Sie fürchten sich so sehr vor dem Erbrechen, dass sie vorsichtshalber nichts oder nur sehr wenig essen. Drei bis sieben Prozent der Deutschen haben nach Expertenschätzung Emetophobie. Woher kommt die Angst, wie sieht die Therapie aus und warum wird die Krankheit selbst von Ärzten selten erkannt?
Anja* muss Majonäse essen: 250 Milliliter – pur. Sie nimmt den Suppenlöffel und taucht ihn in das Glas. Ihre Hände zittern, die Augen sind feucht. „Wie schmeckt der Salmonellen-Joghurt?“, fragt die Therapeutin. Anja kämpft gegen die aufsteigende Panik. Sie hat Emetophobie – Angst vor dem Erbrechen. „Ich hungere lieber, als ein Risiko einzugehen“, sagt sie. Lebensmittel hat Anja in „gut“ und „böse“ eingeteilt. Majonäse ist böse, weil sie leicht verderben und zu Übelkeit führen könnte. Deshalb hat Anja sie von ihrem Speiseplan gestrichen. In der Christoph-Dornier-Klinik für Psychotherapie in Münster lernen Patienten wie die 23-jährige Anja ihre Angst zu überwinden. Expositionstherapie heißt das Konzept. Manche sagen dazu auch „Konfrontationstherapie“, weil man sich bewusst mit seinen Ängsten auseinander setzen muss.
Emetophobie ist eine weitgehend unbekannte psychische Erkrankung. Experten vermuten, dass drei Prozent der Männer und sechs bis sieben Prozent der Frauen in Deutschland betroffen sind – das sind mehr als vier Millionen Menschen –, die Krankheit allerdings bei den wenigsten erkannt wird. Da viele Emetophobiker an Untergewicht leiden, den wahren Grund ihres Essverhaltens aber aus Scham und Angst verschweigen, diagnostizieren Ärzte oft fälschlicherweise Magersucht. Dabei leiden viele Erkrankte unter ihrem niedrigen Gewicht und den damit verbunden körperlichen Einschränkungen. Trotzdem essen sie kaum, kontrollieren zwanghaft die Zutaten von Fertiggerichten und das Haltbarkeitsdatum der Produkte.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum der Majonäse kann Anja nicht überprüfen. Die Therapeutin hat es geschwärzt, denn Anja soll ihre Angst aushalten. „Emetophobiker lernen in der Therapie, sich genau damit zu konfrontieren, wovor sie sich am meisten fürchten“, erklärt Birgit Mauler, Diplom-Psychologin und Verhaltenstherapeutin an der Christoph-Dornier-Klinik. „Erst wenn sie merken, dass sie die Situation unbeschadet überstehen, bauen sie die Angst nach und nach ab.“ Und wenn doch etwas passiert? „Selbst wenn sich der Patient wirklich übergeben müsste, was im Rahmen der Expositionstherapie jedoch in der Regel nicht auftritt, würde er angstfreier aus der Situation hervorgehen“, sagt die Psychologin. Er stelle fest, dass es nicht so schlimm sei, wie er geglaubt habe. „Viele Patienten können nicht benennen, was sie konkret befürchten. Im Extremfall fürchten sie sterben zu müssen, wenn sie sich übergeben“, führt Mauler aus. Sie hätten Angst zu ersticken oder einen Kreislaufzusammenbruch zu erleiden. Andere befürchten den Ekel nicht aushalten zu können. Das sei rational nicht erklärbar. Manchmal wünsche sich der Patient gegen Ende der Therapie das Durchführen des Erbrechens unter therapeutischer Begleitung. „Er macht dann die Erfahrung, dass auch in dieser Extremsituation seine Befürchtungen nicht eintreten und gewinnt Sicherheit für zukünftige ‚Hochrisikosituationen‘ wie zum Beispiel einer Schwangerschaft oder einem Magen-Darm-Infekt.“
Anja weiß genau, wann sie sich zuletzt übergeben hat. „Es war der fünfte Oktober 2006. Davor hatte ich 13 Jahre nicht gebrochen.“ Dieses Erlebnis habe an ihrer Angst nichts verändert – im Gegenteil: Mit der Zeit sei diese immer schlimmer geworden. Anja erzählt, wie sie begann öffentliche Orte und andere Personen zu meiden. Sie fürchtete sich davor, mit einer Mageninfektion angesteckt zu werden und bekam Angst, jemandem beim Erbrechen zusehen zu müssen. Partys, bei denen Alkohol getrunken wurde, mied sie – öffentliche Verkehrsmittel ebenso. Ihre Gedankenwelt kreiste nur noch ums Erbrechen. Allein die Wörter „brechen“, „kotzen“ oder „schlecht“ machten ihr Angst. Sie konnte es nicht ertragen, wenn jemand von einem „Eimer“ sprach oder von dem Wort „Kübel“, das sie an „übel“ erinnerte. Selbst herbstliche Laubhaufen am Straßenrand assoziierte sie mit Erbrochenem. Irgendwann konnte sie ihre Wohnung kaum noch verlassen. Sie begann, mehrmals am Tag verschiedene Antibrechmittel zu schlucken, von MCP-Tropfen wurde sie abhängig.
Wie kann es passieren, dass jemand vor dem Erbrechen eine derartige Angst entwickelt? Verhaltenstherapeutin Birgit Mauler erklärt, dass die Krankheit ihre Wurzeln oft in der Kindheit hat. Damals seien unangenehme Erfahrungen mit dem Erbrechen übertrieben bewertet worden. Diese Schlüsselerlebnisse ließen die Angst aufkommen. Wenn man Anja fragt, wie die Krankheit begonnen hat, erzählt sie manchmal ihre Geschichte auch wenn es ihr schwer fällt: Sie war drei Jahre alt, fuhr mit den Eltern zu einer Geburtstagsfeier, hatte im Auto das Geschenk auf dem Schoß, musste sich übergeben, schämte sich. Eine vermeintlich harmlose Situation. Doch bei Anja begann damals eine Kettenreaktion, die Psychologen Operante Konditionierung nennen: Der Patient hat Angst, flüchtet vor dieser Angst, indem er belastenden Situationen ausweicht, baut damit die Angst kurzfristig ab, verstärkt aber langfristig das Vermeidungsverhalten und gibt so der Phobie Raum sich zu entwickeln.
