Aida war mal sehr hübsch. Auf der Straße sagen das alle. „Wenn du nicht das Loch in ihrem Hals beachtest, den Schlauch, der aus ihrem Magen kommt, und ihr in die Augen schaust, kannst du immer noch ihre Schönheit sehen. Früher ging sie die Straße entlang, hielt ihren vierjährigen Sohn an der Hand. Dann fing sie an Drogen zu nehmen und verlor alles.“
Aida konnte nicht reden, aber sie gab mir zu verstehen, dass sie Geld wollte. Das Krankenhausbändchen, das noch an ihrem Armgelenk war, verriet Details. In ein Pflegeheim zugelassen vor zwei Wochen, geboren vor 40 Jahren.
„Sie macht das standing. Sie verlässt das Krankenhaus, nimmt zwei oder drei Tage lang Drogen, bricht dann zusammen und wir rufen die Ambulanz. Mach dir nicht die Mühe jetzt anzurufen. Sie wird nicht gehen.“
Ich machte ein Bild von ihr. Sie bestand darauf und ihre Freunde auch. Ich wollte es nicht tun. Nikki, ihre jahrelange Freundin, sagte: „Menschen müssen das sehen. Sie müssen sehen, wie furchtbar unser Leben ist.”
Ich umarmte Aida. Mit meinen Händen berührte ich ihren nassen, zerbrechlichen Körper. Ihre Geruch – der Geruch von verfaultem Fleisch – überwältigte mich. Ich ging hinter mein Auto und erbrach. Dann weinte ich.
Aida ist immer noch schön.
Dieses Bild und der Text sind Teil der Fotoserie “Faces of addiction” des Fotografen Chris Arnade. Du kannst ihm auf Twitter (@Chris_arnade) oder auf Facebook (Chris Arnade Photography) folgen.
Bild: © Chris Arnade – Used with permission
Dies ist unser letzter Beitrag der Serie “Faces of Addiction”. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Chris Arnade für die Erlaubnis, seine Bilder und Gedanken über die Drogensüchtigen hier auf JUICED zu veröffentlichen. Vielen Dank auch für euer positives Feedback, liebe Leser.
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