Liebe SHIFT-Leser,
ich brauche eure Hilfe. 2013 habe ich die erste und bisher einzige Ausgabe in dem 17×24 cm kompakten Format (Bookazine-Style) veröffentlicht. Das Format war gewagt, weil ungewohnt. Es hat die Größe zwischen Din A4 und A5 und ist fast genauso groß wie ein iPad Air. Euren Rückmeldungen zufolge gefällt den meisten von euch dieses Format. Auch bei meiner großen Umfrage zur Erstausgabe stimmten bei der Frage nach der gewählten Formatgröße 82 Prozent für „genau richtig“. Damit steht die Entscheidung für das Format fest, könnte man meinen. Doch es gibt auch Argumente, die gegen das Format sprechen – leider.
Beim Erstellen meines Businessplans stieß ich immer wieder auf Hindernisse. Die zwei Hauptargumente gegen das kompakte Format und für ein A4-üblicheres Format sind folgende:
- Da die Seiten kleiner sind, sind auch die Werbeanzeigen kleiner. Und für kleinere Werbeanzeigen gibt es unter Umständen weniger Geld. [Muss noch verifiziert werden.]
- Da das Heft kleiner wäre, würde es in den Regalen an den Bahnhofskiosken weniger auffallen – und sich dadurch schlechter verkaufen. Siehe Fotos:
Bild 1
Bild 2
Egal ob das erste Argument stimmt oder nicht – das zweite klingt zunächst einleuchtend. Man könnte zwar argumentieren, dass gerade ein kleineres Format aus der Masse hervorsticht. Das halte ich jedoch nicht für besonders wahrscheinlich. Auch einfach mal ausprobieren ist nicht so einfach. Denn das Format zu einem späteren Zeitpunkt zu wechseln, wäre mit höheren Kosten und mehr Aufwand verbunden –beides würde ich gerne vermeiden, wenn irgendwie möglich.
Da mir selbst das kompakte Bookazine-Format sehr gut gefällt, würde ich es sehr bedauern, mich aus anzeigen- und vertriebstechnischen Gründen gegen dieses Format entscheiden zu müssen. Din A4 ist solide, bewährt, sicher – also das beliebte Format zugunsten von vermeintlicher Sicherheit und verkaufstechnischer Notwendigkeit aufgeben?
Hier kommt ihr ins Spiel: Was denkt ihr dazu? Sollte ich auf den Rat erfahrener Vertriebler und Grossisten hören oder wider besseren Wissens Neues wagen? Ich möchte gerne auf kluge Ratgeber hören, weiß aber auch, dass man meist das empfohlen bekommt, was bisher funktioniert hat. Mein Anspruch ist es nicht, das Rad neu zu erfinden. Aber wenn ich nur das mache, was andere mir raten, ändert sich vermutlich nur sehr wenig und SHIFT wäre am Ende womöglich einfach nur ein weiteres austauschbares, glattgebügeltes Printmagazin.
Bevor ihr jetzt antwortet, eine Anmerkung noch: Bitte versetzt euch einmal in die Situation von Menschen, die SHIFT noch nicht kennen und es am Bahnhofskiosk zum ersten Mal im Regal sehen würden. Würdet ihr solch ein Magazin im kompakten Format überhaupt wahrnehmen und eine Chance geben? Oder denkt ihr, dass es für Leser, die SHIFT noch nicht kennen, ein entscheidender Verkaufsnachteil sein könnte? Das gilt es abzuwägen. Ich bin gespannt auf eure Gedanken dazu.
Es dankt,
Euer Daniel
PS: Mir ist bewusst, dass manchen a) die Schriftgröße in der Erstausgabe etwas zu klein war und b) ein größeres, klassisches Format besser gefallen hätte. Ich kann es natürlich nicht allen recht machen. Aber mir ist es wichtig, im Zweifel lieber meine liebgewonnenen Überzeugungen aufzugeben, anstatt stur an schlechten Entscheidungen festzuhalten und daher nach nur einem Jahr wieder vom Markt verschwunden zu sein.