„Ich bin Meister meines Körpers“, sagt Anja. „Ich höre jedes Magengrummeln und bekomme Panik. Habe ich jetzt nur Hunger oder werde ich diesmal wirklich krank?“ Wenn sie etwas gegessen habe, frage sie sich: War das jetzt nicht doch zuviel? Vertrage ich das? Hält mein Magen das aus? Bei Kopfschmerzen denke sie: Bekomme ich Migräne und muss mich dann übergeben? Jede kleine Übelkeit sieht Anja nach eigenen Angaben als Krankheit, der man nicht entfliehen kann: „Für mich bin ich jeden Tag eine tickende Zeitbombe.“ Anja vermeidet Krankenhäuser, Kindergärten, Antibiotika wegen der Nebenwirkungen, Sonne wegen der Angst vor einem Sonnenstich, Restaurantbesuche, weil sie nicht prüfen kann, wie das Essen zubereitet wird, Volksfeste und Diskotheken. Sie sagt: „Ich würde lieber sterben, als zu erbrechen.“
Mone meint
Hallo,
ich bin auch betroffen. Seit ich 13 Jahre bin, habe ich es mit dieser Art von Angst zu tun. Mit 13 Jahren habe ich damals das letztemal gebrochen. Nun bin ich 41 J. und habe es irgendwie hinbekommen so viele Jahre ohne brechen zu überstehen. Am meisten stolz bin ich auf mich, weil ich einen 11 Jahre alten Sohn habe. Alle die das gleiche Problem haben wie ich, wissen was ich damit aussagen will.
Jeden Tag schwirrt mir das in meinem Kopf rum: Heute könnte der Tag der Tage sein, an dem es vielleicht passieren könnte ( mal mehr mal weniger ).
Aber es geht ja immer irgendwie weiter und ich hoffe das es eines Tages einen Weg geben wird für alle betroffenen. Das Internet wir auch sein Beitrag dazu geben…, sowie ich heut diesen Beitrag gelesen habe und viele andere es auch tun, wird es immer mehr zum Thema.
LG
Mone :-)
Amalia meint
Wow. Wie hast du das geschafft? Ich habe auch die Phobie, hab mich ewig eingeschränkt und mich mittlerweile damit abzufinden kotzen einfach mit allen Mitteln zu umgehen. Nun würde mich interessieren: das letzte mal mit 13 und du hast ein Kind? Wie? :D
Julia meint
Hallo Mone,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft. Du kannst sehr stolz auf dich sein. Ich hoffe, dass deine Angst jeden Tag kleiner wird und du dein Leben weiterhin so toll meistern kannst.
Liebe Grüße
Julia
Schniel meint
Ich bin 15 Jahre alt und Ich glaube, dass ich auch emetophobie habe. Ich gehe nur mit anti-brechmittel aus dem Haus, nehme manchmal eine tüte mit, schaue in jedem Raum, den ich ich betrete nach einem Mülleimer, falls ich mich übergeben muss. Mir wir seit 2 Jahren jeden Abend kotzübel, ich bekomme Panikattacken, zittere am ganzen Körper und zerkratz mir meine Beine und meine Hals, damit der Schmerz die Übelkeit überdeckt. Ultraschall, Magen-Spiegelung, Blut abnehmen, CT.. Nichts kam dabei raus und ich weiß einfach nicht was ich noch tun soll, ich bin so verzweifelt. Bitte helft mir!
Julia meint
Hallo Schniel,
es tut mir sehr leid, dass es dir so schlecht geht. Aber gebe nicht auf! Es gibt immer Hilfe. Suche dir einen Therapeuten und erzähle ihm alles. Er kann dir helfen. Das Mädchen in dem Artikel hat auch Hilfe bekommen und kommt jetzt viel besser mit ihrer Erkrankung klar. Lass den Kopf nicht so hängen. Ich weiß, dass ist leichter gesagt, als getan. Aber nur so kommst du da heraus.
Liebe Grüße
Julia
enomis meint
Hallo, auch ich habe seid Jahrzehnten Emo. Es ist jeden Tag ein Kampf. Aber das schlimmste habe ich geschafft. Ich habe zwei gesunde Kinder bekommen. Das war so die größte Angst. In der Schwangerschaft Übelkeit oder ERbrechen zu bekommen. Nein das war nicht. Übel war mir wohl schon mal. Aber da habe ich erstmal gewußt was Übelkeit und Übelkeit ist. Aber da habe ich was bekommen und alles war schön. Ich würde diesbezüglich gerne immer schwanger sein. Aber jetzt wenn die Kids größer werden und sagen ich abe Bauchweeh. Da gehen bei mir alle Alarmglocken hoch. Panik Magen Darm und so weiter. Ich nehme ein Angstlösendes Medikament ein. Das war am Anfang auch die Hölle. Steht ja als Nebenwirkung ja Übelkeit Erbrechen als Häufigkeit da drin. Na toll habe ich gedacht. Augen zu und durch. andere Möglichkeit hatte ich nicht mehr. Und habe es geschafft. Und ihr schafft es auch. Wenn es ganz schlimm ist, geht in eine Klinik oder zu einer Gesprächstherapie. Liebe Grüße enomis
Tim Schilling meint
Der Schrecken hat endlich einen Namen! Ich leide etwa seit ich 14 Jahre war, an Emetophobie. | Mit 14 habe ich ein Steak gegessen, welches nicht mehr so gut war. Von da an ging alles los. Ich lag drei Tage im Bett und hab gezittert, mein Herz hat geklopft wie sonstwas. Ich habe während der drei Tage auch keinen bisschen gegessen, bis mir schwarz vor Augen wurde. | Aus der Emetophobie hat sich dann eine Essstörung entwickelt und ich habe innerhalb von 2 Wochen, zehn Kilogramm runtergehungert. Alle meine Verwandten waren völlig schockiert & haben mich angesprochen. | Diese „extreme“ Zeit hat zwei Jahre, also bis ich 16 war, angehalten. Danach schien alles überstanden zu sein. | Doch mit 19, als ich ein BFD-Jahr im Kindergarten machte, habe ich mich mit Magen-Darm angesteckt & es war der totale Horror. Seither (mittlerweile bin ich 20) habe ich 1 – 2 mal die Woche, manchmal auch öfters, meine kleinen ‚Anfälle‘ womit ich aber mittlerweile mehr oder weniger weiß umzugehen. Ich habe MCP-Tropfen die das alles etwas abschwächen. Ich überlege momentan ob ich mich einer Therapie unterziehe.
Bei mir bewirkt übrigens Ablenkung, Wunder! | Ich arbeite in einer Einzelhandelskette und die Arbeit lenkt mich wirklich super ab! Manchmal wirkt Ablenkung von Freunden gut, manchmal ist es hingegen wie Gift. Ich kann während meiner Anfälle .. keine Stimmen hören. Keiner von meiner Familie darf mit mir sprechen. Ich muss das dann immer irgendwie mit mir ausmachen.
Aber ich bin froh, dass jemand diese Phobie, welche ja nun umso öfters auftritt (bei meinem kleinen cousin mit nur 7 Jahren schon) so gut umschreibt und thematisiert. Danke Julia :)
Gute Besserung euch allen! Der Schlüssel ist unsere Dämonenzu bekämpfen, sondern mit Ihnen zu leben.
