Crowfunding ist derzeit ein beliebtes Buzzword. Alles wird ab sofort crowdgefundet, alles scheint dadurch möglich. Mal ganz abgesehen davon, dass mehr als die Hälfte aller Projekte scheitern: Was genau ist Crowdfunding eigentlich und wie viel Substanz steckt dahinter?
Crowdfunding: Mehr als nur Finanzierung?
Doch geht es hierbei lediglich um die Finanzierung? Oder ist Crowdfunding mehr als nur eine hippe Art der Finanzierung im Internetzeitalter? Um diese Fragen beantworten zu können, muss man zunächst einmal klären, ob es sich bei Crowdfunding überhaupt um eine Art der Finanzierung handelt. Die beiden Journalisten Kathrin Passig und Tilo Jung beispielsweise sehen Crowdfunding vielmehr als eine Art Spende an (ohne es damit gleichsetzen zu wollen). Die Journalistin Ulrike Langer bestreitet das vehement und veröffentlicht auf der Online-Plattform Storify eine Zusammenfassung der leidenschaftlichen Twitter-Diskussion.1 Der Unternehmensberater Thilo Specht bringt es ganz gut auf den Punkt, wie ich finde:
@ulrikelanger @kathrinpassig @TiloJung Crowdfunding = Investition in Geschäftsmodell/Idee, Spende = Investition in Selbstwertgefühl.
— Thilo Specht (@tspe) June 3, 2013
Am Ende einigen sich die Beteiligten darauf, dass Crowdfunding kein Synonym für Spenden ist – man den feinen Unterschied aber noch herausarbeiten müsse.
Seit wann heißt Vorverkauf Crowdfunding?
Johnny Haeusler von Spreeblick bloggte dazu vor kurzem die Frage:
Seit wann heißt Vorverkauf Crowdfunding?
Damit drückt er aus, wie sich möglicherweise – leider – in Zukunft immer mehr potenzielle Unterstützer fühlen dürften. Ausgenutzt. Denn durch den derzeit vorhandenen Hype rund um Crowdfunding probieren es immer mehr Leute, ihre Ideen mit Hilfe der Menschenmenge finanzieren zu lassen. Dementsprechend nehmen auch die Hinweise und Bettelanfragen immer mehr zu. Die inflationäre Entstehung immer neuer Projekte nervt schließlich die immer gleichen Nutzer, die immer öfter zur Kasse gebeten werden. Verständlich, dass dann das Wort „Vorverkauf“ aufkommt.
Dabei ist Crowdfunding in seiner ursprünglichen Idee tatsächlich richtig gut. Ähnlich wie Flattr.com als Micropayment-Methode oder Mitfahrgelegenheit.de als Mitfahrzentrale. Leider gibt es immer welche, die solche Systeme ausnutzen (organisiertes Mitfahren) oder die die typisch deutsche Einstellung haben „Das wird doch eh nix“.
Die deutsche „Das wird doch eh nix“-Mentalität
Und damit komme ich zum Kern einer sehr wichtigen Debatte rund um Crowdfunding. Wie ist das Image von Crowdfunding in Deutschland, wie viel steckt wirklich hinter dem derzeitigen Hype? Der Politik-Student und Journalist Julian Heck sieht Crowdfunding nach seinem eigenen gescheiterten Projekt sehr kritisch und äußerte sich dazu im Kommentar zum Carta.info-Artikel Crowdfunder und SHIFT-Gründer Höly: “Momentan schon ein gewisser Hype”:
Zum einen hielt ich es für eine gute Möglichkeit, ein Projekt einmalig umsetzen zu können und quasi zuvor die Marktreife zu testen. Das sehe ich zwar prinzipiell immer noch so, aber meine Sympathie für Crowdfunding im Journalismus ebbt ab. Grund ist mein Eindruck, dass man sich dabei in einer Blase bewegt, die nicht größer wird bzw mal platzt und die große Masse begrüßen kann. Viele Unterstützer unterstützen gleich mehrere Projekte, weil sie an ein journalistisches Projekt glauben. Einige Unterstützer machen auch selbst Crowdfunding und “betteln” Gleichgesinnte an. Es scheint sich immer mehr zu einem Hin- und Herunterstützen zu entwickeln – von einem Kreis bestimmter Leute, die immer wieder unterstützen und selbst um Unterstützer werben. Die große Masse ist also (noch) nicht dabei. Crowdfunding im Journalismus ist meiner Meinung nach kein Zukunftsmodell – schon gar nicht als Dauerlösung.
