In den letzten Wochen war in fast allen Medien zu lesen: Print ist tot. Ursprünglich wollte ich einen Artikel zu dieser Debatte schreiben, doch leider fehlt(e) mir die Zeit dazu. Daher im Folgenden nur ein kurzer Gedanke und eine eindrückliche Infografik dazu – vielleicht folgt später einmal mehr.
Der Gedanke: Print ist nicht tot, sondern Zeitungen. Zeitschriften gibt es nach wie vor in Hülle und Fülle – inklusive (erfolgreicher) Neugründungen in den vergangenen Jahren, Monaten, Wochen und sogar Tagen. Was jedoch ausgedient haben dürfte, ist das derzeitige Konstrukt „Zeitung“, genauer gesagt das der „Tageszeitung“. Ob die Krise nun hausgemacht ist oder nicht – und was sie für Medienlandschaft und Meinungsbildung bedeutet – das ist ein anderes Thema. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre es jedenfalls, (Tages)Zeitungen, Magazine und gedruckte Bücher nicht in einen Topf zu schmeißen und die ebenso reißerischen wie dummen „Print ist tot“-Sprüche zu vermeiden.
Wie es im Detail um den Tageszeitungsmarkt in Deutschland bestellt ist, veranschaulicht die Infografik des Statistikunternehmen Statista sehr eindrücklich:
Andreas meint
Was für eine erfolgreiche Magazingründung gab es denn in den letzten TAGEN? Also ob Erfolg oder nicht, wird ja schon mindestens ein Quartal brauchen, um das Beurteilen zu können, oder?
Was die Tageszeitungen angeht, geb ich dir in großen Teilen recht, auch wenn ich glaube, dass weiterhin für einige ein Markt (nur halt ein kleinerer) da sein wird. Vielleicht hast du meinen Text „Ein Hoch auf die Abendzeitung“ gelesen (http://www.youdaz.com/2012/12/04/ein-hoch-auf-die-abendzeitung/) Es gibt durchaus noch weitere Konzepte.
Nun zurück zu den Magazinen. Die sind sicher anders vom Internet getroffen als Tageszeitungen, weil die Aktualität hier eine andere Rolle spielt. Aber an der Anzahl der Magazine kann man die Lebt/Tot-Debatte nicht führen. Was nämlich schon auffällt ist eine Verschiebung auf dem Markt. Fast Wöchentlich werde ich mit PMs zu neuen Women, Lifesytle, Koch, Promi, Back, Gedönx-Heften zugemüllt. Klassische Politische oder Wirtschaftliche Magazine sind da aber rar. Spiegel, Stern und Focus verlieren drastisch an Auflage. Der Markt der Computerzeitschriften und Computer-Spiel-Zeitschriften erodiert sogar. Schau die mal die Zahlen an: http://meedia.de/print/computer-bild-spiele-mit-neuem-konzept/2012/12/05.html War geschockt.
JUICEDaniel meint
„inklusive (erfolgreicher) Neugründungen“ meint: inklusiver Neugründungen, von denen manche auch erfolgreich waren. Heißt also nicht, dass die Neugründungen in den vergangenen Tagen zwangsläufig auch dazu gehören. Welche Neugründung es aber in den vergangenen Tagen gab: Pardon. Und je nachdem wie man Erfolg definiert (ist ja auch ganz unterschiedlich…), könnte man hier tatsächlich schon von einem Erfolg sprechen, siehe bei deinem Arbeitgeber Meedia.
Was die Magazine anbelangt: Ja, hier gibt es eine Verschiebung. Aber nicht nur weg von den Magazinen, sondern auch innerhalb der Magazine. Heißt: Das Konstukt „Magazin“ wandelt sich, passt sich an, verändert sich – wächst mit (den neuen Gewohnheiten). Und damit erkläre ich mir auch den Rückgang von Spiegel, Stern und Focus: Deren Konzepte haben sich NICHT mitgewandelt/mitverändert, sind sehr konservativ und starr geblieben – und heutzutage somit schlicht veraltet geworden. Selbst schuld. Profitieren können davon Special Interest Magazine wie Cicero (Politik) und Brand eins (Wirtschaft).
Was Computerzeitschriften anbelangt: Die halte ich für absolut nicht vergleichbar oder repräsentativ, da diese Szene schon immer eine vom restlichen Markt losgelöste war. JUICED übrigens war einige Jahre die Fanseite für das gleichnamige Computerrennspiel von THQ. Und als langjähriger Gamestar-Leser habe ich diesen Wandel (hin ins Netz) noch sehr gut in Erinnerung. Ernst genommen wurde die Spieleindustrie vom Rest allerdings bis vor wenigen Jahren nie. Dazu sind diese Welten einfach zu verschieden…
David Decker meint
„Print“ ist sicherlich nicht tot. Bücher gibt es auch noch, obwohl auf der Frankfurter Buchmesse 1996 auch getitelt wurde, die Welt sei eine Scheibe (CD-ROM). Das alles ist vorschnell.
Wir erleben nur, wie wieder mal eine Branche – nach der Musik- sowie der Filmbranche zuvor – nicht in der Lage war und ist, sich neuen Rahmenbedingungen anzupassen.
Thema „Leistungsschutzrecht“ sagt es ganz deutlich. Wir haben es mit einer quasi-Verschörung des (Zeitungs-) Verlagswesens zu tun. — Ich wünschte, Google würde die gleich jetzt alle aus dem Index kicken, damit die LSR’ler mal ihren Mund halten… :)
2 gute Blogs zu diesem Themenkreis sind: neunetz.com und neumusik.com — kann ich nur empfehlen! :)
JUICEDaniel meint
Eben das ist das zentrale Problem. Nicht Print ist das Problem, sondern die mangelnde Anpassungsfähigkeit / Reaktion auf veränderte Interessen der Leser. Aber die veränderten Interessen als eine ausschließliche Verschiebung hin zu Online-Interessen zu deuten, ist schlicht falsch und dumm. Sicher, es wird auch in Deutschland mehr und mehr Tablet-Leser geben, die eMags bevorzugen. Aber ähnlich wie bei Kino vs. TV und TV vs. Radio und Radio vs. Print glaube ich nicht, dass das eine das andere verdrängt – sondern eben sinnvoll ergänzt. Jeder wie er’s mag. Nur: Print selbst muss sich wandeln (vor allem eben die Zeitungen, wenn sie noch fortbestehen wollen) – ob die Verleger wollen oder nicht.
jacob meint
Ich nutze vor allem die Webangebote der Lokalpresse in meiner Region. Noch vor zwei oder drei Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass meine Tageszeitung einmal überflüssig wird. Doch nun gesellt sich zu mir an den Frühstückstisch immer öfter mein Netbook. Neben den tagaktuellen Mails möchte ich auch die Zeitung online lesen. Wohingegen ich meine Lieblingsmagazine immer noch offline blättere.