Edith Holzer meint
Ich habe die Emetophobie seit meine 7. Lebensjahr.
Ich schreibe hier, weil ich die Phobie im Griff habe, und weil ich hoffe, helfen zu können. Dir und ganz allgemein. Ich habe mit meiner Phobie allein zurechtkommen müssen, weil mir niemand geholfen hat..
Ich muß leider dieser Therapeutin wiedersprechen. Mayonnaise essen ist keine Konfrontationstherapie!!!
Konfrontationstherapie wäre: erbrechen.
Ich bin der Meinung, daß das aber durchaus nicht notwendig ist.
Ich weiß, jetzt werden tausend Aufschreie kommen !!!
Aber ich weiß, wovon ich rede. Ich konnte das Haus nicht mehr verlassen, wurde pensioniert und bin jetzt dabei mein Leben komplett umzukrempeln, trotz großer Belastungen, bin ich aus dem Emoteufelskreis ausgestiegen.
Ich würde gern mehr darüber erzählen. Aber das sprengt hier den Rahmen.
Lena meint
Hallo, wie hast du es geschafft die Krankheit in Griff zu bekommen?
Steffi meint
Hallo, liebe Leidensgenossen!
Edith, ich würde gerne mehr von dir wissen, womöglich kannst du mir weiterhelfen mit Ratschlägen?!
Bin 44 J. , seit meinem 13. Lebensjahr nicht mehr erbrochen; habe mittlerweile 4 Kinder mit vielen Krankheiten und als Emetophobikerin immer wieder diesbezgl. Herausforderungen. Möchte meine Angst nicht auf die Kinder übertragen und gerne mein Leben wieder mehr ohne diese Angst genießen können…
Beginne gerade eine Therapie, möchte zu meinem 45. Geburtstag diese Angst in den Griff bekommen haben, wäre mein bestes Geschenk!! Alles Gute euch allen, würde mich freuen, von dir, Edith, zu hören! Steffi
Svenja meint
Liebe Edith,
ich bin leider auch seit meiner Kindheit davon betroffen, hatte dieses Thema auch in meiner 1 Jährigen Therapie, die ich aufgrund von Panikattacken begann. Nach 10 Jahren des nicht-erbrechens habe ich mich im letzten Jahr zweimal übergeben. Ich habe durchaus gemerkt, dass es nicht so schlimm ist und man sich danach besser fühlt etc. Nur habe ich dennoch große Angst, vor allem in Bus und Bahn bzw. in der Öffentlichkeit und allgemein vor diesem Übelkeitsgefühl, welches ich auch so gut wie jeden Tag habe. Magst du mir berichten, wie du es geschafft hast? Ich würde mich wirklich sehr freuen! Liebe Grüße, Svenja
Edith meint
Liebe Steffi, liebe Svenja,
ich habe leider in letzter Zeit sehr viel um die Ohren, sodaß ich kaum dazukomme zu antworten.
Wenn ich sage, ich bin aus dem Emokreis ausgestiegen, bedeutet das nicht, daß ich frei von jeder Angst bin. Aber ich lasse mich von dieser Phobie nicht mehr aufhalten.
So möchte ich zuerst feststellen, daß es sehr unterschiedlich ist, was man für sich als Erfolg verbucht.
Steffi, du hast Kinder. Ich denke, du haßt die Phobie ganz gut im Griff. Wenn du eine Therapie machen willst, dann such, bis du einen Therapeuten/in gefunden hast, wo du dich wohlfühlst – einfach gut aufgehoben. Nur dann kannst du dich auf eine Therapie genug einlassen.
Außerdem glaube ich, daß es wichtig ist, seine Angst vor den Familienangehörigen zu verheimlichen. Nur wenn die Kinder noch zu klein sind, kann man natürlich nichts erzählen.
Für mich hat die Emetophobie sehr viel mit Erwachsenwerden und Erwachsensein zu tun. Ich habe ja geschrieben, daß ich das Haus kaum noch verlassen konnte. MIt öffentlichen Verkehrsmitteln konnte ich erst recht nicht fahren.
Bei mir war es einfach so, mein Vater wurde plötzlich sehr krank. Es war niemand da, der ihm beistehen konnte außer mir. Also bin ich einfach in die Öffis eingestiegen. Für mich hätte ich es nicht geschafft für einen geliebten Menschen schon.
Es ist einfach ganz wichtig eine echte Motivation zu finden. Kinder sind das auf jeden Fall.
Svenja, du bist noch sehr jung. Denk daran, daß man sein Leben unbedingt in die Hand nehmen muß, die Zeiten sind nicht rosig.
Vor allem wenn sich zur reinen Emetophobie noch eine Sozio-Emetophobie gesellt, steht und fällt auch alles mit einem guten Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein. Je mehr Selbstbewußtsein man sich erarbeitet hat, desto besser wird es einem gehen.
Und dann habe ich noch zwei persönliche Mottos, die mir auf meinem Weg begegnet sind: mein Lieblingsautor ist Thomas Bernhard: er hatte eine scheußliche Kindheit und wurde von seiner Mutter vor allen bloßgestellt. Er hat in seinen autobiographieschen Büchern darüber erzählt.
Als er von einem Reporter gefragt wurde, ob ihm denn das alles nicht peinlich sei, hat er mit verschmitztem Lächeln gesagt. „Mir is nix peinlich. Was soll mir peinlich sein?“
Mein zweites Motto stammt aus einem russischen Märchen und lautet: Der Morgen ist klüger als der abend.
Also immer Augen und Ohren auf, so ein Motto muß jeder für sich selbst finden.
Es gäbe noch tausend Dinge zu sagen….
Zum Schluß noch: H Ä N D E W E G V O N MCP- TROPFEN. Sie machen süchtig, und zwar nicht nur psychisch sondern psychisch. Sie lösen Depressionen aus und sind auch sonst nicht gerade ungefährlich.
Irgendwann steht man dann vor dem Problem, sie absetzen zu müssen.
Ich spreche aus eigener Erfahrung!!!
Euch allen alles Gute
Edith
Beate meint
Hallo
Wir haben sehr aufmerksam eure Kommentare gelesen und alles was und wie ihr es beschreibt, kommt uns sehr bekannt vor. UnsereTochter ist mittlerweile 9 Jahre und klagt seit einem halben Jahr jeden Abend über diese Beschwerden..
Sie schläft fast gar nicht mehr, kann den Anblick einer Toilette und jedes Eimers nicht ertragen. Mittlerweile kann sie nicht mehr in die Schule gehen, isst immer weniger und verlässt fast nicht mehr das Haus. Sie hat Panikattacken und die ständige Angst sich überall unzustecken. Ihre Gedanken kreisen permanent um das Erbrechen müssen. Die Ärzte wollen sie jetzt stationär einweisen und sie mit ihrer Angst konfrontieren.
