Hollywood ist in ein kreatives Loch gefallen. Die einstige Traumfabrik recycelt sich selbst, produziert nur noch Remakes, Spin-Offs und Fortsetzung und zieht uns mit billigen Tricks das Geld aus der Tasche. Dabei sitzen wir doch eigentlich am längeren Hebel. Können wir die Studios nicht zu mehr mehr Einfallsreichtum zwingen?
Erinnert ihr euch noch an Captain Jack Sparrow? Der exzentrische Pirat aus Fluch der Karibik. Eine Mischung aus Stones-Gitarrist Keith Richards und ESC-Gewinner(in) Conchita Wurst. Wer auf Faschingsparties cool sein wollte, trug Kopftuch, Bart und Eyeliner. Man schwankte nicht mehr, weil man betrunken war, sondern weil der Kapitän der Black Pearl auch immer leichten Seegang hatte.
Quasi über Nacht war mit dem Film und seiner Hauptfigur ein Stück Popkultur geboren, das den Machern aus dem Nichts heraus rund 650 Millionen Dollar einbrachte. Die Damen und Herren von Disney, allesamt in bester Partystimmung, holten also ihren Melkschemel raus, griffen der verdutzten Milchkuh namens „Fluch der Karibik“ an den prallgefüllten Euter und begannen, mit voller Hingabe an den Zitzen zu zerren, bis die Milch in Strömen floss.
Diese Respektlosigkeit treibt mir die Wut in den Bauch
Heute, elf Jahre und vier Teile später, hat die Kuh dem Unterhaltungsgiganten Disney zwar über drei Milliarden Dollar eingebracht, dafür sind dem armen Tier die Strapazen deutlich anzusehen. Die Filme wurden mit jedem Teil schlechter, und Jack Sparrow mit jedem Teil nerviger, bis sich niemand mehr als tuntiger Freibeuter verkleiden wollte. Trotzdem will Disney spätestens 2016 Teil fünf veröffentlichen.
Als Kinoliebhaber treibt mir das die Wut in den Bauch. Ich kann es nicht fassen, dass eines der größten Filmstudios dieser Welt, das mit seinen Filmen Generationen von Erwachsenen und Kindern faszinierte und einst als Inbegriff von Kreativität galt, so respekt- und lieblos mit dem eigenen „Baby“ und vor allem auch mit den Zuschauern umgeht.
Die anderen großen Studios stehen Disney diesbezüglich aber in nichts nach. Unter den Top 10 der weltweit erfolgreichsten Filme 2013 sind acht Fortsetzungen bzw. Remakes. Acht! So viel Kreativität auf einmal tut schon weh. Im Jahr 2000 war Mission: Impossible II noch die einzige Fortsetzung in den Jahrescharts. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Fast & Furious bekommt bald einen siebten Teil, und sogar eine Neuauflage der Harry Potter-Reihe soll in der Diskussion sein.
Der gemeine Kinozuschauer an sich hat wenig Lust auf Experimente
Ist das ein Zeichen, dass Hollywood die Ideen ausgehen? Wohl kaum, eher dafür, dass die Verantwortlichen gemerkt haben, dass es nicht in erster Linie die künstlerische Qualität ist, die das meiste Geld einbringt, sondern eher die richtige Werbestrategie. Der gemeine Kinozuschauer an sich hat nämlich nur wenig Lust auf Experimente und vertraut lieber auf das, was er bereits kennt und was alle mögen.
Die Marketingstrategen müssen der Masse jetzt also nur noch einflüstern, was sie zu mögen hat. Und das gehört zu deren leichtesten Übungen. Vor allem bei Megablockbustern mit einem Budget um die 200 Millionen Dollar werden wir bereits Wochen vor Kinostart überschwemmt von Werbung und Merchandising. Wo wir auch hinkommen, erwarten uns riesige Plakatwände, Poster, Anzeigen in Zeitschriften sowie Spots in TV und Internet, die uns suggerieren: Das hier dürft ihr auf keinen Fall verpassen, denn bald redet da jeder drüber! Wenn wir dann ohne konkreten Plan, was wir sehen wollen, an der Kinokasse stehen, fällt uns wieder dieser Superheldenfilm ein, der momentan in aller Munde ist, und wir kaufen zwei Karten dafür. Geht das schon als Gehirnwäsche durch?
