„Männer sind nicht mein Ding. Ich habe wahnsinnige Liebe und Respekt für Frauen. Nie wieder in meinem Leben würde ich einen Mann wollen.“
Viele minderjährige Mädchen arbeiten in Hunts Point, angezogen vom „leichten Geld“ oder reingezogen von Zuhältern, die ihnen Drogen anbieten. Ich bin davor zurückgeschreckt, Bilder von ihnen zu machen, weil ich Angst hatte, dass ich sie ermutige. Trotz allem war Natalie, 17, scharf darauf ihre Geschichte zu erzählen. Ich bat sie, ihr Gesicht zu verdecken.
Natalie lebt mit ihrem 16-jährigen Bruder und ihrer Mutter in einem der schlimmsten Blocks in Hunts Point, der gefüllt ist mit Dealern, Süchtigen und anderen die versuchen durchs Leben zu kommen. Sie ist letztes Jahr aus der High School ausgestiegen, hofft aber, dass sie zurückgehen kann, wenn sie nicht eingesperrt wird. „Das ist nicht mein Stil, aber es sind harte und raue Zeiten. Es geht schnell und das Geld ist gut.“
Ihr Bruder, der immer in der Nähe ist, unterstützt und schützt sie. „Dies ist das Gebiet von meiner Tante, dieser Block.“ Während wir uns unterhielten, näherte sich ein junger Mann, jemand, in dessen Gegenwart sie sich sichtlich unwohl fühlte. Sie rief ihren Bruder rüber. „Willst du, dass ich ihn fertig mache?“, fragte er. Sie sagte: „Ne, sei einfach hier. Er hat sich mir gegenüber unangebracht verhalten.”
Zwei ältere Transsexuelle, die beide schon seit über 15 Jahren in Hunts Point leben, kamen rüber als sie hörten, dass Natalie mit mir sprach. Beide sagten Natalie, sie solle aufhören und von der Straße weg kommen. „Es sieht aus als würde es Spaß machen, wild herumzulaufen. Aber in zehn Jahren wirst du die gleiche Scheiße machen. Das ist nicht der Weg. Jeder, der dich bittet hier draußen zu sein, ist nicht dein Freund.“
Meine älteste Tochter, Anna, ist genau in Natalies Alter. Ich konnte nicht anders als ähnliche Verhaltensweisen festzustellen, an Anna zu denken – die in meinem Brooklyn Heights Apartment war. Natalie, wie Anna, ist schlau, schnell und voller Hoffnung. Aber schon jetzt – mit 17 – ist die Kluft zwischen den beiden so groß. Eine Erinnerungen daran, dass der Startpunkt von großer Bedeutung ist.
Dieses Bild und der Text sind Teil der Fotoserie “Faces of addiction” des Fotografen Chris Arnade. Du kannst ihm auf Twitter (@Chris_arnade) oder auf Facebook (Chris Arnade Photography) folgen.
Bild: © Chris Arnade – Used with permission
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