Als ich von Palawan zurückkam, war ich erst mal arm dran. Völlig erschöpft erholte ich mich zwei Tage lang mit exzessivem Nichtstun und Ausruh‘n. Doch genug der schlechten Reime, nun geht’s – sachte, sachte – ans Eingemachte:
Meine Mission:
- Interviews mit Farmern und Pastoren zu deren Projekt „Corporate Farm“. Die Farm wird von verschiedenen lokalen Kirchengemeinden unterstützt, um jungen Gemeindemitgliedern zu ermöglichen, bedürftigen Menschen vollzeitlich und ehrenamtlich zu helfen.
- Besuch der „Corporate Farm“ und Besichtigung des Grundstücks. Die Besichtigung stellte sich als schweißtreibend heraus, weil ich bei einem Spaziergang das 27 Hektar(!) große Land gezeigt bekam. Anschließend, so mein Auftrag, sollen meine Erfahrungen, Eindrücke und Gespräche in einen Artikel über die Farm münden – natürlich auf Englisch, wie alle bisherigen „Assignments“.
- Pressemitteilung über die christliche Konferenz in Palawan, „Go Glocal“. Die Konferenz mit drei Gastrednern und drei Workshops machte den 120 Teilnehmern bewusst, wie wichtig es ist, global zu denken und lokal zu handeln. In anderen Worten: nicht nur an sich selbst zu denken und gleichzeitig vor der eigenen Haustür mit den vorhandenen Mitteln zu arbeiten.
Dazwischen:
- Jede Menge Essen. Zig Restaurants und Einladungen sorgten für einen konstant vollen Magen und die unerschöpfliche Vielfalt an Fleisch, Gemüse, Meeresfrüchten und Obst für konstant gute Laune.
- Jede Menge Besichtigungen. Dazu später mehr, denn für eine kurze Auflistung sprengt das den Rahmen.
- Jede Menge fehlender Schlaf. Abends um 23 Uhr zurück (für Filipinos sehr spät) und morgens um 05 Uhr wieder raus (für Filipinos normal) – und das bei einem Startdefizit von mindestens vier Stunden Schlaf.
Der Reihe nach:
-TAG 1-
Nach einem traumhaft schönen Flug (überzeugt euch selbst) landete ich gemeinsam mit Rachel und Aileen, zwei netten Kolleginnen, am Freitag, den 27. August 2010 um 08:06 Uhr völlig erschöpft und begeistert zugleich in Puerto Princesa, der Hauptstadt Palawans.
Nächster Höhepunkt war das anstehende Interview mit Farmer und Pastor Dong (cooler Name, cooler Typ, später mehr) und Pastor Guian über deren „Corporate Farm“. Negativer Höhepunkt war, als ich eine Minute vor dem Interview mit Erschrecken feststellte, dass ich mein Aufnahmegerät im Hotel liegengelassen hatte. Na toll.
Aber an dieser Stelle kann man etwas über philippinische Kultur lernen: Anstatt sich aufzuregen, baten sie den Fahrer, mich zum Hotel zu fahren, um mein Aufnahmegerät zu holen. In der Zwischenzeit warteten sie geduldig im Café. Als ich wieder zurückkam wirkten sie genauso entspannt und freundlich wie zuvor.
Das Interview verlief – trotz Übersetzung von Tagalog 1 ins Englische – sehr gut und eine Stunde später hatte ich die ganze Geschichte über die „Corporate Farm“ auf meinem Aufnahmegerät.
Abends besuchte ich dann noch ein Konzert der größten Kirchengemeinde in Puerto Princesa als Auftakt der christlichen Konferenz „Go Glocal“ (Filipinos lieben Wortspiele – genau mein Ding!).
-TAG 2-
Am nächsten Tag versuchte ich mühsam, möglichst viel von der Konferenz zu erfahren, die komplett in Tagalog war. „Wie kommt man eigentlich auf so eine Idee, mich über eine Konferenz schreiben zu lassen, deren Sprache ich nicht verstehe?“, schoss es mir durch den Kopf. Doch aufgrund der englischen Wortfetzen der Referenten während ihrer Vorträge, einiger Gespräche mit den Teilnehmern und der allgemeinen Atmosphäre konnte ich mir letztendlich doch noch ein vernünftiges Bild von der Konferenz machen.
Spät abends folgte dann eines der coolsten Erlebnisse, die ich je gemacht habe: „Firefly watching“, das Beobachten von Glühwürmchen. Allerdings nicht irgendein Beobachten, sondern das Beobachten zu viert in einem Ruderboot auf einem Fluss. Und was wir da zu sehen bekamen, hat mich mehr als nur fasziniert: Hunderte, wenn nicht Tausende von Glühwürmchen waren in den Bäumen am Flussufer zu sehen. Sie leuchteten im Takt auf. WUM – WUM – WUM. „Das ist ihr Atmen“, sagte uns der Ruderer. „Die Glühwürmchen sieht man nur in völlig naturbelassenen Gegenden. Sobald die Gegend mit zu vielen Abgasen oder Müll beschmutzt wird, verschwinden sie.“ Als wir bis auf das Ruder in vollkommener Stille vor uns hintrieben, dachte ich einen Moment lang: „Wow! Vergesst Avatar in 3D. Das hier ist sowas von besser!“
Der Ruderer ist übrigens ein junger Student, der das ehrenamtlich macht. Warum er das mache, will ich wissen. „Mir ist die Natur sehr wertvoll und ich finde es wichtig, dass sie uns weiterhin erhalten bleibt. Außerdem finde ich das so schön hier und freue mich über diese unberührte Natur. Und an dieser Schönheit will ich möglichst vielen Menschen teilhaben lassen.“ Beeindruckend.
In den ersten fünf Minuten versuchte ich, diese unbeschreibliche Schönheit zu fotografieren. Doch selbst bei ISO 12.800 hatte ich keine Chance – das Foto blieb pechschwarz. „Vielleicht ist das gut so, damit wir dieses Wunder der Natur einfach genießen“, sagte eine Frau hinter mir. „Ja, vermutlich“, antwortete ich (zugegeben mit ein bisschen Wehmut, da ich diese Fotos zu gerne mit euch geteilt hätte).
Das war der erste Streich, der zweite folgt sogleich (morgen & mit mehr Bildern).
- Tagalog ist die am stärksten verbreitete Sprache auf den Philippinen. ↵
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