Neulich haben JUICED-Redakteur Manu und ich in Skype über unsere Seite philosophiert. Was wir besser machen könnten, ob wir Facebook nutzen sollten und wohin wir mit JUICED eigentlich wollen. Eine lockere Brainstorm-Session ohne bestimmtes Ziel, einfach mal treiben lassen und schauen, was passiert – das ist häufig pure Zeitverschwendung, war diesmal aber durchaus lohnenswert.
Ein Gedanke, der uns beim reflektierenden Gespräch wichtig wurde: Wir wollen auch in Zukunft nicht Klickzahlen vor inhaltlicher Qualität stellen. Wir wollen uns nicht vordergründig an messbaren Werten orientieren und von Zahlen getrieben sein. Stattdessen wollen wir Artikel veröffentlichen, die überraschen, begeistern, berühren – und gerne auch mal herausfordern. Denn alles andere bringt keinen wirklichen Mehrwert mit sich und kratzt nur an der Oberfläche. Kurzum: JUICED soll nicht austauschbar, sondern einzigartig sein. Und das geht nur mit der notwendigen Substanz.
So viel zum Idealismus. Doch eigentlich ist das mehr als nur schöngeredeter Idealismus, sondern ein Stück weit auch Realismus. Die Realität sieht zwar einerseits so aus, dass wir aufgrund unserer Einstellung weniger Besucher als möglich haben (u.a. durch Verzicht auf eine Facebook-Fanpage) und weniger Geld verdienen als möglich wäre (u.a. durch Verzicht auf Sponsored Posts). Andererseits sieht die Realität auch so aus, dass es JUICED trotzdem schon seit über sechs Jahren gibt. Und das will in unserer schnelllebigen Zeit durchaus etwas heißen.
Um aber mal ein wenig Butter bei die Fische zu geben, möchte ich gerne offen eingestehen: JUICED mag zwar tolle Inhalte haben – aber sowohl Marketing als auch Vertrieb sind größtenteils für den Arsch.
Wenn du tolle Inhalte verkaufen willst, kannst du dir Werte, Haltung und Ideale nicht nur bedingt leisten. Manche würden widersprechen und sagen, dass genau das Gegenteil der Fall sei. Das mag vielleicht bei Fruchtsaftgetränken wie den Smoothies von True Fruits gelten (Btw: sehr sympathisch, die Macher und sehr lecker, das Getränk!). Im Journalismus jedoch gilt das nicht nur bedingt.
Ein Ringkampf mit mir selbst
Womit ich immer wieder ringe: Ob JUICED auf Facebook sein sollte oder nicht. Wenn es nach mir ginge, würde JUICED niemals auf Facebook sein. Aber sowohl Redakteure als auch Leser fragen immer wieder danach. Ich will nicht, dass der Wert unserer Seite über Likes und die Anzahl der Facebook-Fans definiert wird. Klar würde JUICED davon profitieren – aber Facebook noch mehr. (Das ist ein ähnliches Prinzip wie bei Amazons Partnerprogramm.) Auf der anderen Seite will ich aber, dass unsere Artikel auch von möglichst vielen Menschen gelesen werden. Und das ist mir eigentlich wichtiger. Ein Dilemma.
Das bringt mich auch zum nächsten Punkt, Sponsored Posts. Um JUICED weiterzumachen und verbessern zu können, brauchen wir früher oder später auch entsprechende Einnahmen. Sponsored Posts, also bezahlte Werbeartikel, wären hier leicht verdientes Geld. Aber ich will nicht ausnutzen, dass viele Leser diese Sponsored Posts für redaktionelle Inhalte halten und die Werbeindustrie dadurch unser Konsumverhalten immer stärker beeinflusst. Auf der anderen Seite könnten wir das Geld reinvestieren und weiter wachsen. Geld, das uns derzeit nicht zur Verfügung steht.
Doch auch wenn ich keine Lösung für die aktuelle Situation habe und nicht genau weiß, wohin die Reise mit JUICED gehen wird, werden wir weiterhin unser Bestes geben und die Artikel veröffentlich, die uns auf dem Herzen liegen und von denen wir ausgehen, dass sie euch auch interessieren – oder im besten Fall eben überraschen, begeistern, berühren und herausfordern.
Mein Zwischenfazit an dieser Stelle: In JUICED stecken wahnsinnig viel Arbeit und Zeit. Und das sieht man der Seite hoffentlich auch an. Man könnte uns also mehr Schein als Sein unterstellen, da JUICED ja größer aussieht, als es quantitativ gesehen ist. Andererseits jedoch könnte man sagen, dass bei JUICED mehr Sein als Schein vorhanden ist, da wir eben über mehr Qualität als Quantität verfügen.
(Es ist übrigens auch eine wichtige Erkenntnis, dass sich Qualität von alleine nicht automatisch durchsetzt und zu mehr Quantität führt. Aber das nur am Rande.)
Wir reisen für euch nach Hannover, um aus eigener Hand über die Podiumsdiskussion zum fünften Todestag von Robert Enke zu berichten. Fahrtkosten und Übernachtung bezahlen wir aus eigener Tasche. Warum? Weil wir besser werden wollen und noch bessere Inhalte liefern wollen. Wir wollen eigene Themen bringen, selbst recherchieren, rausgehen und vor Ort sein. Nicht nur Online-Journalismus à la Copy und Paste garniert mit einem Schuss Google Recherche.
