Da haben wir doch schon das erste Testobjekt. Ein futuristisch anmutendes Gebäude in glänzender Metalloptik und mit blinkenden Lichtern an der schwarzen Fassade. Wir sind neugierig. Wie heißt es, wann wurde es gebaut und gibt es dort etwas zu essen? Wir halten erwartungsvoll das Smartphone darauf, nur, um dann enttäuscht feststellen zu müssen, dass das Display leer bleibt. Wikitude kennt den stylishen Kasten nicht. Vielleicht ist er so neu, dass noch niemand einen Wikipedia-Artikel darüber schreiben oder einen POI einrichten konnte. Auch wenn wir uns das nicht wirklich vorstellen können.
Das nächste Versuchsobjekt steht nur ein paar Meter weiter. Und dieses Mal bleibt uns angesichts der spektakulären Architektur der Mund weit offen stehen. Direkt über dem Eingang verschwindet nämlich ein riesiger Wirbel in der Stahl-Glas-Fassade. Aber wieder enttäuscht uns die App. Dass wir vor einem monströsen Konsumtempel stehen, ist unschwer zu erkennen. Und der Name „MyZeil“ steht auch in großen Lettern dran. Aber wieder hätten wir gerne mehr gewusst. Außerdem müssen wir mit Schrecken feststellen, dass der Akku unseres Smartphones schon zur Hälfte leer ist. Und das Ziel ist noch nicht mal in Sicht. Oh je…
Das erste Zwischenfazit ist durchwachsen. Zwar zeigen beide Apps jede Menge Ergebnisse in der unmittelbaren Umgebung an, wirklich hilfreich sind die bei der Orientierung aber nicht. Das liegt zum einen daran, dass sich sehr viele POI auf dem kleinen Bildschirm drängeln und die Übersichtlichkeit dadurch leidet. Hinzu kommt ein anderes Problem: Auf dem Foto seht Ihr rechts nämlich ein „MyZeil“-Kästchen auf dem Display. Das Einkaufszentrum mit dem Wirbel befindet sich aber in unserem Rücken. Das, was wir auf dem Handy sehen, befindet sich also nicht zwangsläufig vor uns. Das ist genau das, was ein überforderter, orientierungsloser Tourist partout nicht braucht.
Martin Adam meint
Leider gibt dieser Artikel genau das Problem wieder, das wir als Content-Entwickler auch sehen.
Um die Problematik zu verstehen, muss man generell verstehen, wie diese Apps („AR Browser“) funktionieren (wo übrigens bleibt Junaio bei diesem Test, unser deutscher Anbieter?).
Die eigentliche Software wird von Entwicklern wie Wikitude, Layar oder Junaio erstellt. Um die Inhalte kümmern sie sich nicht. Für die Inhalte sind Content-Developer wie die mCRUMBS GmbH (wir) zuständig.
Es gibt „Kanäle“, die nutzen Massendatenquellen wie Google oder Wikipedia. Die Ergebnisse können aber nur so gut sein, wie eben Google oder Wikipedia (meistens eher schlecht).
Auf der anderen Seite gibt es Kanäle, die auf weitaus verlässlichere Quellen zurück greifen. Z.B. ist die Mietwohnungssuche auf allen drei AR Browsern auf der Datenbank von Immonet aufgebaut. Die Anfragen werden live an die Immonet-Datenbank weitergeleitet, so dass die Ergebnisse immer aktuell sind. Es gibt eine Vielzahl von Kanälen die so arbeiten, allerdings gibt es auch viel zu viele Kanäle, die das nicht tun. Aus meiner Sicht hätten die Entwickler der AR Browser viel früher darauf achten müssen, welche Inhalte in den Kanälen wiedergegeben werden. Leider haben sie nur die technische Umsetzung geprüft.
Das Ergebnis können wir diesem Artikel entnehmen. Der Nutzer eines AR Browsers öffnet ihn recht ziellos und ruft den ersten verfügbaren Kanal auf (meistens Google oder Wikipedia). Das Ergebnis können wir oben lesen.
Warum machen wir dann nicht einen neuen Kanal, der die Probleme behebt? Der Aufwand dafür ist erheblich und Geld verdienen tut man damit auch nicht. Also suchen wir als Content-Developer immer nach neuen Ideen, die interessant sind, mit denen wir aber auch unser Leben finanzieren können.
An den Autor gerichtet möchte ich den Vorschlag machen, den Test zu wiederholen und ein paar andere Kanäle auszuprobieren. Ich denke, dass dann das Ergebnis besser wird.