Aus, aus, aus! Der Shop ist aus. Nach knapp anderthalb Jahren und über 900 Bestellungen schließen wir zum 30. November 2019 die Pforten und beenden mit einem lachenden und einem weinenden Auge „Juiced 3.0“. Letztendlich standen Anspruch, Aufwand, Nachfrage und Ertrag in keinem (ausreichend positiven) Verhältnis, weshalb wir entschieden haben den Stecker zu ziehen.
Anspruch
Unser Anspruch war es, nicht nur rechtlich und technisch eine Entlastung für die Indiemag-Makerszene zu sein, sondern auch finanziell einen Boost zu ermöglichen. Letzteres ist uns aus zeitlichen Gründen leider nicht gelungen. Wir hätten zeitliche und finanzielle Ressourcen ins Marketing stecken müssen, was uns dann jedoch an anderer Stelle gefehlt hätte. Insbesondere unsere Zeit ist sehr umkämpft – und Juiced hat hier den Kürzeren gezogen. Auch den Printliebhabern wollten wir gerne ein möglichst breites Indiemag-Sortiment anbieten. Bei unseren Akquiseversuchen für weitere Magazine sind wir leider gescheitert. Hier hatten wir unterschätzt, dass die Indiemag-Szene auch beim Vertrieb gerne möglichst unabhängig sein möchte. (Was ich im Übrigen gut verstehen kann bzw. an für sich in der Natur der Sache liegt. Lediglich „Die Epilog“ waren hier entspannt und dankbar für unser Angebot und vertrieben ihr Magazin exklusiv über Juiced. Merci vielmals für euer Vertrauen, liebes Die Epilog-Team!)
Aufwand
Mit DSGVO und Co. wurde der Wartungsaufwand des Shops immer größer. Und damit einhergehend auch die permanente Unsicherheit, doch etwas falsch gemacht oder übersehen zu haben. Das Pflegen eines Shops stellt technisch wie rechtlich einen nicht zu unterschätzenden Aufwand dar. Da Juiced für uns jedoch nur ein Nebenbei-Projekt war, stand das in keinem Verhältnis mehr. Und dass gewisse Funktionalitäten als kostenpflichtige Erweiterungen dazugekauft werden mussten (z.B. die Funktion für Vorbestellungen) stellte dann auch finanziell eine zusätzliche Hürde dar. Open Source hat auch da so seine Tücken.
Nachfrage
Kann man mit dem Verkauf von Indiemags Geld verdienen? Klare Antwort: Ja, aber. Ja, kann man – aber bei weitem nicht so viel, dass es lukrativ wäre. Selbst mit hohen Investitionen ins Marketing bliebe ein Onlineshop für Indiemags eine winzig kleine Nische. Uns ging es letztendlich nie ums Geld (sonst hätten wir dieses Unterfangen nie begonnen) – aber wenn die Nachfrage zu gering ist, dann muss man sich schon die Frage gefallen lassen, warum man das noch länger macht. Aus Sicht der Indiemag-Maker lohnt sich solch ein Magazin allein schon, weil dieser aufwendige und kräftezehrende Produktionsprozess einem auch viel gibt (man lernt eine Menge dabei!) und das Gefühl, die gedruckte Ausgabe hinterher in den Händen zu halten, echt wunderschön sein kann. Aus Sicht eines unabhängigen Shopbetreibers hingegen gibt einem weder der Weg noch das Ziel besonders viel zurück. (Was nicht heißt, dass man in dieser Rolle nicht Erfüllung finden kann. Uns waren letztendlich andere Dinge wichtiger.)
Ertrag
Seit April 2015 können Printliebhaber auf Juiced.de mittlerweile Magazine bestellen. Anfangs war es lediglich Shift, später – am 3. Jul 2017 um genau zu sein – kamen mit der Fokussierung auf den Shop auch andere Indiemags dazu. In diesen rund viereinhalb Jahren erzielte Juiced bei über 900 Bestellungen (und über 1.400 verkauften Magazinen) einen Umsatz von 17.848,65 Euro. Das mag auf den ersten Blick gar nicht mal so schlecht klingen. Zieht man die Mehrwertsteuer ab, schmilzt die Summe jedoch schnell. Die durchschnittlichen Netto-Monatsumsätze lagen bei 288,41 Euro. Davon wiederum müssen noch die Versandkosten abgezogen werden (die seit diesem Jahr wieder um 10 Cent angestiegen sind). Bleiben noch die Zeit fürs Verpacken und Versenden sowie die Kosten für das entsprechende Material (Versandtaschen etc.). Selbst wenn das bis dahin ein Nullsummenspiel gewesen wäre, wird daraus spätestens mit Einbezug des zeitlichen Aufwands fürs Betreiben und Pflegen des Shops aus technischer und rechtlicher Sicht inkl. Einstellen der neuen Ausgaben ins Shopsystem ein Verlustgeschäft. Und dann wäre da noch der Steuerberater, der fürs Verbuchen aller Rechnungen pro Monat auch nochmal seinen Zeitaufwand geltend machte. Ein lukratives Business sieht anders aus.
[Update] Doch damit nicht genug: Wir haben Juiced auf Kommissionsbasis betrieben. Heißt: Die Indiemag-Macher schicken uns ihre Hefte unentgeltlich zu und wir verkaufen, verpacken und versenden diese für sie. Im Gegenzug bekommen die Indiemag-Macher anschließend ab einem geringen Mindestbetrag eine Gutschrift für die verkauften Exemplare, von der wir unabhängig vom Verkaufspreis vier Euro behalten dürfen (= unser Verdienst). Dass diese vier Euro die oben beschriebenen Kosten in keiner Weise decken, dürfte jedem sofort einleuchten.
Fazit
Unser Fazit? Bitteschön, dankeschön, gerne wieder! So irgendwie. Wir haben es gerne gemacht, bedanken uns bei den teilnehmenden Magazinmachern (allen voran von Die Epilog!) und bereuen es keine Sekunde. Daher bleibt neben dem weinenden Auge des Abschieds auch ein lachendes. Denn nun bleibt hoffentlich wieder mehr Zeit, die neuen Ausgaben von Die Epilog und Co. zu lesen – und sie nicht nur als Shopbetreiber zu verkaufen und versenden. Wir wünschen der Indiemag-Szene weiterhin viel Freude, gutes Gelingen und gerne auch mal den einen oder anderen kommerziellen Erfolg à la „Der Herr der Ringe“ :-) Liebe Macher, liebe Leser: Bleibt dran am Erstellen und Konsumieren von wertvoller Medienvielfalt und der Partizipation von Presse- und Meinungsfreiheit. Auch wenn wir von Juiced diesen Kampf verloren haben, können wir die Schlacht noch gewinnen.
Eure Juiced Tender Packing Force
PS: Die Epilog werdet ihr ab dem 1. Dezember dann in ihrem eigenen Onlineshop erwerben können.
PPS: Wie es mit Juiced weitergehen wird, ist aktuell noch unklar. Es existiert aber schon eine Idee …
Mads meint
Ach mensch, Daniel. Schade zu hören, dass es nicht weitergeht. Vielen Dank aber für die gute Zusammenarbeit. Es hat Spaß gemacht!
Sarah meint
Oh nein, wie Schade! Habe die Magazine immer gerne gelesen :( Viel Glück für die Zukunft!