[Fortsetzung von Teil 2: …und vieles mehr]
Am 31. Oktober landete ich wieder in Manila und flog nur zwei Tage später weiter nach Penang, einer Insel in Malaysia. Dort wartete – einmal mehr – eine Konferenz auf mich. Von der Konferenz – die von „Surveyor“ (dafür gibt es meiner Meinung nach kein adäquates deutsches Wort), linguistische (Forschungs-)Methoden und vielen weiteren verwirrenden Themen handelte – verstand ich weniger als nichts, nämlich gar nichts.
Meine Aufgabe war es aber ohnehin nur, mich mit den Leuten zu treffen und Interviews zu führen. Am Ende sind fünf Interviews dabei herausgekommen, pro Tag also im Schnitt eines. Am Meer, in der Lobby, im Konferenzraum, vor dem Konferenzraum und im Hotelzimmer – ich habe tatsächlich so ziemlich jeden Ort für die Interviews ausprobiert und abgesehen vom Hotelzimmer (was mir eher unangenehm war) war jedes Interview in einer sehr unruhigen Umgebung (= weniger gut für Audioaufnahmen). Vielleicht hätte ich den Fahrstuhl mal ausprobieren sollen…
Erstmals war nun auch meine Freundin mit von der Partie, die ebenfalls auf fünf Interviews kam (Zugegeben, wir haben uns gegenseitig etwas herausgefordert…) und bereits einen herrlichen Blogeintrag auf Englisch über die Konferenz veröffentlichte – lecker gewürzt mit einer zarten Prise Ironie.
Am 09. November feierten wir meinen Geburtstag mit einem freien Nachmittag am Meer und abends einem außergewöhnlich gutaussehendem und gutschmeckendem Essen.
Zwei Tage später hieß es dann wieder „back to the dreck“, Manila stand auf unserem Flugticket als Ziel. Dass der Name dann auch tatsächlich Programm wurde, hatte ich nicht erwartet. Doch nach der ersten Woche, am Dienstag den 16. November, spürte ich, dass etwas mit mir nicht stimmte (nicht das, was ihr jetzt denkt – das ist ein anderes Thema). Am nächsten Tag die traurige Gewissheit: Nichts geht mehr, mein Körper befand sich – wie zahlreiche Deutsche auch – erneut im Streik. (Ob das meine Solidarität zum Ausdruck bringt? Ich weiß ja nicht…)
Leider wurde es die darauffolgenden Tage immer schlechter statt besser, von Halsschmerzen über Husten und Schnupfen (sehr seltsam bei 30°C) bis hin zu Kopfschmerzen und Schwindel am Sonntag. Am Sonntagabend kam mir dann der glorreiche Gedanke: „That was a weekend with a weak end.“ Ich musste spontan lachen, obwohl es mir nicht gerade danach zumute war.
Am nächsten Morgen (Montag, den 22. November), raffte ich mich daher dazu auf, nun doch zu einem Doktor zu gehen. Vorher jedoch wollte eine Mitarbeiterin der Organisation unbedingt messen, ob ich Fieber habe. Als es piepte, staunte ich nicht schlecht: „97“ zeigte das Thermometer an. Zum Glück waren es 97 Grad Fahrenheit, nicht Celsius.
Dass ich damit eigentlich trotzdem schon tot sein sollte, rechneten meine Freundin und ich dann ein paar Minuten später per Dreisatz (yeah!) aus. Mein Thermometer eines großen Lebensmitteldiscounters (Sorry Stecher, nicht REWE) zeigte in meinem Zimmer eine Temperatur von 28°C an. Wenn ich auf Fahrenheit umschaltete, waren es 82,4°. Nimmt man diese Zahlen zusammen mit den 97°F, ergab es demnach, dass meine Körpertemperatur 33,1°C betrug. Als ich die Zahl nach dem Taschenrechner nochmal zur Sicherheit schriftlich nachgerechnet hatte, hatte ich es schwarz auf weiß: Ich war tot. Daran gab es (k)einen Zweifel.
Der in Deutschland promovierte Doktor, ansässig im vierten Stock eines Krankenhauses, hatte jedenfalls – berechtigte(!) – Zweifel an meinem Tod und versicherte mir nur das, was ich eh schon wusste: Du bist krank.
Was ich jedoch nicht wusste (und eigentlich auch nicht hören wollte): Er sagte mir, dass ich eine Allergie habe. „You have an allergy against the environment.” Was jedoch die Allergie ausgelöst hat, konnte er mir nicht sagen. „But it doesn’t matter what causes the allergy, because you can’t change the environment anyway.“ Na toll.
Am wahrscheinlichsten wurde diese Allergie von den Abgasen oder den Milben (oder beidem?) ausgelöst. Ich bin also allergisch gegen verstopfte Großstädte oder schlechte Hygiene. Das bedeutet, dass ich nach einem Monat in Indonesien gute Chancen habe, in meiner restlichen Zeit in Manila noch ein weiteres Mal krank zu werden. Na toll.
Unpassenderweise habe ich mir zur Allergie noch einen Virus eingefangen, der für Kopfschmerzen und Schwindel verantwortlich war. Na toll.
Mittlerweile geht es mir aber wieder besser, ganz ohne Medizin. Das wurde auch allerhöchste Zeit, da die fünf Interviews noch auf mich warten, aus denen ich drei bis fünf Artikel schreiben soll. Genug Arbeit also bis Weihnachten (es gibt genauso wie in Indonesien auch hier in Manila stets genug unerwartete Überraschungen und Unterbrechungen).
In diesem Sinne wünsche ich jetzt schon (und noch einmal) Frohe Weihnachten & einen Guten Rutsch ins neue Jahr, sollten wir uns 2010 nicht mehr lesen (und schreiben).
Euer Daniel
PS: Mein Praktikum geht noch bis Weihnachten, was Freitag, den 17. Dezember bedeutet, da an diesem Tag das Büro schließt. Weihachten ist in Manila wie gesagt das – mit Abstand(!) – größte Fest. Ich hoffe, euch ein paar Bilder von den Ausmaßen zeigen zu können. Auch von anderen Ereignissen gibt es vielleicht in nächster Zeit noch einige ausgewählte Bilder auf JUICED. In diesem Sinne: Stay juiced.
Lothar meint
Hey Daniel!
Vielen Dank, dass du uns Anteil an deinem Leben gibst! Es ist immer wieder (inhaltlich und sprachlich) schön von dir zu lesen!
Liebe Grüße & eine schöne Adventszeit wünscht dir Lothar
Kai meint
Hi Daniel,
wieder sehr interessant und kurzweilig zu lesen! Und ehrlich, denn was wir nicht wissen, das wissen wir nicht, und wo wir nicht wichtig sind, da sind wir nicht wichtig – aber da Du ja in speziellem Auftrag unterwegs bist, bist Du doch auch immer wichtig, wenn das wichtig ist, haha – Du hast Deine Interviews ja gehabt und von anderen Menschen kann man immer viel lernen, ich horche auch gerne aus, liegt vielleicht auch an meinem Beruf :-)
Und Dein Essen hätte ich gerne hier.
Somit Dir eine gesegnete Zeit nun in Manila, and enjoy the environment as possible,
Kai