Was haltet ihr davon? Wir wären um jede Rückmeldung dankbar. Wir als Eltern fühlen uns so hilflos und allein gelassen. Wie können wir uns richtig verhalten? Was hat euch geholfen?
Vielen Dank Beate & Mathias
Steph meint
Hallo Beate und Matthias,
wie geht es eurer Tochter inzwischen? Wurde sie stationär behandelt? Erzählt doch mal, wie sich das entwicklet hat.. Es würde mich wirklich sehr interessieren!
LG Stephi
Julia meint
Hallo Beate, hallo Mathias,
es tut mir sehr leid, dass eure Tochter so leidet. Ich bin die Autorin des Beitrags und habe damals mit Anja gesprochen. Sie war stationär in der Christoph-Dornier-Klinik in Münster. Dort musste sie Konfrontationstherapie machen. Darüber steht auf der zweiten Seite des Artikels noch etwas mehr. Sie musste essen, obwohl sie Angst hatte und musste sogar Dinge essen, die leicht verderben können oder von denen das Haltbarkeitsdatum schon abgelaufen war. Dies ist natürlich eine sehr schwere Therapie aber auch sehr wirkungsvoll. Das Problem ist nur, dass die meisten nicht durchhalten. Die Christoph-Dornier-Klinik ist leider eine Privatklinik, weshalb die Krankenkassen die Therapie oft nicht zahlen. Man kann sich aber einen Kostenvoranschlag geben lassen. Ich will hier aber keine Werbung für diese Klinik machen. Mit Sicherheit gibt es auch andere gute Einrichtungen. Wichtig ist die tägliche Konfrontation mit der Angst. Wenn man seine Ängste durchsteht, kann man sie loswerden. So sollte zum Beispiel jemand mit Höhenangst vom Zehnmeterbrett im Schwimmbad springen oder eine Ballonfahrt machen. Irgendwann geht die Angst dann weg aber es ist natürlich ein schwieriger Prozess bis dahin. Eure Tochter ist ja auch noch sehr jung, da muss man sich so etwas gut überlegen. Vielleicht ist eine ambulante Therapie da besser und vielleicht könnt ihr als Eltern ja auch mal mit in eine Tagesklinik gehen.
Ich wünsche euch und eurer Tochter alles Gute!
Viele Grüße
Julia
Clair meint
Ich bin jetzt vierzehn und habe auch schon jahrelang Angst vorm Erbrechen, nebenher wurden bei mir auchnoch Depressionen diagnostiziert, ich war auch vier Monate in `ner Klinik, hat aber nicht allzuviel geholfen und war „nur“ wegen der Depressionen. Kann mir irgendjemand sagen, wie ich da allein rauskommen kann? Meine Mutter will nicht, dass ich eine Therapie mache, weil sie mich nicht ernstnimmt. Ich nehm auch hin und wieder, wenn díe Übelkeit zu stark wird, Nux Vomica (sind Globulie), die dann auch oft gut helfen, aber ich will möglichst ohne Medikamente auskommen, zumal ich auch Antidepressiva bekomme. Also vo daher Gibt es irgendeinen Weg, da ohne Therapeuten bzw. ohne Klinikaufenthalt, da wieder rauszukommen?
Gru?,
eure Clair
Steph meint
Ich weiß nicht, ob es dort einen Weg gibt. Das kommt darauf an, wie stark es ausgeprägt ist. Ich lebe seit dem ich 6 bin damit, seit ich 17 bin weiß ich, dass es Emetophobie ist, was ich habe. Heute bin 23. Ich bin da noch nicht selbst rausgekommen, bin aber auch nicht stark genug davon betroffen, um eine Therapie zu machen (Jedenfalls rede ich mir das ein…) Vielleicht schaust du erstmal, wie extrem dich das einschränkt und wie sehr du darunter leidest und fragst sonst erstmal deinen Hausarzt, was der dazu sagt?
Edith Holzer meint
Liebe Beate,
deine Nachricht hat mich sehr betroffen gemacht. Es zerreißt mir fast das Herz wenn ich sehe wie ein kleines Mädchen leidet.
Ich denke ihr habt einen fürchterlich schweren Weg vor euch, denn es gibt den „richtigen“ Weg quasi nicht.
Jeder findet seinen eigenen.
Vielleicht könnt ihr noch Dinge finden, die eurer Tochter Spaß machen (könnten). Möglichst viele Dinge. Und diesen Dingen viel Raum geben. Das heißt, daß ihr nicht nur diese Dinge mit ihr macht, sondern über sie sprecht, von ihnen erzählt und gemeinsam mit eurer Tochter von ihnen träumt.
Ich habe in letzter Zeit, etwas sehr schlimmes durchgemacht und habe wieder einen schweren Anfang vor mir. Das wichtigste ist, daß ihr eurer Tochter Tag für Tag klarmacht, indem ihr es ihr vor Augen führt, wie stark sie ist. Sie ist eine unheimlich kleine starke Person. Das muss sie verstehen lernen.
Angst ist an und für sich nichts schlimmes. Aber das muß man einem einem kleinen Menschen erst einmal verständlich machen. Denn Angst ruft ganz schlimme körperliche Symptome hervor, die eine Qual für den ganzen Körper sind.
Bitte laßt eure Tochter meine Botschaft nicht lesen. Aber bitte setzt euch unbedingt in Verbindung mit mir. Unbedingt. Ich bin ein Mensch, der nie die Hoffnung aufgibt. Das ist eine Eigenschaft, die ihr eurer Tochter beibringen müßt. Man muß niemals die Hoffnung aufgeben. Und ich schreibe bewußt man muß nicht. Und nicht man darf nicht.
Wer nie die Hoffnung aufgibt, wird immer das Beste aus seinem Leben machen. Das beste aus dem Leben machen heißt, so oft wie möglich glücklich sein.
Vielleicht hat eure Tochter einen Wunsch. Nach irgendetwas, was damit verbunden ist, daß sie die Angst besiegen lernt. Versucht den Wunsch größer werden zu lassen. Versucht das Hindernis vor ihren Augen schrumpfen zu lassen (nicht in Wirklichkeit – nur in ihrer Vorstellung).
Liebe Beate, ich habe gerade wieder einmal eine schwere Zeit, gerade deshalb bitte ich dich dringend melde dich bitte. Ich möchte gerne deinem kleinen Mädchen weiterhelfen. Dein Mädchen wird auch wieder glücklich sein. Bitte melde Dich.
Ich warte ganz dringend auf euch.
Auch an alle anderen, bitte laßt das Thema nicht einschlafen, wir kämpfen hier einen gemeinsamen Kampf und wir werden gewinnen!!!!!