Starregisseur Martin Scorsese hat einmal gesagt:
„Denn es [das Kino] wird bedroht von vielen Gefahren. Eine davon heißt Konsum. Darunter verstehe ich die furchtbare Entwicklung, dass sich Leute Filme am ersten Startwochenende ansehen, nur weil alle anderen gehen. Ich habe nichts dagegen, dass ein Film unterhaltsam ist. Im Gegenteil, ich finde, jeder Film soll unterhalten. Aber das Phänomen, sich einfach im Herdentrieb in einen schlechten Film zu stürzen (nicht etwa, weil man von Kritiken dorthin gezogen wird), ist sehr schädlich: für die Kunst des Films und für Verstand und Seele des Publikums.“
Das Kino der Zukunft: spektakulär und spannend, aber auch selten und teuer
Versteht mich nicht falsch: Ich schaue mir auch gerne Blockbuster an. Kino ist schließlich für atemberaubende Spezialeffekte und krachenden Sound prädestiniert und ich staune auch immer wieder, welche Wunder die moderne Film- und Computertechnik heutzutage auf die Leinwand zaubert. Ich reagiere aber höchst allergisch darauf, wenn Explosionen und Schauwerte zum reinen Selbstzweck verkommen und der Inhalt darunter leidet.
Eine Menge Kinobesucher denkt da aber anscheinend genau anders herum: Jeffery Frankenhauser hat herausgefunden, dass die Filme von Regisseur Michael Bay (Transformers) umso erfolgreicher sind, je mehr Explosionen darin vorkommen. Erschreckend, wie abgestumpft wir anscheinend schon sind. Überzeugt euch selbst:
Ich befürchte, dass diese Entwicklung in keine gute Richtung führt: Um die Gier des Publikums nach noch spektakulärerer Action auch in Zukunft befriedigen zu können, müssen noch teurere Spezialeffekte her, die nicht nur die Budgets in astronomische Höhen treiben, sondern auch die Eintrittspreise. Die Studios konzentrieren sich dann nur noch auf eine Hand voll Megablockbuster, während für weitere Filme die Ressourcen fehlen. Der Kinobesuch könnte schon in zehn, 15 Jahren einem Besuch im Freizeitpark ähneln: spektakulär und spannend, aber auch selten und teuer.
Ich will nicht länger Teil der Herde sein!
Komödien, Dramen, Thriller und kleinere Actionfilme werden dann nur noch für den Heimkinomarkt produziert. Dass die Entwicklung bereits in diese Richtung geht, zeigt die wachsende Zahl von (qualitativ meist hochwertigen) Serien wie Game of Thrones, Breaking Bad oder The Walking Dead. Auf der einen Seite ist das toll, weil das genau die kreative Gegenbewegung ist, die ich fordere. Aber auf der anderen Seite reicht es nicht, dass diese nur im TV-Bereich stattfindet. Denn auch das Kino hat sich seine unbedingte Daseinsberechtigung verdient, schließlich ist es viel mehr als nur ein Ort zum Filmeschauen. Von jeher war es auch ein Ort sozialer Begegnung und des Austauschs. Außerdem ist der Moment, in dem ich mit einer Tüte Popcorn im Kinosessel sitze, das Licht ausgeht und die Fanfare von 20th Century Fox ertönt, unbezahlbar. Dieses Kinoerlebnis müssen wir retten!
Ich sehe ein, dass es – wie überall – in erster Linie ums Geld geht, und mache mir auch keine Illusionen, dass sich das irgendwann ändert. Ich will nur, dass es sich die großen Studios nicht mehr ganz so leicht machen und den Fokus wieder ein bisschen mehr auf Vielfalt und Kreativität legen. Denn wenn diese beiden für eine gesunde Kulturlandschaft essentiell wichtigen Tugenden dem Rechenschieber zum Opfer fallen, sehe ich schwarz für die Zukunft des Kinos.
Wir können unseren Teil zur Rettung beitragen, indem wir nicht länger williger Teil der Herde sind, von der Martin Scorsese spricht, nicht länger Marionetten, deren Fäden in den Händen von ein paar Marketingstrategen liegen. Seid kritischer, informiert euch und gebt auch mal kleineren Filmen eine Chance! Wer genau hinschaut, findet darunter mindestens genau so viele Perlen wie im Mainstream-Programm. Denkt dran: Die Studios werden erst umdenken und etwas ändern, wenn wir aufhören den Müll zu fressen, den sie uns vorsetzen.
joe meint
An diesem Artikel verstehe ich so viel nicht, dass ich mal kommentieren möchte.
