Seit dem PISA-Schock im Jahre 2001 vergeht kaum eine Woche ohne eine Meldung über das deutsche Bildungssystem. Kritiker melden sich zu Wort und zählen die Defizite des Bildungssystems in diesem Lande auf. Doch wie sie darauf reagieren, könnte unterschiedlicher nicht sein.
In Deutschland werden häufig die guten Ergebnisse der Asiaten, insbesondere die der südkoreanischen Schüler, als Vergleich herangezogen. Andere haben vermeintliche Fehler in der PISA-Studie entdeckt und fordern dazu auf, die PISA-Studie zu ignorieren. Gleichzeitig versuchen die Politiker mit verschiedenen Stellschrauben das deutsche Bildungssystem zaghaft zu verbessern – mit mäßigem Erfolg. Ist das Bildungssystem in Deutschland tatsächlich so schlecht wie sein Ruf und sollte man dem Bildungssystem in Südkorea wirklich nacheifern?hinterher
Teil I: Der Pisa-Schock und die Schuldfrage
Zu Beginn meiner Ausbildung legte der Ausbildungsleiter des Chemieunternehmens eine Folie auf den Tageslichtprojektor. Auf der Leinwand konnte man in großen Lettern ein Zitat von Konfuzius lesen: „Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste.“ Damit wollte er den Auszubildenden mitteilen, sie mögen doch gut aufpassen, was die Ausbilder zu sagen haben, denn passt man nicht auf, so könnte es später im Labor zu bitteren Erfahrungen kommen. Zum Glück musste ich keine dieser bitteren Erfahrungen machen. Offensichtlich hatte ich gute Ausbilder.
Meine Lehrjahre waren ziemlich stressig, weil ich während der Ausbildungszeit das Fachabitur nachholte. Dreimal in der Woche war Büffeln in der Abendschule angesagt. In den freien Tagen musste ich mich um die Hausaufgaben kümmern. Am Ende hatte ich eine erfolgreiche Ausbildung und die Qualifikation für ein Studium an einer Fachhochschule. An einer Gesamthochschule holte ich die Qualifikation fürs Hochschulstudium nach und schloss das Studium mit dem Diplom ab.
In Deutschland werden häufig die zu frühe Selektion bereits nach vier Schuljahren sowie die Undurchlässigkeit des Schulsystems für Schüler der sozial schlechter gestellten Familien angeprangert. Die Kritik ist zwar berechtigt und richtig, aber es ist in Deutschland nicht unmöglich mit einem schlechten Start über einen Umweg eine Ausbildung mit akademischem Abschluss zu machen. Zugegeben, nicht jeder junge Mensch hat so viel Motivation und die nötige Willenskraft, wenn er in einem schwierigen sozialen Umfeld aufwächst. Vor allem dann nicht, wenn sie keine verständnisvolle Lehrer, Ausbilder und Eltern hinter sich haben.
Der PISA-Schock

Deutschland ist bekannt als das Land, das viele klugen Denker, Dichter, Künstler, Musiker und Wissenschaftler hervorgebracht hat. Deutsche Produkte genießen weltweit guten Ruf und die hohen Preise werden von überall gerne bezahlt, weil die Produkte „Made in Germany“ sich durch hohe Qualität auszeichnen. Die Grundlage für diesen Erfolg wurde häufig vor allem mit der guten Ausbildung der Bevölkerung in Deutschland begründet.
Dann kam im Jahr das Programm zur internationalen Schülerbewertung, kurz: PISA. Das Programm wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt, einer Organisation, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlt und der sich 34 Mitgliedstaaten angeschlossen haben.
Unerwartet lagen im ersten PISA-Test die Ergebnisse deutscher Schüler in allen drei Kategorien (Lesekompetenz, mathematische sowie naturwissenschaftliche Grundausbildung) hinter dem OECD-Durchschnitt. Das war nicht nur ein Schock für die verantwortlichen Bildungspolitiker in Deutschland, sondern auch ein Weckruf für die ganze Gesellschaft. Auffällig war in der Studie außerdem die hohe Platzierung der Ostasiaten, insbesondere die der südkoreanischen Schüler (Lesekompetenz an sechster Stelle, Mathematik an zweiter Stelle und Naturwissenschaften an erster Stelle). Für die Verantwortlichen war klar, dass etwas unternommen werden muss.
