Nach dem ersten Streich geht es sogleich ohne Umschweife ans Eingemachte:
-TAG 3-
Neuer Tag, altes Spiel: Früh morgens raus, ab ins Auto und diesmal Frühstück unterwegs. Vor uns lag eine zweistündige Fahrt zur „Corporate Farm“ im Landesinneren von Palawan, mit an Bord Pastor Dong, einer der coolsten Männer on earth – definitIV!
Zur Erinnerung hier nochmal folgende Information von vorgestern: Die Farm wird von verschiedenen lokalen Kirchengemeinden unterstützt, um jungen Gemeindemitgliedern zu ermöglichen, bedürftigen Menschen vollzeitlich und ehrenamtlich zu helfen.
Meine Aufgabe war und ist es, einen Artikel – inklusive Fotos – darüber zu schreiben. Ein Besuch der Farm war also unerlässlich (& unvergesslich).
Pastor Dong ist Leiter der Corporate Farm und wirklich eine beeindruckende Persönlichkeit. Er ist Pastor von zwei Kirchengemeinden, Vater von fünf Kindern und „nebenbei“ vollzeitlicher Farmer. Um die Corporate Farm leiten zu können, hat er seine alte Farm aufgegeben. Ihm sei es wichtiger, dass junge Leute den armen und kranken Menschen helfen anstatt für seinen eigenen Wohlstand zu leben, sagt er.
Das Prinzip hinter der Farm ist schnell erklärt: Verschiedene Kirchengemeinden unterstützen die Farm in den ersten fünf bis zehn Jahre finanziell, bis diese selbstversorgend ist. Spätestens ab dem zehnten Jahr soll die Farm dann erstmals in die Gewinnzone rutschen (= mehr Einnahmen als Ausgaben). Mit dem überschüssigen Geld sollen bis zu 32 Menschen unterstützt werden, die wiederum Armen und Kranken in Palawan, den Philippinen und bis ans Ende der Welt vollzeitlich dienen (wollen). Aktuell ist die Farm im zweiten Jahr und kurz davor, die ersten 1.500 Kautschukbäume (auch als „rubber tree“ bekannt) zu pflanzen.
Nach zweistündiger Fahrt durch beeindruckende Landschaften (tausende von üppigen Palmen, tiefblaues Meer in der Ferne und ein strahlend blauer Himmel) erreichten wir die Farm. Voller Stolz zeigte uns Pastor Dong die zwei kleinen Holzhütten und das dazugehörende Gelände.
Mit dabei waren Jonie, 22 und Felix, 23, beide Filipinos, die vollzeitlich auf der Farm arbeiten – für 87,19 Euro pro Monat 1. Morgens um 05 Uhr aufstehen, um 19 Uhr Feierabend, um 21 Uhr ins Bett – und dazwischen kein Strom, kein fließendes Wasser, kein Auto oder Motorrad (das bedeutet übrigens auch kein Notebook und damit auch kein Facebook – ja, solche Leute gibt es und ja, ihnen geht es prächtig!). Um ihr Handy aufzuladen oder Trinkwasser zu holen, müssen sie mit dem Fahrrad zirka dreißig Minuten in das nächstgelegene Dorf fahren.
Die Farm ist beeindruckend groß, in Zahlen sind das 27 Hektar. Die Sonne war an dem Tag leider auch beeindruckend unbeeindruckt heiß, in Zahlen gefühlte 30 Grad Celsius. Dank einer Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent flossen einmal mehr Ströme lebendigen Wassers von mir.
Unterwegs erklärt mir Pastor Dong, was sie in den nächsten Monaten und Jahren auf ihrem – bis auf fünf Hektar derzeit noch unbearbeiteten – Grundstück alles anbauen wollen. Beim Reden strahlt der Farmer eine faszinierende Ruhe aus und lässt mit seinem liebevollen Lächeln selbst den Dalai Lama böse aussehen. Und das sage ich wahrlich nicht von jedem Menschen!
(Wer übrigens denkt, dass dabei seine Familie zu kurz kommt, weit gefehlt: Als er anfing, von seiner Frau und seinen Kindern zu erzählen, geriet er ins Schwärmen. Man konnte ihm seinen Stolz als Ehemann und Vater regelrecht ansehen…)
Ihr merkt: Ich könnte noch stundenlang begeistert über die Farm, Pastor Dong und meine persönlichen Eindrücke erzählen. Da das aber des Browsers Scroll- und des Lesers Zeitrahmen sprengen würde, kündige ich hiermit einen weiteren Artikel ausschließlich über die Farm an, der in naher Zukunft erscheinen wird – allerdings vorerst auf Englisch.
