Auf JUICED gab seit dem 16. September nichts mehr von meinem Journalismus-Praktikum zu lesen. Das sind fast zehn Wochen – eine für mich unendlich lange Zeit.
Für Wenigleser hier die Kurzfassung:
Während meines fünfwöchigen Indonesienaufenthalts, dem ein verpasster Flug voranging, war ich eine Woche krank, habe vier Artikel geschrieben, sechs Interviews geführt und jede Menge leckeres Essen vernichtet. Gleich im Anschluss ging es für eine Woche nach Malaysia, wo ich auf einer Konferenz fünf Interviews führte. Seit dem 10. November bin ich nun wieder in Manila und habe die vergangene Woche mit Allergie und Virus flach im Bett gelegen.
Durchatmen. Tief Luft holen. Und los geht’s mit der Langfassung:
Zunächst einmal verpasste ich – unfreiwillig! – meinen geplanten Flug nach Indonesien, was ich der Länge und des Frusts halber hier nicht noch einmal breittreten möchte. Diesen Part habe ich daher extern ausgelagert und mit der treffenden Überschrift Wegen einer Minute veröffentlicht.
Am Samstag, den 25. September, konnte mich dann nichts und niemand aufhalten, und ich passierte nach endlos langem Warten die Imigrasi erfolgreich, ehe ich zum zweiten Mal nach 2006/07 indonesischen Boden betrat und indonesische Sauna (=Luft) einatmete.
Schnell erinnerte ich mich wieder an die wichtigsten Werte, die in Indonesien unabkömmlich sind: Ruhe, Geduld, Gelassenheit, Freundlichkeit, Güte, sowie eine Brise Sanftheit garniert mit einer deftigen Portion Flexibilität und Spontanität. Sprich: Indonesien ist die perfekte Charakterschule – da lernst du was fürs Leben. (Und ja, das sage ich mit einer gewissen Ernsthaftigkeit, aber auch mit einem leichten Augenzwinkern.)
Mein indonesischer Chef verabschiedete sich nämlich an meinem ersten Arbeitstag für eine Woche und flog nach Singapur, gefolgt von einer weiteren in Papua. Und die für mich zuständige Sekretärin war die ersten anderthalb Wochen auch nicht da, weil sie sich um ihre kranke Mutter kümmern musste. Fazit: Niemand im Büro wusste, was ich tun sollte, sodass ich mir selbst Arbeit beschaffte (in sowas bin ich leider ziemlich gut).
So schnappte ich mir die „Mediendame“ und nahm ihre kleine Mitarbeiterzeitschrift kräftig behutsam auseinander, bis eigentlich an Layout und Inhalt nichts mehr übrig blieb. Damit die Dame, die auf den Namen Lenny hört, nicht vollends frustriert und entmutigt ist, braucht es eine weitere Charaktereigenschaft: Charme. Aber mit dem amerikanischen Prinzip, fünf Dinge loben, bis man endlich eine Sache kritisieren darf, kann ich reichlich wenig anfangen. Da bin ich dann wohl doch zu deutsch.
Immerhin: Lenny war wissbegierig, offen für Verbesserungsvorschläge und hat mir geduldig stundenlang zugehört, wie ich einen Fehler Verbesserungsvorschlag nach dem anderen aufzeigte. So etwas findet man in Deutschland eher selten, Hut ab.
Leider hatten ihr all meine Vorschläge so gut gefallen, dass sie mir den Vorschlag machte, ihr noch mehr beizubringen. So verbrachte ich die gesamte erste Woche damit, ihr zu erklären, wie man Artikel im Allgemeinen schreibt, wie man Artikel im Englischen schreibt und zu guter Letzt zwei volle Tage lang, wie man eine DSLR bedient und brauchbare Fotos schießt (inklusive schweißtreibenden Fotoshootings in der prallen Mittagssonne).
Am Ende fühlte ich mich ausgepresst wie eine Zitrone. Das war das erste Mal gewesen, dass ich all das erklärt hatte – natürlich ohne jegliche Vorbereitung. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich habe also spontan fast mein gesamtes mediales Wissen der vergangenen drei Jahre komprimiert in einer Woche heruntergerattert und an eine indonesische Dame weitergegeben, die alles wie ein trockener Schwamm in sich aufgesaugt hat. Definitiv eine interessante Erfahrung, bei der mir einmal mehr bewusst wurde, wie sehr mir Lehren Spaß macht.
Die zweite Woche war ich dann erst einmal krank in Jakarta. Da Krankheiten nicht jedermanns Sache sind, habe ich diese Woche ebenfalls extern ausgelagert, Daniel allein & krank in Jakarta.
Die nächsten beiden Wochen war dann mein Chef endlich wieder da und ich konnte mir bei ihm die ersten schreibtechnischen Aufgaben abholen. Leider kam noch eine Transformation conference dazwischen, eine dreitägige Konferenz mit dem Schwerpunkt, wie Indonesien nachhaltig verändert werden könnte. Dort sollte ich Kontakte knüpfen. Da das jedoch alles große Leiter und hohe Tiere (mit erstaunlicher Ähnlichkeit zu Menschen) waren, gaben sie sich reichlich wenig mit mir ab, was mich aber nicht wirklich störte. Schließlich war das junge Personal, das für Essen etc. sorgte, viel unterhaltsamer und ich konnte mein Bahasa Indonesia, mein Indonesisch, aufbessern (Okay, ich gestehe: am meisten habe ich dabei Bahasa Gaul, Slang, gelernt).
[Weiter zu Teil 2: …und vieles mehr.]
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