Kürzlich las ich auf dem Yahoo! Search Blog, dass The Hunger Games im vergangenen Jahr mehr Suchanfragen hatte, als der letzte Teil von Harry Potter und Twilight. Der erste Teil von Breaking Dawn hatte zur Peak-Zeit zwar noch mehr Suchanfragen gehabt, doch auch das könnte sich in Kürze ändern: Denn die Filmpremiere der Romanvorlage The Hunger Games war erst am vergangenen Montag und am 22. März läuft die Verfilmung des ersten Teils dann in den deutschen Kinos an.
Als ich das las, dachte ich erst einmal: „The Hunger Was?“ Also stöberte ich kurz im Internet herum und fand heraus, dass es sich um eine Trilogie handelt, die von vielen Lesern als der Nachfolger Harry Potters bezeichnet wird. (Allein in den USA verkauften sich bislang knapp 10 Millionen Bücher der Trilogie.) Große Töne also. Und da die zahlreichen Bewertungen auf Amazon auch sehr gut waren, habe ich mir kurzerhand die englische Ausgabe des ersten Bands bestellt und innerhalb von vier Abenden gelesen.
The Hunger Games stammt von der 1962 geborenen Autorin Suzanne Collins. Ihr erster Roman, Gregor und die graue Prophezeiung, wurde 2003 veröffentlicht – mit Erfolg. 2008 erschien Collins erster Teil ihrer Trilogie The Hunger Games, der in Deutschland ein Jahr später unter dem Namen Die Tribute von Panem veröffentlicht wurde.
Nur vier Jahre später kommt in Kürze der erste Teil, Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele, in die Kinos. Ein voller Erfolg also. (Zum Vergleich: Harry Potter und der Stein der Weisen wurde ebenfalls vier Jahre nach der Buchveröffentlichung verfilmt, bei Twilight dauerte es sogar nur drei Jahre.) So richtig bewusst wurden mir die Ausmaße von Hunger Games letzte Woche am Flughafen Köln/Bonn, als in dem Presseshop ein halber Tisch mit umfangreicher Fan-Literatur rund um Hunger Games ausstaffiert war – inklusive dem Buch zum Film.
Worum geht es in The Hunger Games? Hier eine leicht modifizierte Zusammenfassung von Amazon:
In einem Ort, das einst als Nordamerika bekannt war, liegt der Staat Panem. Dort regiert das Kapitol mit eiserner Hand. Die meisten Menschen in den unterjochten zwölf Distrikten kämpfen tagtäglich ums Überleben. So auch die 16-jährige Katniss Everdeen. Sie sorgt dafür, dass ihre kleine Schwester Primrose und ihre Mutter nicht verhungern, indem sie unerlaubterweise hinter dem Zaun des Distrikts auf die Jagd geht. Doch der Hunger ist nicht die größte Bedrohung: Jedes Jahr werden die „Hungerspiele” ausgetragen, eine Art Gladiatorenkampf. Aus jedem Distrikt werden dafür ein Mädchen und ein Junge zwischen zwölf und achtzehn Jahren ausgelost. Und dieses Jahr trifft es Prim. Doch Katniss geht für ihre Schwester in den grausamen Kampf, der so lange dauert, bis nur noch einer von den vierundzwanzig „Spielern” am Leben ist. Das ist furchtbar genug, doch zu allem Überfluss ist einer von Katniss’ Gegnern ausgerechnet Peeta, der ihr schon einmal das Leben gerettet hat…
Klingt spannend? Ist es auch! Mehrere Wendungen innerhalb der „Hungerspiele“ fesseln einen fast wie in den besten Zeiten von Harry Potter ans Buch, das man auch tief in der Nacht nicht mehr aus der Hand legen möchte. Zugegeben: Ich fand den Schreibstil von Joanne K. Rowling noch packender als den von Suzanne Collins, aber das ist „Meckern“ auf höchstem Niveau.
Auch den Verlauf der Handlung habe ich mehrmals vorausahnen können, was aber nicht weiter schlimm ist. Denn The Hunger Games ist ein von Anfang bis Ende durchgehend hochspannendes Buch. Das liegt vor allem an dem Setting: Erst Jagen und Wildnis, dann Training und Prunk und dann Kämpfen und Wildnis – da ist für jeden etwas dabei. Auch genremäßig ist alles vertreten: Action, Abenteuer, Drama und Herzschmerz (für die Frauen!), eine durchaus gelungene Mischung.
Ohne zu viel verraten zu wollen: Vom Ende bin ich leider sehr enttäuscht. Und das nicht, weil es ein besonders spannender Cliffhanger war, sondern weil es im Gegensatz zu den ansonsten recht ausführlich beschriebenen Szenen etwas zu abrupt war. Natürlich möchte ich die beiden anderen Bände jetzt auch lesen, aber hier hätte die Autorin sicher mehr herausholen können. (Zum Vergleich: Wo das Ende bei Der Herr der Ringe – Die Gefährten möglicherweise zu lang war, war es bei The Hunger Games eher zu kurz.)
Eine letzte Sache noch – und hier würde mich auch eure Meinung dazu interessieren: Ich weiß nicht, wie ich es finden soll, dass die Handlung grob gesagt aus 24 Jugendlichen besteht, die sich gegenseitig abschlachten. Wäre es in nicht-tödlicher Form eine Casting Show im Fernsehen, würde man es vermutlich voyeuristisch und niveaulos à la Dschungelcamp & Co. nennen. Aber bei The Hunger Games? Natürlich ist das Ganze in eine Handlung eingebettet, in der alles nachvollziehbar und zum Teil gerechtfertigt erscheint, da es ja von den „Bösen da oben“ so entschieden wurde. Doch erscheint es mir auch von der Autorin bewusst einkalkuliert zu sein, dass so ein Kampf um Leben und Tod immer eine gewisse Faszination auslöst. Und wenn dieser Kampf auch noch in der Wildnis ausgetragen wird, die den meisten von uns immer unbekannter wird, ist das Setting perfekt. Was also ist die Motivation tausender Menschen, so etwas lesen zu wollen? [Update: Eine Antwort auf diese Frage habe ich unter Jennifer Lawrence: “Menschlichkeit und Mitgefühl” veröffentlicht.]
Fazit: Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele (The Hunger Games, engl.) ist ein fast durchgehend extrem spannender Roman über Kampf, Abenteuer und Liebe. 414 Seiten sind es in der deutschen Ausgabe, 374 Seiten in der englischen. Bis auf die ganzen Vokabeln von Blumen und Pflanzen (Katniss und Primrose etwa stehen für nichts anderes als Pfeilkraut und Primel) ist die Ausgabe in der Originalsprache einfach zu lesen und empfehlenswert. Zumal sie derzeit zu weniger als einem Drittel des Preises der deutschen Ausgabe zu bekommen ist.
Was den kommenden 142-minütigen Film anbelangt: den werde ich mir mit Sicherheit nicht entgehen lassen. Ich warte zugegebenermaßen schon ganz gespannt auf den 22. März, wenn es heißt: Mögen die Spiele beginnen!
Deutscher Trailer
- Weitere Trailer: Trailer 1 | Trailer 2
- Offizielle Filmwebseite: Tibute von Panem
- Offizielle Buchwebseite: Die Tibute von Panem
- “Menschlichkeit und Mitgefühl”: Interview mit Jennifer Lawrence
- Lesenswert: Die Tribute von Panem – Das offizielle Buch zum Film
Bilder: Oettinger Verlag
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