Seit Februar 2010 ist Avocado Store online, Deutschlands größter Marktplatz in nachhaltigen Produkten. Nach dem Vorbild von Amazon starteten die beiden Gründer Philipp Gloeckler und Stefan Uhrenbacher den Online-Shop, der in naher Zukunft auch in den USA und England verfügbar sein soll.

Was hat dich dazu bewogen, Avocado Store zu gründen?
Ich habe vorher ein nachhaltiges Modelabel gehabt und den Carrot-Mob nach Deutschland gebracht. Das war für mich der nächste Schritt, an dem ich gesagt habe: Okay, man muss online etwas machen. Durch das Modelabel habe ich gesehen, was die Händler für Probleme online haben und habe mich dann mit Stefan Uhrenbacher, dem Gründer von Qype, zusammengetan, um das gemeinsam zu realisieren.
Wie finanziert ihr Avocado Store?
Wir haben verschiedene Business Angels hinter uns.
Das bedeutet?
Das bedeutet, dass wir Anteile an unserer Firma an Leute gegeben haben, die uns dafür Geld geben, damit wir Avocado Store realisieren können. Wie das normalerweise in der Start-up-Szene so üblich ist.
Wie erfolgreich ist Avocado Store bisher? Ist es eher schleppend angelaufen oder entwickelt es sich positiv?
Es läuft ganz gut, wir sind jetzt seit fast vier Monaten live, haben in den nächsten Tagen unseren hundertsten Händler auf der Plattform. Wir machen einen guten Fortschritt: die ersten Presseerscheinungen, eine Kooperation mit Brigitte, die Händler sind recht zufrieden. Manche Händler merken schon am Ende des Monats, dass sie einen guten Monat mit uns hatten.
Wie sieht die Kooperation mit Brigitte aus?
Wir haben für sie WM-Shirts gemacht. Auf brigitte.de/wm haben Brigitte-Leser gemeinsam mit einem Modelabel für WM-Sprüche voten können und die drei beliebtesten Shirts („Fankurve“, „Ich kann Zidane“, „Ballkönigin“) haben wir gedruckt.
Avocado Store – gibt es solche Plattformen nicht schon zu Genüge? Welche Alleinstellungsmerkmale habt ihr?
Uns gibt es nicht zu Genüge, uns gibt es nur einmal richtig. Wir sind ein Marktplatz und kein Shop. Das heißt, wenn man bei uns manche Produkte anschaut – zum Beispiel den „Grid“-Schuh von „Veja“ –, haben wir die einzigartige Technik, dass wir ein Produkt von x Händlern angeboten haben können.
Das heißt, der große Unterschied zu anderen Shops ist beispielsweise: Es gibt eine Schuhmarke, die man nur in zehn Läden Deutschlands kaufen kann und wir zeigen alle zehn Läden, wo man sie kaufen kann. Das heißt, wenn es die Schuhe in München nicht mehr in Größe 34 gibt, dann kann man sie eben in Köln in Größe 34 kaufen. Genau so, wie Amazon Marketplace das macht.
Was habt ihr neben weiteren Kunden gewinnen noch in naher Zukunft geplant?
Wir bauen neue Schnittstellen für Händler. Das heißt, dass die Produkte nicht mehr manuell von den Händlern eingepflegt werden müssen, sondern dass es per Export/Import funktioniert. Und wir wollen nach Amerika und England expandieren.
Wie gewinnt ihr eure Partner? Fragt ihr sie an und macht sie auf euren Store aufmerksam?
Bei uns war es so, dass ich die meisten Händler kannte. Viele kannte ich vorher schon und die meisten kommen jetzt automatisch zu uns.
Wie stellt ihr sicher, dass eure Produkte auch wirklich nachhaltig sind?
Wir haben verschiedene Kriterien und wir beschreiben die Produkte an den Kriterien. Der Händler legt das Produkt an und wir schalten das Produkt frei. Und wenn uns die Erklärung zum Produkt nicht genügt und wir denken, dass dieses Produkt nicht gut genug für unseren Shop ist, dann schalten wir es einfach nicht frei.
Ist es schon einmal vorgekommen, dass ihr etwas freigeschaltet habt und hinterher gemerkt habt, dass es doch nicht nachhaltig ist?
Ja. Wir haben eine gute Community hinter uns und dann bekomme ich sofort einen Anruf oder eine E-Mail.
Das heißt, die Community ist auch sehr affin und merkt schnell, was nachhaltig ist und was nicht?
Genau. Die Community kann auch bewerten, ob sie unseren Kriterien zustimmt oder nicht. Wenn das nicht der Fall ist, dann haben wir auch kein Problem damit, ein Produkt wieder herauszunehmen.
Heißt das, eure Kunden sind schon vorher in diesem Segment sehr aktiv gewesen?
Nicht alle, aber die Kunden und vor allem auch die Händler gucken sich genau an, was es gibt und was die anderen anbieten – von daher ist das schon recht transparent.
Was ist eure Zielgruppe?
Alles über 20, also 25-40 Jahre, ist die Hauptzielgruppe.
Zu eurem Bekanntheitsgrad: Focus Online hat bereits über euch geschrieben, hat das für einen Besucherschub gesorgt?
Ja klar. Wir arbeiten mit einer Fremdagentur zusammen und das bringt unheimlich viel.
Seid ihr sonst noch in namhaften Medien erwähnt worden?
Brigitte, youmag und in ein paar Printmedien, darunter auch Zeit. Also es funktioniert schon ganz gut.
Vielen Dank für das Gespräch.
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