Wir bilden uns sogar weiter und nehmen zu dritt an einem Multimedia-Workshop teil, um euch dieses Video präsentieren zu können – das am Ende nicht einmal 1.000 Leute angeschaut haben (von denen wiederum vermutlich die Hälfte das Video, in dem dreieinhalb Tage Arbeit stecken, nicht einmal zu Ende geschaut hat). Wir führen Interviews mit Professoren, Unternehmern und Komponisten, um euch exklusive Inhalte präsentieren zu können, die es sonst nirgends gibt. Wir machen das, weil wir Freude daran haben und es lieben, mit euch ins Gespräch zu kommen. Vor allem aber stecken wir Unmengen an Zeit in JUICED, damit die Seite zu dem werden konnte, was sie heute ist.
Ja, Marketing und Vertrieb haben wir uns notiert und werden wir uns Gedanken dazu machen. Aber wir wollen dabei niemals die Leser, euch, aus den Augen verlieren.
Wir haben noch maximal 50 Jahre, wie Unternehmer André Hintsches im Interview treffenderweise sagte: „Ich möchte es einfach gewagt haben. Ich möchte nicht mit 60, 70, 80 Jahren in einem Altenheim sitzen und sagen: Ach hätte ich doch. Warum habe ich nicht?“ Genau das treibt uns an, genau deshalb tun wir uns das an – und freuen uns sogar darüber.
Was uns interessieren würde: Würdet ihr den Aufmerksamkeitskampf um die Facebook-Fans beginnen? Seht ihr Sponsored Posts als problematisch an? Wir freuen uns über eure Anmerkungen!
Cheers,
Euer Daniel und das JUICED-Team
PS: Wenn hier ein paar Marketing- oder Vertriebsexperten dabei sind, die wertvolle Tipps für uns haben: Gerne per Kommentar, E-Mail, Telefon, Skype (per Kontaktformular anfragen!) oder bei einer guten Tasse Kaffee oder Tee. Auch wenn wir so manche Fehler gemacht haben – wir sind wenigstens nicht beratungsresistent.
pEtEr meint
hey Daniel,
Einiges von dem was du über deine/eure Gedanken und Diskussionen schreibst kommt mir sehr, sehr bekannt vor. ^^
Lass mich dir aus eigener Erfahrung zwei Sachen sagen:
1. du musst die Leser dort abholen wo sie sind!
Viele unserer Leser sind auf Facebook aktiv, andere auf Twitter. Dann gibt es ganz viele Leute auf Tumbler, Instagram oder g+. Die jüngeren chatten auf whatsapp oder sonst wo. Es spricht Imho NICHTS dagegen dort eigene Accounts zu haben um die User auf die eigene Seite „zu locken“. Gerade weil ihr viel Qualität anstatt Bloggerzeug macht solltet ihr darauf überall aufmerksam machen.
Kommt morgen MySpace zurück oder setzt sich ello durch: wir blogrebellen werden dort sein!
2. Geld mit dem verdienen zu wollen, was man gerne, hingebungsvoll macht und worin man viel (Frei)Zeit investiert ist NICHTS verwerfliches!
Ich habe seit über einem halben Jahr keinen abblocker mehr, möchte damit, dass ich banner und Video-Werbung zulasse Inhalteersteller bewusst unterstützen. (Habe dazu auch einen Beitrag geschrieben)
Spndored Posts? Nur zu! Diese Werbeform ist rentabel und wenn ihr, wovon ich ausgehe, diese auch erkennbar und wie nach deutschem Recht vorgeschrieben kennzeichnet, werden euch, bis auf die 2-3 Trolle die es immer gibt, niemand anpissen.
Macht Lärm, macht auf euch aufmerksam und seid selbstbewusst genug eure „Leistung“ auch zu vermarkten.
:)
noch ein Markus meint
kurz was dazu:
1. was ist dieses facebook?
2. das „Damit muss ich leben“ Video habe ich mir schon ganz angesehen, gerade noch einmal, und kann mir halbwegs vorstellen wie viel Arbeit das war.
3. ich finde es nach wie vor spannend wie ihr euch entwickelt.
4.ich habe noch 2 Original – erste – Print – Ausgaben, kann ich damit was Gutes tun? meistbietend versteigern?
5. ‚Sponsored Posts‘ fände ich OK, WENN sie denn klar als solches gekennzeichnet sind.
6. Juiced gibt es nun wirklich schon wesentlich länger wie 6 Jahre! (und das ist gut so) :)
Torsten meint
schnell schreiben, bevor ich wieder erst in einer Woche den Artikel lese ;)
Ich sehe das ähnlich wie Markus (beide).
zu Facebook) es spricht doch nun wirklich nix dagegen, dort einen Account zu haben und auf die Artikel hier zu verlinken. Oder was genau soll dieser Account machen? Den Artikel komplett unter Facebook publizieren? Die Kommentare werden zwar sicherlich mehr zerfasern, aber damit wirst du wohl leben müssen. Ich stelle mir das persönlich so wie mit deinem Twitteraccount vor. Und daran sehe ich nix unpraktisches.
gesponsorte Beiträge) absolut ok, wenn sie vernünftig (am Anfang) gekennzeichnet sind. Jeder kann dann entscheiden, wie er damit umgehen will. Find ich absolut akzeptabel und nix verwerfliches dran
Also, ab zur nächsten Redaktionssitzung ;)
P.S. mich würde ja mal interessieren, wie eure Dienste bisher in Anspruch genommen wurden. Ich finde leider grade den Artikel nicht dazu, aber so einen Folgeartikel wär in diesem Zusammenhang bestimmt interessant (nur, wenn er euch nicht zu sehr runterzieht ;) )