Revolutionen haben unsere Gesellschaft zu der gemacht, die sie jetzt ist. Ohne die industrielle Revolution würden wir noch immer auf Bauernhöfen leben, ohne die Französische Revolution noch von Monarchen regiert und ohne die Emanzipations-Proklamation der Regierung Abraham Lincolns wäre Sklaverei heute womöglich gesetzlich immer noch erlaubt.
Revolution, das ist eine schnelle, radikale und oft gewaltsame Veränderung von den gegeben Verhältnissen, ein Umbruch in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft. Karl Marx bezeichnete sie auch als „ruckartige Nachholung verhinderter Entwicklung“ und spielte darauf an, dass es oft schon lange unter der Oberfläche brodelt, bevor eine Revolution zu Tage tritt. Wir wollen mit unserem Online-Dossier einen Blick darauf werfen, welche Revolutionen derzeit im Gange sind und an welchen Stellen es schon gefährlich brodelt.
2010 überrollte eine Welle von Massenprotesten den Nahen Osten und Nordafrika. Im Laufe des so bezeichneten „Arabischen Frühlings“ mussten mehrere autoritäre Machthaber ihr Amt aufgeben – manche sogar ihr Leben lassen. Derzeit steht Syrien im Fokus der Arabellion: Die Proteste gegen die Regierung von Baschar al-Assad mündeten in einem Bürgerkrieg, dessen Ausgang noch immer ungeklärt ist. Sicher ist: Der „Arabische Frühling“ ist die erste Revolution, in der soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter eine große Rolle spielten. Zum ersten Mal konnten sich Menschen in kurzer Zeit zu großen Demonstrationen verabreden, konnten Fotos, Videos und Informationen mit der Öffentlichkeit teilen.
Auch in anderen Teilen der Welt bewegen derzeit Revolutionen, Demonstrationen und Proteste die Menschen: Die digitale Revolution ist überall im Gange. Noch ist der Kampf zwischen alten und neuen Medien jedoch nicht ausgefochten. Heiß her geht es zurzeit in der Türkei, wo sich Regierungsgegner und Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei liefern. In der Ukraine harren Protestanten und Oppositionellen eisigen Temperaturen um die Macht des Präsidenten Viktor Janukowitsch einzuschränken – allen voran Boxweltmeister Vitali Klitschko. Und in Deutschland wartet man gespannt auf neue Aktionen der linskpolitischen Occupy-Bewegung, die spätestens am 1. Mai wieder gegen die europäische Finanzpolitik auf die Straße gehen wird. Der 1. Mai, der internationale Tag der Arbeiterbewegung und der traditionelles Termin für Demonstrationen und Kundgebungen, bildet gleichzeitig den Abschluss unseres Themendossiers „Revolution“. Bis dahin wollen wir beobachten, welche Revolutionen dieser Frühling bringt. Wir können gespannt sein.
Bild: David Vogt
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