Wahrscheinlich sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht. Unsere Umgebung scheint nur so vor interessanten Dingen zu wimmeln. Nur haben wir unsere liebe Mühe damit, sie auch wirklich zu finden. Wir wissen, dass hier ein Dönerladen in der Nähe ist, eine Parfümerie und ein Sportladen. Irgendwo muss auch ein Modegeschäft sein, das vor einiger Zeit mal ein Video mit der Mädchenband Monrose auf YouTube hochgeladen hat. Wir müssen nur auf das dazugehörige Kästchen klicken und schon bekommen wir jede Menge Zusatzinformationen zum POI angezeigt: Wie weit ist der POI von uns entfernt, wie lautet die Internetadresse und wie die Telefonnummer. Doch was helfen uns all diese virtuellen Informationen, wenn wir sie nicht der realen Welt zuordnen können?
Wir bieten einen äußerst befremdlichen Anblick, wie wir da ständig mit unserem Smartphone in der Luft herumfuchteln. Dementsprechend werden wir von den meisten Passanten auch äußerst misstrauisch beäugt. Macht der Fotos? Ist er da oben auf der Suche nach besserem Empfang? Oder hat er einfach nicht alle Tassen im Schrank? Wir können die Leute gut verstehen. Wir würden wohl ähnlich irritiert dreinblicken.
Eine letzte Chance geben wir unseren beiden Versuchskandidaten „Wikitude“ und „Layar“ noch. Und zwar wollen wir wissen, wie die Kirche da hinten heißt. Diese Frage werden sich sicherlich schon einige Frankfurt-Touristen gestellt haben. Die Sicht ist optimal und die Kirche sicher so alt, dass jemand einen Wikipedia-Artikel über sie geschrieben hat. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr…
Martin Adam meint
Leider gibt dieser Artikel genau das Problem wieder, das wir als Content-Entwickler auch sehen.
Um die Problematik zu verstehen, muss man generell verstehen, wie diese Apps („AR Browser“) funktionieren (wo übrigens bleibt Junaio bei diesem Test, unser deutscher Anbieter?).
Die eigentliche Software wird von Entwicklern wie Wikitude, Layar oder Junaio erstellt. Um die Inhalte kümmern sie sich nicht. Für die Inhalte sind Content-Developer wie die mCRUMBS GmbH (wir) zuständig.
Es gibt „Kanäle“, die nutzen Massendatenquellen wie Google oder Wikipedia. Die Ergebnisse können aber nur so gut sein, wie eben Google oder Wikipedia (meistens eher schlecht).
Auf der anderen Seite gibt es Kanäle, die auf weitaus verlässlichere Quellen zurück greifen. Z.B. ist die Mietwohnungssuche auf allen drei AR Browsern auf der Datenbank von Immonet aufgebaut. Die Anfragen werden live an die Immonet-Datenbank weitergeleitet, so dass die Ergebnisse immer aktuell sind. Es gibt eine Vielzahl von Kanälen die so arbeiten, allerdings gibt es auch viel zu viele Kanäle, die das nicht tun. Aus meiner Sicht hätten die Entwickler der AR Browser viel früher darauf achten müssen, welche Inhalte in den Kanälen wiedergegeben werden. Leider haben sie nur die technische Umsetzung geprüft.
Das Ergebnis können wir diesem Artikel entnehmen. Der Nutzer eines AR Browsers öffnet ihn recht ziellos und ruft den ersten verfügbaren Kanal auf (meistens Google oder Wikipedia). Das Ergebnis können wir oben lesen.
Warum machen wir dann nicht einen neuen Kanal, der die Probleme behebt? Der Aufwand dafür ist erheblich und Geld verdienen tut man damit auch nicht. Also suchen wir als Content-Developer immer nach neuen Ideen, die interessant sind, mit denen wir aber auch unser Leben finanzieren können.
An den Autor gerichtet möchte ich den Vorschlag machen, den Test zu wiederholen und ein paar andere Kanäle auszuprobieren. Ich denke, dass dann das Ergebnis besser wird.