Demonstrationen, Streiks und Proteste gegen die soziale Ungleichheit halten Brasilien seit Monaten in Atem. Die Auswirkungen der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 auf die fragile brasilianische Gesellschaft sind noch nicht absehbar. JUICED-Reporter Tobias Zwior war sechs Wochen lang vor Ort auf Geschichtensuche und berichtet in seinem Hintergrund-Journal ecke:sócrates sowie bei JUICED davon.
Im Anschluss an die elfteilige Serie zur Fußball-Weltmeisterschaft 1990 veröffentlichen wir hiermit ein weiteres Dossier – diesmal mit Fokus auf die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. JUICED-Reporter Tobias Zwior reiste während des Turniers durch die Spielorte São Paulo, Porto Alegre, Belo Horizonte und Rio de Janeiro, um die Auswirkungen eines solchen Großereignisses auf das Land zu beleuchten. Im Mittelpunkt stand dabei weniger der Sport, sondern vielmehr die gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte.
Häufig wie nie zuvor war in den letzten Wochen von Brasilien als Land der Gegensätze die Rede. Hin- und hergerissen zwischen der traditionellen Lust auf Fußball und der lähmenden Ernüchterung. Das pure Spiel des Fußballs steht in krassem Widerspruch zu der durchkommerzialisierten Show, die die Fifa und ihre Sponsoren sechs Wochen lang veranstalten.
Leonardo Sakamoto ist ein Besessener. Der Gründer von Repórter Brasil ist jederzeit in der Lage, aus dem Stegreif einen Monolog zu halten, in dem er Brasiliens Gesellschaftskrise, die WM, die anstehenden Wahlen und die Zukunft des Journalismus mühelos unterbringt.
Während der Weltmeisterschaft sind unzählige NGOs, Hilfsorganisationen und soziale Projekte in Brasilien vertreten. Eine der Organisationen, die die WM nicht nur als Projektionsfläche benutzt, sondern den Fußball ins Zentrum ihres Schaffens gestellt hat, ist Football Beyond Borders aus London.
Die Universität in Belo Horizonte ist idyllisch gelegen. Inmitten einer Grünanlage mit dem See „Lagoa da Pampulha“, der noch von Oscar Niemeyer entworfen wurde, als Rückzugsort. Das WM-Stadion Estádio Mineirão liegt ebenfalls in dieser Idylle. Hier beginnt das Problem.
Sechs Wochen hat sich Tobias Zwior in Brasilien herumgetrieben und Texte über die Protagonisten außerhalb des Fußballplatzes geschrieben. Dabei entdeckte er auch die dunklen Seiten des Spektakels. Doch dann spielte die deutsche Mannschaft so erfolgreich wie seit 24 Jahren nicht – und der bekennende Fußballfan Tobias wurde doch in den Bann der WM gezogen.
Nun ist sie schon fast zwei Wochen vorbei, die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Höchste Zeit für einen Rückblick auf das Finalwochenende in Rio de Janeiro jenseits von argentinischen und deutschen Fans.
Aufwärmphase und Nachspielzeit
Joachim Löw hat sich festgelegt: Schmelzer, Mustafi und Volland bleiben zuhause, der 23-köpfige WM-Kader steht. Wir von JUICED haben daraufhin ein waghalsiges Experiment gestartet und allen Spielern ein Pendant aus der Weltmeistermannschaft von 1990 gegenübergestellt.
Wir haben’s euch doch gesagt. Aber ihr wolltet uns ja nicht glauben. Deutschland ist tatsächlich Weltmeister geworden. Eine tolle WM geht zu Ende, voller Traumtore, spannender Spiele, mieser Fouls, Jubel und Tränen. Ein Blick zurück auf die größten Szenen des Turniers.