Was ist dreckig, hat 20 Millionen Einwohner und stinkt nach Abgasen? Richtig, Manila. Dort befinde ich mich gerade, um mein Journalismus-Praktikum zu absolvieren. Und damit ihr auch ordentlich Mitleid mit mir habt, hier mal die ersten Eindrücke der Stadt:
Arm, chaotisch, heruntergekommen, vollgestopft, überfüllt, dreckig, stinkig, gefährlich, laut … die Negativ-Liste lässt sich nahezu unendlich fortführen, ist aber leider völlig einseitig und daher glücklicherweise nicht repräsentativ, wenn man über Manila redet (oder schreibt).
Trotz all dem Lärm, trotz all dem Stau, trotz all dem Schmutz[1]: Manila, die Hauptstadt der Philippinen, hat auch ihre Vorzüge. Die Menschen wirken entspannter (und laufen deutlich langsamer – Entschleunigung pur), das Essen schmeckt besser (asiatisch eben – nur leider nicht so scharf; nichts für Vegetarier), die Preise sind niedriger (aber bloß nicht laut sagen – sonst werden sie teurer).
Um euch jetzt nicht mit einer Fülle an Informationen zu überfluten, möchte ich mich heute auf zwei Aspekte beschränken: Unterkünfte und Klima. Die Unterkünfte sind schnell erklärt: Da gibt es die kleinen (Holz- oder Blech-)Hütten, in denen sich kein Deutscher vorstellen kann auch nur einen Tag zu leben. Dann gibt es die „normalen“ Häuser, die nach außen an deutsche Standards erinnern. Zu „guter“ Letzt findet man in Manila viele Hochhäuser vor, die aus hunderten kleiner, dreckiger und meist lauter Wohnungen bestehen. Doch damit nicht genug:
In den Hütten wohnen manchmal ganze Familien mit mehreren Kindern. Wie viele Philippinos maximal oder durchschnittlich zusammen in einer Hütte wohnen, kann ich noch nicht genau sagen. Aber dass es dort nicht einmal Elektrizität, geschweige denn Wasserleitungen oder sanitäre Anlagen gibt, ist offensichtlich. Manche Leute schlafen auch am Straßenrand, oftmals auf steinernem Boden oder einem dünnen Stück Pappe.
Die Häuser hier sehen meist nur nach außen gut aus, davon darf man sich nicht täuschen lassen. Die Qualität ist nicht vergleichbar mit deutschen Standards. Dennoch: Wer ein eigenes Haus hat, zählt sicher zu den Reicheren hier in Manila. Denn Häuser müssen zunehmend Hochhäusern weichen, um mehr Philippinos eine Unterkunft zu ermöglichen – der Wohnraum ist schließlich stark begrenzt. Hier ein Vergleich um zu verdeutlichen, wie überfüllt Manila wirklich ist:
- Hongkong: 6.054,5 Einwohner/km²
- Jakarta: 12.965 Einwohner/km²
- Tokio: 13.650/km²
- Seoul: 17.090 Einwohner/km²
- Manila: 43.079 Einwohner/km²
(Quelle: Wikipedia)
Da ich in all den hier gelisteten Städten bereits gewesen bin, kann ich das neben den objektiven Zahlen auch subjektiv bestätigen. Wer für eine Entfernung von acht Kilometern täglich über eine Stunde braucht, muss in Manila sein. Die Straßenverkehrsordnung ist hier eine einzige Straßenverkehrsunordnung, da braucht man wirklich eine doppelte Portion Geduld – oder läuft einfach mal, was manchmal sogar schneller geht.
Das Problem dabei: Draußen ist es meistens 27 bis 30 Grad Celsius warm (aktuell 30°C, gefühlte Temperatur: 37 °C), die Luftfeuchtigkeit – das eigentlich Schlimme daran – beträgt um die 80 Prozent (aktuell 79). Da ist Dauerschwitzen unter freiem Himmel vorprogrammiert. Und wir befinden uns gerade in der Regenzeit, in der es nicht ganz so krass sein soll. Ich jedenfalls brauche keine fünf Minuten in der prallen Sonne, und „Ströme lebendigen Wassers“ fließen von meinem Leib[2]. Die „Air cons“ (Klimaanlagen) sind daher überall im Dauereinsatz, vom Taxi übers Einkaufszentrum bis hin zum Büro.