Wer ist schuld?
Zuerst galt es aber die Gründe für das schlechte Abschneiden der deutschen Schüler herauszufinden. Es wurden viele Ursachen genannt: Die vielen Kinder mit Migrationshintergrund würden in allen Fächern, besonders aber in den Sprachlichen, hinterherhinken. Sie würden weder gesondert gefördert noch würden sie von den Eltern intensiv unterstützt werden. Andere vermuteten die Ursache in einer zu geringen Anzahl an Unterrichtsstunden im Lehrplan. Der Ruf nach Ganztagsschulen wurde laut. Andere wiederrum forderten die Abschaffung der Hauptschulen und kritisierten zugleich die zu frühe Selektion der Schüler bereits nach vier Schuljahren. Wieder andere kritisierten die ihrer Ansicht nach zu geringe staatliche Ausgabe im Bildungssektor und verwiesen auf die maroden baulichen Zustände in einigen Schulen und Universitäten sowie die zu geringe Anzahl der Lehrkörper. Auch die PISA-Studien an sich wurden stark kritisiert. Professor Heinz-Dieter Meyer von der New York State University in Albany spricht sogar von „Bildungspolitischem Kolonialismus“ und rät dazu, die nächsten PISA-Studien auszusetzen. Nach seiner Aussage sollte die Politik sich nicht zu einer reflexhaften Handlung zwingen lassen. Auch findet er nicht viel von der „uniformierten Strickmuster“ der in den PISA-Studien gestellten Fragen.
Schwarzer Peter beim Lehrer?

In Südkorea wird einem Bürger per Verfassung vier Pflichten angeordnet: der Wehrdienst (bei Männern), die Arbeit, die Entrichtung von Steuern sowie die Bildung. Zudem wird aufgrund der konfuzianischen Tradition die Bildung als ein wichtiges Gut angesehen.
Die Lehrer und die Professoren werden von Schülern, Studenten und Eltern in Höflichkeitsform (-nim am Ende) angeredet1 und genießen generell ein hohes Ansehen in der Gesellschaft.
Wenn ein Schüler vom Lehrer getadelt oder bestraft wird, muss der Lehrer sich nicht vor Protesten der Eltern fürchten. Im Gegenteil: Der Lehrer bekommt für die strenge Erziehung sogar Zuspruch von den Eltern. Wenigstens die Prügelstrafe wurde in den Schulen vor wenigen Jahren abgeschafft, die jedoch nach wie vor zu Hause von vielen Eltern praktiziert wird, um ihre Kinder zu bändigen. Der 15. Mai ist ein sogenannter Lehrertag. An diesem Tag wird im ganzen Land der Lehrer gedacht. Die Schüler bereiten Mahlzeiten für die Lehrer vor. Manche Schüler oder Studenten waschen sogar die Füße der Lehrer und Professoren als ein Zeugnis der Demut und als ein Zeichen des Respekts.
In Deutschland hingegen haben es Lehrer nicht so einfach. Zwar genießen sie gewisse Privilegien und haben als Beamte (zumindest die meisten) einen Sonderstatus hinsichtlich der Arbeitsplatzsicherheit und des Einkommens. Auch müssen sie stundenmäßig weniger unterrichten als ihre südkoreanischen Kollegen. Schwer haben sie es trotzdem, weil sie von der Gesellschaft nicht genügend geachtet werden. Wenn die Schüler Fehler machen, ist das nicht der Fehler der Eltern oder der Schüler, sondern zu oft der der Lehrer. Manchmal fühlen sie sich auch allein gelassen, wenn die Eltern sich nicht um das Wohlergehen ihrer Kinder sorgen.
Viele Lehrer spüren offenbar die gesellschaftliche Änderung hautnah und werden emotional damit nicht fertig. Nicht selten werden sie krank, leiden an Depressionen oder an „Burn-Out“ bis hin zu körperlichen Symptomen.
Stress für Schüler und Lehrer
Liegt das Problem der Leistungsdefizite deutscher Schüler bei den überforderten Lehrern in den Schulen? Sind die koreanischen Lehrer etwa immun gegen Stress? Beide Fragen können mit „Nein“ beantwortet werden. Das Bildungsproblem der deutschen Schüler allein auf die Lehrer abzuwälzen, wäre viel zu einfach und auch die koreanischen Lehrer sind nur Menschen und keine Roboter.