Ich mochte „Fluch der Karibik“. Ich freue mich auf einen 5. Teil, so es ihn geben soll.
Warum soll man nicht das, was erfolgreich ist, weiterführen?
Wieso bekommt man Wut im Bauch über einen Film, den zu sehen niemand einen zwingt?
Werbung für neue Filme ist normal und gab es schon immer. Und mich persönlich stört sie nicht; im Gegenteil, manchmal werde ich nur über sie aufmerksam auf einen neuen Film.
Wer ins Kino geht und sich an der Kasse für einen Film entscheidet, nur weil er viel Werbung dafür gesehen hat, darf sich selbst „Gehirnwäsche“ vorwerfen, er kann es aber auch sein lasen.
Große Studios haben nur eines im Sinn: Geld. Da ist nichts Verwerfliches dran, und das war schon immer so. Wer „Vielfalt und Kreativität“ will, soll ins Programmkino gehen.
Warum sollte bei Blockbustern wie „Fluch der Karibik“ die „soziale Begegnung“ mit Popcorn wegfallen?
Josch meint
Hey Joe,
kennst du das nicht, dass zu viel von einer eigentlich guten Sache irgendwann nervt? Ich liebe Pizza, aber wenn ich sie vier Tage hintereinander essen muss, kann ich danach für ein halbes Jahr keine Pizza mehr sehen. Beim fünften oder sechsten Teil einer Filmreihe kommt irgendwann dazu, dass alles zu dem Thema gesagt ist und sich vieles wiederholt und es irgendwann einfach zu viel wird.
Lass uns die Transformers-Reihe als Beispiel nehmen, wenn Fluch der Karibik für dich nicht passt. Der erste Teil war irgendwie noch unterhaltsam, weil er mal etwas anderes war. Danach sahen sich die Macher gezwungen, jede Fortsetzung noch krasser und noch actionreicher zu machen. Irgendwann ging es nur noch um Explosionen und Spezialeffekte. Sieht oft super aus, wenn es aber um nichts anderes mehr geht, ist das ziemlich ermüdend.
Ich finde es sehr schade, dass eine gute Idee so lange ausgereizt wird, bis sie verheizt ist und erst etwas anderes anbieten, wenn viele Leute schon längst genug davon haben.
Natürlich zwingt mich niemand, mir Fluch der karibik 5 anzusehen. Darum geht es mir auch nicht. Mir geht es darum, dass die finanzkräftigen Studios mit geschickten Werbestrategien die Masse beeinflussen, die sich nicht vorher informiert, welchen Film sie sehen will. Daraus entsteht dann dieser Herdentrieb von dem Martin Scorsese spricht. Dieser Herdentrieb bestätigt die Studios in ihrer Strategie Altbewährtes immer und immer wieder aufzuwärmen. Wer wirklich gute Filme produzieren will, sich aber keine derart riesige Marketingmaschinerie leisten kann, der wird sich zweimal überlegen, ob es ihm das Risiko wert ist, den Film ins Kino zu bringen. Dadurch werden Vielfalt und Kreativität nach und nach immer mehr in den Hintergrund gedrängt.
Und ich rede hier nicht von irgendwelchen französischen Arthouse-Filmen. Ein schönes Beispiel ist die Entstehungsgeschichte von Inception. Es heißt, Christopher Nolan habe Warner erst lange überreden müssen, damit die die Gelder für den Film zur Verfügung stellen. Dem Studio sei das Projekt zunächst zu risikoreich gewesen. Ein Film, den niemand kennt, der zu keinem Franchise gehört und der so ein kompliziertes Thema behandelt, ließe sich sicher schwer verkaufen. Doch weil Nolan für den dritten Teil der Dark Knight-Trilogie zusagte, bekam er auch für Inception grünes Licht. Am Ende wurde der Film richtig gut und spielte 825,5 Millionen Dollar ein. Fast wäre er nicht produziert worden. Schon komisch. Oder?
Mirco meint
Der superreiche Inhaber für die Rechte in den USA für den südkoreanischen Film „Snowpiercer“ Harvey Weinstein wollte den Film um sage und schreibe 20 Minuten gekürzt haben, weil ansonsten der Film für das US-Publikum zu „intelligent“ wäre. Zum Glück hat er nach vielen Protesten von Filmemacher und Filmkritiker nachgegeben und will den Film in vereinzelten Programmkinos laufen lassen.