Michael meint
Hi Daniel
Mir hat das gewählte Format für die erste Ausgabe sehr gut gefallen. Wie im Bild 1 zu sehen, hat „Joy“ ja das gleiche Format. Und die verkaufen ja auch gut Werbung… :-)
Ich denke neue Leser sprichst du nicht zwingend wegen dem gewählten Format an, sondern wegen den Themen und dem ansprechenden Cover. Du hast ja im Trailer damals gesagt, Shift sei ein verlangsamter Spiegel, das heisst ja nicht, dass du das gleiche Format wie beim Spiegel wählen musst ;-)
Die Verarbeitung vom ersten Shift hat mir persönlich übrigens auch sehr gut gefallen und solltest du unbedingt beibehalten. Shift wirkt dadurch wesentlich „wertiger“ als beispielsweise der erwähnte Spiegel ;-)
Punkt 1 finde ich natürlich ein wichtiger Punkt, kann mir aber vorstellen, dass das nicht so entscheidend ist. Viel wichtiger wird wahrscheinlich die Reichweite, die Leserschaft, etc. sein. Ich denke du darfst da auch selbstbewusster auftreten: Das ist Shift, so viel kostet die Werbung, pasta. Ich finde es sowieso schöner, wenn die Werbung auf die Zeitschrift „angepasst“ wird und nicht überall gleich ist…
Noch was zu Punkt 2 deiner Überlegungen: Ich sehe auch die Möglichkeit die Zeitschriften mit einem innenliegenden A4-Karton „zu vergrössern“. D.h. am oberen Rand könntest du somit das Shift auf Augenhöhe mit den anderen Zeitschriften bringen und so bewusst auch Werbung für Shift machen. Sprüche wie „Ich bin neu hier!“, „Wenn ich mal gross bin…“ oder „Klein aber oho…“ wecken vielleicht das Interesse beim einen oder anderen… ;-)
JUICEDaniel meint
Coole Idee – vielen Dank, Michael. Auch deine andere Gedanken sind super.
Da ich jetzt für eine Woche geschäftlich bedingt in Vietnam sein werde, werde ich Kommentare bis einschließlich 9. November höchstwahrscheinlich nicht beantworten können. Aber die anderen Redakteure kümmern sich um eine möglichst zeitnahe Freigabe der Kommentare!
Bis dahin freue ich mich über weitere Gedanken, Anmerkungen und Anregungen!
Kay meint
Hi Daniel,
Ich kenne mich in diesem Business überhaupt nicht aus. Ich gebe also nur meine Sicht als absoluter Laie ab:
Ich weiss ja nicht, warum das Joy vorne ist. Vielleicht, weil die Kiosk-Besitzer befürchten, es würde zu stark von den anderen Zeitschriften abgedeckt werden, weswegen es nach vorne gelegt wird? Bejahendenfalls ist das eigentlich sogar eine clevere Guerilla-Strategie. Es könnte aber auch sein, dass das doch relativ bekannte Joy so etwas wie ein Rack-Jobbing betreibt, d.h. für die Platzierung zahlt. Ich nehme jedenfalls an, dass die sich das leisten könnten.
Was die Werbung betrifft: Ich habe nicht den Eindruck, dass die kleinere Werbefläche dazu führen könnte, weniger Einnahmen pro Fläche zu erhalten. Meines Wissens wird Werbung eher in Prozentsätzen (halbe Seite, viertel Seite) verkauft. Das hat die Konsequenz, dass die Werbung nicht in Flächen-, sondern eher in visuellem Konkurrenzkampf steht.
Als Konsequenz würde ich in einem solchen Format eigentlich nur zwei Varianten anbieten: 1/2-Seite oder ganze Seite. Damit würde die Zeitschrift ruhiger wirken und die Zielkundschaft der Werbekunden würde klarer fokussiert.
.Was Michael mit dem Trick der künstlichen Grösse beschreibt, habe ich auch schon an Kiosks gesehen. Alternativ könnte man auch ein langes Buchzeichen einfügen (oder kleben?), die die A4-Seite simuliert, was vielleicht Kosten sparen könnte.
Grüsse,
Kay
Artur meint
Hi Daniel,
das kleine Format der SH!FT Vol. 1 / 2013 finde ich super (also eine weitere Stimme pro Klein/iPad-Size/~A5), auch wenn mir persönlich das Exemplar im Nachhinein betrachtet etwas zu schwer ist. Über Größe/Gewicht hatte ich mir ehrlich gesagt vorher nie wirklich Gedanken gemacht. Das kleinere Format ist handlich, fühlt sich aufgrund der Papierstärke und des matten Covers sehr wertig an.
Die Bindung (wie bei einem Buch) finde ich auch sehr kreativ bzw. sieht man nicht so oft (ein weitere Plus pro Bookazine-Format). Es stellt sich mir die Frage, ob diese Art der Bindung bei einer größeren Ausführung mit (weniger Seitenumfang?) noch praktikabel/sinnvoll ist, oder ob dann nicht definitiv die alternative Form der „Bindung“ gewählt wird.