Viel Stärke, Kraft und Selbstüberwindung
Eure Edith
Monique meint
Hey Liebe mitleidenden,
Auch ich habe seit meiner Kindheit mit dieser Störung zu kämpfen.Damals wusste ich allerdings nicht, dass es tatsächlich eine Krankheit ist.Ich hab gedacht ich spinne einfach und musste mich immer zusammenreissen,weil es mir peinlich war über diese Angst zu sprechen.Es klingt auch ziemlich banal angst zu erbrechen,weil es nun mal eine natürliche Schutzreaktion unseres Körpers ist.Auch kenne ich diese beklemmden Angstattacken, wenn ich unter Menschen bin und ich merke wie mir zunehemend schlechter wird und ich zum Beispiel in Büssen,Bahn oder so etwas nicht flüchten kann,wenn es dann mal soweit ist.Das Gefühl sich vor anderen jeden Moment übergeben zu können ist nahezu furchtbar.Und es wird durch die Angst und Panikattacken wie alles im Leben schlimmer.
Meistens muss ich dann immer unkontrolliert viel schlucken um „es“ ja im Magen zu behalten.
Es ist wirklich eine schlimme Angsterkrangung,die man nicht unterschätzen darf.Auch habe ich mit 10 das Essen verweigert meistens gegen Abend,weil da die Angst am schlimmsten war.Natürlich nahm ich viel ab und merkte es nicht mal.
Allerdings kann ich sagen,dass es besser werden kann.Bei mir ist es jedenfalls nicht mehr so schlimm,wie in meiner Kindheit und Jugend.Ich bin jetzt 21 und mir geht es besser.Heute schaffe ich es sogar mit Freunden essen zu gehen,klar hat man immernoch diese Angst,was ist wenn ich mich jetzt überfressen hab und ich mich mitten im Restaurant übergeben könnte und manchmal macht ein diesen Gedanken immer noch Übelkeit,aber Ablenkung ist dann das A und O.Es hilft wirklich.
Wenn sich einer in so einen Anfall befindet und gleich zu Tropfen oder Tabletten greifen möchte,solltet ihr euch lieber Ablenken,mit Zimmer aufräumen oder wenn ihr Tiere habt,zu ihnen gehen.Das hilft mir immer.Meine Tiere (2 Kaninchen) beruhigen mich immer.
Und wenn das nicht hilft,dann AUF ALLE FÄLLE frische Luft,wirkt wahre Wunder!:)
ALso muss natürlich noch sagen,dass jeder Mensch anders ist und diese Krankheit auch anders verläuft bei jedem Einzelnen.Aber möchte Mut damit machen,dass es mir schon wesentlich besser geht und es nur noch besser werden kann. :)
Ich bin sogar soweit,dass ich bald Eigentherapie vornehmen werden und es mit Absicht hervorrufen werden um diese Angst endlich komplett weg zukriegen.Es ist ja nichts schlimmes….
LG Monique
Steph meint
Ich habe diese Angst auch seit ich klein bin und meine Grundschullehrerin sich mal ins Waschbecken im Klassenzimmer erbochen hat. Danach kam ein Mädchen auf Klassenfahrt, der ganze Pullover war voll. Ich merkte, dass ich Übergeben unangenehm fand. Meine Klassenlehrerin fiel es auf der Klassenfahrt natürlich auch auf und redete mit meinen Eltern, die kein Verständnis hatten. Als meine Mutter sich mal übergeben musste, stellte mein Vater mich zu ihr mit ins Bad mit den Worten „Du musst es nur mal aushalten, dass siehst du, dass es nicht so schlimm ist.“ Aber ich denke, das hat es noch schlimmer gemacht.
Ich wusste aber auch nie, dass es eine Krankheit ist und dachte nur, ich wäre empfindlich. Das letzte Mal erbrochen habe ich mit 14, damals hatte ich Nierenkristalle und IMMER Übelkeit.Dadurch wurde meine Angst noch stärker, ich fing an, Essen zu verweigern, legte in meinem Kopf Listen an, „gutes“ und „schlechtes“ Essen. Ich achtete darauf, dass das, was ich aß, sich in sich auch vertrug. Also zB möglichst keinen Orangensaft und dann Sahne… ich vermied Parties, sagte Urlaub mit Freunden ab, zog mich zurück.
Bis ich meine Ausbildung angefangen habe und ja raus musste. Das war auch die Zeit, als ich das erste Mal von der Emetophobie hörte.
Heute, mit 23, geht es mir nicht viel besser, aber ich weiß damit umzugehen. Manchmal macht es mich aber einfach verrückt!! Meine Eltern wissen nichts davon, dass es mir noch immer so geht. Mein Freund kann es nicht nachvollziehen, respektiert es aber. Genau wie meine Freunde (denen ich das erzählt habe)
Lyn 01. meint
Hey :)
Wusste garnicht das es vielen jungen Leuten so geht. Mir geht es nicht viel besser ich bilde mir das immer abend ein ixh weiß aber nicht warum ich so eine angst vor erbrechen habe ? :/ ixh bilde mir immer ein bei Bauch ziepen das ich krank werde und mich übergeben müsste . Ixh hatte letzten Durchfall dachte na super Magen Darm Grippe aber auch nix . Jetzt praubelt es in mein Bauch die ganze Zeit Rum und denke immer noch ixh werde krank
Meine Freunde /freund sagen alles nur einbildung kann ich mir schlecht vorstellen sowas einzubilden können
Kollege von mir sagt ablenken eher nicht macht es viel schlimmer den inneren Schweine Hund besiegen im inneren sagen
NEIN ich muss mich nicht übergeben alles einbildung ..
Bei mir geht es manchmal 3 Stunden und dann sag ich meist ne hör auf jetzt du musst nicht und wenn hättest du dich schon längst übergeben
Ich hoffe euch wird allen geholfen mit dieser Krankheit sie ist sehr belastent!und hoffe das ich diesen Dreck auch los bekomm
Simon meint
Hallo,
Laut meinen Ärzten leide ich auch an Emetophobie. Klar, ich sehe es ungern wenn sich jemand übergibt.
Bei mir ist es so das mir von Morgens bis Abends schlecht ist. Ich esse normal, alles was ich mag esse ich auch. Ich achte nicht darauf ob es abgelaufen ist oder ähnliches. Ich meide vieles, weil mir von morgens bis abends schlecht ist und es dann manchmal richtig schlimm wird. (Das ist nichtmal mein grosses Problem) mein grosses Problem an der Krankheit ist, das mir schlecht ist sobald ich aufwache und mir schlecht ist wenn ich abends ins bett gehe. Egal was ich mache mache ich mit Ûbelkeit.
5 Jahre konfrontation, kein erfolg. Ich habe alles gemacht obwohl mir schlecht ist, bishin zur Panik, bin in den Situationen geblieben und… leide weiterhin unter der Ständigen Übelkeit.
