Seit dem 4. Dezember 2015 verzichtet Juiced auf Besucherstatistiken. Die Begründung damals:
Wie alles im Leben hat Google Analytics Piwik neben den Vorteilen auch Nachteile. Ein Nachteil ist die Fixierung auf Zahlen. Wir messen Erfolg anhand von Page Impressions, Visitors und Likes. Doch was, wenn wir komplett darauf verzichten würden – und nur das veröffentlichen, was uns wirklich gefällt und lesenswert erscheint? Genau das wollen wir herausfinden und für unbestimmte Zeit auf die Besucherstatistik verzichten. Weniger ist mehr.
Zu dem Zeitpunkt war Juiced noch ein Onlinemagazin. Seit dem 3. Juli 2017 ist daraus ein Onlineshop für Indiemags geworden, die Gründe dafür könnt ihr im letzten Blogpost nachlesen. Somit ist meine Grundlage für den Verzicht auf Besucherstatistiken nicht mehr gegeben. Mit den neuen Rubriken und der völlig überarbeiteten Startseite ist es mir wichtig zu wissen, wie der Relaunch bei euch ankommt, was euch interessiert und was nicht. Das dürfte von beidseitigem Interesse sein – zumal ich stets Wert darauf lege, Besucherstatistiken nicht an Google Analytics oder andere externe (US-)Trackingtools auszulagern. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das selbstgehostete Open-Source-Webanalysetool Piwik.
Nichtsdestotrotz habe ich in den 19 Monaten ohne Tracking ein paar Dinge (schätzen) gelernt, die ich gerne mit euch teilen möchte:
- Anfangs war es erwartungsgemäß sehr ungewohnt, nicht sehen zu können, wie die neuen Artikel performen. Ich hatte zwar ohnehin nie Artikel aufgrund irgendwelcher Zahlen nachträglich optimiert, aber interessiert hat es mich natürlich trotzdem. Ich brauchte eine Weile, um mich daran zu gewöhnen, meine Neugier aufgrund des freiwilligen Verzichts nicht mehr befriedigen zu können. Eine wertvolle Lektion.
- Mit der Zeit ist es mir egal geworden, wie gut die Artikel performen. Das hat nicht dazu geführt, dass ich langweiligere oder irrelevantere Artikel veröffentlicht habe. Ein guter Journalist verliert ohne Tracking nicht plötzlich sein Gespür für gute Themen. Kurzum: Guter Journalismus wird durch Tracking nicht zwingend schlechter – aber umgekehrt auch nicht zwingend besser. Es kommt darauf an, wie man mit den Zahlen umgeht und welche Schlüsse man daraus zieht.
- Meine These ist, dass wir viel zu zahlenfixiert sind, nicht nur was das Tracking anbelangt. Erfolg ist stets messbar – und wir vergleichen uns sehr gerne. Dabei geht vieles verloren, was wir nicht messen können. Im Deutschen gibt es ein Wort, das es im Englischsprachigen nicht gibt: Gelingen. Ich wünsche mir mehr gelungene Artikel – und viel mehr noch ein gelungenes Leben. Das lässt sich nicht anhand der Leseranzahl und Likes oder anhand des Gehalts oder der Anzahl der Ehen Kinder messen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein in erster Linie gelungenes
Fazit: Mein freiwilliger Tracking-Verzicht war für mich eine lehrreiche Erfahrung. Es fühlte sich unterm Strich befreiend an, voller Überzeugung und Freude über die Themen zu schreiben, die mich interessierten und die ich für relevant genug hielt, um es mit anderen zu teilen. So sollte Journalismus immer sein: leidenschaftlich recherchiert, wahrhaftig geschrieben und stets mit einem Mehrwert – ganz egal, ob messbar oder nicht.
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