Print ist nach wie vor relevant – auch bei jüngeren Lesern. So könnte man die zahlreichen Antworten auf die Frage nach den Vor- und Nachteilen von Print und Online deuten. In unserer Online-Umfrage zu gedruckten Zeitungen und Zeitschriften wollten wir nämlich genau das wissen und stellten den überwiegend jungen Teilnehmern die offene Frage: „Was sind ihrer Meinung nach Vorteile und Nachteile von Print und Online? Nennen Sie jeweils drei Stichwörter.“ 88 Teilnehmer haben diese freiwillige Frage beantwortet und für ein aufschlussreiches Ergebnis gesorgt.
Für meine Diplomarbeit habe ich mir nun die Mühe gemacht, die 88 Antworten der Frage 8 zusammenzufassen und in einer Tabelle aufzubereiten. Damit wollte ich vor allem herausfinden, ob Print bei jungen Lesern überhaupt noch eine Zukunft hat oder schon längst auf dem Abstellgleis gelandet ist. Das Ergebnis dürfte einige Leser überraschen: Die jungen Leute (Frage 27) wussten zahlreiche Vorteile von Print zu nennen, einige davon durchaus überzeugend.
Am häufigsten (23 Stimmen) lobten die Teilnehmer den hohen Lesekomfort von gedruckten Zeitungen und Zeitschriften. „augenfreundlich„, „angenehmer auf Papier zu lesen“ und „anderes Lesegefühl“ sind nur drei der zahlreichen redundanten Formulierungen.
18 Teilnehmer gaben zudem die Haptik als Vorteil von Print an. Ob „Man hat was in der Hand“ oder „das Gefühl, Papier in der Hand zu halten“ – viele junge Leser mögen anscheinend das Gefühl, Papier in der Hand zu halten.
An dritter Stelle stehen die Pluspunkte Mobilität und Flexibilität. Das Überraschende dabei: Auch bei Online wurde die Mobilität sehr häufig als Vorteil genannt. Während die Teilnehmer an den Zeitungen und Zeitschriften schätzen, dass man sie lesen kann „wo man will“ und sie auf Reisen „überall verfügbar“ sind, führten sie die „mobile Verfügbarkeit“ als großes Plus von Online-Medien an – sofern man ein Smartphone oder dergleichen besitzt.
Printmedien sind unabhängig und unkompliziert (14 Stimmen), umfangreich und selektiert (11 Stimmen) und haben ein positives Image (10 Stimmen). Des Weiteren sind sie leicht archivierbar (6 Stimmen), gemütlich (5 Stimmen) und liefern Hintergründe (5 Stimmen). Weitere Vorteile könnt ihr der Tabelle entnehmen:
Der Fairness halber haben wir in unserer Online-Befragung auch nach den Vor- und Nachteilen von Online gefragt. Das Ergebnis zeigt vor allem eins: Die größten Vorteile des Internets sind zugleich die größten Nachteile von Print. Aktualität, Kosten und Format sind drei Bereiche, in denen Online entscheidend punkten kann.
Umgekehrt finden sich auch die Nachteile von Online in den Vorteilen von Print wieder: Online sei ungenau und übereilt, unseriös, schnelllebig und schlechter lesbar. Und siehe da: Bei Print finden sich die Vorteile Hintergrundinformationen, Gemütlichkeit, gutes Image (seriös!), Beständigkeit und zu guter Letzt der hohe Lesekomfort. Print und Online scheinen sich demnach prima zu ergänzen – ähnlich wie Radio und Fernsehen oder Kino und Fernsehen. Die Mischung macht’s – oder?
Seid ihr überrascht? Wenn ja, worüber? Was sind für euch die schwerwiegendsten Argumente für oder gegen Print? Lest ihr selbst Printmedien? Und wie viel Zeit gebt ihr ihnen noch? Fragen über Fragen… ich bin gespannt auf eure Antworten!
Ein Randdetail in Sachen Zahlen: Die Teilnehmer nannten 30 Argumente für gedruckte Medien (144 Stimmen) und 20 Argumente gegen gedruckte Medien (54 Stimmen). Nachrichtenseiten kamen auf 25 Vorteile (158 Stimmen) und 21 Nachteile (55 Stimmen). Die Verteilung von Vor- und Nachteilen ist somit sehr ausgewogen.
David Decker meint
Die Ergebnisse überraschen mich gar nicht :)
Schon zur Buchmesse (!) 1996 in Frankfurt/M. wurde das Buch totgesagt, es lebe die CD (-ROM) oder so ähnlich… Da wirkt heute fast schon lächerlich… Natürlich hat sich auf und mit dem Buchmarkt einiges verändert, aber das liegt sicher nicht am Klassiker Buch an sich. Da geht es um Verlage, viel Geld, Rechte-Schacherei usw.
Einiges von dem ist auch auf die Diskussion Print vs. Online zu übertragen: Print totzusagen zeugt von Kurzsichtigkeit, genauso wie Online zu schnell zu überhöhen… Auch hier haben wir Großkampfgebiete um Schlafmützen (vor 5 Jahren vielleicht mal das Internet „entdeckt“…), ähnliche Verwertungsrechte-Schacherei, Kampf mit den öff.-rechtl. Sendern und Giganten wie Google, viel Geld usw.