„Fastenzeit einmal anders“ – Das habe ich mir gedacht, als ich mein Twitter-Experiment am Aschermittwoch startete. Sieben Wochen twittern. Dazu muss man wissen, dass ich ein äußerst kritischer Mensch bin. Dennoch ging ich ohne Vorurteile diese Herausforderung an.
Fastenzeit einmal anders bzw. das Twitter-Experiment beginnt. Und dann mit dem Knaller #gerchi
— StefanA (@st_ahl) March 5, 2014

Die ersten Tage waren geprägt von Tatendrang, es wurde gezwitschert, was das Zeug hielt. Es gab auch genügend Anlässe. Fußballspiele, verschwundene Flugzeuge oder virale Videos, die das Netz unsicher machten, boten genügend Diskussionsstoff und Möglichkeiten, sich zu äußern. Doch mit der Zeit fiel es mir zunehmend schwerer, sinnvolle Beiträge zu veröffentlichen. Ich halte nicht viel davon, alle Welt wissen zu lassen, was in meinem Kopf vorgeht und sehe es auch nicht als notwendig an, zu jedem Unsinn meinen Senf dazuzugeben. Und davon gibt es im großen weiten Internet nun einmal genügend. Das liegt nicht grundsätzlich an Twitter, ich verfolge diese Strategie ebenso bei Facebook. Es ist ja bekannt, wie nervig ständige Kommentare oder Posts sind.
So ließ also die anfängliche Euphorie immer mehr nach, ich spulte nur noch mein Pensum ab, ohne Herz, ohne Leidenschaft, weil ich einfach wenig Sinn darin sah, irgendwelche klugen Sprüche von mir zu geben. Ich habe den Verdacht, dass Twitter wohl doch eher ein Netzwerk für Menschen ist, die sich irgendwie Gehör verschaffen wollen, die sich für wichtig halten und das der Welt auch mitteilen müssen. Falls ich dies wollen würde, könnte ich das auch bei Facebook tun. Mit dem Unterschied, dass ich in dem dunkelblauen Netzwerk wenigstens noch die Option habe, deutlich intensiver in Kontakt mit anderen Menschen zu treten. Demnach fehlt mir bei Twitter definitiv der Mehrwert.
Positiv sollte aber dennoch herausgestellt werden, dass das parallele Verfolgen von eher mäßig unterhaltsamen Fernsehshows in Kombination mit Twitter doch zu amüsanten Momenten führen kann. Als Beispiel sei der deutsche Vorentscheid zum ESC genannt. Außerdem ließ sich mit größter Sicherheit der Gewinner vorhersagen, zuverlässiger als in jeder offiziellen Meinungsumfrage.
Fazit: Es mag daran liegen, dass ich in der relativ kurzen Zeit mit Sicherheit nicht die gesamte Bandbreite von Twitter kennenlernen konnte, vielleicht auch an meinem weniger stark ausgeprägten Drang, mich der Welt mitzuteilen. Doch das ändert nichts an dem harschen Urteil, das ich fällen muss. Das Netzwerk erscheint mir als eine Plattform von Narzissten, die ein unheimliches Bedürfnis danach haben, sich zu äußern und sich wichtig zu tun – Menschen, die hier beruflich aktiv sein müssen, schließe ich dabei erstmal nicht mit ein. Darüber hinaus fehlt der Mehrwert gegenüber anderen sozialen Medien und mit Übersichtlichkeit kann Twitter bei mir auch nicht punkten. Ich werde Twitter nicht verlassen, für den Fall, dass das Fernsehen mal nichts Spannendes zu bieten hat, und vielleicht lerne ich das Netzwerk auch erst mit etwas Abstand zu schätzen, sodass es irgendwann doch wieder heißt: Flieg, Vögelchen, flieg!
Liebes #Twitter, ich hab nichts gegen dich, aber eine tiefe Beziehung werden wir wohl nicht führen. Vlt. sieht man sich ja auf nen #Kaffee.
— StefanA (@st_ahl) April 22, 2014
Hi Stefan,
erstmal: Witzige Idee! Als absoluter Twitter-Fan finde ich es aber natürlich schade, dass dir der blaue Vogel so unsympathisch ist. Ich empfinde Twitter allerdings gar nicht als Narzissten-Platzform. Vielleicht hast du ja einfach den falschen Leuten gefolgt?
Neben dem Vorteil, dass es langweilige Fernsehsendungen aufpeppt, mag ich an Twitter, die unschlagbare Schnelligkeit. Egal, was in der Welt passiert, bri Twitter steht es zuerst. Wer den richtigen Leuten folgt, dem entgeht mit Hinblick auf „sein“ Thema (Sport, Medien…) nichts.
Vielleich versuchst du es ja noch mal. Ich kann es nur empfehlen!
Ja, es ist natürlich im Bereich des Möglichen, dass ich den falschen Leuten gefolgt bin, vielleicht waren die paar Wochen zu kurz, die richtigen herauszufiltern.
Schnelligkeit kann man zwar als Argument gelten lassen, muss man meiner Meinung nach aber nicht. Ich frage mich, ob wirklich immer alles schnell, schnell, schnell gehen muss. Wo ist der Vorteil? Es stresst nur unnötig und setzt unter Druck. Man hat ja vor ein paar Wochen gesehen, dass diese Schnelligkeit auch nach hinten losgehen kann, als ein vermeintlicher Flugzeugabsturz gemeldet wurde, sich später herausstellte, dass es einfach ein Schiff war, dass sich auf dem Wasser befand.