Eine Kuriosität diesbezüglich:
Im Taxi vom Flughafen zu meiner Unterkunft habe ich so sehr gefroren, dass ich einen Pullover angezogen habe. Und nicht nur da: Auch in einer Kirche wäre ich vorletzten Sonntag ohne meinen Pullover sicher an Unterkühlung gestorben.
Wer sich das nicht vorstellen kann: In Manila braucht man im Prinzip keine Pullover oder gar Jacken[3], da es nie wirklich kalt wird. Selbst nach langem Regen kühlt es hier vielleicht kurzzeitig mal auf 20 Grad ab, was aber immer noch angenehm warm ist. Und nur wenige Augenblicke später ist es so heiß wie eh und je – auch nachts. Eine dicke Bettdecke ist daher ebenfalls überflüssig, ein dünnes Bettlacken reicht völlig.
Zu guter Letzt noch ein Hinweis an alle Foto-Interessierten unter euch: Auf unserer Partnerseite JUICEDesigns.de habe ich heute bereits ein erstes Foto von einer typischen Szene in Manila veröffentlicht – inklusive Hintergrundinformationen und Anleitung zum selber machen. Jetzt anschauen.
Was wollt ihr als nächstes auf JUICED lesen? Eins bis zwei Themen (je nach Umfang) suche ich mir aus. Eins bis zu weitere Themen dürft ihr bestimmen, indem ihr bei folgender Umfrage mitmacht:
Trotz Umfrage gilt natürlich: Weitere Kuriositäten vorbehalten. (Diese Angaben sind wie immer ohne Gewähr.)
Cheers,
Euer Daniel
PS: Wenn ihr irgendwelche Fragen zu diesem Blogpost oder (Bilder-)Wünsche zum nächsten habt: Feuer frei!
[1] Manila zählt zu den Städten in der Welt mit der höchsten Luftverschmutzung. Diese übersteigt die zulässigen Grenzwerte der Welthandelsorganisation (WTO) um das Dreifache. Der hohe Gehalt an Feinstaub stellt das größte Problem dar. Die Ursachen liegen sowohl in den zahlreichen Fabrikanlagen und Kraftwerken als auch im Verkehr und der Müllverbrennung. (Quelle: Wikipedia)
[2] Zugegeben: Bei praller Sonne ist das bei mir in Deutschland leider auch nicht viel anders.
[3] Es sei denn, man fährt Motorrad. Das kann bei Regen oder abends mit dem Fahrtwind schon mal recht frisch werden.
Jochen meint
Danke für den ersten Artikel. Weiterhin gutes Einleben und guten Start ins Arbeiten. Ich bin schon gespannt auf mehr.
Die Überschrift stimmt natürlich schon, die Stadt ist nicht die sauberste. Allerdings machen die Menschen die Musik und sie, die Philipinos, haben mich auch Manila in positivster Erinnerung behalten lassen…
Joe meint
Sehr mutig in Manila dieses Praktikum zu machen!!!! Sei vorsichtig als Journalist!
Ich würde gerne mal etwas über die Armut in Manila lesen! Mit ein paar eindrücklichen Fotos! Oder ein Bericht über die Kid’s auf dem Müll!
JUICEDaniel meint
@ Jochen: Sicher, die Überschrift betont eher das Negative der Stadt, was insgesamt vermutlich aber gar nicht überwiegt. Um ehrlich zu sein wollte ich damit ein wenig provozieren und Neugierde wecken. „Lieb, nett und schön“ – wer liest das schon? ;) Und ich hoffe auch, euch in Zukunft noch viele Facetten schildern zu können, die zeigen, dass Manila durchaus eine positive Stadt ist.
Und das kann ich bisher bestätigen: Die Philippinos, die ich bisher persönlich kennengelernt habe, sind alle super nett.
@ Joe: Danke für deinen Themenwunsch. Armut in Manila ist sicher ein spannendes Thema, das ich aber erst (wenn überhaupt) in ein paar Monaten behandeln würde, wenn ich mehr Eindrücke, Erfahrungen und Fakten dazu habe.
hey joe meint
Hay Daniel,
sehr spannend, was Du da machst. Praktikum in Manila – über wen läuft das denn, wer bezahlt das, für wen arbeitest Du? Sind die Themen, über die Du recherchierst, vorgegeben oder hängt das auch von Dir ab? Und wie weit kommst Du tatsächlich mit der Bevölkerung in Kontakt und in’s Gespräch? Da Du ja offensichtlich auch Jeepney fährst dürften sich Kontakte schon fast von selbst ergeben…
Was interessiert mich? Eigentlich alles! Wie und wo wohnst Du? In welchen Teilen von Metro Manila wirst Du unterwegs sein? Wirst Du auch verschiedene Inseln und Provinzen bereisen und darüber berichten?