Was die Schriftgröße betrifft, finde ich, dass sie in der ersten SH!FT bei den meisten/fast allen Artikeln verglichen mit anderen Zeitschriften gleich/ähnlich groß ist. Lediglich der ein oder andere Artikel in der ersten SH!FT hatte eine zu kleine Schriftgröße wie z.B. das Interview ab Seite 138. Wahrscheinlich wirkt die Schrift aufgrund ihrer sehr feinen Linien etwas kleiner oder als schwieriger zu lesen. Bin da kein Experte.
So, das waren meine two cents zu dem Thema ;-)
Stefan meint
Hallo Daniel, ich bin kein Shift-Leser, bin eher zufällig auf Deinen Blog gestoßen, kann Dir als Mediaberater aber zumindest bei Punkt 1 Deiner Fragen weiterhelfen:
Die tatsächliche Größe des Heftes ist für den Anzeigenverkauf eher unerheblich. Der Preis richtet sich nach dem Größtenanteil, den die Anzeige im Heft einnimmt (also z.B. ganze Seite 1/1, 1/2 Seite, 1/3 Seite). Weitere wichtige Parameter sind natürlich Zielgruppe, Auflage, Reichweite etc.
Dennoch ist das Format nicht unwichtig: Zum Beispiel kann eine Werbekunde von einem zu kleinen Format abgeschreckt werden, weil er seine (evtl. textlastigen) Anzeigen dort für unpassend hält. Das ist aber bei Deinem Format aus meiner Sicht nicht der Fall. Ich denke sogar, dass sich dieses als iPad-ähnliches Format auch ganz gut vermarkten lässt!
Zu Bedenken ist nur folgendes: Wenn ein Werbetreibender eine bestehende Anzeige, die eben meist im Format Din A4 vorliegt, in Shift schalten möchte, muss der Kunde dieses durch seine Agentur anpassen lassen, was weitere Kosten nach sich zieht. Das könnte tatsächlich einen Kunden abschrecken. Aber das sollte nicht ausschlaggebend für die Wahl des Formats sein.
Zu Punkt2: Hier würde ich das Gespräch mit Kiosk-Betreibern/Personal suchen und selbst ein wenig „Marktforschung“ betreiben, wie die Hefte platziert werden. Ob ein kleineres Format von Nachteil ist, etc…
Lieben Gruß, Stefan
Torsten meint
ist die Diskussion schon vorbei? ;)
Ich bin notgedrungen gestern und heute noch an einem Zeitschriftenständer (wie oben abgebildet) vorbeigekommen und hab mir gestern schon die Frage gestellt, ob ich (im Vorbeigehen) den kleineren Heften weniger Aufmerksamkeit gewidmet habe und ich sage nein, hab ich nicht. Grade die Vorschläge von Michael finde ich sehr innovativ, vorausgesetzt, sowas kann umgesetzt werden. Beim Thema groß oder klein würde mich auch eher so Probleme quälen, die Stefan angesprochen hat, also das Werbekunden ihre Anzeigen anpassen müssen oder auch allgemein dass für ein nicht-Standardformat eben mehr „Handarbeit“ anfällt.
Grundsätzlich finde ich aber das kleinere Format sicherlich passend, wenn dahinter stehst
JUICEDaniel meint
Der Vollständigkeit halber:
Auch hier gibt’s ein paar Kommentare dazu: https://www.startnext.de/shift/blog/?bid=39259 Zudem haben mich einige Leute per E-Mail kontaktiert und mir ihre Gedanken dazu mitgeteilt. (Das ist der Nachteil einer solchen Diskussion: Es gibt heutzutage nicht mehr nur eine Plattform dafür, wo alles zusammenläuft…)
Euch allen ein herzliches Dankeschön für die wertvollen Gedanken. Warum ich mich so lange nicht mehr dazu geäußert habe: Weil es für mich sehr schwierig ist, abzuwägen. Es gibt aus meiner Sicht wirklich gute Argumente sowohl für das kleinere als auch für das größere Format. Daher muss ein solcher Entscheidungsprozess reifen – und ich will mir die Zeit dafür nehmen, die es dafür braucht. (Denn dies ist eine sehr wichtige Entscheidung.)
Michaels Idee (oder die von Kay mit dem Buchzeichen) finde ich jedenfalls sehr gut und werde nun im nächsten Schritt erst einmal prüfen, ob und wie das möglich ist – und was das kosten würde. Denn das wäre eine zusätzliche Beilage zu jedem Heft, was nicht nur die Druckkosten erhöhen würde.
Bis dahin freue ich mich über weitere Kommentare, Argumente und Gedanken von euch!