Am Nachmittag stand Erholung auf dem Programm: „Island hopping“ inklusive Schnorcheln war angesagt. Zu viert wurden wir in einem Boot von Insel zu Insel kutschiert, bis wir „Snake Island“ (El Nido) erreichten. Wären wir schon am frühen Morgen gestartet, hätten wir auf verschiedenen Inseln einige Stunden verbringen können. Doch die zwei Stunden auf Snake Island waren wirklich wunderschön und Erholung pur (Picture). Für mich war es das erste Mal in meinem Leben Schnorcheln – und nach anfänglicher Skepsis muss ich sagen, dass es wirklich Spaß macht. Es ist faszinierend, die Fische unter Wasser zu sehen (und mit Brot zu füttern, was natürlich einige mehr anlockt). Auch am feinen Sandstrand in der warmen Sonne zu liegen, garniert mit einer angenehmen Brise Wind, ist echt nicht zu verachten. J a, s e i d n e i d i s c h!
Ich freue mich, dass man auch die schönen Dinge des Lebens genießen darf; leider kommen diese meist viel zu kurz. Doch dieser Sonntag, mein dritter Tag auf Palawan, war sicherlich einer der schönsten meines Lebens, das kann und will ich nicht leugnen. Und dafür bin ich Gott unendlich dankbar.
-TAG 4-
Wie gewohnt hieß es auch am letzten Tag unchristlich ungewohnt früh aufstehen, dreistündige Fahrt mit Dauerwitzen eines Filipinos und Frühstück im Auto über mich ergehen lassen, ehe wir den nächsten und letzten Höhepunkt der Palawanreise totfotografieren konnten (bis zu diesem Zeitpunkt waren es schon satte 1.000 Fotos alleine von mir, typisch Daniel halt): „Puerto-Princesa Subterranean River National Park“ oder genauer gesagt der „Sabang-Untergrundfluss“. Dort durften wir unzählige Fledermäuse bestaunen, die an der Decke herumhingen und auf uns herabpissten niederurinierten. Kurzum: Eau de bats riecht echt sch… äähh… pisse.
Eine Wasserschlange, 50 Minuten und 300 Fotos später hieß es wieder back to Puerto Princesa und ab in den Flieger zurück nach Manila („back to the dreck“, habe ich mir direkt nach der Ankunft in Manila notiert).
Aus Platzgründen habe ich diesmal einen ursprünglich geplanten „Früchte-Überblick & den besten Kokosnussshake ever“ weggelassen und verzichte diesmal auch auf eine Umfrage. Nicht verzichten möchte ich aber auf eine Kuriosität:
FROHE WEIHNACHTEN! Ja, ihr habt richtig gelesen. Für Filipinos ist Weihnachten das mit Abstand größte und wichtigste Fest, sodass sie voller Vorfreude schon ab September Weihnachten feiern. Der eigentliche Höhepunkt findet dann irgendwann vor Heilig Abend statt (da es viel zu spät wäre, bis zum 24. zu warten!), und die After Party soll hier bis Ende Januar weitergehen. Noch habe ich kaum Weihnachtsdekoration gesehen, aber die soll hier in Manila extrem verbreitet sein. In meinem Büro jedenfalls erklingen schon munter die ersten Weihnachtslieder und ein fröhliches „Merry Christmas“ habe ich auch schon von meinen philippinischen Kollegen zu hören bekommen. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!
Zu guter Letzt noch einen kurzen Ausblick: Ab Donnerstag, den 16. September 2010 werde ich bis zum 2. Oktober 2010 in Indonesien sein. Dort gibt es dann wieder zahlreiche „writing assignments“, auf die ich schon sehr gespannt bin. Noch mehr bin ich allerdings darauf gespannt, einige meiner Freunde von meiner Zeit dort in 2006/2007 wiederzusehen. Denn wie es der Zufall Gott will, werde ich innerhalb Indonesiens erneut in Kalimantan sein, wo ich bereits 2006 mein Freiwilliges Soziales Jahr verbrachte. Yeah!
