zur Apple Watch im Überblick: „Retro: Mein Highlight an der Apple Watch ist der seitliche Dreh-Druck-Knopf“
- Off-Topic: Das Apple-Ritual
Joe meint
Zu 1: Ich trage auch seit etwa 20 Jahren keine Armbanduhr mehr. Aber nach gestern Abend denke ich: So eine Apple Watch finde ich so geil, dass ich mir so ein Teil eventuell trotzdem umbinden würde.
Zu 2 (Akku): Ja, das stimmt. Apple hat dazu gestern Abend kein Wort verloren. EIn schlechtes Zeichen. Das könnte für eine extrem kurze Akku-Laufzeit sprechen.
David Decker meint
Ja, die Akkulaufzeiten und die Verbindungszwänge sind echt zum weglaufen…! Andererseits vermute ich, dass sich mit Hängen und Würgen diese neue Produktkategorie doch durchsetzen wird. Aber eben nicht sofort.
Bei der Einführung des iPhone und iPad gab es ähnliche Situationen: bei und kurz nach den Präsentationen totale Wow-Effekte. Kurze Zeit später lange Lamentos in den Medien und bei den Leuten da draußen. Nach und nach aber, nahm der iPhone-Zug Fahrt auf! Das lag nicht nur am Wegfall des Provider-Vertragszwangs.
Wir sehen nun, dass auch das Apple-Uhren-Universum die Akkuprobleme und Verbindungszwänge mit den Kollegen von Android Wear teilt. Aber da wird noch mehr kommen, ich denke, die Hersteller werden noch 1-2 Jahre versuchen, das große Ding zu landen. So viel Zeit hat diese Produktkategorie, um nicht gleich wieder zu verschwinden. Diese Zeit ist im Tech-Bereich sehr viel und u.a. wird neue bessere Akkus etc. hervorbringen.
Ich hab auf der IFA einige Smart Watches in der Hand gehabt: sehen alle irgendwie nett aus, schöne Spielzeuge. Aber doch sehr klein. Man toucht zu oft über den Rand hinaus. Ich hab da keinen Anwendungsfall derzeit für so ein beschränktes Gerät. Und die ständige Aufladerei wäre das Letzte. 1 Woche muss sowas halten, ansonsten brauch ich es nicht (man ist grad irgendwo unterwegs und das Ding gibt den Geist auf, 100g Ballast am Arm…). Und es müssen sinnvolle Funktionen hinzukommen, die auch offline nutzbar sind. Ich neige mittlerweile am Smartphone dazu, die ganzen Nachrichten und Synchronisationen mehr auf „Aus“ als auf „An“ zu haben. Wohltuend.
Das Leben ist mehr als Technik-BlingBling. Grad wenn man Familie hat, braucht es Ruhezeiten. Das tut so gut, mal nicht in der Informationsflut mitzuschwimmen. Ganz bewußt. Und dennoch Begeisterung für (neue) Technik zu haben.
Michael meint
1. Ja ab und zu.
2. Die Apple Watch gefällt mir sehr gut und wird sehr wahrscheinlich zugelegt. Muss es aber noch in Live an meinem Handgelenk anschauen ;-)
3. Überhaupt kein Problem. Ich trage meine Uhr Nachts nie! Von dem her ist es mir egal, ob ich die Uhr in eine Ladeschale auf dem Nachtischchen lege oder nicht. Die Akkulaufzeit ist für mich also überhaupt kein Argument.
Dein erstes Argument überascht mich. Ich mache die Gegenteilige Beobachtung: Die Leute tragen zwar weniger Uhren aber dafür mehr Fitness-Bänder. Willkommen im Jahr der Wearables :-)
PS: Was verstehst du unter der grössten Gratis-Werbe-Event? Würde mich mal interessieren was Apple dafür bezahlt hat. Selber schuld wenn alle Medien nicht besser zu berichten haben also von so einem Event… ;-)
JUICEDaniel meint
Was ich unter dem größten Gratis-Werbe-Event verstehe? Das erklärt der Artikel hier ganz gut: http://www.blog-cj.de/blog/2014/09/10/das-apple-ritual/ –
Ich sehe das aus journalistischer Sicht: Wenn wir über Apple und seine Produkte schreiben (und zwar sehr euphorisch und völlig unkritisch), dann ist das für mich Werbung und kein redaktioneller (unabhängiger, kritischer) Inhalt. Was ungefähr bei jeder Apple-Keynote der Fall ist. Für mich ist diese Hofberichterstattung(!) daher völlig unverständlich (aus Sicht eines Journalisten!).
Zum dritten Punkt: Vor den Smartwatches hätte ich definitiv gesagt, dass Jüngere immer seltener Uhren tragen. Und auch jetzt bin ich mir da nicht sicher, ob sie daran etwas ändern werden.
