Vor allem junge Menschen lesen keine Tageszeitung mehr, war eines der Argumente, das ich immer wieder lesen durfte. Einmal bekam ich es sogar zu hören – und wehrte mich dagegen. Hier saß ich, ein damals 23-jähriger Student, der etliche Magazine las, und musste mir von einem mitt-50-Jährigen anhören, dass ich kein Interesse mehr an Print habe. Doch all mein Protest half nichts. Irgendwie paradox.
In dem Raum saßen noch weitere Nachwuchsjournalisten, die ihre Zuneigung zu Print kundtaten. Schließlich fragte der Referent fast schon ein wenig verzweifelt: „Was ist es, das euch an Print so fasziniert?“ Eine gute Frage. Zum einen offenbart sie, dass der Referent selbst ein Jünger des Grabgesangs zu sein schien. Zum anderen regt sie zum Nachdenken an: Ja, was eigentlich?
So wuchs in den kommenden zwei Jahren in mir der Wunsch, eine Zeitschrift zu konzipieren, die auch junge Leute zum Kauf animieren und neu für Print begeistern soll. Denn bei einem war ich mir sicher: Am Medium allein liegt es sicher nicht, dass Online von jungen Leuten meist bevorzugt wird. Auch der Kaufpreis und die Bequemlichkeit sehe ich nicht als ausschlaggebender Aspekt an. Sondern an der Art des Angebots – und seiner Aufbereitung.
Es gibt kaum meinungsbildende (Nachrichten)Magazine für junge Erwachsene – und damit zumeist netzaffinen Menschen – im deutschsprachigen Raum. Da wäre der Klassiker Neon, ein Ableger des Stern. Dann gibt es noch das recht junge Magazin Business Punk, das ein deutschsprachiges Wired im Prinzip überflüssig, weil redundant, macht. Und dann? Zeit Campus, UniSpiegel und zahlreiche Fachzeitschriften sind keine wirklichen Alternativen, ebenso wenig die linksliberale sonntaz oder die allerklärende Zeit.
Der Focus hat sich unter der Federführung von Cicero-Gründer Wolfram Weimer (viel zu) kurzzeitig gewagt, ein Debattenmagazin zu etablieren; der ehemalige Redaktionsleiter von Cicero, Alexander Görlach, verfolgt dieses Konzept sehr stringent mit seinem Debattenmagazin The European – allerdings ausschließlich online.
Debatten sind ohnehin eine Form, die jungen Nerds (neudeutsch: Geeks) entgegenkommen dürfte. Sie sind diskursive und meinungsstarke Artikel, die auch als solche gekennzeichnet sind. Also im Prinzip strukturierte Blogposts. Willkommen in der Blogosphäre!
Wenn es also eine (Nachrichten-)Zeitschrift für junge netzaffine Menschen gäbe, könnte man die jungen Leser schon allein damit erreichen, indem man die klassischen Ressorts wie Politik, Wirtschaft und Feuilleton komplett umstrukturiert und neue Schwerpunkte setzt. Eines davon könnte „Debatten“ heißen. Oder? Willkommen in der Konzeption – (m)eines Printmagazins für Digital Natives!
Annette König meint
Lieber Daniel,
als langjährige Redakteurin für deutsche Lifestyle-Magazine (aber auch ZEIT, GEO u.a.) mache ich mit den Studenten am Campus M21 in München (Mode-, Marken- und Medienmanagement) ein Seminar, in dem wir gemeinsam ein Magazin entwickeln. Gerne würde ich Ihnen „shift“ präsentieren. Wärst Du so nett, mir ein Print-Exemplar zukommen zu lassen?
Danke!
Annette König
Siegfriedstr. 6
80803 München