Oder: Wieso Neon dank Ingo Mocek ein Stück an Glaubwürdigkeit verloren hat.
Erst vor wenigen Tagen hat sich das Magazin Neon von Redakteur Ingo Mocek getrennt, weil dieser mindestens fünf Interviews mit bekannten Popstars fälschte. Erst eine Anfrage des Managements der Sängerin Beyonce zu einem Interview in der Januarausgabe 2010 (Original hier) sorgte dafür, dass die Sache aufflog.
Abgesehen davon, dass sich ein Magazin selbst nicht von Mitarbeitern trennen kann (wo kämen wir denn da hin?!), finde ich diese Information des Postillons doch sehr erschreckend. Gefälschte Interviews sind sicher keine Seltenheit, doch in diesem Fall trifft mich das persönlich. Denn: Ich hatte das Interview damals gelesen und fand es zwar auch seltsam, aber eher im Sinne von unterhaltsam. Zweimal musste ich laut lachen, und das kommt bei Interviews nicht oft vor. Von der Fälschung an sich hatte ich nichts gemerkt, wobei ich zugegeben kein geübter Neon-Leser bin und boulevardeske Interviews mit Celebrities kaum kenne. Und mal ehrlich: Wer von uns erwartet bei Beyoncé als Interviewpartner intelligente Fragen oder gar intelligente Antworten?!
Das Fake-Interview ist nach wie vor auf tagesanzeiger.ch online und unter diesem Aspekt sicher nicht uninteressant für alle, die wissen wollen, wie sich solche Interviews lesen. Hier meine persönlichen Höhepunkte:
Frage: Frau Knowles, wissen Sie eigentlich noch, was ein Päckchen Butter kostet?
Beyoncé Knowles: Butter ist in meinem Leben nicht unbedingt von zentraler Bedeutung.(…)
Beyoncé Knowles: Im Übrigen gehen Sie von völlig falschen Annahmen aus. Sie sollten Nachhilfeunterricht nehmen.
Frage: Nachhilfeunterricht?
Beyoncé Knowles: Sie fragen mich, wie viel ein Päckchen Butter kostet. Gleich wollen Sie bestimmt wissen, was der Durchschnittsverdienst eines Amerikaners ist. Ich kenne diese Fragen. Seit ich sieben bin, mache ich Interviewtraining – das gehört zu meinem Beruf dazu wie Tanzunterricht. Wenn ich Ihre Testfragen beantworten kann, zeigt das angeblich, dass ich mitten im Leben stehe. Dabei ist Ihr Test ein grosser Quatsch.(…)
Frage: Barack Obama gut zu finden, ist nicht gerade eine politische Ansicht, wenn Sie uns diese letzte böse Bemerkung erlauben.
Beyoncé Knowles: Das ist richtig. Manchmal kommt es mir so vor, als würde mein Herz so schlagen: work, work, work. Daraus entsteht, ehrlich gesagt, eine gewisse Meinungslosigkeit. In Interviews werde ich oft nach meinen politischen Ansichten gefragt, ob ich von meinem Präsidenten enttäuscht sei und was ich von feministischen Themen halte. Ich antworte dann immer so, wie ich es gelernt habe, höflich und unbestimmt. Aber eigentlich habe ich zu vielen Dingen überhaupt keine Meinung. Warum sollte ich auch? Sie führen ja auch kein Interview mit einem Philosophen darüber, was er von Prada hält.
Hand aufs Herz: Hättet ihr es erkannt?
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