Mattias meint
Cool geschrieben. Macht Spaß, das zu lesen!
Kai meint
Nun, diese Beschreibung toppt meine Erinnerungen an Cebu in „Mittel-„Philippinen, dort ging es dann doch vergleichsweise geruhsam zu. Was das Bettlaken zum Zudecken angeht: So ging es mir auch im Tschad, wo ich vor 1 1/2 Jahren war. Wenn es dann mal nach einem Regenguss oder einer „Kaltfront“ etwas mehr abkühlt als üblich, dann frieren die Einheimischen normalerweise gleich – auch wenn es für uns endlich mal angenehm ist (und ich mein Bettlaken dann plötzlich tatsächlich benötigte). So, ich vermute, bald wirst auch Du das Frieren beginnen, wenn es mal wieder auf 20° abkühlt, berichte bitte darüber, dann bist Du ein Philippino (oder auf dem Weg dahin). Weiter eine gute Zeit Dir!
JUICEDaniel meint
@ hey joe: Danke für deine vielen Fragen. Ich versuche, sie alle nach und nach in den kommenden Blogbeiträgen über meine Praktikumszeit hier zu beantworten. Das bisherige Ergebnis der Umfrage zeigt ja deutlich, dass genau das (Mein Praktikum: Aufgaben, Arbeitsplatz, Kollegen etc.) nun auch dran ist (verständlicherweise :) ).
Deine Fragen sind übrigens eine super Hilfe, um auch alle Facetten abzudecken – danke nochmal. So oft vergisst man ganz banale Dinge. So auch heute, als ich mich vor einer Gruppe vorgestellt habe: Name, Herkunft, Job (hier und in Deutschland)… aber kein Familienstatus (hier ganz wichtig!) und Alter.
@ Mattias: Das freut mich & so soll es auch sein. Langweilige Artikel gibt es schon genügend ;)
@ Kai: Das, was du von den Einheimischen im Tschad beschreibst, habe ich damals in Indonesien erlebt. Jeden Tag 30°C, eines Tages nach viel Regen plötzlich 26°C – das war sehr kalt und ich habe mir damals auch prompt eine Erkältung eingefangen. Konnte sich damals in Deutschland keiner vorstellen, war aber so.
Der Unterschied hier: Du hast zu Hause die meiste Zeit die Air Con an, unterwegs in Bussen (in den meisten), S-Bahnen (MRT/LRT) oder Taxis ebenso – und auf der Arbeit wie gesagt sowieso. Dadurch „gewöhnt“ man sich nicht so schnell (nie wirklich?) an das andere Klima hier…
Joe meint
es gibt her also einen „Joe“ und einen „Hey Joe“ und ich dachte schon ich hätte Alzheimer und kann mich nicht mehr an meine Fragen erinneren! :o)
Dick meint
Yeah – ich freu mich schon auf die weiteren Artikel – mitreißend geschrieben.
noch ein Markus meint
sehr schön, vielen Dank für den ersten Erfahrungsbericht.
wie warst du überhaupt auf Manila als Ziel für dein Praktikum gekommen?
und wo machst du das da?
Brian meint
Hallo Daniel,
ich war selbst schon mehrmals in Manila, zuletzt im Februar 2010.
Habe dort u.a. eine interessante Bootsfahrt auf dem Pasig River gemacht mit vielen Eindrücken wie z.B. moderne Wolkenkratzer neben armen Wellblechhütten und die sogenannten „Fledermausmenschen“ die ihre Behausung direkt unter Brücken bauen.
Diese Bootsfahrt durch Manila ist recht neu und noch nicht so bei Touristen bekannt. Vielleicht wäre das was für dich:
http://www.philippinen-thailand.de/pageID_6267461.html
Gruß,
Brian
JUICEDaniel meint
Danke für eure Kommentare, Tipps und zahlreichen Fragen. Ich denke, einige davon habe ich nun endlich beantwortet. Siehe: https://juiced.de/mein-journalismus-praktikum-auf-den-philippinen-02-aufgaben-arbeitsplatz-kollegen/6118/ (Wenn nicht, bitte nochmal nachhaken, ich beantworte die Fragen sehr gerne!)