Ich denke das sagt Einiges aus über das Publikum in den USA aus, denn Harvey Weinstein kennt sich mit dem Kino-Markt genaustens aus.
Da das deutsche Publikum leider den Blick zu sehr nach Westen richtet und auch die meisten Großproduktionen aus Hollywood kommen, findet man in Kino-Charts vor allem Filme aus USA. http://www.kino.de/kinocharts/deutschland/
Nur ein Zeichentrickfilm aus Belgien sowie ein Film mit Moritz Bleibtreu aus Deutschland ist im Chart als Nicht-US-Filme vertreten. Was sind das für Filme in dem Chart? Meist Actionfilme oder Komödien.
Anspruchvolle kritische Filme sucht man im Mainstream-Kino vergebens. Man muss sich schon die Mühe machen zu den Programmkinos zu bemühen – will man gehaltvollere Filme konsumieren.
Dass auch klevere und gute Filme, die unterhaltsam sind, auch in Kinos laufen zeigen viele Beispiele aus Frankreich oder wenn wir weiteren Sprung machen aus Südkorea.
Auch in Südkorea laufen vor allem actiongeladene Hollywood-Produktionen – aber weniger romantische US-Komödien. Daneben sind aber auch heimische Produktionen im Chart zu finden.
http://www.hancinema.net/korean_boxoffice.php
Wie Du schon richtig schreibst, versuchen die Hollywood-Produzenten nach dem Motto „Never change running horse“ zu arbeiten. Produzieren eine Fortsetzung eines gut laufenden Filmes – wenn nicht dann eben Prequel oder einen Ableger. Da die Actionfilme besserlaufen als Literaturverfilmungen, sind offensichtlich Verfilmung der Marvel Comics so erfolgreich.
Ich wage mal die Prophezeihung für die Kinos in nächster Zeit. Irgendwann werden die Comic-Helden abgelöst werden durch Helden aus Spielewelten, denn der Markt für Computer- und Konsolespiele ist längst viel größer als der Kinomarkt. Dann geht in den Kinos das Gemetzel weiter nur dann eben mit Helden aus Starcraft2, Legend of League und Warcraft. Ob dann noch reale Schauspieler benötigt werden ist dann eine andere Frage, denn solche Filme werden ja sowieso größtenteils am Rechner produziert…
Josch meint
Hey Mirco,
das Beispiel mit Snowpiercer kannte ich gar nicht, finde ich aber bezeichnend. Woher weißt du das?
Ähnlich kurios sind meiner Meinung nach die zahlreichen amerikanischen Neuauflagen ausländischer Filme. Nur weil das amerikanische Publikum keine Lust auf ausländische Produktionen hat, werden die Klassiker aus Europa oder Asien 1:1 kopiert (Verblendung, Old Boy, The Departed, usw).
Eine Sache ist in meinem Kommentar vielleicht ein bisschen missverständlich: Ich rufe gar nicht dazu auf, dass jetzt jeder in die Programmkinos stürmt und sich französische Arthouse-Filme oder koreanisches Kino anschaut. Es gibt sehr gute britische, französische, skandinavische, deutsche, … Filme, die einfach nur wenig beworben werden und vielleicht keinen absoluten Superstar im Line-Up haben. Die Tatsache reicht leider häufig schon, dass sie keine Beachtung finden. Auch Hollywood bringt abseits vom Mainstream sehr gutes Material hervor. Man muss sich nur mal ein bisschen umschauen.
Mirco meint
Hi Josch,
von Snowpiercer habe ich bereits letztes Jahr gehört, weil ich regelmäßig die koreanische Medien beobachte. Naja, und die Sache mit Harvey Weinstein wurde ja auch hierzulande berichtet. Übrigens war der Film nicht nur erfolgreich hinisichtlich der Kinokasse sondern wurde durchgehend von Kritikern gelobt. So etwas passiert ja sehr selten.
