Als der umstrittene Rapper Bushido im November den Bambi für Integration verliehen bekam, mehrten sich die kritischen Stimmen. Peter Maffay hielt als Einziger offen zu ihm. Jetzt hat auch der die Zusammenarbeit mit Bushido beendet.
“Ob ich den Preis verdient habe? Man weiß es nicht”, sagte Bushido bei der Verleihung des Bambis für Integration am 11. November. Der Burda-Verlag findet ja, denn Bushido sei jemand aus schwierigen Verhältnissen, der “es geschafft habe.” Doch das kann man so nicht stehen lassen.
Reich ist er zwar geworden, doch dafür, dass Bushido eine deutsche Mutter hat und in Deutschland aufwuchs, ist er erstaunlich schlecht integriert. Zu seinem prügelnden tunesischen Vater hatte er nach der Trennung der Eltern kaum Kontakt. Er ist unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz vorbestraft. Seinen Erfolg verdankt er provokanten Texten und Urheberrechtsverletzungen. Wenn dieser Bushido es also geschafft haben soll, dann ist das ein Schlag ins Gesicht für jeden Immigranten, der erst deutsch lernen musste, jeden Deutschen mit Migrationshintergrund, der hart und ehrlich arbeitet und das Gesetz achtet, jeden Deutschen, der sich gegen Fremdenhass und für mehr Akzeptanz einsetzt.
“Der Weg ist das Ziel”, sagte Peter Maffay in seinem Laudatio auf Bushido. Doch der Weg, den Bushido ging, ist keiner, auf den er stolz sein kann. “Ich bin 33 Jahre und ich werde heute ganz bestimmt nicht mehr das sagen, was ich vor zehn Jahren gesagt habe“, erklärte Bushido. Doch explizit hat er sich von kritischen Aussagen nie distanziert oder sie zurückgenommen. Die kritischen Textpassagen liegen auch nicht zehn Jahre zurück. So machte er sich 2006 in seinem Lied “Eine Nummer für sich” über Entführungsopfer lustig. Mit Zeilen wie „Ich sperr dich ein wie Natascha Kampusch“ zeigt er, dass sich an seiner geschmacklosen Einstellung nichts geändert hat.
Ganz abgesehen davon, ob Bushido selbst gut integriert ist, stellt sich die Frage ob er sich selbst für die Integration einsetzt. Tatsächlich arbeitet er mit der Don Bosco Stiftung für benachteiligte Jugendliche zusammen. Doch während seiner Dankesrede kritisierte Bushido, er könne noch viel mehr für Deutschland tun, wenn man ihn nur fragen würde. Einen Preis verdient jedoch jemand, der sich von selbst engagiert und nicht nur darauf wartet als prominentes Aushängeschild eingesetzt zu werden. Er feindet Schwule an, Frauen und Juden. 2004 schreckte er nicht davor zurück in “Electro Ghetto” mit einer billigen Adolf Hitler-Anspielung Aufmerksamkeit zu erregen. Damit kann er absolut kein Vorbild sein.
Ob Bushido den Preis verdient hat? Wenn nicht einmal Bushido das weiß, können wir ihm gerne weiterhelfen: Nein, das hat er definitiv nicht.
Rami meint
Ich bin zwar kein Bushido-Fan, aber wie ihr Leute die Worte im Mund rumdrehen und Sachen aus dem Kontext reißen könnt ist echt unglaublich. Wann hat er bitte mal Juden angefeindet? Und wann Schwule? Ihr müsst mal sehen, dass „Schwuchtel“ (leider Gottes) zum Jugend-Jargon dazu gehört. Ich kenne seine Texte, denn ich beschäftige mich mit deutschem Hip-Hop. Achtet mal darauf welche Frauen er meint, nämlich Schlampen, z.B. rappt er oft über seine Ex-Freundin, weil sie ihn betrogen hat. Aber ihr schließt dann gleich daraus, dass er ALLE Frauen meint. Dann hätten aber bitte Tic Tac Toe nicht über Männer abhetzen dürfen, sonst wäre das männerfeindlich. Ihr seit auch nur solche Pseudo-Gutmenschen, ich hab noch nie von eurer Seite gehört und jetzt braucht ihr ne Headline, um Klicks auf eurer Seite zu bekommen. Wer hat denn den Preis verdient? Claudio Pizarro, wie die dumme Sky du Mont-Olle meint? Ein Mann der seit 15 Jahren hier Fußball spielt und kein deutsch kann? Und seit wann bedeutet deutsche Mutter gleich akzeptiert und anerkannt? Man sieht, dass der Artikel von einer „Ur“-Deutschen geschrieben wurde, die keine Ahnung hat, was Mischlingskinder sich schon als Kind anhören müssen/mussten und wie schwer es besonders früher war. Ich kann euch genügend deutsche Asoziale nennen, die schlechter integriert sind als so mancher Türke oder Araber.