Mal ganz abgesehen davon, dass hoffentlich niemand so vermessen ist und Crowdfunding als alleiniges und dauerhaftes Finanzierungsmodell ansieht, hier meine Antwort auf Julian Hecks Kommentar:
@ Julian: In weiten Teilen mag das stimmen, aber nicht immer. Zwei Gedanken dazu:
1. Flattr hätte funktionieren können, wenn mehr Leute mitgemacht hätten. Haben sie aber nicht (die Gründe dafür mal außen vor gelassen). Es ist ein klein wenig eine selbsterfüllende Prophezeiung, wenn viele sagen: “Das wird doch eh nix” – und sich dann auch nicht mit beteiligen, nicht mit unterstützen. Ähnlich beim Crowdfunding: Entweder alle ziehen an einem Strang und dann wird es auch was – oder es setzt diese typisch deutsche “Das wird doch eh nix”-Mentalität ein. Wenn man aber erst einmal abwarten will, ob es was wird (und jeder so tickt), dann wird es natürlich nichts – und alle sagen hinterher: “Hab ich doch gleich gesagt”.
2. Konkret auf SHIFT bezogen: Hier haben bisher etliche User unterstützt, die weder Freunde von mir sind noch aus der Journalismus-Ecke kommen. Das hat mich sehr gefreut: Zu sehen, dass sich einige Leute extra wegen SHIFT bei Startnext anmelden, um das Projekt zu unterstützen. Erst gestern wieder kamen 100 Euro von einer Person, die ich nicht kenne (und nicht einmal über Google ausfindig machen konnte!).
Selbst wenn das Projekt am Ende scheitert, würde ich davor warnen zu sagen, dass es nicht am Markt ankommen könnte. Für viele “Mainstream-Menschen” im Netz ist es immer noch eine große Hürde, sich auf einer weiteren Plattform anmelden zu müssen oder das mit dem Bezahlen hinzubekommen bzw. das Vertrauen in solche Methoden zu haben – obwohl sie das dort angepriesene Produkt vielleicht tatsächlich sehr gut finden. Die Hürde ist also nicht zwangsläufig das Produkt selbst.
Worin ich tatsächlich das größere Problem sehe, ist, wenn Leute/Unternehmen/Organisationen mit ausreichend Geld plötzlich anfangen, Projekte finanzieren zu lassen, die sie auch eigentlich selbst stemmen könnten. Dann verkommt Crowdfunding zu einer Art “Vorfinanzierung” (Bezahlung per Vorkasse), was ich sehr traurig fände. Auch sehe ich die Gefahr, dass immer mehr Leute versuchen, völlige Nonsens-Projekte umzusetzen – und die anderen dann die Lust daran verlieren, bei Crowdfunding-Projekten mitzumachen.
Der Ansatz von Startnext, solche Projekte mit ausreichend “Fans” im Vorfeld auszusieben, finde ich gut – greift aber mittelfristig aus meiner Sicht noch nicht weit genug. Aber mal sehen, wie sich das alles noch entwickelt. Im Grunde stehen wir in Deutschland ja erst ganz am Anfang mit Crowdfunding-Plattformen. Auch wenn es uns Geeks schon nur allzu vertraut vorkommen mag.
Kurzum: So lange relevante Projekte durch Crowdfunding ermöglicht werden, die es sonst nicht gäbe, finde ich diese Form der Finanzierung sehr wertvoll und bereichernd.
Daraufhin schrieb K. Wick:
@ Daniel
Wo bei ich zum dem Punkt “allze ziehen am gleichen Strang” sagen muss, dass man ja nicht von allen Nutzern erwarten kann, dass sie sich an einem Projekt beteilligen. Ich denke, dass wenn eine Person von der Idee überzeugt ist, dann ist sie auch bereit diese zu unterstützen. Wenn sie selbst nicht daran glaubt, warum sollte sie es unterstützen? Klar wenn alle die nicht überzeugt sind einen Teil spenden würden, wäre das Projekt erfolgreich, obwohl sie das Projekt ja nicht so toll finden, dass sie es von sich aus unterstützen würden, oder?
Ich denke, dass beim Crowndfunding die Leute sich nicht absprechen und sagen: “das wird ja eh nix” und dann kollektiv nicht spenden, sondern dass jeder individuell entscheidet, was er von der Idee hält und dann selbst entscheidet, ob ein Projekt unterstützenswert ist oder nicht.