Dass die Lehrer in Südkorea sehr selektiv nach deren Leistungsfähigkeit ausgesucht werden, zeigt zwar einmal mehr recht deutlich den hohen Stellenwert der Bildung in Südkorea. Aber das heißt nicht, dass die Lehrer deswegen besser mit Problemen der einzelnen Schüler umgehen können.2 Wenn ein Schüler etwa nicht mitkommt, dann ist das ein Problem des Schülers – nicht des Lehrers. Die koreanischen Lehrer sind mit einer anderen Form von Stress konfrontiert. So müssen alle Lehrer, Direktoren und Konrektoren die Schule nach fünf Jahren wechseln. Das soll dazu dienen, damit die Lehrer gute aber auch schlechte Schulen kennenlernen können. Es versteht sich von selbst, dass die immer neue Umgebung für die Lehrer nicht einfach ist.
Schlaglöcher in der Bildungspolitik
Nach dem PISA-Schock wurde häufig auch die frühe Selektion nach der vierten Klasse in Deutschland kritisiert. Die frühe Trennung bewirke, dass die Karrierechance des Kindes zu früh entschieden werde. In der Tat zählt Deutschland mit Österreich zu den einzigen Staaten mit solch einer Schulstruktur, in der bereits so früh eine Trennung der Schüler in die weiterführenden Schulen vorgesehen ist. In anderen Ländern erfolgt der Übergang zu weiterführenden Schulen erst nach fünf oder nach sechs Jahren. So hat Südkorea eine 6-3-3-4-Struktur, das heißt nach sechs Jahren Grundschule folgen drei Jahre Mittelschule, drei Jahre Oberschule und schließlich vier Jahre Studium. Professor Brügelmann, Bildungsexperte von der Universität Siegen, sagte in einem GEO-Interview, dass die Strukturänderungen in den Schulen kein Allheilmittel seien. Er hält die Kompetenzentwicklung des Kindes wichtiger als die Empfehlung eines Kindes fürs Gymnasium.
Möglich ist, dass es auch in Deutschland schon allein aus demografischen Gründen zu einer Umstellung der Grundschulen auf fünf oder sechs Jahrgänge kommen wird. Bereits heute werden einige Grundschulen mangels Schüler geschlossen. Und auch die Haushalte der Länder und vieler Kommunen sehen nicht gut aus.
Liegt das Problem vielleicht in der föderalistischen Struktur Deutschlands? Bildung ist in Deutschland bekanntlich eine Ländersache. Es gibt 16 Bundesländer mit 16 Kultusministerien sowie ein Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Lehrer in den verschiedenen Bundesländern bekommen zwar ähnliche, aber keine einheitliche Rahmenlehrpläne; und es gibt trotz Zentralabitur viele Ausnahmen. Nach langer Verhandlung soll erst im Jahr 2017 die Abiturprüfungen in Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch vereinheitlicht werden. Die naturwissenschaftlichen Fächer sollen später folgen. Diese Vereinheitlichung soll dazu dienen, Kindern, die in ein anderes Bundesland ziehen, die Umstellung zu erleichtern. Diese ineffiziente föderalistische Struktur ist in Deutschland historisch bedingt und es scheint nicht so, als ob die Struktur sich so schnell ändern würde.
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- Die Nachsilbe in der koreanischen Sprache „-nim“ wird bei besonders geachteten Berufen sowie bei hochrangigen Positionen im Beruf benutzt. ↵
- Grundschullehrer werden aus wenigen Hochschulen ausgesucht, die zu den besten fünf Prozent gerechnet werden. Amanda Ripley, The Smartest Kids in the World: And How They Got That Way, Simon & Schuster, 2013 ↵
Hi Mirco,
wow, deinen Artikel habe ich mit großem Gewinn gelesen. Vielen Dank – da stecken sehr viele kluge und lehrreiche Gedanken drin. Wirklich eine Bereicherung! Als Fan von Bildung freue ich mich also über deine ausführlichen Darstellungen zu diesem komplexen Thema.
