Nirvana: Die wahre Geschichte – It’s all about Kurt Cobain
Eines vorab: Dieser Artikel soll keiner von diesen denkwürdigen, allumfassenden Rundumschlägen zum 20. Todestag von Kurt Cobain werden. Spätestens am 5. April dürften die Medien voll davon sein. Denn dann jährt sich Kurt Cobains Todestag zum 20. Mal. Happy Deathday, Kurt Cobain!

Um das Phänomen Kurt Cobain zu verstehen, muss man mehr als nur ein paar Artikel lesen. Ein erster Schritt wäre es, sich das Buch „Nirvana: Die wahre Geschichte“ von Everett True reinzuziehen. 677 Seiten geballte Nirvana-Power – mehr über die legendäre Band geht nicht. Genau das habe ich in den vergangenen Monaten getan.1 Und dabei was gelernt? Nichts.
Na gut, „Nichts“ ist vermutlich nicht ganz richtig. Aber was ziehe ich heute, einige Wochen nachdem ich das Buch fertig gelesen habe, aus den 677 Seiten? Richtig, nichts. Obwohl ich das Ganze mehr oder weniger interessiert gelesen habe, hat sich nichts in meinem Gehirn eingebrannt, nur wenig ist hängen geblieben. Man könnte es daher auch so formulieren: Das Buch „Nirvana: Die wahre Geschichte“ war eines der drei dicksten Bücher, das ich je gelesen habe – und zugleich eine der größten Zeitverschwendungen in meinem Leben.
Harte Worte. Aber irgendwie passt es auch sehr gut zu Kurt Cobains Leben. Ich betrachte es ein Stück weit als „verschwendet“. Denn er hatte so viel Potenzial, unglaublich viel Talent. Und er hat es auf der Erfolgsleiter weit gebracht. Aber am Ende ist er jemand geworden, der er nicht sein wollte – und hat seinem Leben ein jähes Ende gesetzt. Klar, der Kult um Kurt Cobain wurde dadurch nur noch größer – getreu dem Motto „Nur die Besten sterben jung“. Legendenbildung und so weiter. So ein Quatsch.
Das einzige, worüber ich einige Tage lang gegrübelt habe, war die Schuld-Frage. Wer war an seinem Tod Schuld? Er selbst? Seine verrückte, manipulative Frau Courtney Love? Seine Plattenfirma? Der Kommerz, der Mainstream? Waren es die äußeren Umstände, wie man so schön zu sagen pflegt? Oder seine eigenen Fehlentscheidungen? Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Man könnte viel spekulieren, aber was bringt das jetzt? Nichts.
Und nun? Keine Ahnung. An manchen Stellen des mittelmäßig geschriebenen Buchs habe ich Kurt Cobain ein wenig bewundert. An anderen Stellen zutiefst verabscheut. Aber hätte ich so viel anders gehandelt, wenn ich in seiner Haut gesteckt hätte? Wer weiß das schon. Gerne hätte ich mal ein Interview mit diesem Musiker gemacht, der im Grunde als Synonym für Nirvana verstanden werden kann. Oder wer kennt schon die Namen der anderen beiden Bandmitglieder? Und die Namen der ersten beiden Drummer? Nur eingefleischte Fans.
Für eben diese Fans mag das Buch „Nirvana: Die wahre Geschichte“ sehr spannend sein. Everett True listet wirklich jede Band auf, die irgendwie in Berührung mit Nirvana stand. Und das waren enorm viele, die meisten davon für mich völlig unbekannt. Zugegeben: Ich bin kein Musikexperte, mir ging es lediglich darum, mehr über die Person(en) hinter Nirvana zu erfahren und diesen Kult besser zu verstehen. Daher habe ich mich an vielen Stellen des Buchs gelangweilt und schwanke im Falle einer Bewertung zwischen eins und drei von fünf Sternen.
Mein Fazit? Wer Kurt Cobain verstehen will, muss vermutlich dabei gewesen sein, aus dem Musikbusiness kommen. Oder Musikjournalist und Hardcore-Fan wie Everett True sein. Alle anderen bekommen nur seltsam verdrehte Halbwahrheiten über eine Band und einen Musiker aufgetischt, die vor keinem Gericht der Welt Bestand hätten.
Aber vermutlich geht es darum gar nicht mehr. Es geht um seinen Konflikt zwischen Indie und Kommerz, zwischen Punk und Metal, zwischen Gelingen und Erfolg. Sein Kampf gegen den Mainstream, gegen das System und… gegen sich selbst. Ein Kampf, den viele von uns sehr gut nachvollziehen können, aber nur wenige von uns selbst kämpfen. Daher ist Kurt Cobain für viele Menschen ein Held, weil er diesen Kampf bis zum bitteren Ende gekämpft hat. Für mich ist er ein introvertierter, sensibler junger Mann gewesen, der eigentlich nur gute Musik machen wollte. Nicht mehr und nicht weniger.
- Das Kuriose dabei: Dieses Buch war eigentlich überhaupt nicht geplant. Aber als ich es für fünf Euro beim Hugendubel in München sah, konnte ich einfach nicht widerstehen. Die ideale Gelegenheit, um mich einmal näher mit dem Phänomen rund um Kurt Cobain zu befassen. ↵
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