D.h. wenn ein Crowd-funding Projekt scheitert ist das, denke ich durch aus auch ein Zeichen, dass (noch) ein zu geringes Interesse an dem Produkt besteht.
Erfolgsfaktoren einer Crowdfunding-Kampagne
Meine Antwort ließ nicht lange auf sich warten:
@ K. Wick: Damit hier kein Missverständnis aufkommt: Bei “alle” meine ich natürlich NICHT diejenigen, die ein Projekt nicht toll finden. Und klar, dass sich ohnehin keiner bei irgendwas beteiligen MUSS.
Es hat auch nichts mit Absprache zu tun, aber dieses “Das wird ja eh nix”-Denken ist in den Köpfen so vieler Leute drin. Vielleicht gibt es auch aus diesem Grund so wenig (erfolgreiche) Start-ups in Deutschland im Vergleich zu den USA.
Die Entscheidung, ob ein Projekt unterstützenswert ist oder nicht, hängt jedenfalls von viel(!) mehr Faktoren ab. Die Idee spielt da am Ende vielleicht gar nicht mal immer die entscheidende Rolle:
– Wie wird die Idee präsentiert? (Ist sie leicht verständlich?)
– Von wem wird sie präsentiert (ist die Person vertrauenswürdig, authentisch, kompetent, sympathisch? -> vermutlich das wichtigste Kriterium)
– Was für Dankeschöns/Goodies kann man bekommen? (“Lohnt es sich, das Projekt zu unterstützen?”)
– Wie wahrscheinlich ist der Erfolg des Projekts? (Viele warten tatsächlich erst einmal ab, ob / wie gut das Projekt ankommt)
und zu guter Letzt natürlich:
– Wie weit verbreitet ist das Projekt? (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, eigenes Netzwerk, ….) –> ein ganz wichtiger Aspekt in Berücksichtigung deines letzten Satzes!
Daneben gibt es noch Faktoren wie: “Womit kann ich bezahlen/wie leicht ist der Bezahlvorgang?” oder “Wie lange dauert die Aktion noch?” (kann zu kurz oder zu lang sein) oder “Wie aktiv ist die Person hinter dem Projekt, wie viele Updates gibt es”… und viele Dinge, die vorher gar nicht planbar sind. Natürlich reagiert jeder anders darauf, aber die Idee allein ist da wie gesagt nur ein kleiner Baustein. Klar: Wenn die Idee scheiße ist, wird das Projekt auch nichts werden. Aber klar ist auch: Selbst eine gute Idee ist kein Erfolgsgarant.
Und hier kommt ihr ins Spiel: Was ist eure Meinung zum Thema „Crowdfunding“? Wie nehmt ihr diese neue Finanzierungsart wahr? Als Hype/Blase? Oder als eine tolle Alternative? Als spannend oder nervig? Schreibt mir doch in den Kommentaren, was eure Gedanken dazu sind.
Crowdfunding: Mehr als eine Finanzierungsart
Gerade weil ich selbst derzeit den Druck der ersten Ausgabe (m)eines Printmagazins mit Crowdfunding finanzieren möchte, finde ich das Thema sehr spannend. Und mir ist es wichtig, sowohl Vor- als auch Nachteile aufzuzeigen und nicht alles schönreden zu wollen. Alles hat schließlich seine Vor- und Nachteile, auch Crowdfunding.
Ich selbst finde diese neue Art der Finanzierung in ihrer Grundidee sehr schön. Denn so liegt es an uns, neue Projekte ins Leben zu rufen, für die sich vielleicht kein großer Investor finden lassen würde. Wir haben mehr Möglichkeiten – sowohl als Initiator als auch als Unterstützer. Die Wikipedia ist ein gutes Beispiel, was durch die „breite Masse“ entstehen kann. Ich fände es daher sehr schade, wenn wir Crowdfunding kaputt machen – oder reden – würden. Dazu ist die Idee viel zu gut.
In meinen Augen ist Crowdfunding viel mehr als die bloße Finanzierung. Es ermöglicht mir, schon in der Finanzierungsphase mit der Zielgruppe Kontakt aufzunehmen. Aus diesem Grund würde ich Crowdfunding vielmehr Communityfunding nennen. Um Projekte von uns für uns zu ermöglichen.
