Mit seinem neuen Album möchte sich Tim Bendzko weiter in der Riege deutscher Soul-Sänger profilieren. Der Versuch ging jedoch gründlich schief. „Am seidenen Faden“ verspricht viel, hält jedoch wenig davon ein.
Nur noch kurz die Welt retten und 234098230498203 Mails checken – anscheinend ist Tim Bendzko endlich fertig geworden, kürzlich erschien nämlich sein zweites Album. Hätte er mal lieber genauso viel Zeit in die Vorbereitungen für die CD wie in das Beantworten seiner elektronischen Post investiert – wir alle hätten es ihm gedankt. So kurz wie die Zeit war, die verging, bis der Berliner seine zweite Platte nachschob, so klingt sein neustes Werk auch: „Am seidenen Faden“ ist nichts Halbes und nichts Ganzes.
„Ich steh‘ nicht mehr still“ heißt das erste Lied. Nette Idee, so in ein Album zu starten. Und es geht gleich weiter. Titel Nummer zwei: „Ich will keine Winter mehr“. Oha. Da will es einer allen zeigen. Fragt sich nur: was eigentlich? Dass er nicht mehr der Softie aus Berlin ist, als den ihn manche abstempeln?
Nun, wenn dies wirklich Bendzkos Absicht war, dann ist sein Vorhaben gründlich in die Hose gegangen. Denn so mutig und selbstbewusst die Titel es auch versprechen mögen, so gerne sie die Veränderung herbeisingen wollen – es mag einfach nicht gelingen. Alles klingt irgendwie verhalten, brav, verträumt, langweilig.
Im Gegensatz zum ersten großen Bendzko-Hit „Nur noch kurz die Welt retten“, der ja durchaus catchy war, bleibt auf „Am seidenen Faden“ selbst nach mehrmaligem Durchhören nur wenig hängen. Eine kleine Ausnahme bildet der Titelsong. Der Text ist griffig, die Melodie bleibt im Ohr.
Doch den restlichen Liedern mag der Weg vom Ohr ins Herz nicht so richtig gelingen. Alles ist viel zu melancholisch und hinterlässt beim Hörer eine seltsame Mischung aus Kälte und Verwirrung. Letztere wird vor allem durch die seltsame Auswahl der Instrumente hervorgerufen. Ein Beispiel: In der Strophe von „Ohne zurück zu sehen“, einer poppigen Ballade, bringen Streicher unnötig viel Hektik in das eigentlich schöne Lied. Zumal das Riff stark an „Alles neu“ von Peter Fox erinnert.
Diese (mehr oder weniger) kreative Art, neue Instrumente in ein klassisches Pop-Ensemble zu integrieren, bleibt auf „Am seidenen Faden“ leider ein Einzelfall. Alle anderen Lieder nehmen sich gegenseitig nicht viel. Alles bleibt halb-gar. Alles ist weder richtig fröhlich, noch richtig traurig. Alles ist weder wirklich schnell, noch wirklich langsam. Geschweige denn, dass es Platz für besonders große Gefühle gibt.
Wenn man sich so durch Tim Bendzkos neue CD hört, kann man zudem gar nicht anders, als an Xavier Naidoo zu denken. Die Ähnlichkeit ist verblüffend, kam sie doch bei Bendzkos erstem Album gar nicht zu Tage. Und doch ist der junge Berliner nur so etwas wie die zweitklassige Version des alten Hasen aus Mannheim. Im Hinblick auf Emotionen in der Stimme zieht Benzko klar den Kürzeren. Und auch die wirklich starken Melodien fallen ihm im Gegensatz zu Naidoo nicht ein.
Tim Bendzko wollte nicht mehr still stehen. In gewisser Weise hat sich diese Ansage sogar doch erfüllt: Er hat einen Schritt zurück gemacht. Wenn er mit seinem nächsten Album nochmal ein Ausrufezeichen setzen möchte, sollte er sich dringend bemühen, keine schnell produzierte Platte rauszuhauen, sondern sich Zeit für das Schreiben seiner Songs zu nehmen. Dann geht der Winter, den Bendzko nicht mehr wollte, ja vielleicht doch irgendwann vorüber.
billy ray meint
Behält deine schlechte Meinung für dich. Welcher Honk hört sich die Scheisse von den Söhnen an… Finde Tim definitiv um Längen besser. Endlich mal was Frisches anstatt diese Mannheim-Scheiss-Sülze.