Ja, ich verstehe es auch nicht, warum die amerikanischen Produzenten immer alles neuerfinden müssen. Bei „Oldboy“ hätte ich vielleicht noch Verständnis dafür, weil die Schauspieler ja alle ein asiatisches Aussehen haben. ;) Aber warum müssen die etwa Jean Luc Bessons „Nikita“ neuverfilmen? Haben die amerikanischen Filmemacher nicht auch „Das Experiment“ neuverfilmt? Machen die solche Remakes um zu zeigen, dass sie das können oder etwa um zu zeigen, wir können es vielleicht besser? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall sind viele Remakes in die Hose gegangen.
Nein, nein. Ich habe Dich nicht falsch verstanden. Auch ich schaue mir gerne Actionfilme an und gerne auch Hollywoodproduktionen. Nachwievor sind US-Produktionen, was Specialeffekte angeht, weltweit einzigartig. Wie in der Musik haben sowohl E- als auch U-Kino ihre Berechtigungen.
Manuel meint
Also, ich fand Fluch der Karibik spätestens ab dem dritten Teil absolut unnötig. Der erste Teil war klasse, danach wurde es immer verwirrender und seltsamer. Ich denke, es gibt ja auch einen Grund, warum Orlando Bloom und Keira Knightley irgendwann abgesprungen sind. Am Geld wird’s wohl nicht gelegen haben.
Josch meint
Ja, Teil eins war super, dann ging es steil bergab. Lustigerweise war der vierte wieder einen Tick besser. Und ich habe gelesen, dass Orlando Bloom und Keira Knightley gerne im fünften Teil wieder mitmachen würden. Warum auch immer…
Sonja meint
Hey ihr beiden,
Keira Knightley und Orlando Bloom haben abgesagt, weil sie beide der Meinung waren, die Geschichte ihrer Figuren sei zu Ende erzählt. Am Ende des dritten Teils nach dem Abspann kommt ja sogar noch eine Szene der beiden 10 Jahre später. Es hatte also tatsächlich etwas mit der Liebe zu den Figuren und der Story zu tun. :)
Ich bin großer „Fluch der Karibik“-Fan und mochte alle Teile (den dritten noch am wenigsten, da die Seeschlacht am Ende im Sturm eine Ewigkeit dauerte). Ich freue mich auf den nächsten Teil, obwohl ich auch hoffe, dass den Drehbuchautoren ein cooler Dreh der Story eingefallen ist und nicht wieder alles aufwärmt.
Übrigens Josch, was in deinem Artikel noch fehlt, was mir v.a. in den letzten Jahren aufgefallen ist, ist dieses krasse Product Placement in den Filmen. Das wird immer schlimmer. Das stößt bei mir sauer auf, weil ich keine Lust habe, für so viel Werbung IM Film so viel Geld für ein Kinoticket auszugeben. Meines Erachtens eines der schlimmstne Entwicklungen im Filmbereich der letzten Jahre.
Josch meint
@Sonja:
Es gibt auch noch andere Aspekte, die ich hätte anführen können. Der 3D-Wahn zum Beispiel. Als vor zehn Jahren plötzlich jeder FIlm in 3D ins Kino kam. 80 Prozent waren in 2D gedreht und wurden danach am Computer nachträglich in 3D konvertiert. Das sah meist schrecklich aus, aber so konnten die Studios höhere EIntrittspreise rechtfertigen. Ich habe das Gefühl, dass die Industrie heute ein bisschen zurückgerudert ist. Trotzdem lohnt sich der 3D-Aufschlag nur bei den wenigsten Filmen.
Manuel meint
@Sonja: Gut, so lautet jedenfalls die offizielle Version. Ein Fußballer wechselt ja auch immer nur wegen dem „sportlichen Kick“ und nicht wegen dem Geld oder weil er keine Lust mehr auf einen Verein hat… ;-)
joe meint
Hm, ok, dann versetze ich mich mal in einen Studio-Boss in Hollywood. Da hat ein Film enormen Erfolg. Und auch der 2. Teil davon. Dann sagt mir mein Berater: Alter, mach einen 3. Teil, der könnte nochmal ganz gut Geld einbringen.
Dann sag ich als Studio-Boss: „Nee, auf Geld kommt es mir nicht an, ich mach lieber was Neues, mit dem Risiko ein paar Hundert Millionen Euro zu verlieren. Und übrigens, die Leute werden schon von selbst darauf kommen, dass wir einen neuen Film in die Kinos bringen. Werbung brauchen wir nicht zu machen – auch wenn wir die Kohle dafür übrig hätten. Ich spiel lieber auf Mund-zu-Mund-Propaganda und Risiko.“
Josch meint
Ich kann die Beweggründe der Studiobosse zu 100 Prozent nachvollziehen. Aber es ist ja nicht so, als ob alle Folgen, die der Kapitalismus mit sich bringt, immer gut wären. Oder?