Medikamente haben geholfen, aber es bliebt hartnäckig. Geht einfach nicht weg. Würde mir jemand die tägliche Übelkeit nehmen wäre mein Leben wieder lebenswert.
Meine Panikattacken entstehen durch die ständige Ûbelkeit und nicht wegen einer Situation oder das ich angst habe mich anzustecken oder das sich jemand übergibt. Diese befûrchtungen habe ich nicht. Nur das meine Übelkeit schlimmer wird als das normale tägliche Level an übelkeit.
Ich bin derzeit echt verzweifelt und sehe keinen Weg raus und mit der Übelkeit kann ich mich nicht abfinden.
LG Simon
Michelle meint
Huhu..
Also ich hab auch diese absolut schlimme und etzende Krankheit. Ich hab mal mehr mal weniger diese Angstzustände. Eher abend, wenn ich da liege, nachdenke und wenn ich dann dazu noch alleine bin, überkommt mich einfach die kake :'( Ich will mir einen Arzt suchen, aber ich weiß nicht wie ich vorgehen soll. Hab die kake seit 10 Jahren und ich werde sie nicht mehr los. Würde lieber sterben, als mich mit der Übelkeit abzufinden..
Ich hoffe auf Ratschläge und wünsche jedem weiterem, der die krankheit hat viel Glück und Erfolg mit der Krankheit iwann abschließen zu können.!
Julia meint
Hey,
ich kenne das ebenfalls, generell habe ich auch Angst vor Erbrechen oder der Ansteckung einer Magen Darm Grippe, wenn ich es höre, bekomme ich sofort das Gefühl es auch bekommen zu können.
Jahrelang hatte ich es weitgehend im Griff, aber sobald ich emotionalen Stress habe, wie z.bsp schlimme Beziehungsprobleme, wird die emotophobie auch schlimmer, jeden Tag Übelkeit und ich habe so ein krankheitsgefühl, als müsste ich mich schohnen, beziehungsweise meinen Magen, Appetitlosigkeit ect, verstärkt es noch. Dazu habe ich noch chronische Gastritis und nix essen wiederum kontraproduktiv, ein Kreislauf!
Ich bemerke sobald es mir psychisch besser geht, wird die emotophobie auch besser!!!
Weil dann irgendwie die schönen Dinge überhäufen…
Ansonsten habe ich mir solche „Brücken“ gebaut, Verfallsdatum, nix fettes ect ect,
Mina meint
Hallo meine Lieben,
Mir geht es wie vielen von euch auch… Ich hatte seit Kindheitstagen eine gesunde Abneigung gegenüber dem Erbrechen. Mir wurde schlecht wenn ich jemanden sich übergeben gesehen habe, oder man mir nur darüber erzählt wurde, aber selbst bekam ich keine Panik, wenn ich mich übergeben musste. Ich kann mich auch noch herrlich an das letzte mal erinnern, als ich mich übergeben musste. Das geschah in aller Öffentlichkeit im Bus, als ich bei einer Party etwas zu tief in’s Glas geschaut habe. Damals habe ich noch nachdem ich mich im Bus übergeben musste, gelacht. Ich weiß noch wie erleichtert und glücklich ich war, dass es draußen ist.
DOCH! Dann kam im Jahre 2016, kurz vor Weihnachten eine Magen-Darm Grippe Welle und es hat meine Mutter erwischt. Ich muss dazu sagen, dass sie davor in den 18 Jahren meines sich noch nie übergeben musste und irgendwie war diese Nacht für mich traumatisch, denn das war der Tag als sich meine Emotophobie zum ersten mal im großen Ausmaß, gleich mit Panickattacke zeigte. Mir wurde auf meiner Praktikumsstelle plötzlich kotzübel, rannte auf die Toilette, doch es kam nichts. Ich verweilte dort für 30 min, doch meine Übelkeit verschwand nicht. Ich rief mein Vater an, damit er mich abholen kann, sagte meinem Chef bescheid und ab ging es mit dieser unausstehlichen Übelkeit zurück nach Hause. Den ganzen Tag war mir kotzübel, doch jedes mal wenn ich auf die Toilette rannte und mich über die Schüssel beugte, kam einfach nichts. Ich hatte auch kein Durchfall…. nichts. Ich fühlte mich einfach nur mega krank, aber es war irgendwie nichts. Und dieses krankheitsgefühl, hielt für 2 Wochen an. In den 2 Wochen bin ich von 53 Kilo, auf 46 Kilo runtergerutscht.
In diesen 2 Wochen, haben sich 2 Krankheiten entwickelt…. Emotophobie und Panickattacken. Seitdem hatte ich jeden Tag und den ganzen Tag Panickattacken.
2 Jahre lang war mir eigentlich durchgehend schlecht, mein Körper war in einer schlechte Verfassung, da ich nichts mehr gegessen habe. Ich fiel auch irgendwann auf die 43 Kilo. Ich war immer schwach, müde und verlor meine Lebenfreude, bekam noch eine mittelschwere Depression dazu. Im großen und Ganzen, verlor ich meine Jugend… Es war eine schreckliche schreckliche Zeit. Dieser ewige Teufelskreis von der Angst vor dem erbrechen und deshalb nichts essen und wegen dem nichts essen krank zu werden und deshalb noch mehr Angst haben.
Doch letztes Jahr im September, habe ich mich dazu entschieden wieder gesund werden zu wollen und habe erkannt, dass das nur möglich sein wird, wenn ich erkenne, dass ich ein Problem habe und mich diesem Stellen MUSS. Ich habe mich so zu sagen selbst therapiert. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass wenn ich kotzen muss, dann wird dieser kurze Moment kaum schlimmer sein, als das was ich mir selbst die letzten 2 Jahre angetan habe. Die Angst und die ständige Übelkeit habe ich selbst ausgelöst und ich könnte all das beenden, wenn ich mich meiner Angst stelle. Es gehört ein riesen Willen und Mut dazu, diese auch durchzuziehen… Doch ich habe es geschafft. Ich habe mich meiner Angst gestellt, ich habe die Übelkeit zugelassen und habe mir GEWÜNSCHT, dass ich mich übergeben muss. Und was geschah? Die Übelkeit ging weg, denn alles war in meinem Kopf. Ich habe den Teufelskreis durchbrochen. Bei jeder Mahlzeit die ich zu mir nehme, sage ich immer wieder… Selbst WENN du dich übergeben musst, dann ist das nur halb so schlimm, denn du weißt, dass es dir danach besser gehen wird. Nur ein paar Minuten „leid“, für unzählige Tage von Glück!
Meine Lieben, ich habe meine Angst vor dem übergeben nicht 100% überwunden und Panickattacken habe ich hin und wieder auch mal, doch auch das werde ich los… denn ich WILL es, ich KANN es und dieser Weg ist es mir Wert, denn ich möchte leben und mein Leben in vollen Zügen genießen.