Was die Fitness-Armbänder anbelangt, muss ich dir recht geben – aber auch hier tragen maximal zehn Prozent aus meinem Freundeskreis so ein Armband. Eine mega Verbreitung sehe ich da (noch) nicht. Schon klar, dass der Markt größer wird. Aber ob er (auch nur annähernd) so groß ist wie der iPad- oder gar iPhone-Markt, wage ich zu bezweifeln.
Andreas meint
Also der Akku hält laut Apple EINEN Tag, womit die Sache für mich definitiv gegessen wäre (und auch hinter der Leistung der Konkurrenz liegt, wie es auch beim iPhone der Fall ist)
http://www.spiegel.de/netzwelt/gadgets/apple-watch-akku-haelt-nur-einen-tag-a-990989.html
JUICEDaniel meint
Danke für den Link!
Mirco meint
Jawohl, ich trage meine Armbanduhr von Casio fast immer. Nein, nicht weil ich an das glaube, was Douglas Adams einmal gesagt haben soll, nämlich dass wir geboren werden und sterben und in der Zeit dazwischen damit verbringen „Armbanduhren zu tragen“.
Ich brauche – wie die meisten Menschen- die Uhr um die präzise Zeit abzulesen, denn in Deutschland gilt die Pünktlichkeit als ein ungeschriebenes Gesetz (das weiß ich sogar als zugewanderter Deutscher). Weil Zeit nicht gleich Zeit ist, musste gleich eine Funkuhr sein – sollte mit einer Atomuhr irgendwo in Braunschweig täglich synchronisiert werden. Dann brauche ich die Uhr um die Brühzeit von meinem grünen Tee zu timen. Das ist – wie alle Teetrinker es wissen – gaaaanz wichtig. Die Weckfunktion dient als Backup, falls mein Hauptwecker nicht laut genug ist. Und zuletzt brauche ich die Uhr, damit ich weiß, wie spät es in Korea ist. Dass die Uhr sich bei Sommer und Winterzeit automatisch umstellt, brauche ich ja eigentlich nicht zu erwähnen. Achja, mit dem täglichen Aufladen habe ich auch kein Problem. Ich brauche nicht einmal die Batterie zu wechseln, denn sie läuft mit Solarenergie.
Warum ich so eine Uhr von Apple nicht brauche? Ganz einfach: weil ich die ganzen Funktionen, die da verbaut sind, auch nicht brauche. Smartphone brauche ich übrigens auch nicht – besitze auch keins.
Ich weiß nicht was der ganze Hype soll, denn die Mitbewerber haben schon lange solche Uhren. Selbst das neue iPhone mit der angeblich so revolutionären Bezahlfunktion – gibts schon alles. In Korea zahlen die Menschen bereits mit NFC-fähigen Handys. Falls sie keine solche Handys haben – auch kein Problem: einfach mit T-Money (nein das ist nicht von Dt. Telekom) zahlen. Sämtliche Busse, U-Bahnen und Taxen können mit T-Money bezahlt werden.
Aber ich muss schon sagen, eines können die Apple-Leute schon ganz gut. Sich ins Szene zu setzen.
Fokus meint
Ich habe mir extra wieder eine Armbanduhr gekauft, um die genaue Zeit zu wissen OHNE aufs Handy schauen zu müssen und dort von neuem Input abgelenkt zu werden.
Wer die ersten Jahre im Job hinter sich hat, geht bewusster mit der Ressource Aufmerksamkeit um. Wieviele Top-Manager kennt Ihr, die ständig ihren Facebook-Status aktualisieren?
Torsten meint
absolut lächerlich, eine Uhr die man jeden Tag aufladen muss! Ausserdem haben Mirco und ich anscheinend die gleiche Uhr. Solar und Funk, eine ideale Kombi.
Ich finde es nsgesamt eh eine etwas groteske Entwicklung, dass die Smartphones größer und die „wichtigen“ Sachen auf die Uhr ausgelagert werden, damit man sie schneller findet :D
Mirco meint
Hier seht Ihr den Grund, warum man ein Smartphone nicht mit einem dünnen Aluminiumgehäuse bauen sollte: http://www.youtube.com/watch?v=znK652H6yQM
Gehäuse aus Polycarbonat sieht zwar nicht so wertig aus, aber hat den Vorteil, dass es verdammt hart ist und einiges aushält. Übrigens man stellt Sicherheitshelme, CDs/DVDs sowie Sicherheitsglas aus diesem Material her.
Hier der Belastungstest von einem Gerät des Mitbewerbers: http://www.youtube.com/watch?v=FwM4ypi3at0
Aber wer schick sein will, muss leider leiden. Das ist auch bei den Smartphones so. ;)
JUICEDaniel meint
Krass – vielen Dank für die beiden Links. Habe sie mir eben angeschaut. Wer hätte das gedacht?! (Und dass du bei „Mitbewerber“ ein Samsung-Modell meinst, hätte ich mir ja denken können ;) )