Während Crowdfunding also eher als Variante für die Finanzierung von Nischen-Projekten zu sehen ist, entwickelt sich mit Crowdinvesting eine Art der Mittelaufnahme für kapitalintensive Start-ups. Hierbei können Unternehmensanteile erworben werden, die einen Anspruch auf einen Anteil am Unternehmensgewinn bedeuten oder zu einem späteren Zeitpunkt wieder verkauft werden können. Im Gegensatz zur Finanzierung durch Business Angels soll das Kapital beim Crowdinvesting, ähnlich wie beim Crowdfunding, auf zahlreiche Investoren zu kleinen Beträgen verteilt werden. (Danke, Wikipedia)
Crowdfunding-Plattformen in Deutschland
In Deutschland ging es mit Crowdfunding erst 2010 so richtig los. In dem Jahr ging auch Startnext online, Deutschlands zum heutigen Zeitpunkt größte Crowdfunding-Plattform für Kreative und Künstler. Weitere nennenswerte Crowdfunding-Plattformen sind inkubato, pling und VisionBakery.
Auf dem deutschsprachigen Markt neu hinzugekommen ist im Dezember 2012 die US-amerikanische Plattform Indiegogo (gegründet 2008) sowie im Januar 2013 die speziell für journalistische Projekte ausgelegte Plattform Krautreporter.
Global gesehen ist „der Anbieter kickstarter.com der (…) bekannteste und größte Anbieter für Crowdfunding-Projekte“, schreibt Jens Steingröver auf FinanzCode.de. Kickstarter hat bislang keine Anstalten gemacht, auf den deutschen Markt zu expandieren. Startnext, Krautreporter & Co. dürfte das durchaus freuen, da so genug Zeit bleibt, den deutschen Markt unter sich aufzuteilen.
Fragt sich nur, wie groß der deutsche Crowdfunding-Markt eigentlich ist – und ob er weiter wachsen wird oder nicht. Letzteres liegt zu einem großen Teil auch an uns. Denn es kommt darauf an, was wir aus dieser neuen Finanzierungsmöglichkeit machen und wie schnell wir lernen, wirklich wichtige Projekte anzubieten – und sie dann auch mit der nötigen Professionalität aufbereiten. Dann ist die breite Masse in Deutschland sicher viel eher dazu bereit, uns zu unterstützen. Aller Geiz-ist-geil-Mentalität zum Trotz.
Weiterführende Links
Allgemeines zum Thema Crowdfunding
- Wikipedia: Crowdfunding (Anm.: Leider nicht besonders aktuell)
- Journalist: So geht Crowdfunding (16.05.2013)
- Gründerszene: Crowdfunding in Deutschland (Teil 1 + Teil 2; Oktober 2012) + allgemein
- ikosom: Die erste Crowdfunding-Studie in Deutschland (2011)
- Social Midas: Crowdfunding Sites – Die Kickstarter Alternativen mit Sitz in Deutschland (07.01.2013)
- Spiegel Online: Schwarmfinanzierung: Krautfunder warten auf den Kickstarter-Effekt (23.06.2012)
Aktuelle Artikel über Crowdfunding
- Jörg Breihut: “Ganz schön viel Geld auf einmal” (21.05.2013)
- Cicero: Ich will da nicht mitmachen (26.05.2013)
- BR: Jede Menge Kleingeld für Kunst und Kultur (27.05.2013)
- Zeit Online: Hollywood lässt den Klingelbeutel kreisen (29.05.2013)
- Die Welt: Das Geld, das aus dem Schwarm kommt (31.05.2013)
- Medial Digital: Ist Crowdfunding nur ein anderes Wort für Spenden? (03.06.2013)
Aktuelle Crowdfunding-Beispiele aus dem Journalismus
(alphabetisch sortiert, nicht vollständig und völlig subjektiv)
- detektor.fm: zweites Studio für mehr Programm (VisionBakery)
- DIE EPILOG: Zeitschrift zum Gesellschaftswandel (Startnext; erfolgreich beendet)
- FREISCHREIBER e.V.: Die Freienbibel (Krautreporter; erfolgreich beendet)
- Päng: Lese- und Abenteuerheft (Startnext)
- SHIFT: Das Printmagazin mit Hirn, Herz und Horizont (Startnext)
- st_ry: deine Doku im Netz (Startnext)
- Stadtaspekte: die dritte Seite der Stadt (Startnext; erfolgreich beendet)
- Und da sage noch jemand, man könne in 140 Zeichen nicht diskutieren. ↵
Lelala meint
Als besteuerter Deutscher muss ich natürlich darauf hinweisen, dass es keine Spende ist – denn dann könnte ich das steuerlich geltend machen.