Wenn ihr diesen Weg nicht alleine gehen wollt, dann sucht euch Hilfe. Ganz egal ob professionell oder eure engsten Liebsten. Ich musste es alleine machen, weil ich es alleine tun wollte. Ich musste mir selbst etwas beweisen und ich habe es geschafft, dieses Gefühl ist unbeschreiblich… man fühlt sich als ob man die Welt retten könnte.
Traut euch einfach mal NEIN zu sagen oder auch einfach mal JA zu sagen. Ihr seid nicht sterbenskrank. Ihr seid Herr eures Körpers, nicht die Angst!
Ich wünsche euch viel Glück auf eurem Weg und genießt jede Sekunde die ihr auf dieser Erde habt!
Eure Mina <3
Aimee meint
Hallo die Kommentare sind leider etwas älter und ich hätte gerne mehr erfahren dennoch bin ich sehr dankbar auf diesen Artikel und Betroffene gestoßen zu sein. Meine Tochter hat nach einem Magen Darm Infekt wohl offensichtlich ähnliche Symptome entwickelt wir hatten ein Jahr Therapie wobei wir zunächst an trennungsangst dachten. Sie hat Angst vor ansteckenden Krankheiten . Es ist seit drei Wochen gekippt sie isst fast nichts trinkt kaum und nimmt an Gewicht ab sie ist jetzt zehn und hat dann desöfteren Panikattacke es ist unheimlich schwer damit umzugehen und ich komme an meine Grenzen. Vielleicht hat jemand hier gute Erfahrung . Wir haben jetzt erst mit einer Therapie wieder begonnen ich soll meine Tochter wenn sie Zeichen von Beschwerden zeigt in ihr Zimmer bringen und sozusagen sagen dass wenn sie sich nicht gut fühlt dort ausruhen soll aber natürlich soll ich auch regelmäßig nachsehen und wenn sie dann keine Symptome angibt entsprechend positiv bestärken . Ich gerate sehr unter Druck weil es mir das Herz zerreißt dass sie abnimmt und trotz Hunger nichts essen kann. Wir fühlen uns alle durch diese Ängste gefangen in der Familie dabei scheint sie so tapfer. Könnte jemand der daraus herausgekommen ist mir vielleicht ein paar Tips geben? Ich habe Sorge dass sie die Kurve mit essen nicht schafft und dann in stationäre Behandlung muss
Liebe Grüße
SleepyPanda meint
Hey ihr! Ich weiß, ich bin ein paar Jahre zu spät aber ich bin gerade über diesen Artikel gestolpert. Ich lese während meiner Angst/Panikattacken gerne was über die Emo weil ich dann das Gefühl habe besser einschätzen zu können, dass es wirklich nur meine Angst ist die die Übelkeit auslöst. Ich bin 19 Jahre alt und leide seit ca 10 Jahren an der emetophobie. Auch ich würde fehldiagnostiziert – mit Anorexie. Als dann die richtige Diagnose kam (schon Recht früh) war ich sehr erleichtert. Ich war 2 Mal zur Behandlung in der Christoph Dornier Klinik und musste auch Majo essen :D geholfen hat das ganze leider nicht wirklich, aber das weil meine Phobie andere Ursachen hat und nur ein Symptom einer anderen Krankheit ist. Jedenfalls finde ich es immer wieder interessant zu lesen, dass gerade emetophobiker sich eigentlich nie wirklich übergeben müssen. Jedenfalls seltener als „normalos“. Ich habe da so eine Theorie, dass wir das besser unter Kontrolle haben und dass Menschen ohne diese Phobie sich schon längst übergeben hätten, wenn wir es noch nicht tun. Keine Ahnung, ist Grade nur so ein Gedanke ich Versuche mich von meiner Angst abzulenken. Ich hoffe, dass ihr euch alle nicht von eurer Angst einschränken lasst! Jedenfalls nicht zu sehr! Ich denke, dass es einen Weg aus der Phobie gibt und dass man lernen kann damit zu leben. Ich finde es beruhigend zu wissen, dass ich nicht alleine bin obwohl ich es natürlich niemandem wünsche so leiden zu müssen. Ich wünsche allen hier alles Gute und hoffe dass ihr einen Weg mit der Emo findet, oder sie im Idealfall sogar besiegen könnt! Liebe Grüße
Tatjana meint
Hallo!
Lustigerweise habe ich eben diesen Beitrag kommentiert und dann deinen gelesen! Du sprichst mir aus der Seele! Mein Freund sagt auch immer, dass wenn ich nicht so eine Angst hätte mich schon längst übergeben hätte und alles überstanden hätte, aber die Angst zögert es raus, der Körper wehrt sich, weil der Kopf es als Gefahrensituation einschätzt. Ich habe es bei Norovirus geschafft mit einem zu kotzen obwohl mal da eigentlich durchweg kotzt. Hätte ich paar Mal mehr gekotzt ginge es mir bestimmt besser ? Aber bei mir wird auch vermutet dass diese Phobie nur ein Symptom ist.
Verstehe komplett was du meinst, aber trotzdem hast man diese Panik immer noch, irgendwie schon witzig
Tatjana meint
Hallo zusammen, ich weiß der Beitrag ist schon etwas älter, aber ich habe mich bis eben in einer Panikattacke befunden und musste einfach mal was lesen dazu um runter zu kommen.
Dieser Beitrag hat eigentlich meiner Meinung nach alles gut zusammengefasst. Auch ich leider seit dem ich 8 Jahre alt bin an Emetophobie. Da habe ich das letzte Mal so richtig gekotzt. Hatte mit durch einen Pudding einen Infekt geholt soweit ich weiß und musste mich ca 15 Min am Stück mehrmals übergeben, danach ging es mir auch gut. Dann hatte ich letztes Jahr im November mir den Norovirus geholt und durch meine Angst habe ich es geschafft bei 12 Stunden extremer Übelkeit nur einmal zu kotzen. Habe mit auf die Zähne gebissen und eben viel geschluckt um das zu überstehen. Da war ich 20, was weißt dass ich davor 12 Jahre nicht gekotzt habe. Mittlerweile habe ich das Gefühl dass ich aus der Angst raus ein Trauma davon gezogen habe, da ich nicht die gleichen Sachen machen kann die ich an dem Abend vor dem Noro gemacht habe, weil ich dann vielleicht kotzen muss… als wäre das ein Ritual dass mich dazu bringt mich zu übergeben. Sobald ich Panik bekomme wegen einem Magengeräusch höre ich würgen und sehe mich schon unkontrolliert über der Toilette hängen. Ich kann zwar außerhalb essen, was ich gut finde aber auch dann habe ich manchmal eine Stunde später mehrere Panikattacken weil ich mir dann doch nicht sicher bin. Essen selbst kochen geht gar nicht weil ich mir selbst nicht vertrauen kann, ich denke immer dass ich es falsch zubereite…
Ich habe mehrere Therapien hinter mir, auch stationäre aber da wurde nie wirklich auf die Emetophobie eingegangen, demnächst fange ich eine neue Therapie an und möchte diese Angst loswerden, da ich schon 2-3 Momente hatte, wo die Angst weg war und ich mir sagen und glauben konnte: Wenn du dich jetzt übergibst, geht es dir danach besser und du hast dann auch weniger Angst
Ich hoffe ich schaffe das, da ich auch große Angst vor einer Schwangerschaft habe, wegen der Übelkeit
Andrea meint
Hi , mein Sohn 14 Jahre leidet auch seit Monaten an Emetophobie ,er hat immer weniger gegessen bis er auf 40 Kilo runter ist bei 1,70 cm . Nun ist er seit 2 Wochen stationär in einer Klinik wenn er nicht zunimmt wollen Sie ihm eine Magensonde anlegen , das ist für ihn der tot damit kommt er überhaupt nicht klar.