Dein Artikel hat mich zu zwei Gedanken geführt, die ich gerne noch anmerken möchte und die vielleicht auch in eine fruchtbare Diskussion münden könnten:
1. Für mich ist gar nicht entscheidend, wie viel man lernt (Quantität), sondern was und wie man lernt (Qualität). WAS: Ich wünsche mir z.B. Medienkompetenz und Informatik als Pflichtfächer in allen Schulen. Leider lässt sich das aufgrund des Lehrermangels in diesem Bereich nur schwer umsetzen. E-Learning könnte hier aber weiterhelfen. Korea scheint da mit E-Books schon deutlich weiter zu sein.
WIE: Ich wünsche mir, dass wir uns nicht nur Wissen ansammeln, sondern auch lernen, es zu verstehen und anwenden zu können. Und hier sehe ich in Korea ein noch größeres Defizit als in Deutschland. Selbstständig, frei und kreativ(!) denken – das fällt Koreanern im Allgemeinen meiner Meinung nach schwerer als uns Deutschen. Aber auch hier sehe ich viele Defizite bzw. viel Entwicklungspotenzial nach oben. Kreative Fächer wie Kunst verlieren zunehmend an Wert, was ich sehr schade finde. Gerade nichtmessbare Fächer empfinde ich als sehr wertvoll für Zwischenmenschliches und Förderung von Empathie oder emotionale Intelligenz.
(In Korea habe ich den Eindruck, dass jeder gleich sein möchte – und dass Bildung vor allem auf Wissensvermittlung bzw. -aneignung ausgelegt ist. Beispiel gefällig? Die Koreanerin, die eine Private Academy in Seongnam leitete, an der ich ein halbes Jahr lang mitarbeitete, hatte „English“ studiert. Ihr Studium bestand u.a. daraus, ein Englischwörterbuch auswendig zu lernen. Mit 50.000 Vokabeln. Hinterher konnte sie jeden noch so wissenschaftlichen Text perfekt verstehen/übersetzen – aber sprechen konnte sie trotzdem nur ganz schlecht.)
2. „Sie geben den Kindern einfach zu viel Freiraum, so dass viele nicht wissen mit der Zeit vernünftig umzugehen.“ Kennst du das Buch „Liebe Sophie!: Brief an meine Tochter“? enn du das liest, wirst du womöglich deine Meinung ändern. Viele Eltern sind heute übervorsichtig mit ihren Kindern. Warum, darüber lässt sich streiten. Aber dass es so ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Vermutlich hängt das auch von der Anzahl der Kinder und dem Bildungsstand bzw. sozialen Stand ab. Es gibt natürlich beide Extreme, also auf der anderen Seite auch viele Eltern, die vielleicht gar nicht mehr die Zeit für ihre Kinder haben (oder sich nehmen), z.B. weil sie arbeiten müssen oder sich überfordert fühlen.
Hallo Daniel,
viellen Dank für deinen Kommentar.
Zu Punkt 1:
Ich finde, dass die Fächerzusamensetzung in den Schulen angepasst werden sollte. Ist es so wichtig, die Schüler eine zweite oder gar eine dritte Fremdsprache in der Schule lernen müssen? Über den Sinn von Religion in der Schule kann man auch lange streiten, in einer Zeit, wo immer mehr Menschen aus der Kirche austreten. Wie du schon richtig erwähnst, könnten anderen Fächern mehr Beachtung geschenkt werden. Auch sollte man nicht allszu sehr auf die unterschiedlichen Fächer schauen: In Finnland gibt es so klare Trennung zwischen den Fächern wie in Deutschland oder in Südkorea nicht. Dort lernt man im Sprachunterricht etwas über die Geschichte oder man lernt im Physikunterricht über Geographie und Mathematik.
Deine Kritik, des „Auswendiglernens“ in Südkorea kann ich nur unterstreichen. Dieser Punkt habe ich in dem Artikel nicht erwähnt, weil er so häufig in den Medien kritisiert wird (auch in Südkorea) und bekannt ist. Das Problem des „Auswendiglernens“ ist zum einen auf historische Ursache zurückzuführen: Im alten Korea mussten Studenten vor allem die chinesischen Schriften studieren. Das Studium bestand aus Lesen (Chinesisch), Auswendiglernen und Interpretation der Texte. Auch heute wird Hanja (chinesisches Zeichen) in den Schulen beigebracht.
