Mit großer Vorfreude erwartete ich die Veröffentlichung des neu aufgelegten Satire-Magazins Pardon von Herausgeber Wolfram Weimer. Am 6. Dezember war es dann so weit: Frisch am Berliner Hauptbahnhof angekommen, kaufte ich mir dort das neue Magazin. Heute, rund einen Monat später, bin ich leider etwas enttäuscht. Aus mehreren Gründen.
Im Test: Pardon – Feinsinn. Unsinn. Hintersinn.
„Der Mensch urteilt nach dem, was er sieht, doch der Herr sieht ins Herz“, heißt es in der Bibel. Ergo war mein Ersteindruck etwas konsterniert. Denn auf dem harmlos-langweiligen Cover blickte mir ein niedlicher Gott entgegen. Gott? Und dann auch noch als Comic-Figur? Puh. „Das geheime Tagebuch von Gott“ als Titelthema weckt zwar etwas Neugier, aber so richtig überzeugend ist das nun wirklich nicht. Egal – nun hatte ich schon so lange darauf gewartet, also kaufe ich es mir auch.
Doch leider konnte mich auch das Innere des Magazins nicht wirklich überzeugen, so viel vorab.
Fazit: Pardon – harmlos. sinnlos. bedeutungslos.
Nett. Das Magazin ist im Großen und Ganzen „nett“ – mehr aber auch nicht. Und damit hat es das Ziel nicht erreicht, ein Satire-Magazin zu sein. Denn Satire ist häufig alles andere als nett. Gerade die Glosse des Herausgebers Wolfram Weimer hat es am Ende nochmal deutlich gezeigt: zum einen, wie gut Satire sein kann. Und zum anderen, wie das Magazin Pardon hätte sein sollen.
Man merke: Guter Humor (intelligent, satirisch) ist eben jede Menge Arbeit. Einfach nur zahlreiche Autoren um einen „möglichst witzigen“ Artikel bitten, reicht da nicht aus. Bei weitem nicht. Trotz – oder gerade wegen der großen Namen.
Für die nächste Ausgabe wünsche ich mir daher weniger sinnfreie Artikel über Sex, Gott und andere platte Themen. Stattdessen sollte das Heft gefüllt sein mit deutlich mehr und besserem Humor, deutlich bissigerer Politikkommentierung und -karikierung, deutlich mehr Kreativität und redaktionellen Mut. Und vor allem deutlich mehr Autoren, die auch wirklich viel Zeit in ihre Artikel stecken – und nicht nur von ihren großen Namen leben. Denn ein Magazin, das lediglich „nett“ ist und den Anspruch an sich selbst hat, ein Satire-Magazin zu sein – solch ein Magazin muss deutlich mehr leisten als bisher. Und wehe, ihr bringt in der nächsten Ausgabe Hitler auf dem Cover.
Fabian meint
Ich stand heute in der Bahnhofsbuchhandlung. Habe mir Pardon auch gekauft, ehrlich gesagt, weil ich das Cover lustig fand. Meine Eindrücke zu einigen Artikeln (hab noch nicht alles gelesen. Weiß auch nicht, ob ich das tun werde):
1.Pardon, erwischt:: Stimme dir zu. Absolut unlustig.
2.Gottes Tagebuch:: Ähm. Ok. Ich habe mich tatsächlich auf was zumindest ansatzweise Lustiges gefreut. Auch hier muss ich dir voll zustimmen: Was bitte war das denn? Hätte genauso gut die Witze-Seite einer Schülerzeitung sein können. Nur dafür hätte ich nicht 5 € zahlen müssen.
3.„Obama-Interview“ von Achim Szymanski: *Gähn*. Habe es nicht bis auf Seite zwei geschafft. Total-Flop.
3.„Was würde Kinski sagen“: Hmpf. Auch hier stimme ich dir zu: eigentlich ne gute Idee, spätestens nach dem zweiten Bild aber langweilig und dann doch einfach nur eins: Ein kreativer Ansatz, unkreativ umgesetzt. So langsam macht sich Unmut breit, für das Geld hätte ich zwei große Cappucino trinken können! Aber ich freue mich auf einen meiner Lieblingsautoren:
4.„Was wollen Sie zahlen?“ von Harald Martenstein: Hier muss ich dir leider widersprechen. Ich finde leider, es ist einer von Martensteins weniger guten Texten. Ich finde, seine Bissigkeit und Schärfe schimmert nur in Ansätzen durch. Aufgrund seiner (fast durchweg) genialen Zeit-Magazin Kolumne hätte ich mehr erwartet.
5. Schnapsideen!“ von Eckart von Hirschhausen: Zum ersten Mal muss ich grinsen. Der Artikel gefällt mir sehr gut – unterhaltsam und amüsant geschrieben.
Viel mehr habe ich noch nicht gelesen im ersten Durchlauf. Werde wohl noch die Artikel angucken, die du oben gut bewertest :-) Ansonsten muss ich sagen: Ich bin sehr enttäuscht. Ich wurde eher an ein schlechtes Witzebuch erinnert als an ein Satire-Magazin. Schade. Werd‘ es in Zukunft sicher im Zeitschriften-Regal stehenlassen.
Kelaja meint
Als „Eckart von Hirschhausen“-Fan überrascht mich das natürlich nicht, dass du es gut fandest ;-) Ich finde seinen Humor und auch die ernsten Gedanken, die er unterbringt sehr gut.
Zu Pardon: Eigentl. mag ich Satire und auch Kabarett sehr (Favourite: Neues aus der Anstalt vom ZDF).Aber nach dem ich eure KOmmentare gelesen habe denke ich, dass ich gut auf das Magazin verzichten kann.
StarbucksCappuchino scheint da eine gute Alternative ;)JUICEDaniel meint
@ Fabian: Freut mich ja zu lesen, dass wir uns größtenteils einer Meinung sind – und ich mit meinen subjektiven Einschätzungen also nicht völlig daneben liege ;)
Was den Artikel von Martenstein anbelangt: Da ich seine anderen Texte bisher nicht kenne, habe ich hier keine Vergleichsmöglichkeiten. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen Pardon-Artikeln sticht er doch positiv heraus. Was vielleicht lediglich dem flachen Niveau von Pardon zu verdanken ist.
@ Kelaja: „Neues aus der Anstalt“ ist mir ein wenig zu übertrieben. Richtig gut hingegen finde ich die heute-show – bis auf Gernot Hassknecht.
Kelaja meint
@ Daniel: Mich spricht die Heute show nicht so an. Ich kann nicht mal sagen aus welchem Grund genau, aber die Episoden, die ich bisher gesehen habe fand ich weniger lustig. Aber da sind, denke ich, auch die Geschmäcker verschieden.