Wir wissen nicht mehr was wir machen sollen dachten über Hypnose nach aber wir wissen nicht ob es das richtige ist . Er möchte essen und hat Hunger aber diese Angst vorm Erbrechen lässt ihn nicht in Ruhe . Ist die Klinik wirklich das beste für ihn und die Magensonde ? Das wird er mir niemals verzeihen .
Grüße Andrea
Michael Metzner meint
Ganz herzlichen Dank für diesen tollen Artikel! Ich finde es superklasse, wenn Betroffene ihre Erfahrungen so ehrlich teilen und das Erkrankungsbild der Emetophobie etwas bekannter wird. Leider werden ja die meisten Hilfesuchenden erst einmal fehldiagnostiziert (z.B. als Magersucht). Und das ist tragisch, da die Einschränkungen oft deutlich höher sind als bei anderen Spezifischen Phobien. Falls es für den einen oder die andere hier von Interesse ist: Um auch einen kleinen Beitrag zur Hilfe für Betroffene zu leisten, habe ich ein Buch über die Behandlung dieser Angsterkrankung für Betroffene und deren Behandler geschrieben: „Mein Köpfchen sagt: ‚Ich muss erbrechen!‘ Mit Achtsamkeit aus der Emetophobie.“ (https://amzn.to/3f14x3s)
Stella meint
Hey zusammen.
Ich bin 24 und leide an der Emetophobie seit ich 13 bin. Mit 13 habe ich auch das letzte Mal richtig erbrochen und die Angst kommt von (nehme ich mal an) dem, dass mein Vater früher stark Alkoholkrank war und zwischenzeitlich erbrechen musste. Seit 1.5 Jahren ist es mir nun permanent schlecht, ob ich gegessen habe oder nicht. Vor 4 Monaten wurde ich Mutter und die Schwangerschaftsübelkeit hielt bis in den 8. Monat an, danach liess es etwas nach. Übergeben musste ich mich nicht. Vor einigen Wochen war ich bei einer Magenspiegelung, weil ich darauf beharrte, dass das doch nicht nur psychisch sein kann, diese Übelkeit. Nachdem ich aufwachte sagte mir der Gastroenterologe, dass mein Schliessmuskel im Magen sich nicht richtig schliesst und ich deswegen ständig einen Kloss im Hals und diese Übelkeit habe. Trotzdem sagt mir meine Hausärztin, dass das sehr wohl psychisch bedingt sein kann, weil die Verdauung stark mit der Psyche verbunden ist. Mein Mann sagt mir immer, dass ich einfach essen soll, mich dem stellen soll, und wenn ich erbreche, erbreche ich halt. Es ist so, dass ich im Oktober 2021 96kg gewogen habe und jetzt nur noch 59kg und ich bin 165cm gross. Die Gewichtsabnahme ist einfach das Resultat vom ständigen Hungern, und ich kann einfach nicht mehr. Ich habe wahrscheinlich einen Reizdarm, deswegen habe ich häufig Blähungen und Bauchschmerzen. Aber mein Kopf sagt mir häufig, dass ich mir sehr wahrscheinlich etwas eingefangen habe, und dann warte ich stundenlang und esse nix und warte einfach ab, ob ich mich übergeben muss. Ich esse tagsüber 3 kleine Mahlzeiten, manchmal auch weniger, weil ich Angst habe meinen Magen zu füllen. Ich trinke fast nichts, letztens beim Endokrinologen meinte die Ärztin: „Man sieht, dass Sie fast nichts trinken, Ihr Blut ist fast schwarz.“. Dabei wird mir auch schon vom Wassertrinken schlecht. Ich konfrontiere mich damit, indem ich unser Kind füttere und sie sich vielleicht übergibt, weil ihr zwischendurch noch etwas hochkommt. Oder ich sehe jemanden im Fernsehen, der sich übergibt. Aber ich habe panische Angst davor, selbst erbechen zu müssen. Ich habe Angst davor ob ich Schmerzen habe, ob ich bewusstlos werde, Todesangst. Ich weiss nicht wie dass ich essen soll, und diese Angst einfach abstellen soll. So „einfach“ ist das eben doch nicht. Ich krieg schon Angst wenn ich alleine aufs Klo gehe, oder ich dusche und mir plötzlich schlecht wird, wo kämen wir hin, dass ich mir absichtlich den Finger in den Hals stecke. Diese schlimme Angst habe ich erst seit 1.5 Jahren als es mir mal Abends plötzlich mega übel wurde, ich versuchte zu kotzen, aber nichts kam und ich dann eine Panikattacke bekam. Ich denke jeden Tag darüber nach, und wenn ich da so lese, dass man bei einigen Magensonden legen müsste, kriege ich noch mehr Schiss, weil ich so einfach nicht leben möchte. Ich habe noch neben der Emetophobie die Diagnosen ADS, Borderline-Persönlichkeitsstörung und rezidivierende Depression. Und seit die Kleine da ist, habe ich das Gefühl, dass ich auch noch eine Wochenbettdepression habe. Keine Ahnung. Jedenfalls fühlt sich das ganze Aussichtslos an und ich habe trotzdem gute und schlechte Tage, an denen ich etwas esse und an denen ich fast nichts esse. Bei der Ernährungsberatung war ich auch schon, und ich teste gerade so Hochkalorische Drinks aus. Einige sind lecker, andere *würg*, *schauder*. Aber ich will einmal wieder Pommes essen können, Burger, Chicken Nuggets, Pizza, Lasagne, Pasta… All das liebe ich doch eigentlich so sehr, aber mir fehlt auch der Appetit. Mal sehen, was sich in nächster Zeit so ergibt. Ich wünsche allen Leidensgenossen alles gute und „gute Besserung“.
Gruss Stella