Danach fliege ich wegen meines Visums zurück nach Manila, ehe ich ein paar Tage später wieder nach Indonesien fliege. Dort werde ich dann bis Ende Oktober in Jakarta verweilen um zahlreiche Zeilen zu schreiben und an englischen Sätzen zu feilen.
PS: Über „Meine Unterkunft, Wohnort, Gegend“ werde ich frühestens ab November bloggen, vielen Dank für eure zahlreichen Stimmen.
- 87,19 Euro sind exakt 5000 Pesos, der Monatslohn der festangestellten Farmer. ↵
Debora meint
Ist das Foto von der Wasserschlagen auch von dir?
Rüdiger meint
Hallo Daniel,
klasse Bericht, würde ich gerne auf meiner Website verlinken.
Alles Gute
Rüdiger
Lothar meint
Danke für diesen spannenden, unterhaltsamen Einblick in deine Südost-Asien-Zeit. Deine Begeisterung steckt richtig an.
Bei meinem FSJ habe ich auch einige total nette Philippinos getroffen – echt ein freundliches Völkchen!
LG, Lothar
JUICEDaniel meint
Erst einmal: Danke an alle für euer Feedback, ich freue mich ungemein darüber und schätze das wirklich sehr!
@ Debora: Ja. Magst du es? ;-)
@ Rüdiger: Danke für dein Lob, meinen Bericht darfst du natürlich gerne auf deiner Webseite verlinken – freue mich über dein Interessen.
@ Lothar: Freut mich, dass es dir gefällt. Und ja, die meisten Filipinos sind echt wahnsinnig nett, fröhlich und hilfsbereit! :-)
@ all: Wenn ihr noch Wünsche oder Vorschläge habt, wie ich meine Berichte in Zukunft noch spannender gestalten könnte, lasst es mich wissen.
Debora meint
Ja, schönes Bild. Die Schlage ist allerdings eklig. Weil du bei dem Bild keine Bildunterschrift hast und auch keine Quelle angibst, dachte ich, du hättest es geklaut ;)
JUICEDaniel meint
Ich wollte die Schlange eher als Zierde oder „Trennstrich“ nehmen und habe daher auf eine für diesen Anlass eher störende Bildunterschrift verzichtet. Aber Wenn du mit dem Mauszeiger über das Bild fährst, müsste eigentlich „Bild: (eigenes)“ kommen, oder? (Zugegeben, das ist etwas versteckt – aber da es ja eh mein eigenes Bild ist, fand ich das in dem Fall legitim. (Anders nicht!))
hey joe meint
Hai Daniel,
wirklich toll und mit spürbarer Begeisterung geschrieben, Dein Bericht! Einfach klasse, das erinnert mich an viele eigene Erlebnisse auf diesen wunderschönen Inseln…
So ganz nebenbei schreibst Du da auch etwas, das für deutsche Leser erst mal seltsam sein dürfte: Die Philippinen sind (zu 90%) tief katholisch – aber Pastor Dong ist verheiratet und hat Kinder? Und das Zölibat? Tatsächlich gibt es eine katholische „Philippine Independent Church“, die darauf verzichtet.
Christmas in the Philippines – ja, das ist schon etwas für sich. Ein sehr fröhliches Fest – Zeit für Besinnung ist Ostern… Vielleicht kannst Du das ja auch noch auf den Philippinen erleben.
Weiter so tolle Erlebnisse – und natürlich gute Interviews wünscht
hey joe
JUICEDaniel meint
@ hey joe: Sorry für meine späte Antwort. Freue mich stets über deine Rückmeldungen, die sehr ermutigend sind. Danke dir.
Was Pastor Dong anbelangt, ist die Situation in diesem Fall sogar nochmal eine andere: Er ist gar nicht katholisch, sondern gehört einer Freikirche an, also staatlich unabhängig (und nicht der Philippine Independent Church angehörig). Und dort ist heiraten eben standardmäßig erlaubt.
Dass es auf den Phillies die Philippine Independent Church gibt, wusste ich übrigens noch gar nicht. Vielen Dank für den Hinweis, interessant.
Derzeit bin ich noch in Indonesien und erlebe viele interessante Sachen – doch davon ein ander Mal mehr. Vorerst fehlt mir die Zeit dazu, ausführlich zu berichten…
Viele Grüße aus Jakarta,
Daniel