Wäre aber eine gute Idee: Ich finanziere mit meinen Ersparnissen ein Startup, mache das steuerlich geltend, dann hebt die Bude ab – gute Idee :-)
JUICEDaniel meint
Kurze Rückfrage: Nach meinem Verständnis sind Spenden nicht nur dann Spenden, wenn man sie steuerlich geltend machen kann, oder? Sprich: Es gibt mehr als genug Möglichkeiten, an Personen, Organisationen, Projekte und Wohltätigkeitsveranstaltungen Geld [für einen guten Zweck] zu spenden, das ich anschließend nicht von der Steuer absetzen kann. Auch wenn das immer weniger wird und immer mehr Menschen darauf achten, die Spenden wieder von den Steuern abzusetzen, gibt es diese Möglichkeit nach wie vor.
Und: Wie ist das, wenn man einem Obdachlosen Geld gibt? Ist das dann auch eine Spende?
Bei Crowdfunding jedenfalls habe ich den Eindruck, dass überwiegend Projekte finanziert (=ermöglicht) werden sollen, die später selbst wieder Geld erwirtschaften [sollen]. Beispielsweise ein Film, eine Zeitschrift etc. Und die Unterstützer (nicht Spender) bekommen auch – auf Wunsch – (meistens) eine Gegenleistung für ihren Beitrag, etwa den Film oder die Zeitschrift. Das finde ich vergleichbar mit Obdachlosen, die ein Straßenmagazin verkaufen (eben nicht gegen eine Spende!*). Mit dem Unterschied, dass bei Crowdfunding das Produkt tatsächlich erst hinterher entsteht. Aber anders ist es in dem Fall ja auch gar nicht möglich, darum geht es schließlich bei Crowdfunding: Ideen ermöglichen, die sonst nicht möglich wären. Projekte umsetzen, die sonst nicht entstehen würden. Mit Hilfe der Crowd.
* Anekdote dazu: Ich habe schon öfter so ein Streetmag gekauft, weil ich das unterstützenswert finde und auch einzelne Themen und Artikel manchmal sehr interessant sind. Aber einmal wollte ich ein fifty-fifty in Bonn kaufen, hatte aber gerade nur noch 1,40 Euro in meinem Geldbeutel. Es kostete allerdings 1,80 Euro. Der Mann zog also schnell weiter. Mehr Geben geht immer – nur weniger nicht. ;)
1aKasseler meint
Stoff für eine wirklich fruchtbare Diskussion sehe ich im angesprochenen „Das wird ja eh nix”-Denken“ und in der planwirtschaftlichen Vorauswahl von Projekten. Beides führt auf Crowdfunding-Plattformen dazu, daß wirkliche Innovationen gar nicht erst zum Zuge kommen.
Solange bei Seedmatch & Co. einige Wenige darüber entscheiden, welche Projekte von Vielen gefördert werden, bleibt „Schwarmintelligenz“ eine PR-Phrase.
Von Schwarmintelligenz kann also keine Rede sein. Schlimmer noch: Das wird ja eh nix”-Denken
Matthias Guenther meint
Sicher werden neue Möglichkeiten auch ausgenutzt und missbraucht. Ich sehe das leider auch, dass gerade in Deutschland Crowdfunding als Spende gesehen wird. Das soll es ja gerade nicht sein, sondern eine Anschubfinanzierung und man kann im Gegensatz zu Spenden auch das Projekt beeinflussen, wenn der Crowdfunder solche Pledges zulässt.
Wir haben das gerade erfolgreich hinter uns, ein Kapitel mit frei wählbaren Kapitel ab einer bestimmten Pledgestufe. Weiterhin ist es auch eine Marktforschung, also interessiert das genügend Menschen, dass meine Idee auch kommerziell erfolgreich sein kann?
Wir haben das über Kickstarter (da wir die größte Plattform nutzen wollten) durchgeführt, da kein Verlag bereit war, das Buch zu unterstützen:
http://www.kickstarter.com/projects/agilepublishing/agile-publishing/
Erstaunlicherweise kamen danach sehr viele (auch renommierte) Verlage in Deutschland und Schweiz auf uns zu, wir haben uns gegen einen Verlag entschieden (nur für einen Verlagsservice). Das Buch ist in zwei Wochen lieferbar und damit eine Crowdfunding Erfolgsstory.
Andreas Kunze meint
Gegen eine Finanzierung via Crowdfunding spricht m.E vor allem eins: Man muss seine Pläne ausbreiten lange bevor sie realisiert werden können. Das kann dazu führen, dass ein anderer einem die Geschäftsidee wegschnappt.