Ich traf Carmela gestern, um ihr das Bild zu zeigen, dass ich letztes Mal von ihr genommen hatte und einiges aufzuschreiben. Wir redeten eine Stunde lang.
„Ich bin mehr als nur eine nackte Prostituierte, die Crack raucht. Vielleicht sieht es so aus, als würde ich mich wohlfühlen das zu sein, aber das tue ich nicht.“
„Ich hasse, was ich tue. Ich fühle mich schuldig und bin beschämt, weil ich hier draußen anschaffen gehe. Ich werde sauber und komme trotzdem irgendwie wieder zurück. Es ist das einzige, was ich kenne, der einzige Ort, an dem ich Macht habe.“
„Heute bin ich wieder die Straße runter gelaufen. Da war dieser neunjährige Junge, der mit dem Ball spielte und dann anfing mir zu folgen. Ich drehte mich um und er drehte sich um. Er ist mir gefolgt, weil ich zum Verkauf angeboten werde. Ich habe mich schrecklich gefühlt. Würde ich wollen, dass mein Junge einer Prostituierten hinterher läuft?“
„Dann zwei Stunden später überquerte ich die Straßen mit Essen von Bodega. Zwei ältere Frauen haben mich beobachtet. Eine sagte zur anderen: ‚Sie sollte sich für sich selbst schämen.‘ Das tat ich.“
„Weißt du, was ich immer sein wollte? Ein Spießer. Das Kind, das alles richtig macht und Eltern hat, die es umarmen und ihm sagen, wie sehr sie es lieben.“
„Liebe? Hier draußen gibt es keine Liebe. Menschen wollen, was sie von dir kriegen können und dann schmeißen sie dich weg. Ich habe aufgehört nach Liebe zu suchen.“
„Hier ist ein Gedicht, das ich geschrieben habe. Kannst du es bitte posten?“
Mach dir keine Sorgen.
Mach dir keine Sorgen, wenn du mich weinen hörst.
Ich lasse nur die innere Frustration raus.
Mach dir keine Sorgen, wenn du mich schreien hörst: „Geh zur Hölle“
Ich bin einfach nur müde davon, dass er sagt: „Du erzählst es besser niemandem.“
Mach dir keine Sorgen, wenn ich müde und schwach aussehe
Meine Fußsohlen sind einfach erschöpft davon, auf der Straße anschaffen zu gehen.
Mach dir keine Sorgen um mich,
denn ich bin ein Überlebenskünstler
Ich werde immer essen.
Dieses Bild und der Text sind Teil der Fotoserie “Faces of addiction” des Fotografen Chris Arnade. Du kannst ihm auf Twitter (@Chris_arnade) oder auf Facebook (Chris Arnade Photography) folgen.
Bild: © Chris Arnade – Used with permission
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