Viele südkoreanische Schüler gehen in die Hagwons, wo Englisch beigebracht wird. Der Zusatzaufwand bedeutet nicht – wie du schon richtig geschrieben hast – dass die Schüler gut Englisch sprechen. Nein das Gegenteil ist der Fall. Zum einen ist die englische Sprache für die Koreaner schwieriger als für die Deutschen. Zum anderen – und da hast Du wieder richtig erkannt – lernt man eine Sprache nicht, in dem man die ganzen Vokabeln auswendig lernt, sondern sie tagtäglich praktiziert. Südkoreanische Studenten, die die Möglichkeit haben in den USA zu studieren, sprechen auch ziemlich gut Englisch. Aber in einer ziemlich homogenen Gesellschaft, wo fast ausschließlich nur Koreaner leben, ist das nicht einfach Englisch zu praktizieren. Vielleicht sollten die südkoreanischen Eltern nicht so viel Geld für die Paukschulen investieren, sondern ausländische Austauschschüler zu sich einladen?
Ein weiterer Punkt, warum die Südkoreaner nicht so gut Englisch sprechen: Man sollte dazu verstehen, warum sie überhaupt Englisch lernen (oder warum sie so vernarrt sind für die Bildung). Sie tun das alles für das gute Abschneiden beim CSAT. Beim CSAT und bei den Einstellungstests in den Unis und Firmen werden aber Verständnisfähigkeit in Englisch abgefragt und nicht die Fähigkeit auf Englisch zu artikulieren. Die großen Firmen in Südkorea können auch auf Arbeitskräfte im Ausland zurückgreifen. Da gibt es genügend gute Leute, die perfekt Englisch sprechen können. Daher hat sich nach meiner Meinung für die Firmen die Notwendigkeit nicht gegeben, auch die Artikulationsfähigkeit zu prüfen.
Zum Punkt 2:
Ich habe vor kurzem einen Artikel gelesen, wo drin stand, dass einige deutsche Pädagogen 35 Stunden Arbeitsstunden pro Woche für die Schüler fordern. Da musste ich innerlich lachen. Nein, nicht dass du mich falsch verstehst. Ich finde, was in Südkorea passiert, ist einfach zu übertrieben. Auch alle Politiker und Experten in Südkorea, die Amanda Ripley interviewten, waren von ihrem eigenen Bildungssystem nicht begeistert.
Sicher gibt es auch in Deutschland strenge Eltern, die ihre Kinder in Internate stecken und es gibt ja schon in Deutschland Internate mit strengen Lehrern, die von den Schülern viel abverlangen. Meine Kritik richtet sich vor allem an die Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen. In Südkorea gibt es auch arme Familien. Sie versuchen aber alles, damit ihre Kinder in eine bessere Schule kommen.
Die Kinder „zart anfassen“, damit sie eine schöne Kindheit haben, ist schön und gut – aber irgendwann erleben sie dann einen Schock spätestens wenn sie eine Berufsausbildung machen oder an der Hochschule studieren müssen. Man muss die Kinder nicht schon im Kindergartenalter oder Grundschulalter für das „harte“ Leben drillen, aber ab Sekundarstufe sollte man schon mehr fordern können, denn wie schon in meinem Artikel erwähnt, sind die Defizite in den MINT-Fächern ein rieisiges Problem bei den deutschen Schülern. Ein Land, das auf stetigen Nachwuchs von guten Ingenieuren und Naturwissenschaftlern angewiesen ist, sollte dafür Sorge tragen, dass die Schüler mehr Beachtung für die MINT-Fächer schenken.
Übrigens, in den USA gibt es ja ein ähnliches Problem. Die Schüler sind zwar super im Sport, versagen aber in den MINT-Fächern. Zum Glück gibt es in den USA viele Einwanderer aus Korea, China und Indien. Die Familien der Einwanderer sind sehr ehrgeizig und nicht wenige Kinder dieser Familien gehen dann später auch zu den Elite-Unis und gründen dann später vielleicht eine Firma wie Google.
Vielen Dank für die ausführlichen Erklärungen, Mirco. Ich lerne eine ganze Menge Neues über Südkorea – danke! Vor allem das hier wusste ich nicht:
Wow Mirco, ein sehr spannender und aufschlussreicher Artikel! Danke!