Metadaten
Blende f/5.6 / Belichtungszeit 1/200 sek / ISO 200 / Brennweite 55 mm
Dieses Portrait ist eines der ersten, das mir wirklich etwas bedeutet. Den Jungen traf ich am 15. August 2010 um 08.40 Uhr in Smokey Mountain, einer riesigen Müllhalde in Manila, Philippinen. Nachdem ich mich kurz mit ihm unterhalten hatte, fragte ich ihn, ob ich ein Foto von ihm machen dürfe. Anschließend fragte ich ihn nach seinem Namen und schrieb ihn auf. Leider finde ich diesen Zettel nicht mehr. Sein Name war irgendwas mit M, so weit ich mich erinnern kann. Und er ist 13 oder 14 Jahre alt. M. ist in der Müllhalde Smokey Mountain geboren, geht noch zur Schule und arbeitet nebenbei als Müllsammler oder hier mit dem Schleppen von Kohlesäcken, daher auch der Ruß in seinem Gesicht. Was er werden möchte? „Keine Ahnung“, sagt er. Vermutlich wird er Müllsammler bleiben – für den Rest seines Lebens.
Das Foto habe ich nur gering angepasst: Dynamik und Sättigung reduziert (-20), Kontrast mittels Gradationskurve (S-Kurve) minimal erhöht und anschließend noch scharfgezeichnet, fertig. Besonders mit den Dynamik- und Sättigungsreglern lassen sich beeindruckende Effekte erzielen und das Bild bekommt eine ganz andere Wirkung. In diesem Fall trägt die Anpassung auch zur Atmosphäre des Bildes bei und spiegelt die Szene besser wider. Denn die Umgebung war dreckig, verraucht und heruntergekommen. Dass der Junge trotzdem so eine Freundlichkeit ausstrahlt und lachen kann, ist umso beeindruckender.
Ich hatte ursprünglich überlegt, das Foto im Nachhinein als Portraitfoto zuzuschneiden. Als reines Portrait sieht es tatsächlich besser aus. Aber das Hochkantformat nimmt dem Bild die Wirkung, die Schmutz und Schlamm im Hintergrund verursacht. Das Foto würde nicht länger die Geschichte des Jungen M. erzählen, der sein Leben in Dreck und Armut verbringt.
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