Text: Aljoscha Grabowski | Bilder: Daniel Höly
Ihr steht in einer fremden Großstadt und fühlt euch vollkommen verloren zwischen den Häuserschluchten? Ihr seid es leid, euch mit dem riesigen Stadtplan herum zu ärgern und am Ende weder eine der Sehenswürdigkeiten zu erkennen noch die nächste Pizzeria zu finden? Uns ging es genauso. Und deshalb haben wir, ausgerüstet mit Smartphone und Augmented Reality-App, einen Selbstversuch gestartet. Doch hilft uns die moderne Technik wirklich durch den Großstadtdschungel oder müssen wir uns noch einige Jahre gedulden, bis sie uns zielsicher durch die Fußgängerzone manövriert?
Da ist sie, die Teststrecke für unseren Augmented Reality-Selbstversuch: Die Zeil in Frankfurt, eine der größten und bekanntesten Einkaufsmeilen Deutschlands. Hier gibt es alles, was das Touristenherz begehrt: große und kleine Geschäfte, Bars und Restaurants und sogar die eine oder andere Sehenswürdigkeit. Doch inmitten der rund 13.000 Menschen, die sich jede Stunde auf der Zeil tummeln, verlieren Ortsfremde schnell den Überblick. Wo ist der nächste Douglas-Laden? Wie heißt die Kirche dahinten, und wo, bitte, gibt es etwas zu essen?
Die beiden Programme, die wir heute testen wollen, heißen „Wikitude“ und „Layar“. Sie zählen derzeit zu den bekanntesten Augmented Reality-Apps auf dem Markt. Bei beiden können wir zwischen verschiedenen Filtern wählen, die die Suche thematisch eingrenzen. Wollen wir alle Sehenswürdigkeiten im Umkreis sehen, die einen Wikipedia-Eintrag haben? Oder soll uns das Display doch lieber die nächsten Cafés, Restaurants und Bars zeigen? Auch YouTube-Videos und Twitter-Nachrichten, die mit einer Ortsmarke versehen sind, lassen sich anzeigen. Aber ist das System auch praxistauglich? Wir aktivieren den GPS-Empfänger und schon kann es losgehen…
So, Wikitude läuft und zeigt auch schon die ersten so genannten Points of Interest (POI) an. Wir wollen alles sehen, was es in nächster Entfernung gibt – egal, ob Bar, Kirche oder Bankautomat. Besonders groß ist die Ausbeute aber noch nicht. Dahinten links ist irgendein Bahnhof. Nach der Größe des Symbols auf dem Display zu urteilen, muss er sogar recht nah sein. Weiter rechts ist die „Große Esch“ (wahrscheinlich eine größere Straße) und noch ein, zwei kleinere Kästchen. Von Denkmälern, Pizzerien oder Parks ist bislang allerdings noch nichts zu sehen.
Martin Adam meint
Leider gibt dieser Artikel genau das Problem wieder, das wir als Content-Entwickler auch sehen.
Um die Problematik zu verstehen, muss man generell verstehen, wie diese Apps („AR Browser“) funktionieren (wo übrigens bleibt Junaio bei diesem Test, unser deutscher Anbieter?).
Die eigentliche Software wird von Entwicklern wie Wikitude, Layar oder Junaio erstellt. Um die Inhalte kümmern sie sich nicht. Für die Inhalte sind Content-Developer wie die mCRUMBS GmbH (wir) zuständig.
Es gibt „Kanäle“, die nutzen Massendatenquellen wie Google oder Wikipedia. Die Ergebnisse können aber nur so gut sein, wie eben Google oder Wikipedia (meistens eher schlecht).
Auf der anderen Seite gibt es Kanäle, die auf weitaus verlässlichere Quellen zurück greifen. Z.B. ist die Mietwohnungssuche auf allen drei AR Browsern auf der Datenbank von Immonet aufgebaut. Die Anfragen werden live an die Immonet-Datenbank weitergeleitet, so dass die Ergebnisse immer aktuell sind. Es gibt eine Vielzahl von Kanälen die so arbeiten, allerdings gibt es auch viel zu viele Kanäle, die das nicht tun. Aus meiner Sicht hätten die Entwickler der AR Browser viel früher darauf achten müssen, welche Inhalte in den Kanälen wiedergegeben werden. Leider haben sie nur die technische Umsetzung geprüft.
Das Ergebnis können wir diesem Artikel entnehmen. Der Nutzer eines AR Browsers öffnet ihn recht ziellos und ruft den ersten verfügbaren Kanal auf (meistens Google oder Wikipedia). Das Ergebnis können wir oben lesen.
Warum machen wir dann nicht einen neuen Kanal, der die Probleme behebt? Der Aufwand dafür ist erheblich und Geld verdienen tut man damit auch nicht. Also suchen wir als Content-Developer immer nach neuen Ideen, die interessant sind, mit denen wir aber auch unser Leben finanzieren können.
An den Autor gerichtet möchte ich den Vorschlag machen, den Test zu wiederholen und ein paar andere Kanäle auszuprobieren. Ich denke, dass dann das Ergebnis besser wird.