[Fortsetzung von Teil 1: Alles was du über Indonesien wissen musst…]
In der dritten Woche schrieb ich daher nur einen Artikel. In der vierten Woche durfte ich dann dreimal bei der Einwanderungsbehörde (bei uns „Ausländeramt“ oder „Ausländerbehörde“) antanzen und mein vierwöchiges Visum wegen der fünften Woche für weitere 25 US-Dollar (so viel kostet das 30-tägige Touristenvisum) um einen weiteren Monat verlängern lassen. Dummerweise war die Einwanderungsbehörde am anderen Ende der Stadt, sodass dabei jeweils fast ein halber Tag draufging.
Vermutlich habe ich mittlerweile schon die Hälfte an unnötigen Arbeiten und zahllosen Kleinigkeiten vergessen, die mich von der eigentlichen Arbeit, Artikel zu schreiben, abhielten. Aber ich staunte jeden Tag aufs Neue, was es alles so gibt, das einen von der Arbeit abhält. Da ist Prokrastination gar nicht notwendig.
Ein kleiner privater Höhepunkt an dieser Stelle: Am 10. Oktober spielte Indonesien in einem Freundschaftsspiel gegen Uruguay. Mein Tipp war 5:0 für Uruguay, was die Indonesier gar nicht gerne hörten. Sie tippten auf ein 2:1 (manche für Uruguay, manche für Indonesien) oder ein Unentschieden.
Als Indonesien das erste Tor schoss, konnte ich förmlich ihre Gedanken lesen. „Haben wir doch gesagt.“ Am Ende ging es dann, wie tatsächlich erwartet, aus Sicht der Indonesier 1:7 aus. Der „kleine private Höhepunkt“ dabei war, dass ich währenddessen vor dem Fernseher stehend meine Wäsche bügelte. Für mich ein Novum. (Bei diesen Worten sehe ich förmlich das strahlende Gesicht meiner Mutter vor mir.)
Ich habe in Indonesien also auch selbst Waschen und Bügeln müssen dürfen und so meine hausmännischen Fähigkeiten weiter ausgebaut. Leider (und diesmal meine ich wirklich leider!) befand sich die Waschmaschine auf dem Dach des dreistöckigen Gebäudes unter einem Wellblechdach, sodass Waschen stets eine enorm schweißtreibende Angelegenheit war. Der ganze Waschvorgang beinhaltete sechs Mal hoch- und runtergehen. Werte wie Effizienz und (notwendiger) Komfort gehören eher nicht zu den typisch indonesischen (Fleiß leider auch nicht immer).
Damit ihr den letzten Satz nicht falsch versteht, empfehle ich euch meinen Artikel Terima kasih, Indonesien (Danke, Indonesien), in dem ich über die indonesische Küche, Sprache, Kultur und Gastfreundschaft schreibe.
Frühstück und Abendessen musste ich mir selbst organisieren, was dank meines indonesischen Freundes, der Gott sei Dank ganz in meiner Nähe wohnte, und unzähligen Warungs (Ein Mittelding zwischen Schnellimbiss und Restaurant) kein Problem war. Da ich hier – auch aus Gründen der Länge – nicht weiter über Essen reden möchte (könnte ich aber stundenlang, ich liebe indonesische Küche), empfehle ich diesbezüglich nochmals meinen Artikel Terima kasih, Indonesien.
Die letzte Woche in Indonesien habe ich nachts mit drei Oberteilen und zwei Decken verbracht. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr in Winterjacke bei 21°C. Arbeitstechnisch nahm ich erneut an einer Konferenz teil, diesmal eine ganze Woche lang. Mein Ziel war es, drei Teilnehmer zu interviewen und dazu jeweils einen Artikel (Portrait, Projekt, Geschichte) zu schreiben. Für zwei Artikel und drei Interviews hatte es gereicht, dazwischen wurde ich noch spontan als Fotograf für die Konferenz eingeteilt und durfte einmal auch mit zwei Videokameras gleichzeitig eine Veranstaltung filmen. Immer locker, spontan und flexibel bleiben.
Insgesamt waren fünf Wochen Indonesien definitiv eine herausfordernde, abwechslungsreiche und lehrreiche Zeit mit vielen guten wie weniger guten Erfahrungen. Am Ende verließ ich das Land mit einem geteiltem Herzen: Zum einen war ich traurig, meine zahlreichen alten und neu gewonnenen Freunde zu verlassen (und das gute Essen!), zum anderen war ich froh, diese lieben Menschen (und das gute Essen!) überhaupt kennengelernt zu haben und so viele schöne Erinnerungen mitnehmen zu können.
Für alle (angehenden) Journalisten, die vorhaben, (mit einer Organisation) ins asiatische Ausland zu gehen, darf ich folgende, sehr wahre, Erkenntnis meiner Freundin mit auf den (definitiv empfehlenswerten) Weg geben:
In my previous life of formal education I had been told that in order to get a good interview I need to be well informed, prepared and the leader of the interview. But here I soon realized that was not possible. I had to interview people even though I didn’t know anything about them (besides their first name), nor anything about their work (besides the country they were working in). The two most important things turned out to be good listening and flexibility. Sometimes the conversation took a totally different path than I had expected. The more I heard about the life and work of these people the more questions came to my mind and in no time I had a 60-minute interview.
Wer übrigens gerne zwei meiner hier verlinkten Artikel lieber auf Englisch lesen möchte, kann das bei Daniel sick in Indonesia & Sweet memories und Terima kasih, Indonesia gerne tun.
[Weiter zu Teil 3: Malaysia, Manila und Me.]
Leser-Interaktionen