Ob Hailiebhaber oder Rollenspielfreund: in Deutschland finden wir problemlos Gleichgesinnte und für jedes Hobby einen passenden Verein. Das neue Magazin Evau beleuchtet ungewöhnliche und beachtenswerte Vereine – aber von manchen sollte man besser die Finger lassen.
Gut, dass Peter Mackowiacks Vater geraucht hat. So waren immer genügend Streichhölzer im Haus. Wer weiß, ob der Sohnemann und sein ungewöhnliches Hobby sonst jemals zueinander gefunden hätten. Mackowiack hat sich in die Streichholzschachteln verliebt, denn damals, in den Sechzigerjahren, waren sie noch richtige Kunstwerke. Seitdem grast er die ganze Welt nach den kleinen Kartons ab und hat dabei so manchen Schatz gehoben. Elefanten, Skilifte oder Flugzeuge zieren die Schachteln, andere sind mit Weisheiten bedruckt wie: „Fahre sicher, trinke Milch“. Manche der Zündhölzer sind wasserfest, andere brennen angeblich fünf Minuten lang. Besonders schick: die aufwändig bemalten Hölzer aus Frankreich, die aussehen wie kleine Bierflaschen.
Das neue Magazin Evau sucht und findet Leute wie Peter Mackowiack, Leute mit einer ungewöhnlichen Passion, Leute mit Leidenschaft fürs Alltägliche, für die kleinen Freuden des Lebens. 90 Seiten über Vereine, Hobbys und Ehrenamt, über Blasmusiker, Naturfreunde und Science-Fiction-Fans. Dass der Deutsche ein Vereinsmeier ist, wissen wir schließlich spätestens seit Hausmeister Krause: Alles für den Dackel, alles für den Klub.
Wer sich einem Verein anschließen will, findet in der ersten Ausgabe von Evau einige Vorschläge jenseits von Geflügelzüchtern und Karneval. Beim Tübinger Rollenspielverein etwa kann man bei einem Teller Spaghetti Bolognese Schwerter schwingen, Bestien töten und sich mit Zwergen streiten („Bei Dondras Amboss! Ihr Traumritter gebt keine guten Gefährten ab.“). Auch die Blaskapelle Harmonie Neubiberg freut sich immer über Nachwuchs. Wobei Adolf, der Älteste im Bunde, auch erst mit 60 erstmals eine Klarinette in die Hand genommen. Und wem das immer noch zu langweilig ist, der kann ja mal was Neues ausprobieren und Gerhard Wegners Haischutzverein beitreten.
Über 600.000 Vereine gibt es in der Bundesrepublik. Eine stolze Zahl, Tendenz steigend. Wem das immer noch nicht genügt, dem steht natürlich frei, einen eigenen zu gründen. Auch dafür finden sich in Evau einige Tipps. Dass man mindestens sieben Mitglieder braucht, zum Beispiel. Und ein Bankkonto. Und einen Vorstand. Und einen „nicht gewinnorientierten Vereinszweck“. Gar nicht so einfach. Gerade diese kleinen Zusatzinfos sind es, die Evau interessant machen. Ob das ein dauerhaftes Geschäftsmodell sein kann, oder ob dem Otto-Normal-Leser ein einmaliger Ausflug in die Welt der Vereine genügt, muss das Magazin mit seinen nächsten Ausgaben beweisen.
Und auch nicht jeder vorgestellte Verein regt zum Nachahmen an. Manche sind so skurril, dass man doch lieber beim vertrauten Fußball bleibt. Das Netzwerk Rauchen zum Beispiel, das Evau auf den hinteren Seiten vorstellt, ist so ein Fall. Der Bundesvorsitzende Michael Löb kämpft dafür, das Rauchen in Restaurants in Kneipen wieder zu legalisieren. Tabak sei „ein natürliches Antidepressivum“, ist er überzeugt. Und das Rauchen werde doch nur zurückgedrängt, damit sich die Pharmaindustrie mit Rauchentwöhnungsprodukten und Psychopharmaka „dumm und dämlich“ verdienen könne.
Nun ja. Andererseits: Wer weiß, was ohne das Rauchen aus Peter Mackowiack geworden wäre.
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