Ein gutes Ende. Das war mein erster Gedanke nachdem ich „The Girl with the Dragon Tattoo“ (dt. „Verblendung“) von Stieg Larsson fertig gelesen hatte. Auf 533 Seiten zeichnet der schwedische Autor detailreiche und authentische Charaktere, erzählt dabei eine intelligente und von A bis Z durchdachte Handlung und vermittelt eine klare Botschaft. Chapeau, Stieg Larsson – Sie haben den perfekten Roman geschrieben.
![Verblendung: Auf Deutsch ein nichtssagender Titel. (Bild: Heyne) Verblendung: Auf Deutsch ein nichtssagender Titel. (Bild: Heyne)](https://juiced.de/wp-content/uploads/2012/09/Verblendung-Cover-Heyne-187x300.jpg)
Ursprünglich standen ganz andere Bücher auf meiner Must-Read-Liste, aber dann bekam ich die englischsprachige Ausgabe von Verblendung (The Girl with the Dragon Tattoo) zwischen meine Finger und merkte schon nach den ersten Seiten: Dieser Autor kann 1. schreiben, 2. denken und 3. ausgefeilte Charaktere erschaffen. Nachdem gerade letzteres bei der Hunger Games-Trilogie etwas zu kurz kam, sollte dieser Thriller genau das richtige für mich sein.
Der Hype um Verblendung, der Ende vergangenen Jahres durch die US-amerikanische Verfilmung entstand, ignorierte ich damals noch erfolgreich. Daher hatte ich auch keine besonderen Erwartungen an den Roman von Autor Stieg Larsson, der 2004 an den Folgen eines Herzinfarktes starb. Doch ich wurde eines besseren belehrt und für meine Neugier belohnt: Verblendung ist ein Thriller auf durchweg hohem Niveau, Langeweile kommt trotz der über 500 Seiten keine auf. Auch ist die Handlung nicht vorhersehbar und das Ende zwar zu erahnen, aber dennoch überraschend und überzeugend.
Überzeugend ist auch die vordergründige Botschaft des Autors: Gegen Gewalt an Frauen. Daneben wird Larssons Abneigung gegenüber Spekulanten an der Börse deutlich, die ihr Fett abbekommen. Das Schöne daran: Larssons Botschaften wirken nicht aufgesetzt, sondern nachvollziehbar. Hier wird nicht gepredigt, sondern gezeigt, wie es wirklich ist. Zumindest legt einem das die glaubwürdige und realistisch erscheinende Handlung nahe.
Zwei Dinge möchte ich gesondert herausstellen. Zunächst: Das Ende des Buchs ist wirklich gut, Larsson lässt es schön ausklingen und löst alle offenen Fragen rund um Harriet Vanger und Wennerström restlos auf. Das führt mich zum zweiten Punkt: The Girl with the Dragon Tattoo endet nicht mit einem miesen Marketing-Cliffhanger à la Hunger Games, um sich unbedingt den zweiten Band der dreiteiligen Serie kaufen zu müssen. Nichtsdestotrotz werde ich mir zu gegebener Stunde sicher auch Band zwei und drei der Millenium-Trilogie zu Gemüte führen. Bis dahin warten Steve Jobs, Der Schmuggler Gottes und Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners auf mich.
Stieg Larsson, „Verblendung“ (dt. Version), Heyne, Mai 2007, 687 Seiten, 9,95 Euro, ISBN: 978-3453432451
Leser-Interaktionen