Binding meint
Nicht vergessen bei der Debatte: Remakes und Literaturverfilmungen hat es in der Kinohistorie schon immer gegeben, weil ein bereits erfolgreiches Konzept voraussichtlich auch neu aufgewärmt noch gut funktoniert. Und das konkret angesprochene Phänomen gibt es eigentlich auch schon seit den achtziger Jahren, als erstmals die sogenannten BLAM-Filme („Big Loud Action Movies“) auf den Markt kamen. Seitdem gibt es Sequels ohne Ende, und inzwischen ja auch schon zahlreiche Prequels zu erfolgreichen Geschichten. Und bei den Marvel-Filmen seit „Iron Man“ kreist ja alles sogar nur noch um sich selbst und treibt sich auch selbst an – was inzwischen dazu führt, dass alles total austauschbar geworden ist und gleich aussieht (vor allem hinsichtlich der Zerstörungsorgien in Großstädten). Es gibt aber auch immer Wellen: Momentan ist ja Science-Fiction zum Beispiel wieder total angesagt, und die Jahre davor war es Horror. Strenggenommen war übrigens auch der erste Teil von „Fluch der Karibik“ schon keine kreative Glanzleistung, denn die Grundidee ist ja der Piraten-Welt im Vergnügungspark von Disneyland entlehnt. Mangels neuer originärer Geschichten bediente man sich also auch dabei schon an Althergebrachtem – auch wenn die Quelle diesmal jenseits des Kinos selbst lag. Bei „Transformers“ handelte es sich auch um so etwas, nämlich eine Verfilmung des Konzepts der entsprechenden Spielzeug-Figuren. Und soll nicht auch sogar noch „Monopoly“ verfilmt werden?
Josch meint
Hey Binding,
bei Literaturverfilmungen sehe ich das nicht so eng. Ein Film ist ein ganz anderes Medium, das ganz andere Möglichkeiten bietet. Ich sehe es schon als kreative Leistung, ein gutes Buch in die Bildsprache zu übersetzen. Ähnlich ist es bei dem Transfer Fluch der Karibik Film und Fluch der Karibik Freizeitparkattraktion. Da mussten die Welt und die Geschichte ja auch erst neu erfunden werden. Aber es klingt trotzdem ein bisschen lächerlich, wenn ein Studio den Monopoly-Film ankündigt. Oder der Science-Fiction-Film Battleship, der ja auf dem Spiel Schiffeversenken basieren soll und unglaublich schlecht war.
Dass es schon immer Remakes und Fortsetzungen gab, ist klar. Aber die Qualität, wie die Studios das mittlerweile forcieren, hat sich schon geändert. Sobald ein Franchise erfolgreich ist, stürzt sich jemand darauf und schlachtet es aus bis zum geht nicht mehr. Auch der Werbeaufwand ist mittlerweile ein ganz anderer.
Torsten meint
Danke Josch, du sprichst mir mit dem Artikel aus der Seele! Wie häufig gehe ich ins Kino und denke nach dem Film Bitte macht keine Fortsetzung dazu… Oft vergebens… Ich finde es bei einer guten story (die nicht zwangsläufig mit einem Happy End enden muss) auch einfach unnötig, eine Fortsetzung aus dem Boden zu stampfen.
Bei Filmen, die sowieso auf mehrere Teile ausgelegt sind, seh ich das Thema allerdings ein wenig unkritischer.
Und oute mich auch mal grade, dass ich die Woche in x. Fortsetzung von X-Men war (und ihn toll fand) ;)
Du sprichst oben ja den (ehemaligen) 3D Wahn an: ich finde, da ist es min. 1,5 Jahren besser geworden. Viele Blockbuster werden (wieder) in 2D gezeigt, was meistens absolut ausreicht. Das hatte seinerzeit übrigens dazu geführt, dass ich kaum noch in das lokale Multiplexkino gegangen bin sondern wieder in kleinere Kinos. Aber nicht zuletzt habe ich bei einer Filmvorschau am Ende gesehen „Bald in deinem Kino. In 2D und 3D“ Yeah!
Torsten meint
passt ja wie die Faust aufs Auge…