Ein Integrations-Bambi ist einfach unnötig, keiner braucht den und was bedeutet für euch eigentlich Integration? Ihr seid echt arm dran und tut mir Leid, ist Integration, wenn man aufm Oktoberfest hockt und jede Narrensitzung an Fasching mitmacht, sich „deutsch“ benimmt? Wäre es nach mir gegangen, dann hätte wenn schon SAMY DELUXE den Preis verdient, denn der macht echt etwas für unsere Jugend, fährt quer durch Deutschland und besucht Schulen, setzt sich gegen AIDS ein, nutzt seinen Promi-Status. Ach, entschuldigung, für euch ist Samy bestimmt nur der dumme Kiffer von damals, ihr mit euren Vorurteilen, Menschen können sich ändern, seht es mal ein.
Beatrice meint
Es geht nicht nur darum, dass Bushido mal „Schwuchtel“ als umgangssprachlichen Ausdruck der Jugendsprache verwendet hat. Seine Texte sind weitaus aggressiver. In „Berlin“ heißt es zum Beispiel: „Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel.“ In „Staatsfeind Nr 1“ hieß es ursprünglich „Ihr Tunten werdet vergast“. Veröffentlicht wurde das Album dann ohne diese Zeile. (Nachzulesen in einem Interview bei Welt.de ). Diese Zeile ist sowohl schwulen- als auch judenfeindlich, da sie an den Pogrom im 3. Reich erinnert.
Schon die Unterteilung in „Schlampen“ und „normale Frauen“ zeugt von einem diskriminierenden Frauenbild. Untreue ist natürlich nicht zu unterstützen. Aber es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass man Frauen als „Schlampe“ oder „Nutte“ bezeichnet. Diese Wörter gibt es in männlicher Form überhaupt nicht. Tic Tac Toe würde ich auch keinen Preis für Integration verleihen.
Eine deutsche Mutter bedeutet nicht gleich anerkannt. Aber es bedeutet, dass der Sohn von klein auf mit der deutschen „Kultur“ vertraut ist und er deutsch schon im Elternhaus lernt. Damit dürfte er es leichter haben, als ein Kind, das erst mit zehn Jahren nach Deutschland kommt, und sich dann erst mit allem vertraut machen muss. Mit „Kultur“ meine ich nicht das Oktoberfest, sondern die alltägliche Lebensweise.
Mit Integration meine ich, dass sich jemand in die Gemeinschaft einfügt. Seine kulturellen Wurzeln und seinen Glauben muss er deshalb nicht aufgeben. Mit Integration ist hingegen nicht Assimilation, die Gleichmachung, gemeint. Ich erwarte also nicht von Bushido, dass er in einer Lederhose herumläuft. Aber ich erwarte, dass er die Werte dieser Kultur akzeptiert. Ich selber war als sogenannte „Ur-Deutsche“ übrigens noch nie auf dem Oktoberfest und an Fasching verdrücke ich mich am liebsten ins Ausland.
Ich weiß nicht genug über Samy Deluxe, um mir ein Urteil darüber erlauben zu können. Wenn er sich tatsächlich so engagiert, wie du es beschreibst, dann wäre es tatsächlich schön, ihn auszuzeichnen. Ein Preisträger sollte sich aus eigenem Antrieb engagieren. Bei Bushido sehe ich das nicht.
Ich glaube sehr wohl, dass Menschen sich ändern können. Das Traurige ist nur, dass sich Bushido nie explizit von seinen Aussagen distanziert hat. Noch stehen ihm aber alle Wege offen. Vielleicht wird er es noch tun – und wer weiß, vielleicht hat er eines Tages tatsächlich einen Preis für Integration verdient… zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht.
Dick meint
@Rami: Alter, wie gehst denn du ab? :-D
Was denn jetzt: Ist der Bambi für Integration Blödsinn oder sollte den Samy Deluxe bekommen? Wenn der Blödsinn ist, dann hat es auch keinen Sinn darüber zu reden, wer den bekommen sollte, oder?
Wow, dass war ja jetzt mal ein differenzierter Kommentar: Wie kann es sein, dass du dir ein Urteil darüber bildest ob die Autoren Pseudo-Gutmenschen sind und nach Klicks heischen oder nicht, wenn du noch nie von deren Seite gehört hast?
„mache hier aber dennoch mal gerne eine Hetz-Aktion gegen jene die sein Leben kritisch betrachten.“ Irgendwie bist du nicht ganz im Einklang mit dir selbst – Meinungstechnisch gesehen.
Lieber Rami, du wiedersprichst dich in deinem Text, ständig selbst. Ob der Artikel gut ist oder nicht ist eine andere Frage, aber dein Kommentar ist auf Bild.de-Niveau. Bring da mal eine bisschen Kohärenz rein.